Geschichten von Krebspatient:innen und Angehörigen

Krebsart
Therapieform
Alter
Personengruppe
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Angela trägt eine Kurzhaarfrisur, Brille, Sakko sowie Bluse und schaut lächelnd in die Kamera.
Patient:in
Brustkrebs
Patient:in
Metastasierend

»Mein Name ist Angela, ich bin 45 Jahre alt und möchte meine Geschichte teilen. 2021 hatte ich eine Zysten-OP an der linken Brust. Im Zuge dieser Operation wurde auffälliges Gewebe gefunden. Im Nachgang wurde festgestellt, dass ich ein lobuläres Mammakarzinom habe. Da ich dichtes Gewebe habe, ist der Tumor in keiner Vorsorgeuntersuchung aufgefallen und war leider auch nicht ertastbar. Bei weiteren Untersuchungen wurden dann noch Lebermetastasen gefunden. So bekam ich meine erste Chemotherapie zwischen Weihnachten und Silvester.

Im September 2022 war ich eigentlich auf einem guten Weg. Zur Erholung sind wir für zwei Wochen in die Türkei gefahren. Während des Urlaubs bekam ich allerdings wieder Schmerzen in der Leber und es stellte sich heraus, dass die Therapie nicht mehr wirkte. Im Januar 2023 wurde dann eine erneute Leberbiopsie gemacht. Diese ergab, dass sich die Tumorbiologie geändert hatte. Jetzt bekomme ich eine neue Chemotherapie mit Antikörpern zusammen, die richtig gut anschlägt.

Im Mai konnte ich mir einen Herzenswunsch erfühlen: Ich war mit meinem Mann für eine Woche in Rom. Zum Glück habe ich ein großartiges Umfeld, das mich in allen Lagen unterstützt. In erster Linie mein Mann, der alles mitträgt und wie ein Fels in der Brandung für mich da ist. Aber auch Freunde - teilweise sogar unerwartet - die für mich da sind. Außerdem habe ich sehr viele liebe Mitkämpferinnen kennengelernt, mit denen mich heute eine Freundschaft verbindet.

Was mir auch eine gewisse Stabilität im Leben gibt, ist meine Arbeit. Hier unterstützt mich mein Arbeitgeber und meine Kollegen wahnsinnig, so dass es mir möglich ist, weiter arbeiten zu gehen, trotz Chemotherapie. Im Moment bin ich guter Dinge und hoffe, dass die Metastasen weiter zurück gehen und die Zeit für mich arbeitet. Ich genieße die Zeit mit meinen Lieben und habe gelernt, nichts mehr aufzuschieben.

Alles Liebe, Angela«

Bei Angela wurde 2021 bei einer Zysten-Operation ein lobuläres Mammakarzinom in der linken Brust entdeckt. Nach zunächst erfolgreicher Chemotherapie stellte sich Ende 2022 heraus, dass die Therapie nicht mehr wirkt. Heute erzählt euch Angela, dass sie durch die Erkrankung gelernt hat, das Leben zu genießen und nichts mehr aufzuschieben.
Angela
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45
Vera und eine weitere Person schauen lächelnd in die Kamera.
Angehörige:r
Synovialsarkom
Angehörige:r

»Nicht immer gibt es ein Happy End, aber Papa hat so viele Spuren hinterlassen, die es zu teilen gilt: Für uns als Familie war die erste Diagnose eines Tumors in der Kniekehle ein absoluter Schock. Papa war bis dato immer sportlich und fit, hat nicht geraucht und verbrachte viel Zeit in der Natur. Aber das interessiert den Krebs leider nicht. Nach einer ersten erfolgreichen Operation kam der Krebs in Form eines Rezidivs 2018 zurück- diesmal zu groß, um mit ausreichend Sicherheitsabstand zu operieren. Die Folge: Oberschenkelamputation.

Trotzdem hat Papa niemals aufgegeben und Tag für Tag Schritt für Schritt an seiner Mobilität gearbeitet. Am liebsten draußen in der Natur und mit einem Strahlen im Gesicht. Wir als Familie waren immer dabei und haben jeden Fortschritt gefeiert. An den Zustand und die Amputation konnten wir uns gewöhnen und motiviert nach vorne schauen. An die ständigen Rückschläge in Form von Metastasen, die sich nach und nach breit machten, allerdings nicht.

Am 21. April 2021 gab es für Papa leider keine Chance mehr. Wir sind nach wie vor untröstlich und vermissen ihn unendlich. Dennoch wird einem auch jeden Tag bewusst, was für ein Privileg es ist, gehen zu können. Man muss keinen Hochleistungssport betreiben, aber sollte zu schätzen wissen, dass man es kann. Ganz dem Motto: It's a beautiful thing to have lungs that allow you to breathe air and legs that allow you to climb mountains, and it's a shame that sometimes we don't realize that is enough!

Seid dankbar, geht raus in die Natur, bewegt euch und verliert niemals euer Strahlen!☀️«

Heute möchte Vera ihre Geschichte mit euch teilen und aufzeigen, dass Bewegung kaum Grenzen kennt.
Vera
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30
Antonia hat einen Ahornsamen auf ihrer Nase klebend und lächelt Zähne zeigend in die Kamera.
Patient:in
Leberkrebs
Patient:in

»Alles begann schon im Oktober 2021 – genau zu dem Zeitpunkt als ich in das erste Semester meines Studiums starten wollte. Damals bekam ich plötzlich starke Schmerzen im Oberbauch und hohes Fieber. Meine Hausärztin schickte mich mit dieser Symptomatik direkt in die Notaufnahme, in der ich rückblickend mehr als sieben Stunden verbracht hatte. Dort wurden sämtliche Untersuchungen gemacht (Blutentnahme, Röntgen, Ultraschall, CT, ...). Viele meiner Organe waren vergrößert, das Blutbild war schlecht und auch meine Vitalparameter waren nicht zufriedenstellend. Am Abend beschloss man, mich erstmal auf die Herzüberwachungsstation zu verlegen, da man trotz der vielen Untersuchungen nicht wusste, was ich habe. Morgens am darauffolgenden Tag kam dann die Ärztin der onkologischen Station zu mir und teilte mit, dass sie mich gerne auf ihrer Station hätte, da man an der Leber eine auffällige Läsion gefunden hatte. Das löste natürlich Panik bei mir aus. Eine Woche lag ich insgesamt im Krankenhaus. In dieser Zeit wurde noch eine Biopsie der Leber gemacht, die jedoch keine eindeutige Aussage über den Befund erbringen konnte. Am Montag der darauffolgenden Woche wurde ich Hals über Kopf mit den Worten: ›Das ist wohl was Gutartiges, da muss man nicht weiter machen‹entlassen. Da mein Bauchgefühl mir aber was anderes sagte und ich auch weiterhin starke Schmerzen hatte, beschloss ich, mir eine Zweitmeinung einzuholen. Rückblickend war das das Beste, was ich hätte machen können. Denn im Januar 2023 wurde bei einem Kontroll-MRT festgestellt, dass der Tumor maligne Züge aufweist und auch die Lymphknoten in der umgebenden Region auffällig sind. Innerhalb einer Woche bekam ich einen OP-Termin.

Am 10. März 2023 war es dann so weit. Nach einer fünfstündigen OP war die Diagnose klar: Es ist ein HCC, also Leberkrebs. Irgendwie war die Diagnose ein Schock, irgendwie auch nicht. Auf jeden Fall erholte ich mich gut von dem Eingriff, was ich nicht zuletzt auch der Unterstützung meines Freundes und meiner besten Freundin zu verdanken habe. Die beiden waren genauso wie meine Familie immer an meiner Seite und gaben mir sehr viel Kraft. Neben der OP bekam ich keine weiteren Behandlungen, da eine Chemo bei Leberkrebs nicht gut anschlägt. Auf der einen Seite fand ich das beruhigend, auf der anderen Seite schürt das auch eine gewisse Angst in mir, da bereits Krebszellen im Blut nachweisbar waren und ich weiß, dass mein Immunsystem damit allein fertig werden muss. Trotzdem blieb ich positiv und fuhr so ich im April 2023 zur Reha – was eine sehr gute Entscheidung war. Dort lernte ich großartige Menschen kennen und konnte innerhalb kürzester Zeit unheimlich viel Kraft und Energie zurückgewinnen, sodass ich jetzt mit voller Motivation in meinen Alltag als Studentin zurückkehren kann. Aktuell warte ich noch auf die Ergebnisse des ersten Nachsorgetermins und hoffe, dass weiterhin alles positiv ist.

Aus den letzten Monaten nehme ich viele Erfahrungen mit und weiß nun, dass ich stärker bin, als ich jemals zuvor erwartet hätte. Und ich kann mit großer Sicherheit sagen, dass ich immer auf meine Familie und meine Freunde zählen kann. Denn auch in der schwierigsten Zeit standen alle hinter mir und hatten zu jeder Tages- und Nachtzeit ein offenes Ohr für mich. Ich bin dankbar für die Erfahrungen, denn jetzt weiß ich, was wirklich im Leben zählt: Liebe, Gesundheit und Zusammenhalt.«

Antonia ist 20 Jahre alt und möchte ihre Geschichte über den Kampf mit dem Leberkrebs mit euch teilen. Dabei ist sie vor allem dankbar für ihre Freunde und ihre Familie, die sie in dieser schweren Zeit unterstützt haben.‍
Antonia
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20
Kristin steht in einem Badezimmer, hat drei violette kunst Schmetterlinge im Gesicht und schaut freundlich in die Kamera.
Patient:in
Darmkrebs
Patient:in

»Mein Name ist Kristin und ich bin 25 Jahre alt. Ich bin an Darmkrebs mit Lebermetastasen erkrankt. Meine erst Diagnose war im Oktober 2019. Es war mehr oder weniger ein Zufallsbefund.

Schon als ich kleiner war, hatte ich immer starke Bauchschmerzen und generell Probleme mit meinem Darm. Dann, kurz vor meiner Diagnose, kam dann auch noch Blut mit im Stuhl. Dabei hab ich mir noch nichts Böses gedacht … mit 21 Jahren Krebs? Nie im Leben. Direkt nach der Diagnose bekam ich dann meinen Port gesetzt und wir fingen mit der Chemotherapie Folfirinox an. Erst vier Sitzungen Chemotherapie (mir sind auch direkt die Haare ausgefallen), dann die OP, dort wurden mir 40 cm Darm entfernt. Ein paar Tage später wurden mir dann unter dem MRT meine sechs Metastasen mit einem Laser entfernt. Nach den OP's dann wieder vier Sitzungen Chemotherapie.

Meine Onkologin hat jedoch einen Fehler gemacht, ich hätte diese Chemotherapie nicht bekommen dürfen, da ich eine 5 FU Unverträglichkeit hätte (so wie ich dies verstanden habe).

Als dann die vier Sitzungen Chemotherapie nach der OP vorbei waren, ging ich dann in die Reha.

Kurz vor Abschluss der Reha bekam ich ein komisches Gefühl in meiner Leber und mein Bauchgefühl hat mir gesagt ›Krissi, da stimmt etwas ganz und gar nicht.‹

Nach der Reha wurde dann ein Kontroll-CT gemacht. Beim Warten auf die Ergebnisse hab ich direkt zu meinem Vater gesagt, dass wir hier nicht mit guten Ergebnissen wieder gehen werden. Etwas, was er natürlich nicht hören wollte … es würde alles gut werden. Leider sollte ich recht behalten und ich hatte wieder drei neue Metastasen. Also nochmal alles von vorne, jedoch mit einer anderen Chemotherapie, den Namen hab ich bedauerlicherweise vergessen.

Als ich wieder operiert werden sollte, wurde vorher erstmal eine Probe genommen von einer Metastase. Und danach wurde dann ein Stück meiner Leber entfernt und danach ebenfalls wieder Chemotherapie. Jetzt, nach all den Jahren, bekomme ich noch Antikörper Therapie.

Ich muss ehrlich sein, ich habe niemals damit gerechnet, das alles zu überleben. Ich bin so knapp dem Tod entkommen.

Ich bin dankbar für meine Familie, meinem jetzigen Partner und meiner einzigen Freundin, die in der Zeit für mich da war.«

Kristin zeigt große Stärke, indem sie auch mit Metastasen nicht die Hoffnung verliert und ist sehr dankbar für ihre Familie, die in der Zeit für sie da war.
Kristin
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25
Kerstin schaut direkt in die Kamera und lächelt Zähne zeigend.
Patient:in
Hirntumor
Patient:in

»Hey, ich bin Kerstin, 23 Jahre alt und das ist meine Geschichte.

Alles fing im Januar 2020 mit starken, andauernden Kopfschmerzen und einem kleinen epileptischen Anfall an. Um mich danach im Krankenhaus schnell wieder loszuwerden, wurde mir gesagt, dass es kein epileptischer Anfall gewesen sei. Ich könne zwar ein paar Tage stationär bleiben, aber es würde sowieso nichts gefunden werden …

Tja, Anfang März 2020 stellte sich ›nichts‹ als ziemlich großer Hirntumor (Oliodendrogliom) heraus. Klar war, dass man den Tumor nicht komplett entfernen konnte, da er zwischen dem Bewegungs- und Sprachzentrum wuchs. Nachdem ich die erste Operation überstanden hatte, bildete sich immer wieder eine Wasserblase an meinem Kopf. Kaum wurde ich entlassen, war ich zwei Tage später schon wieder da. Daraufhin folgte die zweite Operation im April.

Danach lag ich sieben Wochen im Krankenhaus. Da Corona in dieser Zeit gerade anfing, durfte mich niemand besuchen. Das hat mich sehr einsam fühlen lassen, aber ich bin dadurch auch stärker geworden! Und was soll ich sagen: Die einzige Option war, sich da durchzukämpfen und das Beste aus dem Ganzen zu machen.

Es folgten dreimonatige Kontrollen. Im Dezember sagte die Klinik wegen einer Zweitmeinung, dass der Tumor wieder wuchs. Somit fand nach einigen Untersuchungen im Juni 2021 die mit viel Angst erwartete Wachoperation statt. Daraufhin folgten sechs Wochen lang Bestrahlung, die anderthalb Stunden Fahrt von mir entfernt und fünf Tage die Woche durchgeführt wurde. Eine Chemotherapie folgte zusätzlich. Momentan ist der Tumorrest verkapselt. Fragwürdig ist allerdings leider, wie lange das so bleibt. Mir wurde schon gesagt, dass ich früher oder später wieder gegen den Krebs kämpfen muss. Trotz allem gehe ich sehr offen mit der Erkrankung um und lasse mich nicht runterziehen. Dies alles hätte ich allerdings nicht ohne ein paar echt tolle Leute geschafft, die voll und ganz hinter mir standen in dieser schweren Phase.

Inzwischen arbeite ich seit Mitte Januar diesen Jahres wieder in meinem alten Beruf und freue mich wieder, im normalen Berufsalltag angekommen zu sein. Mein Fazit zu der Erkrankung ist, dass sie mich verändert hat, aber tatsächlich nicht unbedingt zum Schlechteren. Ich habe gelernt, auch die kleinen Dinge mehr zu schätzen und sich nicht wegen jeder Kleinigkeit aufzuregen.

Falls es weitere Krebspatient:innen gibt, die in der akuten Coronaphase an Krebs erkrankt sind, dürfen diese sich gerne bei mir melden. Ich würde mich sehr freuen, mich mit Leuten über die schwere Zeit inklusive des Lockdowns auszutauschen.«

Heute stellen wir euch Kerstin vor. Sie erhielt vor drei Jahren die Diagnose Hirntumor. Wie ihre Therapie verlaufen ist und wie sie mit ihrer Erkrankung umgeht, erzählt sie im folgenden Text.
Kerstin
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23
Marina, links im Bild, steht mit einem Glas in der Hand neben einer weiteren Person. Beide schauen lächelnd in die Kamera.
Angehörige:r
Thymuskarzinom
Angehörige:r

»Ich bin Marina und erzähle auf dem Profil @mariundbero unsere Geschichte mit dem Krebs, die im Jahr 2014 beginnt.

Am 12. Mai mussten wir uns erstmals mit den Worten Raumforderung und Tumor auseinandersetzen. Schon länger hatte mein Papa unspezifische Symptome: Müdigkeit, Erschöpfung und einen leichten Druck im Kopf. Wir haben uns nichts dabei gedacht. Kommt ja schon mal vor mit Mitte 50, dass man hier und da ein paar Wehwehchen hat. Im Frühjahr wurde es mit dem Druck allerdings so schlimm, dass Papa sich nicht mehr bücken konnte. Es folgte ein CT, das wir nur durch Zufall so kurzfristig bekamen, da jemand abgesprungen war. Noch am selben Abend dann der Schock und das ernste Gespräch beim Hausarzt. Nach einer Biopsie und weiteren Untersuchungen sowie zig schlaflosen Nächten und einer kaum aushaltbaren Ungewissheit, die wohl jeder Krebs-Betroffene kennt, bekamen wir die Diagnose Thymuskarzinom Stadium IVa mit Lymphknotenmetastasen. Neun Jahre später ist das eingetreten, was damals wohl kaum jemand für möglich gehalten hat: Papa ist immer noch da und macht seine Späße. Jegliche niederschmetternde Prognose, die man mit dieser Diagnose laut Statistik hat, wurde komplett von ihm ›überboten‹. Und obwohl er durch die unzähligen Therapien, Operationen und Bestrahlungen nicht unerheblich von der Krankheit gezeichnet ist, freut er sich seines Lebens und über jeden guten Tag.

Ich würde lügen, wenn ich sage, dass es einfach ist oder man sich daran gewöhnt. Niemals gewöhne ich mich an die Krankheit Krebs und ihre schrecklichen Begleitsymptome. Niemals gewöhne ich mich an die fürchterliche Ungewissheit vor jeder CT-Auswertung. An Papas Gesichtsausdruck, wenn die Schmerzen ihm mal wieder die Luft zum Atmen rauben. An die schlaflosen Nächte, Tränen der Hilflosigkeit oder das Gefühl, einfach nur schreien und endlich aus diesem Traum aufwachen zu wollen. Aber dann sind da die Momente der Erleichterung, wenn der Onkologe uns mitteilt, dass alles stabil ist. Momente der Dankbarkeit, dass Papa und uns als Familie bereits so viele Jahre, Monate, Tage und wertvolle Stunden geschenkt wurden, die wir mit ihm verbringen durften. Momente der Wertschätzung und des Nicht-Allein-Sein-Gefühls, für jedes liebe Wort, jede Umarmung und jede Geste, die uns erreicht.

Ich weiß, dass kein Wort und kein Spruch dieser Welt den Schmerz einer Krebsdiagnose heilen kann. Aber in den letzten neun Jahren habe ich erfahren, dass Worte und Gesten ein Lächeln in unser Gesicht zaubern können. Uns Hoffnung und Zuversicht schenken. Schwere Situationen etwas erträglicher machen. Vielleicht sogar ein bisschen Licht ins Dunkeln bringen. Ein Zeichen ist, dass man nicht allein ist. Deshalb habe ich kürzlich mein Herzensprojekt ›mariundbero‹ gestartet. In unseren Grußkarten spiegeln sich Gedanken und Worte wider, die uns als Familie mit der Diagnose Krebs kleine Lichtblicke geschenkt haben und immer noch schenken. Mein Ziel ist es, dass diese Worte und Gedanken auch anderen Familien mit einer schlimmen Diagnose kleine Lichtblicke, Hoffnung und Zuversicht schenken und ein wenig Trost spenden!«

Heute stellen wir euch Marina vor, die sehr bewegend davon berichtet, wie es sich anfühlt, ihren Papa als Angehörige auf seinem Weg als Krebspatient zu begleiten.
Marina
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31
Alexander trägt eine hellblaue Schirmmütze, eine schwarze Brille sowie einen Bart und schaut mit einem zarten Lächeln direkt in die Kamera.
Patient:in
Stachelzellkrebs
Patient:in

»Hallo, ich bin (A)Lex, Gründer des Instagramprofils: @DieGeschichteMitDemKrebs, komme aus Oberfranken, bin zum Zeitpunkt des Interviews 46 Jahre und habe im September 2020 erfahren, dass ich einen Tumor links am Hals habe. Keine zwei Wochen später wurde ich operiert (LK-Exzision und extrakapsuläre Parotidektomie links). Dabei wurde der Tumor (der sich dann als Metastase herausstellte) entfernt, sowie die Speicheldrüse und mehrere Lymphknoten. Einen Tag später dann der Befund: p16 positives Plattenepithelkarzinom. KREBS!

Ich war zum Zeitpunkt der Diagnose 44 Jahre alt, genau das Alter, in dem mein Vater an Krebs verstarb. Der Krebs bei ihm war allerdings so weit fortgeschritten, dass man nicht mehr sagen konnte, welche Form von Krebs es ursprünglich war. So sagte man uns das zumindest.

Obwohl ich an einer generalisierten Angststörung inklusive Depressionen litt (leide), musste ich mich entscheiden, wie es nun weitergehen soll. Ich habe mich fürs Leben entschieden und alles Notwendige über mich ergehen lassen.

Unzählige Untersuchungen, zwei weitere OPs, 34 Lymphknoten weniger, Entfernen der Tonsillen, 33 Bestrahlungen, viel Zeit im Krankenhaus und bei Ärzten.

Am 03. Februar 2021, mit 12 Kilo weniger auf den Rippen und einem ekelhaften Geschmackssinn, habe ich meine letzte Bestrahlung hinter mich gebracht. Und befinde mich seitdem in Remission. Was blieb, ist ein Cup Syndrom (Krebserkrankung mit unbekanntem Primärtumor), ein trockener Mund zwecks fehlender Mundschleimhaut, hin und wieder Krämpfe im Halsbereich und Fatigue Stufe zwei.

Wie sah mein Leben vor der Diagnose aus?

Durch meine Angststörung und Depression (Auslöser war übrigens der Tod meines Vaters) habe ich recht isoliert gelebt, was unter anderem bedeutet, dass ich schon über 20 Jahre nicht mehr im Urlaub war, auch meiner Leidenschaft als DJ bin ich nicht mehr nachgegangen, wenig soziale Kontakte und kaum Unternehmungen.

Meine Hobbys, wie Musik machen, Grafik, Videobearbeitung, Fotos schießen, haben mich wenigstens weiterhin kreativ bleiben lassen. Für mich waren Arztbesuche durch diese Angstgeschichte richtig anstrengend, aber als die Schwellung am Hals nicht selbstständig zurückging, musste ich es untersuchen lassen. Zuerst war ich beim Zahnarzt, doch da vermutete man gleich, dass es eher nicht von da kommt. Zweiter Anlauf HNO. Nur war es zu jener Zeit recht schwer mit Terminen, denn gerade da brach die Pandemie aus.

Trotz der Umstände ging alles doch recht zügig und ohne Verschiebungen. Nach der Diagnose wurde ich ernst und vor allem wahrgenommen. Was im Verlauf meiner vorherigen Krankheitsgeschichte leider nicht immer so war.

Was hat mich motiviert? Ganz klar meine Mutter. Sie hat durch Verluste in der Familie schon so viel durchmachen müssen, dass ich mir immer wieder gesagt habe: ›DU SCHAFFST DAS!‹, ›DAS TUST DU DEINER MUTTER JETZT NICHT AN!‹. Auch der Rückhalt meiner Mutter hat mir ganz viel Kraft gegeben, sowie der meiner damaligen Freundin und meiner Verwandtschaft. Ich habe angefangen mich viel mit dem Thema Krebs zu beschäftigen und natürlich war auch ich damit überfordert. Immer kam das Thema Schulmedizin und Alternativmedizin auf. Irgendwann verliert man den Überblick und weiß nicht mehr, was das Beste für einen selbst sein kann. So habe ich dann den Weg in die Sozialen Medien gefunden und mit meiner Seite ›DieGeschichteMitDemKrebs‹ auf Facebook und Instagram begonnen. In erster Linie, um mir diese Last meiner Erfahrungen von der Seele zu schreiben, aber auch, um vielleicht Menschen mit ähnlichen Erlebnissen zu erreichen. Und genau das passierte. Der Austausch war super wichtig, ebenso das Gefühl, nicht allein zu sein. Ich spürte Verständnis, Anteilnahme, aber auch Freude und Motivation. Genau diese Mischung habe ich gebraucht.

Ich habe dann wieder mit der Fotografie angefangen, habe mir den Hund geschnappt und bin in den Wald. Habe wieder Freude an der Arbeit mit Fotos, Videos und Musik gefunden.

Doch auch den Weg zu Gott habe ich gesucht und wieder für mich entdeckt. Nicht, dass ich jeden Sonntag in der Kirche saß, aber das Beschäftigen mit der Religion hat mir ebenso Kraft gegeben.

Der Kampf und der Umgang sind nicht immer leicht. Es gibt immer wieder auch Täler, die man befahren muss, um auf den Berg zu kommen. Der Körper, aber auch die Psyche verändert sich durch diese Erfahrung. Durch die fehlende Mundschleimhaut brauche ich nun immer eine Flasche Wasser beim Essen, durch Fatigue bin ich plötzlich super erschöpft und brauche meine Ruhephasen. Ein Zwicken oder Stechen im Körper löst sofort Alarm aus und du denkst immer an das eine: KREBS. Die Nachsorge kostet viel Kraft und Anspannung.

Also versuche ich dagegen zu wirken. Sage mir, dass Flüssigkeit eh wichtig für den Körper ist. Ich gebe mir Zeit. Wenn mein Körper sagt, er ist gerade auf Sparflamme, gebe ich ihm Ruhe, um auch wieder Energie zu tanken. Ich bin froh, dass wir die Möglichkeit zur Nachsorge haben, auch wenn sie Kraft und Nerven kostet. Und auch wenn mich die Diagnose geprägt hat, so hat sie auch Gutes, denn sie hat mich gelehrt, wieder mehr auf mich zu achten und das Leben zu schätzen. Ich nehme dieses heute viel mehr wahr, erfreue mich an kleinen Dingen und habe die Sache mit der Angst und den Depressionen besser in den Griff bekommen denn je. Um das alles aufrecht zu halten, habe ich mich gleich nach der Bestrahlung um einen Therapieplatz bemüht. Und genau das brauche ich auch, es tut mir gut. Ich kann Sachen ansprechen, für die ich sonst keinen Gesprächspartner finde, und ich kann Dinge aus verschiedenen Perspektiven sehen und Lösungswege schaffen.

Fazit: Krebs ist Scheiße, ohne Zweifel. Aber er hat mir neue Wege geebnet. Wir müssen aufhören zu glauben, man wäre unsterblich, denn erst dann lernen wir auch wieder zu leben. Die Medizin ist heute zum Glück weit und es gibt viele Wege und Lösungen, deswegen muss Krebs nicht gleich den Tod bedeuten. Das habe ich mir immer gesagt und es hat mich in schlimmen Phasen beruhigt. Denn ich bin überzeugt, dass auch die innere Einstellung zur Heilung beiträgt. Ich hoffe, dass ich ein wenig beitragen kann, dass jeder Krebspatient oder Angehörige Mut schöpft, man sich nicht aufgibt und sich sagt: ›Jeder schlechte Tag hat auch ein Ende‹. Dass man sich jegliche Hilfe sucht, um ebenso wie ich zu erkennen, dass man nicht allein ist, das Leben wertschätzt und sich auch mal belohnt für all das, was man in jener Zeit leistet und durchmacht. Das wäre mir eine Freude. In diesem Sinne, alles Gute für euch. Euer (A)Lex«

Heute stellen wir euch den 46-jährigen Alex vor, der im Herbst 2020 seine Krebsdiagnose erhielt. Im Folgenden erzählt er von der Therapie, aber vor allem auch, was ihm geholfen hat, immer weiterzumachen.‍
Alexander
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46
Tanja hat keine Haare auf dem Kopf, trägt eine grüne Cordjacke und große Ohrringe. Diese Person lächelt gut gelaunt und Zähne zeigend in die Kamera.
Patient:in
Non-Hodgkin-Lymphom
Patient:in

»Im Juni 2022 wurde bei mir ein Lymphom, also Krebs im Lymphdrüsengewebe, diagnostiziert. Seither kämpfe ich gegen den Krebs. Die Krebsdiagnose war ein Schock für mich, aber ich war erleichtert, endlich den Grund für meine gesundheitlichen Probleme zu kennen, die mich über Jahre begleitet hatten. Ich hatte immer wieder vergrößerte Lymphknoten am Hals und wurde in der Vergangenheit zweimal (2010 und 2014) operiert. Nachdem allerdings gutartige Befunde vorgelegen hatten, wurde ein Lymphom ausgeschlossen. Trotz vieler Untersuchungen bei verschiedenen Ärzten wurde die Ursache meiner Beschwerden nicht gefunden.

Im letzten Jahr kamen dann weitere Symptome hinzu, wie extremer Husten, Schmerzen im Rücken, Kopf- und Ohrenschmerzen sowie ständiges Erbrechen. Ich verlor mein Lächeln, nahm stark ab und hatte keine Energie mehr. Schließlich wurde ich im AKH Wien behandelt und erhielt die Diagnose Non-Hodgkin Lymphom. Zu Beginn wusste ich nicht, wie ich damit umgehen sollte, aber ich entschied mich zu kämpfen. Ich hatte sechs Zyklen Chemo- und Antiköpertherapien. Diese Behandlungen waren mit vielen Nebenwirkungen verbunden. Übelkeit und Erbrechen hatte ich besonders nach dem ersten Zyklus. Dann kamen extreme Müdigkeit und der Haarausfall hinzu. Der Verlust der Haare war für mich ein schwerwiegender emotionaler Einschnitt, da ab diesem Moment die Erkrankung für andere Menschen ersichtlich wurde und sich mein Aussehen komplett veränderte. Aber auch das habe ich geschafft und nach meinen Therapien kommen nun auch wieder die Haare zurück.

Auf meinem Instagram-Account berichte ich über meine Chemo- und Antikörpertherapien, sowie mein Leben mit Krebs. Ich möchte anderen Menschen, die Ähnliches durchmachen, Mut machen und Hoffnung schenken. Am 12. Oktober 2022 hatte ich meine letzte Chemotherapie und wurde als in Remission geltend eingestuft. Leider kehrte der Krebs zurück, weshalb ich weitere Therapien benötige. Seit Februar bekomme ich inzwischen eine Antikörpertherapie und mein Zustand hat sich verbessert.

Es kann dennoch sein, dass ich noch in diesem Jahr eine Stammzellenspende benötige. Ich habe das große Glück, dass ich meine potenzielle Spenderin gefunden habe. Meine ältere Schwester ist mein genetischer Zwilling. Wenn es notwendig ist, wird mir Daniela Stammzellen spenden. Es gibt schwierige Tage, aber ich halte an meinem Glauben fest, dass ich diese Krankheit überwinden werde.«

Tanja @tanschi_againstlymphoma und hat mit jungen 23 Jahren die Diagnose Non-Hodgkin Lymphom bekommen. Sie möchte ihre persönliche Geschichte mit euch teilen, um euch Mut zu machen und zu zeigen, dass es möglich ist, auch schwere Herausforderungen zu überwinden.
Tanja
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24
Don schaut nach rechts aus der Sicht der Kamera. Diese Person trägt eine Brille mit bräunlichen Rahmen. Diese hat Narben am Hals.
Patient:in
Zungengrundkarzinom
Patient:in

»Guten Tag, mein Name ist Dirk Rohde, aber die meisten kennen mich unter meinem Spitznamen ›Don‹. Diesen Spitznamen erhielt ich einmal vor vielen Jahren von meinen Kollegen bei der Kölner Polizei. Ich arbeite als Polizeibeamter in der Großstadt Köln im Außendienst, als Polizist auf der Straße. Dass dies so wieder möglich ist, damit hatte im Mai 2015 eigentlich kaum jemand gerechnet.

Im Mai 2015 erkrankte ich an Zungengrundkrebs. Der medizinische Fachbegriff heißt Hypopharynxkarzinom. Ein Lymphnoten in meinem Hals war von Krebszellen befallen. Dieser hatte zudem noch einen sogenannten ›extrakapsulären Ausbruch‹, der Lymphknoten war geplatzt und Krebszellen waren dort ausgetreten. Aufgrund dieser unschönen Diagnose musste ich mich mehreren Operationen im Mund-Hals-Bereich sowie einer adjuvanten (unterstützenden) Radiochemotherapie unterziehen lassen.

Die Folgen der Operationen waren schlimm. Es wurde eine beidseitige Halsöffnung (Neck Dissection) mit Entnahme der Halslymphknoten durchgeführt. Bei der Resektion des Tumors wurde zudem der Zungengrundnerv rechtsseitig geschädigt. Meine Zunge ist seitdem halbseitig gelähmt.

Die Radiochemotherapie hatte die Folge, dass meine Mundschleimhäute, sowie meine Speicheldrüsen lebenslang geschädigt wurden. Ich leide seitdem unter Mundtrockenheit (Xerostomie). Zudem konnte ich meinen Mund nicht mehr weit öffnen, ich litt unter einer Kieferklemme. Im Ergebnis konnte ich nach der Krebsbehandlung nicht sehr deutlich sprechen, ich habe sehr stark genuschelt. Auch konnte ich aufgrund der beidseitigen Halsoperationen meinen Kopf nur noch sehr eingeschränkt nach links und rechts drehen. Weiterhin konnte ich nur schlecht schlucken und bin von einer Schluckstörung (Dysphagie) betroffen. Durch den fehlenden Speichel bekomme ich meine Speisen nicht eingespeichelt. Die Speisen ›rutschen‹ quasi nicht mehr runter. Ich hatte fast 15 Kilo Körpergewicht verloren und auch meine Psyche hatte erheblich unter den Folgen der Behandlungen gelitten. In diesem Zustand als Polizeibeamter auf der Straße und auch wieder auf dem Polizeimotorrad Dienst zu versehen, schien fast unmöglich.

Nach der Therapie machte ich zunächst eine dreiwöchige Anschlussheilbehandlung (AHB). Dort nahm ich an Anwendungen teil und ging viel durch den Wald an der frischen Luft spazieren. Während meiner regelmäßigen Spaziergänge versuchte ich meinen Kopf immer so weit nach links und rechts zu bewegen, wie es ging. Zudem machte ich regelmäßige Dehnübungen mit meinem Kopf, Hals und Nacken. Weiterhin öffnete ich meinen Mund immer wieder soweit, wie es möglich war und dehnte die Kiefergelenke.

Essen zu mir zu nehmen, war in Folge meiner behandlungsbedingten Einschränkungen extrem schwierig. Ich musste lernen mich vorwiegend mit flüssiger Nahrung ausreichend zu versorgen. Von der hochkalorischen Kost (Fresubin Produkte) wollte ich möglichst wegkommen. Folglich befasste ich mich mit der Zubereitung gehaltvoller Suppen und mit grünen Smoothies. Es war wichtig, dass ich wieder an Gewicht zulegte.

Meine körperliche Verfassung war zu Behandlungsende schlecht. Meine Muskulatur war stark zurückgegangen und auch meine Sehnen hatten sich im Schulter-Nackenbereich verkürzt. Ich begann zunächst mit kleinen PET- Flaschen langsam meine Muskulatur zu trainieren. Ich machte zudem langsame Dehnübungen. Dann kaufte ich mir Hanteln mit ein und zwei Kilo und machte damit zu Hause Übungen. Ich meldete mich zudem in einem Fitnessstudio an und fing mit leichten Gewichten an, Übungen zur Kräftigung meiner Muskulatur zu machen. Anfänglich legte ich die Steckstifte, mit denen man die Höhe der Gewichte einstellt, auf den Boden. Nach und nach steigerte ich die Gewichte. Das regelmäßige Training im Fitnessstudio hatte mir sehr gut geholfen und mich weiter nach vorne gebracht.

Jedoch hatte die Krebstherapie nicht nur körperliche Spuren hinterlassen. Auch meine Psyche hatte unter der Therapie gelitten. Ich war seelisch angeschlagen und litt unter nächtlichen Alpträumen. Hier musste ich gegensteuern und ich machte einen Termin bei einem Psychologen, mit dem ich mich einmal in der Woche für ein ca. 45-minütiges Gespräch traf. Das Reden half mir. Weiterhin startete ich meinen Facebook-Blog ›Schockdiagnose Krebs. Und plötzlich ist alles anders.‹ und begann über das Erlebte und meine Erfahrungen zu schreiben. Das, so nenne ich es mal, ›mir von der Seele schreiben‹ half mir sehr bei der seelischen Verarbeitung meiner Krebserkrankung. So steigerte ich nach und nach meine körperliche Fitness und meine seelische Stabilität, bis ich mich ca. ein Jahr nach Diagnosestellung fit genug fühlte, wieder Polizeidienst zu versehen.

Ich startete einen Arbeitsversuch, der nach nur einem Monat mit einem schweren Rückschlag endete. Ich erlitt im Rachen eine Entzündung, eine Seitenstrangangina. Diese wird in der Regel mittels Antibiotika in Tablettenform behandelt und klingt meist nach fünf Tagen ab. In meinem Fall jedoch gelangte die Tabletten-Antibiose nicht an den Entzündungsherd, weil meine Mund-Hals-Schleimhäute (Plattenepithel) aufgrund der Radiotherapie (Strahlentherapie) sehr schlecht durchblutet sind. In der Folge schritt die Entzündung explosionsartig voran und die Schleimhäute in meinem Hals schwollen stark an. Ich wurde nachts notoperiert und als ich auf der Intensivstation wieder wach wurde, erfuhr ich von dem operierenden Chirurgen, dass die Öffnung zu meiner Luftröhre nur noch stecknadelkopfgroß war und ich kurz vor dem Erstickungstod gestanden hatte. Es hätte keine 30 Minuten mit der Operation gewartet werden dürfen. Der Heilungsprozess zog sich durch die sehr schlecht durchbluteten Schleimhäute ebenfalls über Wochen hin. Diese Rachenentzündung warf mich wieder zurück. Jedoch startete ich drei Monate später einen erneuten Arbeitsversuch. Und diesmal klappte es. Seit dem 01.01.2017 arbeite ich wieder in Vollzeit als Polizeibeamter.

Ich habe durch die Krebserkrankung und die notwendigen Behandlungen einige Einschränkungen zurückbehalten. Jedoch habe ich mich hier soweit anpassen können, dass ich wieder in der Lage bin, den Polizeiberuf im Außendienst durchführen zu können. Die Radiochemotherapie im Kopf-Hals-Mundbereich empfand ich persönlich als sehr quälend. Ich war nur darauf fokussiert, diese Therapie irgendwie durchzustehen.

Geholfen hätte mir damals ein Gespräch mit einem ehemals Selbstbetroffenen. Einem ehemaligen Patienten, der einen ähnlichen Krebs wie ich hatte und die Erkrankung bereits überstanden hat. Mithin etwas Positives, einen positiven Verlauf, einen positiven Abschluss. Das hätte mir damals Mut gemacht. Heute versuche ich selbst anderen Erkrankten diese positive Energie zu vermitteln.

Nach meiner überstandenen Therapie habe ich alles getan, was mir persönlich guttat. Ich habe mich selbst belohnt. Zunächst mit einem neuen, großen Fernseher. Ich bin viel an der frischen Luft spazieren gegangen. Gute Gespräche mit Freunden taten mir ebenfalls gut. Weiterhin empfand ich sanfte Massagen als sehr wohltuend. In meinen Augen sind alle Handlungen richtig, die der Seele guttun.

Nach einer Krebstherapie ist nicht nur der Körper in Mitleidenschaft gezogen worden. Auch die Seele hat meist Schaden genommen. Positive Eindrücke, Momente und Genuss sind in dieser Zeit Balsam für die Seele. Heute versuche ich anderen von Krebs betroffenen Menschen zu helfen. Ich habe den Facebook-Blog ›Schockdiagnose Krebs. Und plötzlich ist alles anderes‹ ins Leben gerufen. Hier informiere ich, kläre auf und beantworte viele Fragen von Betroffenen und Angehörigen. Außerdem habe in Köln eine Selbsthilfegruppe für Betroffene und Angehörige von Kopf-Hals-Mund-Krebs gegründet und wir treffen uns monatlich. Zum anderen bin ich Patientenbetreuer und Onkolotse und habe mit zwei Kölner Kliniken Kooperationen für Selbsthilfe.

Da viele Kinder Polizisten mögen, kam auch die Kinderkrebshilfe hinzu. Ich besuche oft Kinder, die von Krebs betroffen sind, bringe kleine Geschenke mit und zeige kleine Zaubertricks. So kann ich für einen kleinen Moment ein wenig Ablenkung schaffen in einer für die Kinder während der Therapie schwierigen Zeit.

Ich bin immer wieder mit verschiedenen Projekten befasst. So aktuell auch als Protagonist für die Wanderausstellung ›HPV hat viele Gesichter‹ am DKFZ in Heidelberg, die am 13. September 2021 eröffnet wurde. Ziel dieser Ausstellung, die u. a. das Schicksal von sechs Krebspatienten:innen mit HPV induziertem Krebs zeigt, ist es Awareness für die HPV-Impfung (seit 2018 auch für Jungs) zu schaffen. Hier halte ich immer wieder in Städten, in denen die Wanderausstellung Halt macht, Vorträge. Es gibt in Sachen Krebshilfe und Krebsaufklärung mithin immer etwas zu tun.

Viele liebe Grüße, Don«

Don alias Dirk erzählt seine Geschichte von der Krebsdiagnose über die Therapiezeit und schließlich auch, wie er es geschafft hat, mit den Folgen zu leben und heute sogar als Patientenbetreuer und Onkolotse arbeitet und sich für die Aufmerksamkeit HPV-bedingter Krebsarten starkmacht.
Don
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59
Laura hat Millimeter langes Haar. Diese Person steht mit ihrer linken Schulter zur Kamera, auf der sie ein kleines Schrifttattoo trägt. Diese Person schaut über diese Schulter selbstbewusst zur Kamera. Sie trägt ein rotes Kleid.
Patient:in
Hodgkin-Lymphom
Blutkrebs
Patient:in

»Ich kann mich noch an den Tag, am 12. Juli 2021, und an die Worte meines Arztes erinnern, als wäre es gestern gewesen. ›Frau Schäfer, ich muss Ihnen leider mitteilen, dass sie Krebs haben.‹ Ich kann jetzt gar nicht mehr genau sagen, wie meine Gefühle in diesem Moment waren.

Die ersten Dinge, die mir allerdings direkt im Kopf rumschwirrten waren: Chemotherapie, Haarausfall und Übelkeit. Und eben alles andere, was man so aus Filmen und aus dem Internet zum Thema Chemotherapie und Krebs weiß. Der Tag zog an mir vorbei wie ein Schleier und war gefüllt mit Tränen, Wut, Verzweiflung, vielen Informationen, Telefonaten, Liebe und noch mehr Tränen. Doch ab Tag eins meiner Diagnose war mir klar: ›Ich werde das schaffen! Ich werde kämpfen und werde wieder gesund! ‹

Heute, ein Jahr nach meiner letzten Chemotherapie, bin ich einfach nur dankbar. Dankbar, zu leben, dass mein Körper mir Reaktionen gezeigt hat, dass etwas nicht stimmt. Dankbar für alle Erfahrungen, die ich aus dem letzten Jahr mitnehmen konnte. Für Familie und Freunde, die in dieser Zeit da waren. Dankbar, mein Leben wieder leben zu können. Dankbar für jede große und kleine Situation und Sache, die mein Leben bereichert. Stolz auf mich, wie ich das alles gemeistert habe und heute hier und jetzt stehe.

Seit Dezember 2021 befinde ich mich in Remission und bin mittlerweile zum Glück wieder gesund und fit!«

Laura erzählt uns nicht nur etwas über ihren Lymphdrüsenkrebs im Stadium 2a, sondern auch über Dankbarkeit und Stolz.
Laura
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29
Jana trägt eine Brille mit schwarzem Rahmen und schaut lächelnd direkt in die Kamera.
Angehörige:r
Brustkrebs
Angehörige:r

»Hallo, ich bin Jana vom Profil @mehrleben_janascheer und ich habe nicht DIE eine Geschichte mit Krebs. Denn ich habe viele Geschichten: In meiner Familie ›ist der Wurm drin‹. Ich kenne Krebs als Nichte, Tochter, Enkelin, Freundin und als selbst Betroffene. Angefangen hat es damit, dass meine Tante, die jüngere Schwester meiner Mutter, mit 31 Jahren Brustkrebs bekam. Da war ich 14. Glücklicherweise hat sie die Behandlung gut überstanden.

Doch damit sollte es nicht zu Ende sein. Zwei Jahre später erkrankte meine andere Tante, die ältere Schwester meines Vaters, mit 43 Jahren auch an Brustkrebs. Es wurde leider zu spät festgestellt, weil sie Angst hatte zum Arzt zu gehen, sodass sie wenige Monate nach der Diagnose starb. Leider waren meine Freunde mit dieser Situation komplett überfordert. Als ich erzählte, was passiert war, mied mich mein bester Freund einen ganzen Tag lang und meine beste Freundin hatte keine Zeit zum Zuhören. Kaum hatten wir in der Familie diesen Schicksalsschlag erlitten, trat bei meiner anderen Tante der Brustkrebs wieder auf. Den besiegte sie auch wieder und ist seitdem krebsfrei.

Etwa ein Jahr nach dem Tod meiner Tante väterlicherseits (und zwei Monate nach dem Unfalltod meines Opas) musste meine Mutter mit 39 Jahren ins Krankenhaus, weil sie starke Schmerzen im rechten Bein hatte. Man stellte eine Thrombose fest und suchte nach der Ursache. Man fand Metastasen in der Leber und nach weiteren Untersuchungen den Hauptkrebs im Darm. Diese Nachricht, die mich noch mehr als die anderen betraf, teilte ich mit noch weniger Leuten und noch weniger gern.

Mit der Diagnose veränderte sich unser Familienleben. Ich übernahm mit 19 Jahren fast den ganzen Haushalt und fuhr meine Mutter zu den Chemotherapien, CTs und sonstigen Untersuchungen. Meine jüngere Schwester sollte unbeschwert ihre Freunde treffen können. Meine Mutter selbst veränderte sich während der Therapie psychisch. Sie wurde verbal aggressiv, akzeptierte keine Gegenmeinungen mehr und schob alles auf ihre Krankheit. In unserer Familie hatte niemand die Kraft mehr, ihr Kontra zu geben. Während dieser Zeit schrieb ich mein Abitur. Leider wurde mein Wille zu Lernen als Egoismus interpretiert und angenommen, dass ich nicht im Haushalt helfen und die Krankheit ignorieren wollte. Dennoch teilte mir meine Mama am Abiball mit, dass sie sehr stolz auf mich ist, dass ich mein Abitur ›trotz allem‹ geschafft hatte.

Im Anschluss an mein Abitur begann ich ein Chemie-Studium, über 500 Kilometer von zu Hause entfernt. Der Abstand tat mir einerseits gut und anderseits hatte ich ständig das Gefühl nicht genügend für meine Mutter da zu sein. Dazu kamen noch Ängste um meine Mutter und zu versagen, sowie Bauchschmerzen. Ihr dabei zusehen zu müssen, wie sie zugrunde geht, machte mich verrückt und war das Schlimmste für mich. Dies alles macht es mir fast unmöglich, mich auf die Uni zu konzentrieren. Ich habe mir in dieser Zeit sehnlichst Portale zum Austauschen für Jugendliche und junge Erwachsene gewünscht, deren Eltern an Krebs erkrankt sind. Ich wollte einfach nur gern hören, dass ich damit nicht allein bin.

Ich hatte zwar das Glück, einige wenige Freunde zu haben, denen ich mich anvertrauen konnte. Allerdings gab es keinen, der eine ähnliche Situation wie ich hatte. Neben meinen Freunden hat mich auch meine Hausärztin mit ihrer ehrlichen Aufklärung und Verständnis unterstützt. Durch sie konnte ich verstehen, warum meine Mutter so gehandelt hatte und wie die Krankheit meiner Mutter abläuft und ablaufen wird. Dadurch, dass ich wusste, wie die Phasen der Krankheit ablaufen werden, war ich in gewisser Weise vorgewarnt.

Und tatsächlich dauerte es nicht mehr lange, bis DER Anruf kam: ›Komm nach Hause‹. Mitten in den Prüfungen. Ich hatte noch eine Woche mit meiner Mama. Dort haben wir beide beschlossen, dass wir unsere Streits nicht aufwärmen, sondern uns verzeihen und lieber die letzte Zeit noch schön miteinander verbringen wollen.

Ich habe nie vergessen, wie hilflos ich mich in der ganzen Zeit gefühlt habe. Ich wünsche niemandem, dass er sich so fühlen muss, wenn er das nicht möchte. Deshalb habe ich mich entschlossen, andere Angehörigen zu unterstützen, mit meinem Wissen aus jahrelanger Erfahrung und einer ganzen Menge an hilfreichen Methoden, die ich auf meinem Weg lernen durfte. Und natürlich mit dem Austausch, den ich mir so sehnlich gewünscht habe. Ich möchte die Person sein, die ich so sehr gebraucht hätte. Denn obwohl ich mittlerweile selbst Krebspatientin war, bin ich in meinem Herzen noch immer vor allem die Angehörige

Jana musste schon etliche Erfahrungen mit der Krankheit Krebs machen. Unter anderen bei ihrer Mutter und bei sich selbst. Während ihre Mutter in Behandlung war, musste sie in ihrer Familie viel Verantwortung übernehmen, was sich besonders auf ihr Abitur und die ihre persönliche Entwicklung als Teenagerin auswirkte. Jana hätte sich damals mehr Austauschmöglichkeiten mit anderen Betroffenen gewünscht. Heute möchte sie ihre Erfahrungen nutzen, um anderen Angehörigen zu helfen und sie zu unterstützen.
Jana
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34
Funda schaut von unten in die Kamera und lächelt Zähne zeigend. Diese Person trägt einen hellen lilafarbenen Pulli. Ihre Haare sind hinten zusammen gebunden.
Patient:in
Brustkrebs
Patient:in
Metastasierend

»Hallo, mein Name ist Funda, ich bin 43 Jahre alt und habe im September 2016 zum ersten Mal die Diagnose Brustkrebs erhalten.

Schon vorher bemerkte ich Veränderungen an meiner Brustwarze, welche sich nach innen gezogen hatte. Ich ahnte nichts Gutes, scheute mich aber zum Arzt zu gehen, weil ich Angst vor einer schlechten Nachricht hatte. Nach langer Überlegung konnte ich mich schließlich überwinden, meine Frauenärztin aufzusuchen, die schon beim ersten Anblick meinte, dass meine Brust nicht gut aussieht. Da auch der Ultraschall auffällig war, schickte sie mich noch am selben Tag ins Krankenhaus.

Nach weiteren Untersuchungen stand fest, dass es sich um einen mittelmäßig aggressiven hormonabhängigen Brustkrebs handelte. Als ich die Diagnose hörte, war ich total fertig, schockiert und hatte Todesangst. Mit damals 37 Jahren dachte ich, das war es. Das schlimmste war für mich in dieser Zeit die ganze Warterei, bis es einen richtigen Therapieplan gab. Es folgte Chemotherapie, eine Mastektomie ohne Aufbau, Bestrahlung und anschließend ging es zur Reha. Die 15 Monate Therapiezeit habe ich relativ gut überstanden, und danach fühlte ich mich so fit, dass ich wieder durchstartete. Ich renovierte meine Wohnung und ging wieder arbeiten. Alles lief super. Auch die Nachsorgekontrollen beim Onkologen, zu denen ich alle drei Monate musste, machten mir keine Angst. Zwar hatte ich einiges opfern müssen wie meine Haare oder meine Brust, aber für mich war das Thema Krebs vorbei.

Die kritischen fünf Jahre hatte ich geschafft, und plötzlich begannen im Februar 2022 die Schmerzen im Bauch, die sich teilweise in den Rücken zogen. Mein Hausarzt sagte mir, es könnte am Magen oder der Galle liegen und verschrieb mir Tabletten. Auch die Blutwerte wurden gecheckt, und meine Leberwerte waren auffällig schlecht. Diese sollten nach 14 Tagen noch einmal gecheckt werden, doch schon zehn Tage später hatte ich wieder so schlimme Schmerzen, dass ich erneut zum Hausarzt ging. Wieder bekam ich Schmerztabletten, und wieder wurde mir Blut abgenommen. Zwei Tage später - es war Freitagmittag, kurz vor dem Wochenende – rief mich der Hausarzt auf der Arbeit an. Meine Leberwerte waren noch schlechter geworden und die Tumormarker ebenfalls sehr hoch. Er wollte mich am liebsten sofort ins Krankenhaus schicken, letztendlich ging ich am folgenden Montag hin. Dort wurde ich auf den Kopf gestellt und die Ärzte entdeckten eine Raumforderung an der Bauchspeicheldrüse, welche auf den Gallengang drückte, sodass die Flüssigkeit nicht mehr abfließen konnte. Diese Raumforderung stellte sich als Metastase heraus. Später wurden auch in den Knochen, der Leber, Lunge, Bauchspeicheldrüse und einigen Lymphknoten Metastasen gefunden. Ich war geschockt. Wie konnte das sein, nach fünf Jahren? 14 Tage vor den Bauchschmerzen war ich noch beim Onkologen und da war auch alles gut! Und jetzt überall Metastasen? Ich habe die Welt nicht verstanden. Ich war einfach am Ende.

Die Zeit im Krankenhaus war für mich eine Katastrophe, aufgrund von Unterbesetzung war das Personal überfordert. So erfuhr ich von einem Assistenten, dass ich überall Metastasen hatte. Ich fühlte mich, als hätte man mich schon abgeschrieben. Beim Gespräch mit der Seelsorge wurde mir gesagt, dass ich eben Chemo bekommen sollte, solange das noch möglich sei – das wars. Danach war ich echt fertig. Zum Glück war der Onkologe optimistischer. Er schaffte es, mich aufzufangen und machte mir Mut, dass Metastasen kein sofortiges Todesurteil ist. Inzwischen gibt es Medikamente, mit denen man Jahre, wenn nicht sogar Jahrzehnte, noch leben kann. Ich finde, das zu wissen ist sehr wichtig. Jeder, der das Wort Metastasen hört, denkt sofort an Tod. Doch das stimmt nicht, und das sollte angesprochen werden! Ein weiterer Punkt, auf den ich aufmerksam machen möchte, ist, dass die Bildung von Metastasen auch nach mehr als fünf Jahren passieren kann.

Psychisch ist es zurzeit ein Auf und Ab. Ich möchte das Beste daraus machen und dafür sorgen, dass metastasierter Brustkrebs kein Tabuthema ist. Alle reden davon, dass Brustkrebs heilbar ist, aber dass es nach vielen Jahren doch noch zu einer unheilbaren Krankheit werden kann, muss ebenfalls gesagt werden! Ich hoffe, ich kann Menschen mit meinem Beitrag Hoffnung machen und zeigen, dass es auch ein Leben mit Metastasen gibt! Ein hoffentlich sehr, sehr langes!«

Heute stellen wir euch Funda vor, die vor acht Jahren ihre erste Brustkrebsdiagnose erhielt und letztes Jahr ein Rezidiv erlitt. Mit ihrer Geschichte möchte sie anderen Betroffenen Mut machen und gleichzeitig zeigen, dass das Leben trotz Metastasen nicht vorbei ist!
Funda
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43
Katharina sitzt lächelnd in einem Garten in der Sonne, trägt ein blaues Kleid mit rosa Punkten und eine Sonnenbrille.
Patient:in
Brustkrebs
Patient:in

»Ich habe 2021 im Herbst einen Knoten in meiner Brust gespürt und bin daraufhin zu meiner Frauenärztin zur Untersuchung gegangen. Sie kannte meine familiäre Vorgeschichte. Meine Mutter bekam Brustkrebs mit 49, beide Omas hatten Brustkrebs. Mütterlicherseits gab es noch Eierstock- und Gebärmutterkrebs und mein Opa hatte Prostatakrebs.

Im Ultraschall konnte sie nichts erkennen und meinte, dass der Knoten eine zyklusbedingte Verhärtung sein. Weiter abklären wollte sie das nicht lassen, denn in ihren Augen war ja alles unauffällig – trotz Knoten und trotz familiärer Vorbelastung. Sie ist richtig sauer und unverschämt geworden, als ich eine Überweisung zur Mammografie haben wollte, weil ich diese ja vor kurzem erst hatte und der Befund auch unauffällig war.

Ich hatte das Glück bei der Mammografie zu einer Ärztin zu kommen, die wirklich verständnisvoll war. Sie sah auch nichts Auffälliges in der Mammografie, sagt aber, dass man ja den Tastbefund habe und überwies mich zum Abklären zum MRT (Magnetresonanztomographie). Erst dort wurde der Krebs entdeckt.

Es handelte sich um einen invasiv lobulären Brustkrebs, der nicht in Knoten, sondern in Strängen wächst und schwerer zu entdecken ist. Häufig eben erst im MRT. Das sollte auch guten Gynäkolog:innen bekannt sein. Mit unauffälligem Ultraschall ist es einfach schwierig eine Überweisung zur Mammografie zu bekommen, wenn man nicht über 50 Jahre alt ist und dann ja auch nur alle 2 Jahre. Wer zahlt die Untersuchung? Die Krankenkasse? Aus eigener Tasche? Aber wie man bei mir sieht, ist es extrem wichtig, es einmal abklären zu lassen. Stellt euch vor, ich hätte nicht darauf bestanden.

Ich habe nach diesem Vorfall meine Frauenärztin gewechselt. Meine jetzige Frauenärztin ist super und setzt sich stark für mich ein. Allerdings ist es immer noch ein Kampf, den sie mit mir geht und das nur, um bei der Krankenkasse einen MRT zu bekommen, anstelle eines Ultraschalles oder einer Mammografie.

Ich habe mir die Eierstöcke und Eileiter präventiv entfernen lassen, was aber auch nur bezahlt wurde, weil Prof. Becker aus der Uniklinik Frankfurt bei der Kasse argumentiert hat, dass er mich wie eine BRCA1-Patientin behandeln würde aufgrund der familiären Vorbelastung. Das ging dann bei der Kasse durch. Aber auch nur nach Kampf.

Jetzt ist mein nächster Kampf, dass ich meine rechte Brust auch abgenommen bekommen möchte, wie die linke. Es gibt genug Gründe dafür, die Mastektomie präventiv zu machen. Zum einen das Fibroadenom, dann die familiäre Vorbelastung und es gibt Studien, die zeigen, dass lobulärer Brustkrebs häufig in beiden Brüsten auftritt. Aber der Kampf wird schwerer. Eine solche Operation wird präventiv einfach nicht durchgeführt. Ohne darüber nachzudenken, welche Kosten den Kassen im Endeffekt erspart bleiben könnten, welche persönlichen Geschichten vermieden werden könnten …«

Katharina bekam 2021 eine Brustkrebsdiagnose und berichtet über ihren Weg zur Diagnose und die ständigen Kämpfe, die sie und ihre Ärzt:innen ausfechten müssen, um Untersuchungen oder Operationen durchführen zu können.
Katharina
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Heiko steht hinter einem schwarzfarbenden Hund und schaut durch seine Brille zur Kamera. Beide befinden sich draußen, wo die Sonne bei klarem Himmel scheint.
Patient:in
Darmkrebs
Patient:in

»Hallo, mein Name ist Heiko, ich bin 58 Jahre alt. Ich habe fünf Kinder und auch schon drei Enkelkinder, die mir sehr guttun.

Ich war bis Ende Dezember 2021 selbständig und hatte einen Ein-Mann-Betrieb als Hausmeister und Gartenservice, was mir sehr viel Spaß bereitet hat. Aufgrund des immer schlechteren Gesundheitszustandes durch den Krebs musste ich leider aufhören.

Alles fing im September 2018 an. Ich hatte öfters Bauchschmerzen bekommen und mir nichts dabei gedacht. Im Januar 2019 war ich beim Hausarzt und klagte über Bauchschmerzen und dass der Stuhlgang blutig war. Dann ging alles sehr schnell, ich bekam einen CT – Termin innerhalb kürzester Zeit. Das CT war dann eindeutig, es hatte sich ein Tumor in meinem Darm gebildet. Ich bekam dann sofort einen Termin beim Internisten zur Darmspiegelung, der Verdacht hatte sich ungünstigerweise bestätigt. Mir wurde dann mitgeteilt, dass ich Darmkrebs habe und für mich brach damals eine Welt zusammen. Ich bekam dann sehr schnell einen Termin in einer Klinik in Flensburg zum Vorgespräch. Im März 2019 bekam ich den ersten OP-Termin.

Anschließend folgten drei Monate Chemotherapie. Im Oktober 2019 entdeckten die Ärzte Metastasen in der Leber, sodass im April 2020 eine Leber OP folgte. Damit war es immer noch nicht genug, sodass sich der Krebs im Januar 2021 weiter breit gemacht hat und wieder eine OP folgte. Seit Januar 2022 bekam ich 12 Mal Chemotherapie. Aufgrund meiner schlechten Werte musste ich leider drei Monate pausieren. Leider sind die Tumormarker wieder sehr hoch gestiegen und das CT war nicht erfreulich. Ich bekomme daher seitdem nun eine Kombi aus Immuntherapie und Chemotherapie. Im Vergleich zur Chemotherapie viel besser auszuhalten.

Vor allem wegen meiner Kinder, Enkelkinder, unseren Hund und unseren zwei Katzen Pino und Bibi werde ich weiterkämpfen. Ich mag außerdem Spaziergänge, sodass ich diese so oft wie möglich versuche, wenn ich einigermaßen fit bin. In meiner Freizeit beschäftige ich mich außerdem viel mit Oldtimern und Landmaschinen, die mich von meiner Erkrankung ablenken. Ich werde niemals aufgeben, denn der Krebs kann mich mal.«

Heute stelle ich euch Heiko vor, er ist 58 Jahre alt und lässt sich die Lebensfreude nicht nehmen, die er mit seinen Hobbys und seiner Familie füllt und ermutigt euch damit, niemals aufzugeben.
Heiko
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58
Kathleen steht vor einer felsigen Waldlandschaft und schaut direkt in die Kamera mit einem zarten Lächeln.
Patient:in
Eierstockkrebs
Patient:in

»Erst mal kann ich sagen, dass es mir gut geht und ich die Chemo ganz gut vertrage und zum Glück nur noch einen Zyklus vor mir habe, was mich sehr freut. Ein Lichtblick ist außerdem, endlich bald wieder ein gesundes und glückliches Leben zu haben. Es ist gerade eine sehr dunkle und schreckliche Zeit in meinem Leben und es wird nur ganz langsam heller. Ich bin eigentlich ein sehr positiver Mensch und ich schlage mich durch, da ich keine andere Wahl habe.

Ich bin seit neun Jahren glücklich verheiratet. Mein Mann unterstützt mich, wo er nur kann, aber kann natürlich nicht wirklich nachvollziehen, wie es in mir aussieht.

Es hat im März mit einer Thrombose angefangen, diese wurde auch therapiert und mir ging es besser, bis ich in der Nacht zum 11. Juni 2022 mit einem stechenden Kopfschmerz auf der rechten Seite aufwachte. Ich ahnte schon, was gerade passiert, da ich mich aufsetze und meine Hand auf mein Bein fiel und ich dies nicht merkte. Ich habe dann gleich meinen Mann geweckt und er hat sofort den Krankenwagen gerufen. Daraufhin wurde ich mit dem Verdacht auf einen Schlaganfall direkt ins Universitätskrankenhaus eingeliefert.

Die Ärzt:innen konnten es sich erst einmal nicht erklären, warum einer so eine fitten, durchtrainierten und gesunden Frau wie mir so etwas passiert. Deshalb wurde ich von oben bis unten mehrfach durchgecheckt. Schließlich wurde ein Tumor im rechten Eierstock entdeckt. Daraufhin wurde ich operiert und mir wurde der Eierstock mit dem Tumor sowie die Gebärmutter, der Blinddarm und Gewebe vom Bauchnetz entfernt. Zur Vorsorge wurde dann eine Chemotherapie mit sechs Zyklen beschlossen.

Ich weiß, dass es richtig war diese Therapie zu machen, aber ich fühle mich im Moment nicht wie ich selbst. Meine Lebensfreude, die ich mal hatte, habe ich im Moment überhaupt nicht. Das Einzige, was mich beruhigt und mir hilft, ist, wenn ich daran denke, dass es Menschen gibt, denen es noch viel schlechter geht. Ich habe viel Sport gemacht, z. B. Poledance, Irish Dance und Yoga, aber auf einmal ist man hilflos und der Körper und das Leben haben sich von einem Moment auf den anderen total verändert. Natürlich kommt auch ab und zu der Gedanke ›warum ich‹ und dann auch noch so heftig. Ich gebe nicht auf und werde mich ins Leben zurückkämpfen. Das Leben stellt uns vor Aufgaben und testet, wie man sie meistert bzw. löst. Ich gebe mir die beste Mühe, sie so gut wie möglich zu lösen und hoffe, dass ich irgendwann sagen kann, dass ich sie ›erfolgreich gelöst‹ habe.

Auf diesem Weg begleiten mich meine Familie und meine Freund:innen, und am meisten natürlich mein Mann, wofür ich sehr dankbar bin. Zurzeit habe ich auch Reha-Maßnahmen, da ich noch Einschränkungen, z. B. kein Gefühl und keine Kontrolle in meiner Hand habe. Auch dies wird hoffentlich irgendwann besser werden, wenn sich das Blutgerinnsel in meinem Kopf aufgelöst hat. Die größten Herausforderungen sind die Alltagsaufgaben mit meiner Hand zu meistern. Am Anfang war ich sehr verzweifelt, nicht mehr alles tun zu können, was früher ganz einfach von der Hand ging, wie kochen oder anziehen. Beides kann ich mittlerweile wieder gut, aber die größte Herausforderung für mich ist morgens der Gang ins Bad, wenn ich vor dem Spiegel stehe. Das macht mich immer sehr traurig, auch wenn ich weiß, dass die Haare bald wieder nachwachsen. In diesen Momenten wird einem bewusst, was los ist und es ist direkt sichtbar.

Vielleicht hat jemand von euch Tipps für mich: Was macht ihr, um euer Selbstwertgefühl und Lebensfreude wiederzubekommen? Gibt es irgendetwas Wichtiges bzw. Gutes, was man nach der Chemotherapie für sich machen sollte, was einem die Ärzt:innen nicht sagen? Ich würde mich über eure Antworten sehr freuen und bin froh, ein Teil eurer Familie zu sein Selbstverständlich bin ich bereit, mehr über mich zu erzählen und mich mit euch auszutauschen.«

Kathleen ist 43 Jahre und bei ihr wurde nach einem Schlaganfall ein Tumor am Eierstock entdeckt. Mittlerweile ist sie offiziell krebsfrei und versucht nach der Therapie wieder zurück ins Leben zu finden und ihre frühere Lebensfreude wieder zu erlangen.
Kathleen
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43
Mia hat langes, rotes Haar, trägt ein Top mit Zebramuster, hat Blumentattoos auf dem linken Arm und schaut lächelnd in die Kamera.
Patient:in
Osteosarkom
Patient:in
Leukämie

»Ich bin Mia @mia_sriyantraconnection, 29 Jahre alt und habe drei Krebserkrankungen gemeistert. Der Krebs hat mich auf meinen Weg geführt.

Als Kind war ich immer etwas sonderbar, denn ich konnte mit den anderen Kindern nicht viel anfangen, passte irgendwie nicht ins System und nahm viele Dinge einfach ganz anders wahr als die meisten. Heute weiß ich, dass ich einfach schon immer hochsensibel, hellsichtig und feinfühlig war und einen sehr klaren Zugang zu den energetischen Welten hatte.

Mit sieben Jahren erkrankte ich das erste Mal an einem Osteosarkom im rechten Bein. Mein Bein musste dann drei Monate nach der Diagnose in Form einer Umkehrplastik amputiert werden. Neben der Chemotherapie bekam ich regelmäßige Energiebehandlungen von meiner Kunsttherapeutin, die auch Reiki praktizierte. Diese Behandlungen waren so kraftvoll. Sie gaben mir Mut, Stärke und milderten die Nebenwirkungen der Therapie enorm. Außerdem ging ich regelmäßig zur Akupunktur, denn auch das half mir besser als jedes andere Medikament gegen die Übelkeit. Ich bin mir heute sehr sicher, dass diese alternativen Unterstützungen ausschlaggebend für meine Heilung waren.

Mit acht Jahren machte ich dann selbst meine erste Reiki Ausbildung.

Fünf Jahre nach der Ersterkrankung bekam ich ein Rezidiv (Rückfall) in der Lunge. Auch hier wurde ich sowohl mit Chemotherapie als auch mit Energiearbeit und nun ebenso mit meinen selbst erlernten Fähigkeiten behandelt. Mein Wille zu Leben und meine Ausrichtung auf Heilung waren schon immer stark. Ich wollte leben und gesund werden. Das war über die ganze schwere Zeit mein stärkster Antrieb.

Ein Jahr nach dem Rezidiv erhielt ich dann noch die Diagnose Leukämie. Zum Glück brauchte ich keine Knochenmarktransplantation, zwei Jahre Chemotherapie blieben mir jedoch nicht erspart. Die Energiearbeit und meine energetische Ausrichtung waren in diesen zwei Jahren meine stetigen Begleiter.

Ich war 13 Jahre alt, als die Behandlungen dann endlich vorbei waren. Ich versuchte, mich so gut es ging wieder ins normale Leben einzufügen. Jedoch musste ich weitere Nachsorgebehandlungen über mich ergehen lassen und fand es jedoch umso schwieriger, mit meinen Klassenkamerad:innen zurechtzukommen. Unsere Lebenserfahrungen und Themen waren einfach so unterschiedlich. Ich fand mich oft mit wesentlich älteren Freund:innen wieder, wollte mein Leben nachholen.

Ich ging auf viele Partys, machte mein Abitur, zog nach Berlin, absolvierte meinen Freiwilligendienst und lebte endlich. Ein paar Jahre nach der letzten Therapie kamen jedoch die Panikattacken. Das erlebte Trauma wollte verarbeitet werden, doch ich wehrte mich dagegen, mich wieder mit Krankheit befassen zu müssen. Ich wollte leben und nichts mehr von all den Krankheiten wissen.

Irgendwann verstand ich, dass ich nur frei sein kann und leben kann, wenn ich all das akzeptiere und verarbeite. Ich reiste nach Asien, verbrachte dort ein paar Monate, lernte Schaman:innen und Heiler:innen kennen, die mich weiter ausbildeten. In Deutschland fand ich dann weitere Lehrer:innen und Ausbilder:innen, die mir halfen, mich selbst zu heilen, mich zu verstehen und alles was mir passierte anzunehmen. Die Panikattacken verschwanden, ich wurde immer bewusster und dankbarer für meinen Weg.

Heute bin ich freier und gesünder denn je und begleite Menschen auf ihrem Weg in die Heilung. Ich bin dankbar, dass ich diesen Weg gegangen bin, denn ich habe so viel über mich und das Leben selbst lernen dürfen. Alles führte mich genau auf diesen Weg.«

Mia hat mehrere Krebsdiagnosen erhalten, die erste bereits als junges Schulkind. Schon damals haben ihr alternative Behandlungsmethoden neben der Schulmedizin durch die Therapie geholfen. Außerdem musste sie erkennen, dass es heilsam ist, sich mit der eigenen Erkrankung auseinanderzusetzen.
Mia
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29
Stefanie trägt ein blaues Kopftuch mit eine sich wiederholenden Muster drauf und schaut dabei entspannt lächelnd in die Kamera.
Patient:in
Brustkrebs
Patient:in

»Kaum zu glauben, denn zwischen den beiden Fotos liegen 1,5 Jahre. Ich sitze hier und schaue mir die Fotos an und finde es so unglaublich was mein Körper alles geleistet hat nach Operation, 16 Chemotherapie-Zyklen mit EC (= Epirubicin und Cyclophosphamid), Pacli (=Paclitaxel) und sechs Wochen Bestrahlung.

Ich war schon immer eine begeisterte Schwimmerin und betreibe seit ich klein bin, Schwimmen als Leistungssport, mit dem Schwerpunkt auf dem Rettungssport der DLRG (= Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft e. V.). Zu diesem Zeitpunkt war ich Weltrekordhalterin der Altersklasse 40 über die 100 Meter Retten (wenn ihr mehr über den Rettungssport erfahren wollt findet ihr weitere Informationen unter Lebensretter im Wettkampf | DLRG DLRG Bundesverband) und bereitete mich auf die nächsten Weltmeisterschaften vor. Beruflich und familiär war auch alles im Flow. Dadurch, dass ich immer schon Sport machte, mich meistens gesund ernährte und ich regelmäßig bei den Vorsorgen war, habe ich nie einen Gedanken an eine Erkrankung verschwendet. Und dann das, ich habe Krebs. Brustkrebs.

Einer der ersten Sätze, die ich von einem Arzt bekommen habe, war ›das werden Sie überleben, aber das nächste Jahr wird anstrengend‹. Ok, also diesmal ein anderer Wettkampf. In der ganzen Diagnosezeit habe ich einfach weitertrainiert. Das tat so gut und ich konnte abschalten. Was ich alles für schräge Sorgen hatte, wie ›kann ich danach wieder schwimmen, wie gehe ich damit um, wenn jeder sieht, dass meine Brüste unterschiedlich groß sind? Brauche ich eine Brustprothese, ist das überhaupt beim Wettkampf erlaubt? Muss ich jetzt meinen Narben immer in die Einzelumkleide? Schafft mein Körper überhaupt wieder die Leistungen von früher bei den Medikamenten, die ich bekomme?‹ Natürlich kamen dazu noch all die anderen Ängste ›was ist, wenn die Therapie nicht anschlägt …‹

Da ich schon immer eine Frau war, die nicht gerne untätig ist, habe ich angefangen zu googeln, was ich alles Gutes für meinen Körper tun kann, damit ich ohne große Nebenwirken durch die Zeit komme und wieder fit werde. Das Klinikum Heidelberg mit Sportstudien bei Krebspatienten als auch mein Onkologe machten mir Mut und bekräftigten mich darin, auch weiterhin während der Behandlung Sport zu machen. Da zu diesem Zeitpunkt Lockdown war und Fitnessstudios geschlossen waren, besorgte ich mir für mein Rennrad einen Rollentrainer und konnte dann Zuhause virtuell in der ganzen Welt Radfahren. Mal schnell und manchmal so langsam, dass die virtuellen Jogger mich überholten. Aber egal, ich hatte das Gefühl, noch etwas Macht über meinen Körper zu haben. Zudem lernte ich durch das Komplementärprogramm des behandelnden Krankenhauses Yoga und Meditieren. Es gab so viele Tage, an denen war ich sehr platt und müde gewesen bin, Übelkeit verspürt habe, aber fünf Minuten Bewegung gingen immer und wenn es nur die leichtesten Yogaübungen waren. Meistens war es dann so, dass doch mehr ging.

Ich weiß noch, dass mich mein Onkologe ganz schön schräg angeschaut hat, als ich ihn fragte, ob ich in einem Jahr wieder bei den Weltmeisterschaften teilnehmen könne. So ganz überzeugt war er nicht, aber mein Ehrgeiz wurde entfacht. Mein Ziel war, keine Nebenwirkungen wie Polyneuropathie zu bekommen und nach den ganzen Behandlungen so fit zu sein, dass ich wieder ins Training einsteigen kann.

Der Weg war nicht einfach, vor allem, als die Behandlungen abgeschlossen waren, war ich sehr erschöpft und ausgelaugt. Doch auch hier hat mir wieder der Sport, vor allem das Schwimmen und auch mein Glaube, dass ich das schaffen kann, geholfen. Ich habe trainiert, wurde tatsächlich wieder fit und meldete mich bei den Weltmeisterschaften im Rettungsschwimmen an. Puh, es ging auf die Goldmedaille zu und der Weltrekordeintrag zeigten es mir, man kann es schaffen.«

Stefanie ist 47 Jahre alt, hat zwei Töchter im Teenageralter und ist im wahrsten Sinne des Worten ›dem Krebs davon geschwommen‹. Sie erzählt, wie sie mit täglicher Bewegung als Sportlerin durch die schwere Therapiezeit gekommen ist und anschließend sogar an ihren sportlichen Erfolg anknüpfen konnte.
Stefanie
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47
Alexandra steht vor einer fast schwarzen Wand, an der verschiedene weißfarbende Makramee-Knoten hängen. Diese Person schaut lächelnd in die Kamera. Diese hat nach hinten gebundenes Haar und trägt einen rosa Kapuzenpulli.
Patient:in
Nierenkrebs
Patient:in

»Bei mir wurde 2020, durch Zufall, ein bösartiger Nierentumor gefunden. Ich war in einer Reha wegen meinem Rheuma und musste dort täglich Blutdruck messen. Mein unterer Wert war ständig erhöht. Ein Mitpatient meinte, Bluthochdruck kann von den Nieren her kommen. Daraufhin habe ich daheim meine Nieren durch den Hausarzt checken lassen. Auf dem Ultraschall war zu sehen, dass eine Niere größer war als die andere. Ich habe mir nichts dabei gedacht. Dachte es kommt von den vielen Medikamenten, die ich für mein Rheuma nehmen muss. Er schickte mich zum Act und dort sagte man mir, es sei eine Raumforderung. Meine einzige Frage war, ob das Krebs sein kann. Der Radiologe meinte, es kann, muss aber nicht. Ich habe so stark geweint und die Welt nicht mehr verstanden. Daraufhin folgte eine OP und der Tumor samt halber Niere wurde entfernt. Danach musste ich nur alle sechs Monate zur Kontrolle zum CT und alle drei Monate zum Urologen zum Ultraschall.

Neun Monate nach der OP bekam ich starke Verstopfung und starke Darmschmerzen. Daraufhin bin ich zu meinem Hausarzt, der schickte mich zur Gynäkologin, da er vermutete, dass eine Zyste entzündet war. Meine Frauenärztin mache einen vaginalen Ultraschall und fand freie Flüssigkeit und unbekannte Raumforderungen am Bauchfell und im kleinen Becken. Aufgrund meiner Vorgeschichte meinte sie, ich solle es abklären lassen. Ich wurde durch meinen Urologen, dem ich die Bilder gezeigt hatte, zum Radiologen geschickt worden.

Der Radiologe machte ein CT mit Kontrastmittel und konnte nichts feststellen. Er meinte, die Flüssigkeit kommt vom Darm und die Raumforderung seien Darmschlingen. Ich freute mich über diese Nachricht und vertraute seiner Expertise.

Meine Schwägerin, die Ärztin aus Frankfurt ist, kam das alles komisch vor. Denn ich hatte nach wie vor starke Schmerzen. Sie schickte die Bilder zu einer befreundeten Radiologin aus Hamburg. Zwei Tage später rief mich meine Schwägerin unter Tränen an und berichtete mir, es seien doch Metastasen. Eine Welt ging für mich unter.

Ich sprach den Radiologen an, bei dem ich zuerst war, wie er das übersehen konnte. Denn eine Metastase war schon 12 cm groß. Fehler sind menschlich. Eine Entschuldigung hätte mir gereicht, aber er patzte mich an und meinte, er hätte über 200 Patienten, da könne man nicht bei jedem so genau hinschauen. Ich bin fachlich und menschlich total enttäuscht von ihm und bin nun der Meinung, man sollte in einem gewissen Intervall seine Bilder gegenchecken lassen.

Zum Zeitpunkt der Erstdiagnosen war ich 34 Jahre. Inzwischen erhalte ich eine Kombinationstherapie bestehend aus einer Infusion, einmal im Monat (Immuntherapie) und einer Tablette, die ich täglich nehmen muss. Aufgrund der Medikamente habe ich ständig starke Magen- und Darmschmerzen, Bluthochdruck, mein Rheuma ist schlimmer geworden und und und.

Dennoch lasse ich mir den Mut und die Hoffnung nicht nehmen und fülle mein Leben mit schönen Dingen!«

Aufgeben ist für Alexandra keine Option, auch wenn sie mit vielen Nebenwirkungen der Krebstherapie zu kämpfen hat.
Alexandra
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37
Jennifer steht vor einem rosafarbenen Hintergrund und schaut lächelnd in die Kamera. Diese Person hat langes, welliges Haar und trägt ein schwarzes Oberteil mit braunen Knöpfen.
Patient:in
Eierstockkrebs
Patient:in

»Hey, ich heiße Jenny und ich bin 21 Jahre alt. Kurz vor meinem 19. Geburtstag erhielt ich die Diagnose Eierstockkrebs, weshalb sich mein Leben in den letzten zwei Jahren extrem verändert hat und ich meinen eigenen Podcast angefangen habe. Mit meinem Podcast »Leben & Glücklichsein mit Krebs«  möchte ich unbedingt auch anderen Menschen helfen, die ähnliche Situationen erleben oder miterleben und ich möchte die Offenheit gegenüber Themen wie z.B. Krebs bestärken.

Aktuell mache ich eine Ausbildung zur Veranstaltungskauffrau und wohne gemeinsam mit meinem Freund und meiner Mama in einer schönen Wohnung auf dem Lande.

Mein Freund Karl bedeutet unfassbar viel für mich. Wir sind seit sechs Jahren zusammen und er stand auch seit Beginn der Diagnose immer an meiner Seite. Wir lieben es zusammen zu tanzen und zu reisen und möchten daher auch bald gemeinsam für ein halbes Jahr auf Weltreise gehen.

Zu meiner Diagnose: Angefangen hat meine Geschichte damit, dass ich über viele Jahre hinweg immer wiederkehrende Unterleibsschmerzen hatte. Als ich an diesem einen Tag mal wieder sehr starke Schmerzen und Aszites (Bauchwasser) hatte, wurde vermutet, dass ich eine Gebärmutterentzündung haben müsste, weshalb ich Antibiotika bekam.

Doch die Schmerzen hielten an und meinem Arzt ist aufgefallen, dass schon seit längerer Zeit bei den Untersuchungen immer wieder Flüssigkeit in meinem Bauch gesehen wurde. Deshalb hat er eine Bauchspiegelung veranlasst.

Eine Woche nach dem kleinen operativen Eingriff hatte ich einen Termin zum Besprechen des Befundes. Ich war also schon auf dem Weg dorthin, als ich einen Anruf bekam, in dem sie mir mitteilten, dass ich doch besser nicht alleine kommen sollte. Nun ja, und in dem Gespräch teilte der Arzt mir dann mit, dass sie in der Flüssigkeit in meinem Bauch Krebszellen gefunden haben.

Danach ging eine sehr lange und nervenaufreibende Suche nach dem eigentlichen Tumor los. Wir hatten zwar vermutet, dass es sich um einen Eierstockkrebs handeln müsste, aber keiner war sich dabei hundertprozentig sicher. Also hatte ich innerhalb kürzester Zeit fünf zusätzliche Operationen, bis sie endlich das niedrig gradige Karzinom an meinem rechten Eierstock entdeckt haben. Leider hat sich nach der nächsten größeren Operation herausgestellt, dass auch einer meiner Lymphknoten sowie ein Teil meines Bauchfells befallen waren, weshalb ich ins 3. Stadium rutschte.

Danach haben wir sehr zeitnah mit einer Chemotherapie mit Paclitaxel und Carboplatin begonnen, die ich in einem drei Wochen-Takt bekommen habe. Die erste Woche war immer ganz schön heftig und Karl hat mich teilweise in Zuständen gesehen, die einfach nur furchtbar waren. Ab der 2. Woche ging es dann aber meist stark bergauf, sodass wir immer versucht haben in dieser Zeit besonders viel zu unternehmen. Das eine Mal sind wir z. B. relativ spontan an die Ostsee gefahren und haben dort einfach eine Nacht im Auto geschlafen, dieser Trip war mega schön.

Mit anderen haben wir uns leider so gut wie gar nicht getroffen, weil mein Immunsystem natürlich Dolle heruntergefahren war und wir ja auch immer noch mitten in der Corona-Pandemie steckten. Der Kontakt zu anderen hat mir tatsächlich auch am meisten gefehlt, denke ich.

Die letzten paar Monate habe ich mich wieder gut von der Chemo erholt und vor wenigen Wochen habe ich mich zu einer letzten Operation (die 9.) entschieden, bei der der verbliebene Eierstock und die Gebärmutter entfernt wurden.

Für mich war die Diagnose eigentlich gar nicht so schlimm, auch die Operationen oder die Chemotherapie waren nicht das Schlimmste. Körperlich war das zwar auch alles echt heftig, aber mental hat es mich so sehr zerstört, diese letzte Entscheidung ganz bewusst gegen den Erhalt meiner Geschlechtsorgane zu treffen, denn ich wollte immer unbedingt eigene Kinder bekommen. Trotzdem habe ich den Entschluss irgendwann gefasst und kann heute, ein paar Wochen nach der letzten Operation sagen, dass es wohl die beste Entscheidung in meinem Leben war, denn sie haben tatsächlich auch noch einen Borderline-Tumor an meinem anderen Eierstock und an meiner Gebärmutter gefunden.

Aktuell bin ich unfassbar dankbar dafür, dass ich diese schwere Zeit nun überstanden habe und ich bin mir sicher, dass ich das ohne meine Familie, wozu auch mein Freund und die Familie meines Freundes zählen, und ohne ein paar wenige, aber dafür umso bessere Freunde wohl nie so gut durchgestanden hätte

Jennys Entscheidung gegen den Erhalt ihrer Geschlechtsorgane war erst die allerschlimmste und nun schlussendlich für sie die beste Entscheidung. In ihrer Geschichte erzählt von ihrem Weg durch die Krebstherapie.
Jennifer
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21
Aljona posiert leicht mit neutralen Blick in Richtung Kamera. Dabei trägt diese Person ein langes Pulloverkleid und eine weiße Handtasche.
Patient:in
Schwarzer Hautkrebs
Patient:in
Hirntumor

»Mit 19 Jahren bekam ich die Diagnose schwarzer Hautkrebs. An dem Tag hat sich mein Leben komplett verändert. Ein Muttermal hatte sich bei mir verändert und somit bin ich zum Hautarzt gegangen, der dieses dann entfernt hatte. Als ich den Anruf bekam, ich soll dringend zur Praxis kommen, weil der Befund da war, wusste ich direkt, dass irgendwas nicht stimmt. Vorher hatte ich absolut keine Bedenken und hätte niemals gedacht, dass mir so etwas passieren könnte.

Nach einer Woche musste ich ins Krankenhaus zur Operationsvorbereitung. Der Chefarzt, der mich operieren sollte und nochmal mit einem Sicherheitsabstand von zwei Zentimetern nachschneiden sollte, war sich direkt sicher, der Wächterlymphknoten sollte auch mit entfernt werden, denn dorthin streut der Krebs als Erstes. Voller Angst ging ich dann zur Operation. Eine große Narbe am Rücken hat diese Operation hinterlassen. Nach einigen Untersuchungen im Krankenhaus wurde mir mitgeteilt, dass kein Krebs mehr in meinem Körper vorhanden ist und ich wahrscheinlich noch an diesem Tag nach Hause kann. Ich habe mich so gefreut. Meine Mutter kam direkt zu mir und hat meine Sachen schon langsam gepackt.

Dann kam leider direkt ein Rückschlag. Die Ärztin kam in mein Zimmer. Sie nahm sich einen Stuhl und setze sich zu mir. Es war Freitag und sie sagte mir, für Montag ist nochmal eine weitere Operation angesetzt. Der Befund von den Wächterlymphknoten kam nämlich an (es wurden zwei Lymphknoten entnommen). Leider waren diese komplett befallen und somit hat der Krebs bereits gestreut. Ich war geschockt und wusste gar nicht so recht, was ich sagen sollte, denn ich dachte nach der Operation wäre ich durch damit. Mir wurde natürlich die Wahl gelassen, ob ich die weitere Operation machen sollte oder nicht. Ich entschied mich dafür und dort wurden dann die anderen naheliegenden Lymphknoten an der Achsel entfernt. Das Ergebnis war jedoch gut, denn diese waren nicht befallen. Nur eine lange Narbe an meiner rechten Achsel hat die Operation hinterlassen.

Die Ärzt:innen haben in der Tumorkonferenz jedoch beschlossen, sie würden mir eine Immuntherapie empfehlen, da ich jung bin und die Tumorgröße nicht gering war. Diesen Rat befolgte ich auch. Alle zwei Wochen kam ich ins Krankenhaus und habe eine Infusion bekommen. Ein Jahr lang sollte die Immuntherapie gehen. Fast hatte ich es geschafft, ich hätte nur noch einmal hin gemusst. Ich hatte mich schon so gefreut. Von einem Tag auf den anderen konnte ich dann plötzlich kaum mehr etwas sehen auf meinem rechten Auge. Direkt wurde die Immuntherapie gestoppt und abgebrochen, denn die Vermutung bestand, dass es eine Nebenwirkung ist. Diese Vermutung bestätigte sich nach einigen Operationen, Behandlungen und Untersuchungen am Auge. Bis heute sehe ich leider immer noch nichts richtig. Der Professor von der Augenklinik sagte mir, dass wird auch leider nicht mehr besser werden.

In den halbjährlichen Untersuchungen im Krankenhaus hatte sich inzwischen auch eine Auffälligkeit in meinem Kopf gezeigt, die dann auch größer geworden war. Die Vermutungen der Ärzt:innen war ein Hirntumor. Ich dachte, es hätte nicht noch schlimmer kommen können nach den anderen Sachen. Die Ärzt:innen sagten eindeutig, der Tumor im Kopf hat nichts mit dem Hautkrebs zu tun und auch nichts mit dem Auge. Ich fragte mich, wie ich nur so viel Pech haben kann. Ich machte mir Termine bei anderen Kliniken, um noch andere Meinungen einzuholen. Ich war in der Hoffnung von irgendeiner Ärztin oder Arzt zuhören zu kriegen, dass es was anderes sein kann, dass es doch kein Tumor ist. Leider haben alle Ärzt:innen dasselbe gesagt und dasselbe empfohlen: Tumor im Wachzustand operieren und möglichst viel davon wegschneiden. Doch auch alle Ärzt:innen waren sich einig, dass die Operation viele Risiken mit sich bringt, denn der Tumor liegt im Bewegungs- und Sprachbereich. Vor dieser Operation hatte ich eine so große Angst wie wahrscheinlich noch nie in meinem Leben.

Die Operation habe ich glücklicherweise letztes Jahr im September gut überstanden. Seither spüre ich meine rechte Hand leider nicht mehr, bewegen kann ich sie aber schon noch. Auch das Sprechen war vier Tage lang nach der Operation sehr schwierig für mich, was anfangs etwas erschreckend war. Nach zwei Wochen ging ich dann mit der Diagnose ›Hirntumor, Astrozytom Grad II‹ nach Hause, wobei leider nicht alles entfernt werden konnte.

Zwei Monate nach der Operation wurde auf einmal meine rechte Seite taub. Meine rechten Finger fingen an zu zucken und ich konnte diese nicht kontrolliert bewegen. Dies dauerte ca. zwei Minuten lang, kam mir jedoch viel länger vor. Ich war so geschockt und meldete mich direkt bei meinem Arzt. Nach verschiedenen Untersuchungen und Gesprächen waren sich die Ärzt:innen einig: Fokale Epilepsie und eine Folge der Operation. Dass es diese Art von Epilepsie gibt, oder dass es allgemein verschiedene Arten von Epilepsie gibt, wusste ich bis dahin nicht. Ich habe direkt Antiepileptiker bekommen. Nach einigen weiteren Anfällen wurde die Dosis erhöht und nun bin ich seit zehn Monaten anfallsfrei und hoffe sehr, dass es so bleibt und die Antiepileptiker weiterhin helfen.

Auch nach der Hirntumor-Operation mussten weitere Behandlungen her. Die Strahlentherapie habe ich bereits mit 30 Sitzungen montags bis freitags überstanden. Derzeit mache ich die Chemotherapie, die für ein Jahr angesetzt ist. Ich hoffe sehr, dass mich keine weiteren bösen Überraschungen erwarten werden, dass kein weiterer Rückschlag mehr kommt, dass der Tumor nicht weiter wachsen wird und nicht alles umsonst war.

Ich selber habe mich für meine ganzen Diagnosen geschämt. Ich wollte nicht, dass es jemand weiß. Mir war es irgendwie peinlich und unangenehm. Sobald ich zu Ärzt:innen gegangen bin und die meine ganzen Diagnosen gesehen habe, wurde ich von allen als ›besonderer Fall‹ bezeichnet, da sie sowas noch nie gesehen haben. Aber besonders bedeutet ja nicht schlecht. Mir ist bewusst geworden, dass ich kann stolz auf mich sein, das alles schon geschafft zu haben und noch weiter zu kämpfen. Es ist nichts, wofür man etwas kann und was einem peinlich sein muss. Inzwischen bin ich 23 Jahre alt, bin seit über vier Jahren am Kämpfen und gebe auch nicht auf.

Während der ganzen Geschichten habe ich meine Ausbildung erfolgreich abgeschlossen, obwohl ich sehr oft nicht da war, da ich Arzttermine hatte, im Krankenhaus lag usw. Ich hatte und habe auch noch viel zu kämpfen, vor allem mit Ängsten. Jedoch habe ich auch gemerkt, dass ich immer auf meine Familie und meinen Freund zählen kann.

Zudem habe ich nun einen Podcast gestartet ›Nur noch Krebs im Kopf!‹. Und möchte so möglichst anderen Menschen helfen und Mut machen. Auch verarbeite ich meine Erlebnisse für mich, wenn ich darüber spreche. Beim Planen des Podcasts habe ich gemerkt, dass ich das alles noch nicht verarbeitet habe und hoffe es damit zu schaffen. Ich habe gelernt, offen darüber zu sprechen, was mir auch guttut. Ich hoffe ich kann anderen und gleichzeitig auch mir mit dem Podcast helfen!«

Aljona berichtet von ihrer Hautkrebsdiagnose, der Therapie und anschließender Diagnose eines Hirntumors, der viele zusätzliche Operationen und Neben- bzw. Nachwirkungen mit sich zog. Schließlich startete sie einen eigenen Podcast, um die Erlebnisse zu verarbeiten.‍
Aljona
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Nele trägt einen hellgrünen Mantel. Den rechten Kragen hält diese Person mit ihrer rechten Hand und schaut dabei lächelnd in die Kamera.
Patient:in
Brustkrebs
Patient:in

»Ich bin Nele @die.mit.dem.krebs.tanzt. Wie es sich anfühlt, plötzlich schwer zu erkranken? Nun ja, man ist erstmal völlig überrumpelt, ungläubig und strauchelt, sammelt und konfrontiert sich mit elementaren Fragen ans Leben.

Als Klinikmitarbeiterin therapiere ich Patient:innen mit Krebs. Letztes Jahr hat es mich dann unerwartet selbst erwischt. Brustkrebs mit 29 Jahren, das ist doch ein riesengroßes Ding. Im wahrsten Sinne des Wortes. Alles und jeder war plötzlich in Aufruhr. Es musste schnell gehen und wichtige Entscheidungen sofort getroffen werden. Plötzlich war da scheinbar keine Zeit mehr.

Vieles hat sich seit meiner Behandlung verändert. Meine Lebenslust und mein Humor sind hierbei nie von meiner Seite gewichen. Der Wille, mein Leben neu zu leben, trägt mich bis heute. Ich habe erfahren, wie es ist, wenn alles Gewohnte schlagartig Kopf steht, möchte andere Betroffene und Angehörige informieren. Ihnen so gut ich kann Unsicherheiten nehmen und Mut machen, den anstehenden Weg mit Zuversicht zu gehen.

Seit Kurzem bin ich Teil des Wünschewagen-Teams, was es mir ermöglicht, schwer erkrankten Menschen, letzte Herzenswünsche ehrenamtlich zu erfüllen und unvergessliche Erinnerungen zu schaffen. Auf meinem Account nehme ich dich immer wieder mit hinter die Kulissen der Klinik. Ich gebe Einblicke zu Untersuchungen und Behandlungen, teile mit dir eigene Erfahrungen meiner Krebsbehandlung und Gedanken, die das neue Leben mit sich bringt. Der Weg, den wir ungefragt beschreiten müssen, ist kein leichter, umso wichtiger ist es, einander an die Hand zu nehmen, miteinander zu fluchen, zu lachen und den Blick nach vorne zu richten. Du findest mich auf Instagram unter @die.mit.dem.krebs.tanzt oder meiner Website www.diemitdemkrebstanzt.de. Ich freue mich auf dich!«

Nele hat mit knapp 30 Jahren eine Brustkrebsdiagnose erhalten und macht nun auf ihrem Instagram-Account anderen Betroffenen und Angehörigen Mut. Aus diesem Grund arbeitet sie mittlerweile auch ehrenamtlich für den Wünschewagen.
Nele
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Katharina schaut lächelnd in die Kamera vor einem blauen Hintergrund. Diese Person trägt eine Brille, kurzes gestyltes Haar und einen Kapuzenpulli.
Patient:in
Lungenkrebs
Patient:in
Brustkrebsgen

»Ich heiße Katharina, bin 36 Jahre und komme aus Herne, NRW.

Im Sommer 2021 hatte ich eine Erkältung, wobei der Husten nicht weggehen wollte. Also war ich beim Arzt und wir sind auf die Suche gegangen. Dann kam folgendes raus: Bluthochdruck, sehr hoher Puls und keine Erklärung, warum ich noch so huste. Ich war beim HNO und auch bei einer Lungenärztin. Wegen des hohen Pulses hat sie mich geröntgt und ich bekam dann am 20. Oktober 2021 die Info, dass ich Krebs habe. Meine Welt brach zusammen. Das Schlimmste war, es meinen Eltern und meiner Familie davon zu erzählen. So viel Trauriges ist passiert, warum dann noch sowas.

Ich kam ins Krankenhaus und wurde untersucht: Lungenkrebs Stadium 4b, keine Mutation. Ich weiß nicht warum, aber ich war mental sehr stark. Habe mir alles erklären lassen und viel nachgefragt. Ich wollte aufgeklärt sein. Da die Klinik 1,5 Monate keine Therapie angefangen hatte, entstand durch die Frau meines Cousins der Kontakt zur Uniklinik Köln. Ich war zuversichtlich, aber auch sehr angespannt.

Ab da ging alles seinen Weg:

Am 7. Dezember 2021 fing der erste Zyklus Chemo- und Immuntherapie an. Ich hatte Angst, da es nun so richtig losging. Schaffe ich das? Oder wird es mir so sehr schlecht gehen?

Nach zwei Zyklen war die Metastase nicht mehr da, nach vier Zyklen war der Tumor im rechten Oberlappen von 6,5 cm auf 1,2 cm gegangen. Die Tumorkonferenz beschloss die OP. Mein Wunsch ging damit in Erfüllung. Ich weiß, OP, Chemo und Bestrahlung sind kein leichter Weg. Aber Hey, es geht um mein Leben!

Am 31. März 2021 erfolgte dann die OP. Vor der OP selber hatte ich keine Angst, aber vor den Schmerzen danach. Es war sehr schlimm, trotz Schmerzmittel. Im Juni 2021 erfolgte die Bestrahlung und ich begann damit zur Psychoonkologin zu gehen. Ich besuche sie bis heute ca. alle vier Wochen. Ich habe sie gerne an meiner Seite, da ich mit ihr sicherer bin, dass es mir soweit gut geht.

Ich bekomme durchgehend seit dem 07. Dezember 2021 Pembrolizumab als Erhaltungstherapie und bin sehr froh, dass ich ohne Mutation diesen Weg bisher geschafft habe. Ich gehe zum Aqua-Fitness und zweimal die Woche zum Rehasport. Mache Dinge, die mir guttun & woran ich Freude habe.

Stand heute nach etwas über einem Jahr: kein neuer Tumor, keine neuen Metastasen und die Lymphknotenmetastasen sind im Rückgang.«

Der Weg mit Krebs ist kein einfacher, aber Katharina zeigt einem Möglichkeiten auf sich zu hören und sich selbst gutzutun.
Katharina
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36
Mareike posiert vor einem Spiegel in einem Zimmer, welches sich in einer Renovierung befindet. Dabei schaut diese Person lächelnd in die Kamera. Diese hat Tattoos auf ihren Armen und schwarze Kleidung.
Angehörige:r
Darmkrebs
Angehörige:r

»Hallo, mein Name ist Mareike, ich bin 32 Jahre alt, verheiratet, mein Mann Daniel ist 37 und wir haben einen wundervollen vierjährigen Sohn und einen Hund. Bisher hatten wir ein völlig normales Leben, mit normalen unnötigen Alltagsproblemen. Wir waren glücklich, hatten eine kleine Familie gegründet und geplant ein Haus zu bauen.

Mein Mann war leidenschaftlicher Sportler – fit, schlank, definiert – hat sich immer bewusst und gesund ernährt. Sein zweites Hobby war Simracing (Rennsimulationen). Er hat einen Formel 1 Simulator und fährt mit Anderen Rennen, analog der echten Formel 1. Und er liebt seinen Beruf als Informatiker und bei uns daheim alles zu programmieren und zu automatisieren.

Mein größtes Hobby war die Fotografie, denn ich liebe es, schöne Momente festzuhalten, aber auch die Bildbearbeitung. Außerdem nähe ich super gerne und habe es mir selbst beigebracht, seit unser Sohn auf der Welt ist. Ich habe auch einen kleinen Nähblog und Account auf Instagram @sew_licious18.

Im Oktober 2020 sprang unser damals zweijähriger Sohn meinem Mann ungebremst auf den Bauch. Er hatte danach etwa zwei Wochen Schmerzen und ging schließlich zum Arzt. Dort bekam er eine Überweisung zum MRT. Einen Termin bekam er aber erst für März und mit Dringlichkeitsüberweisung schließlich einen Termin im Januar. Als es so weit war, waren seine Schmerzen längst weg und er überlegte, abzusagen. Das er das nicht tat, hat ihm das Leben gerettet.

Am 04. Februar 2021, dem Weltkrebstag, hatte er die Befundbesprechung bei seinem Hausarzt und erfuhr, dass da etwas ist und, dass es Krebs sein könnte. Es folgte eine Laproskopie (Bauchspiegelung) und eine Darmspiegelung. Dann stand es fest: metastasierter Darmkrebs. Einen Tag später am 11. Februar 2021 haben wir geheiratet.

Am 16. Februar 2021 folgte schon die Operation, bei der ein riesengroßer Tumor und drei Bauchfellmetastasen entfernt wurden. Es bestand aber ein hohes Risiko auf ein Rezidiv. Es folgten zwölf Zyklen adjuvante Chemotherapie. Anschließend eine Pause und am 30. November 2021 folge die große HIPEC (Hypertherme intraperitoneale Chemotherapie, bei der die Bauchhöhle mit einer erwärmten Chemotherapie-Lösung gespült wird) in Freiburg. Nur eine verschrumpelte Metastase, was ein großer Erfolg und wir waren voller Hoffnung.

Leider bekam mein Mann schnell wieder Probleme und ein MRT im März 2022 zeigte zwei vergrößerte Lymphknoten. Eine erhaltende Chemotherapie wurde abgelehnt, ein MRT nach weiteren drei Monaten ebenso. Seit Februar 2022 rannten wir von Arzt zu Arzt. Da ist nichts, nichts Bösartiges. Ausgeschlossen, wir haben alle Untersuchungen gemacht, sagten sie alle.

Am 19. September 2022 folgte eine Kontrolluntersuchung, die zeigte, dass der Krebs mit voller Wucht zurück ist und nun nicht mehr heilbar. Beide Lungen sind übersät mit mindestens 25 Metastasen. Diese sind zu klein und zu verstreut, um sie operieren zu können. Mehrere Lymphknoten von der Leiste bis zum Hals sind ebenfalls vergrößert und zu viele, um sie zählen zu können. Und die Spitze des Eisbergs: eine Metastase in der Samenblase, was sehr selten auftritt.

Nun ist mein Mann Palliativpatient und sie hoffen auf ein paar Jahre. Chemotherapie ab jetzt so lange es möglich ist. Es ist sehr anstrengend, das alles zu verarbeiten und zu managen, besonders mit Kleinkind. Ihm ein normales Leben zu bieten, ist sicher unsere größte Herausforderung und erfordert unfassbar viel Kraft. Eine noch größere Herausforderung wird es werden, ihm irgendwann zu erklären wie ernst die Lage ist.

Als Partnerin gibt es auch einiges, was nicht so einfach ist und daher habe ich mich auch dazu entschieden einen Blog bei Instagram zu schreiben – aus Sicht der Ehepartnerin. Ich habe selbst bemerkt, wie wichtig und hilfreich der Austausch mit Anderen ist und die meisten Blogger:innen sind selbst die Patient:innen.

Wir haben nun entschieden, wir kämpfen weiter, wir geben nicht auf, wir denken positiv. Das müssen wir, für unseren Sohn.«

Mareike berichtet ihre Geschichte als Partnerin, denn ihr Mann ist an fortgeschrittenem Darmkrebs erkrankt: vom völlig normalen Leben in einem dauernden Ausnahmezustand, der gerade mit Kleinkind alles andere als einfach ist. Die kleine Familie kämpft gemeinsam.‍
Mareike
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Lara, rechts im Bild, schaut lächelnd in die Kamera, während sie von Niklas, links im Bild, auf die Wange geküsst wird.
Patient:in
Hodgkin-Lymphom
Patient:in
Angehörige

»Hallo, wir sind Lara (26) und Niklas (28), die Gesichter hinter dem Account @hearthtimetravel und mussten uns mit der Diagnose Morbus Hodgkin Lymphom auseinandersetzen. Kurz, nachdem wir frisch zusammen gekommen sind. 😓

Wir lernten uns im Sommer 2021 kennen, verliebten uns ineinander und freuten uns auf unsere gemeinsame Zukunft. 👩🏻🤝👨🏼Doch was wir nicht wussten: nur wenige Wochen nachdem wir uns kennengelernt hatten, ertastete Lara einen zunächst harmlos scheinenden Knoten an Niklas Hals. Wir ließen ihn näher untersuchen und dachten an nichts Schlimmes. Niklas hatte keinerlei Symptome auf irgendeine Krankheit und sein Blutbild war komplett unauffällig. Nur zwei Monate später nach vielen Untersuchungen begann die bisher schwerste Zeit unseres Lebens. Diagnose: Krebs. 😰 Was nun? Wir waren offiziell nur sieben Wochen zusammen …

Nach dem ersten Gespräch in der Onkologie war die erste Erleichterung spürbar, denn Niklas hatte eine Art Krebs, den man sehr gut behandeln kann und der nicht weit fortgeschritten war. Wir wussten, dass wir das zusammen schaffen können. 💪🏻 Wir waren nun bereit, ohne zu wissen was uns erwartet, den Schritt in die Chemotherapie zu gehen. Es waren insgesamt vier Zyklen Chemotherapie geplant. 💉 Bereits nach den ersten Tagen waren die befallenen und geschwollen Lymphknoten deutlich zurückgegangen und fast nicht mehr tastbar. Das spornte uns natürlich an, den Glauben nicht zu verlieren und einfach durchzuhalten. Niklas freute sich dadurch auf die Chemotherapie im Krankenhaus. 🏥 Das klingt in erster Linie merkwürdig, aber für ihn waren es weitere Schritte in Richtung Genesung, denn er spürte früh in der Behandlung, dass es wirkt. Er wusste, dass ihm die Chemotherapie nichts Böses antun wollte, sie wollte ihm helfen gesund zu werden. Durch diese Denkweise hielten sich die Nebenwirkungen in Grenzen, da er mental die nötige Einstellung hatte, seinen Körper nicht psychisch zu stressen und sein Ziel gesund zu werden, stets im Blick hatte. ☺️

Jeder Mensch geht mit solchen schwierigen Situationen anders um.

Für uns war es die richtige Entscheidung, mit der Krankheit möglichst offen umzugehen. 👏🏻 Egal, ob mit der Familie, Freunden, Verein oder bei der Arbeit. Natürlich redet man nicht mit allen gleich vertraut. Aber wir waren, wenn jemand etwas genauer wissen wollte, nie verschlossen. Das war auch für unser Umfeld deutlich einfacher, da manche nicht wissen, wie man auf einen Krebspatienten zugehen soll.

Beispielsweise die Frage: ›Wie geht's dir?‹ wollten die Leute nie stellen, da sie nicht wussten, ob sie angebracht ist. Mit unserer Offenheit über das Thema Krebs war es für die Menschen in unserem Umfeld auch deutlich einfacherer, mit der Situation umzugehen.

Nach vier langen Zyklen Chemotherapie erhielten wir die Nachricht: Krebsfrei … ein Wort, dass einem während der gesamten Behandlung im Kopf umherging, konnte nun laut ausgesprochen werden. 🥹

Wir haben durch unsere Krankheit viel gelernt und wie ihr merkt, gibt es ein großes Feld an Themen, worüber wir berichten könnten. Wir möchten dieses Wissen mit anderen teilen. Auf unserem Instagram-Account @hearttimetravel berichten wir regelmäßig über unsere Erfahrung, die Behandlung und das Leben nach der Krankheit. Wir hören allen, die Fragen haben zu und begleiten euch bei Bedarf. Wir hoffen, damit anderen helfen zu können – und ihnen Mut machen.

Denn Krebs ist nicht unbesiegbar! ❤️«

Lara und Niklas, ein unglaublich starkes Pärchen, das sich während der Krebsdiagnose lieben gelernt hat und durch dick und dünn gegangen sind, erzählen ihre ganz persönliche Geschichte.
Lara und Niklas
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Leider konnten wir keine passende Geschichte finden.

Am besten, du überprüfst noch einmal deine Filter, damit wir mehr Geschichten für dich finden können. Ist trotzdem nichts dabei? Wie wäre es, wenn du uns deine Geschichte erzählst?

Illustration, in der eine Hand zu sehen ist, die ein Smartphone in der Hand hält. Dadrüber ist ein Vergrößerungsglas, das über dem Smartphone schwebt.
Illustration einer Person, die sich die Hand aufs Herz legt.

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Wir suchen Krebspatient:innen und Angehörige, die über ihre Erfahrungen mit der Krankheit sprechen möchten. Warum? Weil du anderen Betroffenen mit deiner Geschichte ganz viel Mut machen kannst. Gemeinsam sind wir nicht allein.

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