»Als ich 2016 erfuhr, dass mein Papa Lungenkrebs hatte, war das ein Schock. Ein Schock, den ich zuerst nicht so recht wahrhaben wollte. Ich redete mir ein, dass mein Leben ›ganz normal‹ weitergeht. Ich habe weiter studiert, weiter gearbeitet, eine Beziehung geführt, mich mit Freunden getroffen und meinen Papa so oft besucht, wie ich nur konnte – immerhin lagen etwa 700 Kilometer zwischen uns.
Eine ganze Zeit lang ging dies auch gut. Doch nach etwa ungefähr sechs Monaten, einer Trennung, einem Umzug und im sechsten Semester meines Design-Studiums, bemerkte nicht ich, dass ich ein Problem hatte, sondern meine Professorin.
Eines Nachmittags nach dem Kolloquium fing sie mich ab und fragte mich: ›Rebecca, ist alles in Ordnung bei dir? Ich kenne dich so gar nicht.‹. Dazu muss ich zugeben, dass ich eher in die Kategorie ›engagiert‹ gehöre und mich im Studium immer offen und kreativ eingebracht habe. Zu dieser Phase hatte ich allerdings mehr und mehr das Gefühl, meine Kreativität verloren zu haben, wollte mir aber trotzdem nicht eingestehen, dass es mir nicht gut ging. Vor allem wollte ich nicht ›aufgeben‹, so kam es mir damals zumindest vor, wenn ich darüber nachdachte, einen Kurs nicht sofort zu machen oder abzubrechen.
Meine Professorin sprach lange mit mir und ich erzählte ihr, was bei mir los ist. Sie hörte mir zu, zeigte Verständnis und gab mir Ratschläge, besonders in Hinblick auf mein Studium. Durch sie wurde mir der Druck genommen, meinen Bachelor in Regelstudienzeit durchziehen zu müssen, aber auch die Möglichkeit eröffnet, Kurse nachzuholen.
Sie ermutigte mich, mir Hilfe zu holen und machte mir einen Termin beim psychologischen Dienst des Studierendenwerks Berlin, wodurch ich kurzfristig Hilfe finden konnte. Dort ermutigten sie mich auch zu der Suche nach einem Therapieplatz (in Berlin ähnlich schwer wie das Finden einer Wohnung), wodurch ich letztlich langfristig Hilfe finden konnte und auch meine Kreativität wiedergefunden habe. Ich habe gelernt, wie wichtig es ist, meine eigenen Bedürfnisse wahrzunehmen und zu kommunizieren. Ich habe gelernt, dass es auch in Ordnung ist, mal etwas nicht zu schaffen. Und vor allem habe ich gelernt Hilfe anzunehmen.
Manchmal muss man auf seine Probleme aufmerksam gemacht werden, um sie letztlich selbst erkennen zu können.«