»Meine größte Angst war es immer schon an Krebs erkranken zu können.
In meiner Familie gab es einige Krebsbetroffene, die leider auch daran verstorben sind. Deshalb war ich beim Thema Krebsvorsorge schon immer sehr genau.
Im Mai 2024 bemerkte ich, dass etwas mit meinem Körper nicht stimmte. Ich hatte bereits seit mehreren Monaten das Gefühl, einen Fremdgegenstand im Hals stecken zu haben. An manchen Tagen war es nur leicht spürbar, an manchen gar nicht und an wieder anderen sehr stark. Als ich im Urlaub war, wurde es so stark, dass ich Angst hatte, daran zu ersticken.
Zurück in Deutschland ging ich sofort zum HNO-Arzt, um die Sache abklären zu lassen. Dieser schickte mich ins CT und MRT. Bei der Besprechung der Aufnahme fiel das erste Mal das Wort Tumor.
Ich saß dort wie versteinert und die Worte des Arztes drangen gar nicht richtig zu mir durch. Ich weiß nur noch, dass er meinte, es muss nichts Bösartiges sein, man müsse die Biopsie abwarten. Ich konnte es damals gar nicht glauben. Jetzt hatte ich doch erst meine Scheidung gemeistert und konnte endlich wieder nach vorne blicken. Mein 30. Geburtstag stand bald an und ich hatte doch so viele Pläne für das Jahr. Die Tage bis zur Biopsie waren wirklich die Hölle für mich, diese Ungewissheit und das tägliche Gedankenkarussell.
Doch mein Bauchgefühl sagte mir bereits zu diesem Zeitpunkt, dass es etwas Ernstes sein wird. Und leider behielt es auch recht. Nach der Biopsie war klar, dass ich an Morbus Hodgkin erkrankt bin, Lymphdrüsenkrebs im intermediären Stadium.
Bei meiner Erstdiagnose wurde das Stadium leider falsch eingestuft. Ich holte mir daraufhin noch eine Zweitmeinung ein. Zum Glück, denn sonst wäre ich falsch behandelt worden.
Mittlerweile habe ich meinen ersten Zyklus geschafft und ich kann sagen, dass es mir wirklich gut geht. Die ersten Tage waren hart, aber man übersteht alles, wenn man das richtige Mindset hat. Ich habe mich nie unterkriegen lassen von diesem Krebs und habe nicht einmal einen Gedanken daran verschwendet, daran sterben zu müssen. Denn das muss ich nicht.
Der Krebs ist nur ein Untermieter und darf dann wieder verschwinden. Allen Betroffenen kann ich nur eines sagen: bleibt mutig, lebt weiter euer Leben so, wie es sich für euch gut anfühlt und bleibt positiv.«
»Hallo, ich bin Kerstin, 43 Jahre alt, und im Februar 2024 erhielt ich die Diagnose eines neuroendokrinen Karzinoms im Gebärmutterhals – eine sehr seltene Krebsart. Die Diagnose kam völlig unerwartet, da sie im Rahmen einer Standard-Vorsorgeuntersuchung entdeckt wurde. Zu Beginn war es ein Schock, gefolgt von Angst, die mich in der ersten Zeit sehr stark begleitet hat. Doch nach dieser anfänglichen Phase habe ich mich Schritt für Schritt mit der Situation auseinandergesetzt und sie akzeptiert.
Glücklicherweise konnte durch CT und MRT relativ schnell ausgeschlossen werden, dass der Krebs in anderen Organen sitzt oder gestreut hatte. Somit folgte zuerst eine Operation, bei der gynäkologische Organe und Lymphknoten entfernt wurden. Diese Operation war körperlich und emotional sehr fordernd und es gab auch immer wieder Rückschläge während der Genesung. Mit der Zeit habe ich gelernt, dass diese Aufs und Abs ganz normal sind und man sich auf die guten Zeiten fokussieren muss.
Obwohl die Operation ebenfalls gezeigt hat, dass ansonsten alles krebsfrei war, wurde aufgrund der Aggressivität des Tumors eine Chemotherapie empfohlen. Die Chemotherapie ist sehr intensiv: Sie läuft über drei Tage mit zwei Medikamenten, gefolgt von dreieinhalb Wochen Pause. Anfangs hatte ich große Angst vor der Chemo, besonders weil mein Körper durch die OP noch geschwächt war. Doch ich habe gelernt, dass ich viel stärker bin, als ich dachte. Inzwischen habe ich drei von sechs Chemozyklen hinter mir, und obwohl die Behandlung sehr intensiv ist, vertrage ich sie besser als erwartet.
Was für mich besonders wichtig ist: In den Wochen nach der Chemo, in denen ich meinem Körper die notwendige Ruhe gönne, genieße ich das Leben umso mehr. In den drei Wochen Pause fokussiere ich mich auf Dinge, die mir Freude bereiten – sei es Zeit mit Freunden, Ausflüge oder einfach schöne Momente im Alltag. Der Fokus auf das, was mir guttut, ist für mich wichtiger geworden als je zuvor. Es mag egoistisch klingen, aber Selbstfürsorge ist entscheidend für meine körperliche und mentale Erholung.
Große Unterstützung erhalte ich von meinem Ehemann, meiner Familie und meinen Freunden. Ohne sie wäre vieles deutlich schwieriger gewesen. Sie sind eine unglaubliche Stütze in dieser herausfordernden Zeit. Ich blicke optimistisch in die Zukunft und hoffe, dass ich Ende dieses Jahres krebsfrei bin und im neuen Jahr wieder voll durchstarten kann.
Was ich anderen Betroffenen mitgeben möchte: Akzeptiert die Diagnose und findet euren eigenen, individuellen Weg, einen klaren Fokus auf die schönen Dinge im Leben zu legen. Es gibt genug schwierige und anstrengende Phasen, deshalb ist es umso wichtiger, sich auf das zu konzentrieren, was einem gut tut. Hört in euch hinein und achtet auf das, was euch stärkt – das ist meiner Meinung nach ein entscheidender Teil der Heilung, und zwar körperlich wie mental. Mein Instagram Name, den ich schon lange habe, ist zu meinem ultimativen Lebensmotto geworden: I.simply.enjoy.life 😊«
»Mit gerade einmal 30 Jahren erhielt ich eine Diagnose, die mein Leben für immer veränderte: Brustkrebs. Doch als wäre das nicht genug, zeigte sich, dass der Krebs bereits in meine Knochen metastasiert hatte. Hinzu kam die Diagnose einer BRCA2-Genmutation, durch die ich künstlich in die Wechseljahre versetzt wurde und keine Kinder mehr bekommen kann.
Diese Erfahrung hat mich nicht nur emotional stark getroffen, sondern auch physisch: Durch die Behandlung und die Medikamente wurde meine Leistungsfähigkeit stark eingeschränkt, weshalb ich nun darüber nachdenke einen Antrag auf Teilerwerbsminderungsrente zu stellen. Derzeit arbeite ich noch 35 Stunden pro Woche, aber die Doppelbelastung, keine Kinder bekommen zu können und auch beruflich nicht mehr voll leistungsfähig zu sein, macht mir oft zu schaffen.
Die ersten Jahre nach meiner Diagnose waren von Unsicherheiten geprägt. Ich habe viele schlechte Erfahrungen mit Ärzt:innen gemacht, die mich nicht ernst nahmen, und den Fehler begangen, meine Krankheit lange Zeit nicht therapeutisch aufzuarbeiten. Doch das hole ich jetzt nach. Ich habe gelernt, wie wichtig es ist, sich um sich selbst zu kümmern – sei es durch gesunde Ernährung oder regelmäßige Bewegung. Diese Veränderungen haben mein Leben spürbar verbessert, auch wenn es lange gedauert hat, dies zu erkennen. Heute weiß ich, dass diese Umstellung ein echter Gamechanger ist.
Eines meiner wichtigsten Anliegen ist es, über die Krankheit aufzuklären. Von außen sehe ich völlig gesund aus, doch innerlich kämpfe ich täglich mit den körperlichen und psychischen Herausforderungen einer chronischen Krebserkrankung. Das führt oft zu Missverständnissen, und ich fühle mich nicht immer ernst genommen. Durch den Austausch mit anderen Frauen, die Ähnliches durchmachen, finde ich jedoch Unterstützung. In Zukunft werde ich mich auch im ›think pink! club‹ engagieren, um die ›Meta-Ladies‹ zu unterstützen. Es ist mir wichtig, ihnen zu zeigen, dass sie nicht allein sind – wir sind viele, und wir verdienen es, gesehen und gehört zu werden.
Abgesehen von meiner Erkrankung bemühe ich mich, mein Leben so aktiv wie möglich zu gestalten, wenn es mir gut geht. Ich liebe es, auf Konzerte und Festivals zu gehen, Zeit mit meinem Hund in der Natur zu verbringen und viel mit meinem Mann und unseren Freund:innen zu unternehmen. Diese Momente genieße ich besonders.
Ich freue mich darauf, mit anderen ›Meta-Ladies‹ in Kontakt zu kommen, die meine Geschichte teilen und sich austauschen möchten.«
»Mein Name ist Theresa und ich bin 21 Jahre alt. Bis zu meinem 20. Lebensjahr führte ich ein abenteuerreiches, ausgelassenes und ganz normales Leben. Ich war immer viel unterwegs mit meinen Freunden, lebte meine Leidenschaft für Musik mit Projekten und Konzerten intensiv aus und liebte es, auszugehen und viel Party zu machen. 2022 zog ich nach Wien, um dort Musik zu studieren. Das war die beste Entscheidung meines Lebens, denn dort fühlte ich mich einfach richtig wohl. Dass im Endeffekt alles anders kommen wird, als ich es erwartet habe, wusste ich damals noch nicht.
Aber im Januar 2023 änderte sich mein Leben schlagartig. Ich musste ein CT von meinem Darm machen lassen, da ich Blut in meinem Stuhl bemerkte und ich wusste aufgrund von Polypen in vorherigen Jahren, dass man diesem Symptom auf die Spuren gehen muss. Auch wenn es für die Ärzte nicht wie ein klassischer Tumor aussah, rieten sie mir dazu, eine Operation zu machen, in der man das auffällige Gewebe entfernt und gleichzeitig eine Hemikolektomie (Teilentfernung eines Dickdarmabschnitts) durchführt. Ich war riesig geschockt, vertraute jedoch den Chirurgen sofort und willigte in die Operation ein. Diese fand im Februar 2023 statt. Danach ging es mir einige Tage überhaupt nicht gut, da ich die Narkose nicht vertragen hatte.
Eine Woche nach der Operation war der histologische Befund da. Damals hörte ich zum ersten Mal von einer Ärztin, dass ich Krebs habe und man mir zu einer Chemotherapie riet. Mein erster Gedanke war: ›Muss ich jetzt sterben?‹ Doch zu meiner Erleichterung meinten die Ärzte, dass ich extrem gute Heilungschancen hätte. Also ging ich den Empfehlungen der Ärzte nach und startete mit der Chemotherapie, unwissend, was das für ein Höllenritt werden wird. Schon nach der Gabe der ersten Dosis ging es mir eine Woche lang extrem schlecht. Ich musste mich oft übergeben und schlief fast nur. Deshalb bekam ich starke Mittel gegen Übelkeit zusammen mit der Chemotherapie verabreicht. Durch diese wurde jedoch nur verhindert, dass ich mich übergebe; übel war mir leider noch immer. Mit dem riesigen Wunsch, zu leben, schaffte ich jedoch auch die sechs Monate Chemotherapie, war aber auch sehr erleichtert, als diese abgeschlossen war.
Mein Studium pausierte ich trotz aller Strapazen nicht. Immer, wenn es mir etwas besser ging, spielte ich wieder Flöte und Klavier und immer wieder fuhr ich auch wieder nach Wien (die Behandlungen hatte ich in meiner Heimat, Tirol-Innsbruck). Das Abschluss-CT, Ende August 2023, war perfekt, denn es war nichts Auffälliges mehr zu sehen. Also zog ich mit riesiger Vorfreude und Motivation im Oktober zurück nach Wien und konnte wieder ganz normal studieren. In dieser Zeit machte ich so viele wunderschöne Erfahrungen, lernte noch mehr neue Leute kennen und verliebte mich erneut in die Stadt Wien.
Ich durfte bei einem Buch der ›Österreichischen Krebshilfe‹ mitwirken, das die Geschichten von Betroffenen mit Darmkrebs beinhaltete. Das war eine riesige Ehre für mich. Außerdem gründete ich im November gemeinsam mit der Tiroler Krebshilfe eine Selbsthilfegruppe für junge Menschen mit Krebs namens ›KraftAnker‹ . Es war mir ein riesiges Anliegen, dass sich betroffene Menschen in meinem Alter nicht allein fühlen und wir konnten sehr schnell einige Menschen erreichen. Einige davon sind sehr wichtige Freund:innen für mich geworden.
Alles schien perfekt zu laufen und ich war mir sicher, dass dieser Krebs mich für immer in Ruhe lassen wird. Im März 2024 hatte ich eine normale Nachsorgekontrolle. Diesmal war es das erste CT nach einem halben Jahr. Die Tage, an denen man auf sein Ergebnis wartet, sind immer hart, jedoch war ich trotzdem positiv und lenkte mich ab. Doch leider kam alles anders als erhofft, denn die Bildgebung zeigte auffällige Knötchen im Bereich der Leber. Aufgrund meiner Darmtumor-Vorgeschichte waren sich die Ärzte sicher, dass es sich hierbei um Metastasen vom primären Tumor handeln muss. Als man dann eine Laparoskopie machte, sah man das eigentliche Ausmaß der Krankheit: Metastasen vom Zwerchfell bis zu den Eierstöcken.
Ich fühlte mich nur noch wie in einem schlechten Film. Meine Familie und mein Freundeskreis, also die wichtigsten Menschen in meinem Leben, waren auch gelähmt vor Schock. Schnell wurde mir bewusst, dass die Situation lebensbedrohlich ist. Doch histologische Erkenntnisse lieferten eine erlösende Botschaft: Die Tumore waren geeignet für eine Immuntherapie. Das war eine große Erleichterung, weil sie mir vorerst eine OP ersparte. Die Immuntherapie vertrug ich gut, also studierte ich normal weiter. Ich musste immer zwischen Tirol und Wien pendeln, war aber einfach nur dankbar, in Wien zwischen den Therapien ein normales Leben führen zu können. Ich lebte so intensiv wie noch nie zuvor; ich unternahm viel mit meinen Freunden und genoss die Zeit. Ich war mir sicher, dass alles gut wird.
Doch Ende Juni folgte der nächste Schock; die Immuntherapie hatte nämlich anscheinend nicht angeschlagen. Die Metastasen haben sich innerhalb von drei Monaten verdoppelt! Also hatte ich zwei Optionen: Eine radikale Operation, bei der man im Anschluss eine HIPEC (warme Chemotherapie) in meinen Bauchraum spült. Zu dieser Option rieten mir meine Chirurgen. Die zweite Option war eine Chemotherapie, die jedoch keine Heilung, sondern lediglich eine Lebenszeitverlängerung versprach.
Auch wenn ich wusste, dass die Operation keine endgültige Heilung versprechen konnte, entschied ich mich dafür, da ich wusste, dass ich kämpfen will und ich mir entgegen aller Prognosen sicher war, eines Tages gesund und krebsfrei zu sein. Die Operation war Ende Juli und dauerte zehn Stunden. Sie entfernten mir die Eierstöcke und das Bauchfell und trugen alle restlichen Metastasen ab. Ich war dann fünf Tage auf der Intensivstation und dort ging es mir nicht gut. Doch ich kämpfte mich wieder zu Kräften und so durfte ich schon nach neun Tagen nach Hause. Ich war so glücklich, wieder daheim zu sein. Und die beste Nachricht vor meiner Entlassung war, dass die Histologie zeigte, dass die Immuntherapie doch etwas bei den Tumorzellen ausgelöst hatte: Sie waren alle unauffällig! Das bedeutet für mich zum jetzigen Zeitpunkt, dass ich eine weitaus größere Chance auf eine vollständige Heilung habe, weil ich leben und nicht überleben will.
Was ich allen Krebspatient:innen auf den Weg geben will: Gebt niemals auf, bleibt positiv und hört nicht immer auf jede Prognose der Ärzt:innen, denn es gibt noch Wunder, die passieren können. Daran muss man sich festhalten, daran glauben und versuchen, stark zu bleiben!«
»Hi, mein Name ist Sabrina ich bin 28 Jahre jung und komme aus dem schönen Österreich. Dort lebe ich mit meinem Mann und meiner Katze. Mit 22 Jahren bekam ich die Diagnose Krebs. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich, meiner Meinung nach, keine Symptome. Rückblickend sprach einiges dafür, dass etwas nicht stimmte.
Da ich schon immer sehr schlank war, war dies kein Hinweis für mich. Erst als ich links und rechts in meiner Leiste Schwellungen feststellte ging ich zum Arzt. Kurz darauf hatte ich auch schon die Vorstellung im Krankenhaus auf der Hämatologie, woraufhin die Extraktion einer meiner Lymphknoten in der Leiste festgelegt wurde.
Nachdem der Befund nun eindeutig war, saß ich einem Onkologen gegenüber der mir die Diagnose mitteilte. Links von mir saßen meine Mama und mein Verlobter. Wir hatten uns erst ein paar Monate zuvor verlobt und unser erstes Eigenheim gekauft, welches erst gebaut wurde. Wir standen gerade am Anfang unserer gemeinsamen Zukunft und mussten uns von nun an mit ganz anderen Sorgen auseinandersetzen.
Die ersten Gedanken, die mir in einfielen waren: Chemo, Glatze und Übelkeit. Was wird das alles aus mir machen und vor allem werde ich es überleben?‹ Die erste Frage, die ich dem Arzt stellte war: ‹Wie lange wird dieses ganze Prozedere in Anspruch nehmen?‹ Für mich wäre es das Schlimmste gewesen nicht gesund beziehungsweise mitten in einer Chemotherapie in unser Eigenheim einzuziehen.
Nachdem es dann hieß, dass meine Krankheit gut heilbar ist und es sich nur um ein paar Monate handelt, war dies für mich eine kleine Erleichterung, denn wir würden erst ein Jahr später umziehen. Für mich stand in diesem Moment fest: Ich werde gesund in unser neues Zuhause einziehen.
Die nächsten Wochen standen so viele Untersuchungen unter anderem eine Eizellenextraktion. Da ich noch ziemlich jung war und man nicht wusste, wie viel die Chemo zerstören würde, hatte ich die Entscheidung meine Eizellen einfrieren zu lassen. Nach langem Hin und Her entschied ich mich auf mein Bauchgefühl zu hören und gegen die Operation. Sie hätte nicht nur hohe Kosten mit sich getragen, sondern auch einige Schwierigkeiten und Risiken. Bis heute bereue ich meine Entscheidung nicht.
Meine Chemotherapie verlief zum Glück gut, ich hatte keine Übelkeit. Jedoch war mein Immunsystem immer sehr schlecht, sodass ich von insgesamt vier Zyklen drei isoliert werden musste. Um meine Eizellen etwas zu schützen bekam ich zusätzlich zu den gefühlt 1000 Tabletten noch eine Spritze, die mich körperlich in den Wechsel schickte. Ich muss immer an die Worte des Arztes denken: ›Sie können sich das so vorstellen, dass sie innerlich nun eine alte Frau sind.‹ Danke dafür! 🤪 Mit 22 Jahren in die Wechseljahre geschickt zu werden, wünscht sich doch jeder.
Meine größte Unterstützung war in dieser Zeit eindeutig meine Mama und mein Verlobter. Sie waren immer an meiner Seite und dafür werde ich ihnen immer dankbar sein. So schlimm die Zeit auch war: Wir hatten oft einiges zu lachen und ich bin so stolz auf mich und meinen Körper, welche Stärke er bewiesen hat und ich nie meinen Humor verloren habe.
Seit meiner Diagnose bin ich ein anderer Mensch und habe eine ganz andere Einstellung zum Leben. Am 20. Juni 2024 waren meine fünf Jahre Remission vorbei und laut Krankenhaus gelte ich nun als genesen. Als mir dies mitgeteilt wurde fiel mir ein Stein vom Herzen.🥺
Um all das Geschehene zu verarbeiten, habe ich nach meiner Chemotherapie das Buch ›FCKCANCER‹ geschrieben und veröffentlicht. Ich erzähle meine Geschichte ganz ausführlich und berichte über all meine Gedanken und Probleme, die ich teilweise bis heute noch habe.
Man verliert niemals seine Stärke. Man vergisst nur manchmal, dass man sie hat.«
»Hallo ich bin Julia und 34 Jahre alt. Im August 2023 sollte ich wegen einer großen Zyste und einem Myom operiert werden. Dabei sollte auch eine Ausschabung der Gebärmutter vorgenommen werden. Die Operation wurde abgebrochen, da etwas hinter der Gebärmutterhalswand gefunden wurde.
Nach quälenden drei Wochen kam das Ergebnis Krebs. Ich hatte null Symptome, die PAP-Abstriche (Abstriche am Gebärmutterhals) waren nie auffällig, da es keine plattenhaltige Form ist. Einige Wochen nach der Diagnose bekam ich dann Schmierblutungen.
Nach unzähligen Untersuchungen und großer Operation, mit Entfernung der Zyste sowie Eierstöcke, stand alles fest. Stadium FIGO IVB. Tumorgröße 6,7 Zentimeter mal 3,7 Zentimeter, Infiltration der Parametrien beidseits und der Gebärmutterhals nahen Vorderwand der Vagina, Metastasen in den Lymphknoten iliakal sowie im Omentum majus (eine vom Bauchfell überzogene fett- und bindegewebsreiche Struktur).
Laut Leitlinie sollte eine palliative Chemotherapie erfolgen. Mein Onkologe war nicht einverstanden und schickte mich zu einer Zweitmeinung, wo auch die Möglichkeit einer Bestrahlung genannt wurde. Ich entschied nach Bauchgefühl und wählte die Bestrahlung. Ich musste mir anhören, dass wenn ich ein ›Versuchskaninchen‹ außer der Leitlinie sein möchte, dann soll ich das. Ich zog die Radiochemo durch und wurde belohnt. Der Tumor ist laut CT nicht zu sehen.
Nun habe ich fünf von sechs Zyklen der darauffolgenden Chemotherapie geschafft. Ende August erfolgt ein Kontroll-MRT und dann schauen wir weiter.
Auch wenn mir gesagt wurde, dass man den Krebs nie mehr aus meinem Körper bekommen würde, werde ich für meine Kinder solange kämpfen wie ich kann.«
»Hallo ihr Lieben! Ich bin Vivi, 19 Jahre alt und habe quasi zu meinem 19. Geburtstag die Diagnose eines Hodgkin-Lymphoms bekommen. Ich habe mich schon lange mit dem Thema Krebs beschäftigt und wollte etwas Ehrenamtliches für Krebspatienten machen, allerdings wusste ich nie, inwiefern ich da unterstützen kann, da ich bis zu meiner eigenen Erkrankung keine persönlichen Erfahrungen mit Krebs hatte.
Gegen Ende Oktober ist mir eine Schwellung auf meiner linken Halsseite aufgefallen. Erstmals dachte ich an einen typischen Infekt oder eine Entzündung, was mir aber schon ziemlich komisch vorkam, da ich das zuvor noch nie hatte, und ich keinerlei Schmerzen oder andere Symptome bemerkte.
Am 03. November 2023 hatte ich einen Termin bei meiner Hausärztin, welcher ursprünglich zur Überprüfung meiner Eisenwerte ausgemacht war. Ich bat sie sich meinen Hals mal anzuschauen, da mein Hals zu dem Zeitpunkt schon ziemlich geschwollen war und die Schwellung mit der Zeit auch immer mehr zugenommen hatte. Sie tastete meinen Hals ab und wir machten ein großes Blutbild, denn meine Eisenwerte mussten mir ja sowieso abgenommen werden. Drei Tage später machte sie einen Ultraschall von meinem Hals und besprach sich mit ihrem Kollegen, welcher tatsächlich auch Onkologe ist. Daraufhin überwiesen sie mich in die Klinik und die Ärztin zeigte mir auf ihrem Laptop die Webseite der Klinik und der Fachabteilung, zu der ich sollte. Es ploppte der Begriff ›Hämatologie‹ auf, worunter ich mir erstmals nichts vorstellen konnte. Erst als ich ›Onkologie‹ las, realisierte ich, worum es geht.
In der Klinik hatte ich am 08. November 2023 das Erstgespräch bei meiner Onkologin. Auch sie hat meinen Hals abgetastet und einen Ultraschall gemacht, woraufhin sie ›Oh‹ sagte, und in dem Moment wurde mir schnell klar, dass die Chancen eher schlecht stehen.
Einen weiteren Tag später, am 09. November 2023, wurde ich für die weitere Diagnostik auf der onkologischen Station aufgenommen. Dort wurde dann eine Computertomografie gemacht und am nächsten Tag eine CT-gesteuerte Biopsie. Nun begann das Schlimmste von allem, die Wartezeit.
Am 16. November 2023 habe ich schließlich die Diagnose bekommen und auch den Therapieplan mit meiner Onkologin besprochen.
Bevor die Chemotherapie begann, habe ich mich in einer Kinderwunschklinik beraten lassen, und mich letztendlich für die Hormonspritze entschieden, die mich in die künstlichen Wechseljahre versetzte, welche ich am Tag der ersten Chemotherapie, dem 27. November 2023, bekommen habe.
Leider habe ich die Chemotherapie nicht gut vertragen, denn ich hatte mit extremer Übelkeit, Appetitlosigkeit, Kreislaufzusammenbrüchen und natürlich auch mit Haarverlust zu kämpfen. Ich hatte zum Glück nicht ganz so viele Sitzungen, aber musste für die letzten beiden Sitzungen stationär aufgenommen werden, da es mir zu schlecht ging und ich ständig zusammengebrochen bin.
Im Januar 2024 habe ich die Chemotherapie abgeschlossen und im März mit der Bestrahlung in einem anderen Klinikum begonnen. Diese war sowohl physisch als auch psychisch schwierig für mich. Obenherum musste ich mich entblößen, und unter der Bestrahlungsmaske habe ich Panik bekommen und habe es nicht wirklich lange darunter ausgehalten. Zudem habe ich aufgrund der Bestrahlung mit Nebenwirkungen wie Übelkeit, Hautveränderungen, Müdigkeit, körperlicher Schwäche und Zusammenbrüchen gekämpft.
Das Schönste am Ende der Behandlung war für mich, die Krebsglocke zu läuten. Auch wenn der Krebs das bisher Schlimmste ist, was mir widerfahren ist, war es auch das Lehrreichste.
Ich denke bei meiner Krebserkrankung an ein Buch: Es gibt Kapitel, die sind schlimm, und es tut weh sie zu lesen, aber sie lehren uns wichtige Lektionen, lassen uns wachsen und stärken uns mehr denn je.
Mein Weg ist noch lang, aber egal wie lang er noch ist, das was zählt, ist, dass ich überlebt habe.«
»Hi, ich bin Caro, 30, und wohne mit Mann und Hund in München. Ich litt jahrelang unter Hypchondrie und begab mich auch in Therapie. Ich hatte panische Angst vor Krebs, bis ich ihn 2022 mit 28 Jahren dann tatsächlich bekam. Ironischerweise ein halbes Jahr nachdem ich offiziell von meiner Hypochondrie ›geheilt‹ war.
Meine Symptome habe ich zu der Zeit nicht als solche erkannt. Ich steckte mitten in den Hochzeitsvorbereitungen. Ich war gestresst. So schob ich meinen Gewichtsverlust, Müdigkeit und Abgeschlagenheit auf den Stress. Und auf den Winter in Deutschland. Stutzig wurde ich erst, als ich immer mal wieder mein Herz heftig schlagen gespürt habe und mir mein Fitnesstracker einen viel zu hohen Ruhepuls anzeigte.
Ich ging zum Hausarzt. Ergebnis: Tachykardie – ich sollte zum Kardiologen. Dort hätte ich allerdings erst 9 Monate später einen Termin bekommen und wäre jetzt nicht mehr hier, wenn meine Mama keinen Terror in der Praxis gemacht hätte. Zwei Tage später saß ich beim Kardiologen. Ergebnis: Zyste. Er schickte mich am selben Tag zum CT. Ergebnis: Gutartiger Tumor (Thymom). Zwei Wochen später ging es zum Chefarzt ins Krankenhaus zur Besprechung. Ergebnis: ›Es ist zu 90% ein gutartiger Tumor, den man einfach nur entfernen muss.‹ Im schlimmsten Fall müsse man mir den Brustkorb aufschneiden, aber man versuche alles, um den Tumor minimal-invasiv zu entfernen. Mit dieser Aussage und einem Gefühl von Erleichterung wurde ich zwei Wochen später operiert. Aus der Op wurde allerdings eine Biopsie, denn die Ärzte hatten sich leider geirrt. Es handelte sich um Lymphdrüsenkrebs.
Diesen Moment, als die Ärzte mir sagten, dass es Krebs ist, werde ich niemals im Leben vergessen. Mein schlimmster Albtraum wurde zur Realität. Ich habe mich nur noch fragen gehört, ob ich jetzt sterben muss. Das sollte es jetzt gewesen sein?! Ich war so unfassbar traurig und sauer auf mich selbst, dass ich mein Leben bisher nicht wirklich gelebt hatte. Immer hatte ich alles nach hinten verschoben und bin nie meinen echten Leidenschaften nachgegangen.
Ich hatte einen sehr aggressiven Krebs. Der Tumor war 15 cm groß, Lunge und Perikard hatte er schon befallen und so bekam ich 6 Zyklen Antikörper- und Chemotherapie. Diese Monate waren ein Ritt durch die Hölle. Die Nebenwirkungen waren fies aber das schlimmste für mich: Der Kontroll- und Identitätsverlust. Ich verlor meine Haare, mein Körper gehorchte mir nicht mehr, ich war der Krankheit ausgeliefert und die Frau, die ich im Spiegel sah, erkannte ich nicht mehr.
Rückblickend betrachtet war es aber auch eine unglaublich lehrreiche Zeit und der Wake Up Call, den ich so dringend gebraucht, mir aber gerne erspart hätte. Oft dachte ich, ich schaff das nicht. Doch am Ende habe ich gesehen, dass ich so viel mehr kann, als ich mir jemals zugetraut hätte. Ich habe erkannt, wer meine wahren Freunde sind, wie wichtig Familie ist und dass das Leben nicht nur eine Aneinanderreihung von vermeintlichen Highlights ist, sondern dass der wahre Zauber in den kleinen Dingen liegt. Auch in schweren Zeiten. Manchmal muss man vielleicht nur etwas genauer hinsehen.
Was mir in der Zeit geholfen hat? Mein Therapeut, den ich seit Beginn der Diagnose hatte. Bis heute. Meine Ärztin, der ich zu 100% vertraut habe. Meine Freunde & Familie, die mich immer zum Lachen gebracht oder mich einfach wortlos in den Arm genommen haben, wenn ich geweint habe. Und Yoga. Auch wenn ich nicht viel mehr konnte als auf der Matte zu liegen und zu atmen.
Der 23.06.22 war der Startschuss in mein neues Leben. Ich war krebsfrei. Getreu dem Motto ›in the end you only regret the chances you didn't take‹ habe ich nach meiner Erkrankung jede Chance ergriffen. Ich bin eigentlich studierte Personalerin, nur war ich nie wirklich happy in meinem Job. Also habe ich auf mein Herz gehört, eine Yogalehrer-Ausbildung abgeschlossen und befinde mich jetzt in Ausbildung zur Ernährungsberaterin. Ich habe angefangen wieder mehr zur reisen, meine Geschichte auf Instagram zu teilen und habe mir nebenbei ein Online Business aufgebaut, das mir ermöglicht, hat in meinem Hauptjob in Teilzeit zu gehen. Weil ich erkannt habe, dass Zeit neben Gesundheit das kostbarste Gut ist. Weil ich mein Leben jetzt auch wirklich LEBEN will.
War das immer einfach? Nein. Gerade nach meiner erfolgreichen Therapie, fiel ich zuerst in ein Loch. Die Termine in der Onkologie gaben mir Halt und Struktur.
Jetzt musste ich mein Leben erst einmal wieder neu sortieren. Man ist ein anderer Mensch. Es ist nichts mehr, wie es war. Das muss man erst einmal selbst verstehen und auch die Menschen um einen herum.
Ich weiß jetzt, worauf es im Leben wirklich ankommt und wer ich eigentlich im wahren Kern bin, was mich glücklich macht. 😊 Ohne den Krebs wäre mein Leben wahrscheinlich weiter vor sich hingedümpelt. Für diese Erkenntnis bin ich unfassbar dankbar. Und für diese zweite Chance, die ich sowas von nutzen werde.
Das Leben ist zu kurz für irgendwann. Tu’s jetzt!«
»Meine Krebsgeschichte begann mit 28 Jahren, kurz nachdem ich mein erstes Baby im Arm halten durfte. Meine Brust war rot und geschwollen, doch ich dachte mir nichts dabei. Dieser typische Milchstau und das zu Weihnachten.
Nach zwei Monaten wollte diese Schwellung immer noch nicht zurückgehen. Mein Frauenarzt fand eine mit 140 ml gefüllte Milchzyste schon recht groß, daher verwies er mich an den nächsten Arzt. Es wurde punktiert und in der Brust wurde auch Muttermilch festgestellt. Ich dachte mir nichts weiter dabei und lebte mein Leben weiter. Doch dieses Ding kam schnell zurück, 350 ml Muttermilch, eine OP stand bevor. Doch der Arzt traute sich diese Operation nicht zu. In der Radiologie schaute man mich mit großen Augen an. Dieses Gebilde in meiner Brust hatte ich mittlerweile Helmut getauft. Helmut war alles andere als eine Milchzyste. Doch was das genau war konnten mir auch eine ganze Reihe von Ärzten nicht sagen. Mit dem Satz, ›Es ist nichts Gutes, aber so etwas habe ich noch nicht gesehen‹, wurde ich immer und immer wieder weitergeschickt.
In der Charité Berlin machte man eine Stanzbiopsie und man stellte fest, dass es diese Art von Tumor nur ein weiteres Mal auf der Welt gab. Chemotherapien, Nebenwirkungen und schlechte Blutwerte sorgten für eine harte Zeit mit einem Baby, doch ich kämpfte mit einem Lachen im Gesicht. Nach der zweiten Chemotherapie Drang der Tumor nach außen und meine Brust füllte sich mit 750ml undefinierbarer Flüssigkeit.
Ich hörte die Ärzte sagen ›Wenn die nächsten zwei Chemotherapien nicht anschlagen, dann können wir nichts mehr für sie tun.‹ Werde ich mein Baby niemals aufwachsen sehen? Zum ersten Mal weinte ich, doch dann zeigte mir das Leben: Egal wie schlecht es dir geht, Wunder können geschehen und ich erlebte sie. Mein Mann heiratete mich während der Pause zwischen den Chemotherapien am ersten Geburtstag meines Kindes. Ich durfte den ersten Geburtstag miterleben, ich durfte heiraten, doch laut der Ärztin sollte ich zu 99,9 % auf natürlichem Wege keine Kinder mehr bekommen können.
Nach meiner letzten Chemotherapie wurde ich direkt schwanger und hielt 41 Wochen später mein zweites Baby in den Armen. Ich beendete die Chemotherapie und meine Brust wurde mir abgenommen.
Dennoch zeichnete sich kurz darauf ganz deutlich ein Knubbel am Hautlappen ab. Die Ärztin ging von einem Hämmatom durch die Operation aus. Dennoch verspürte ich ein Unwohlsein. Eine Stanzbiopsie später und eine Nachricht um zwei Uhr nachts veränderte mein Leben erneut. Mit einer Wahrscheinlichkeit von zwei bis vier Prozent kam der Krebs zurück. Ja auch diese drei bis vier Prozent gibt es.
Ich wusste ich werde es schaffen und nach mittlerweile 12 Operationen, verschiedenen Chemotherapien, Strahlentheraphie, Tabletten, Nebenwirkungen und einer Immuntherapie sieht man keine Krebszellen mehr. Ich bin so dankbar, dass mein behandelnder Arzt mich nie aufgegeben hat.
Egal wie schlecht die Prognose um dich steht, du darfst groß träumen, denn wir sind nicht nur ein Kapitel.
Ich bin Jiny und ich bin nicht nur ein Kapitel. Zwischen Hoffnung, Wunder und zwei mal gegen einen seltenen Brusttumor kämpfen.«
»Moin, ich bin Anni aus Hamburg, 32 Jahre alt und habe im April 2023 die Diagnose lobuläres invasives hormonrezeptorpositives Mammakarzinom erhalten. Ich habe mich dazu entschieden, meine Krankheitsgeschichte auf Instagram zu teilen, um andere zu informieren und Barrieren im Umgang mit Krebspatient:innen abzubauen. Was mir in dieser schweren Zeit geholfen hat, sind meine Familie und Freunde, umfassendes Wissen über Brustkrebs und eine gute Portion Humor.
Aber zunächst von vorne: Eine PALB2-Mutation führte bei mir zu einem erhöhten Risiko für die Entstehung von Brustkrebs. Sieben Monate vor der Diagnose hatte ich eine selbst bezahlte Vorsorgeuntersuchung. Hierbei wurde der Tumor allerdings nicht entdeckt. Das kommt bei lobulärem Brustkrebs leider nicht selten vor.
Die Diagnose traf mich mitten in der Einarbeitung eines neuen Jobs. Ich spürte keinen Knoten, sondern eine eher plötzliche große Verhärtung im oberen Brustbereich – zwei Wochen später bekam ich die Diagnose: In meiner rechten Brust wuchs ein 11 cm großer Tumor. Der Schock lähmte mich zunächst, erst später kamen die leisen Tränen. Die größte Angst war die vor dem Unbekannten.
Es folgte eine Chemotherapie, die leider nicht vollkommen den gewünschten Erfolg brachte – der Tumor zerfiel nur teilweise. Danach musste meine Brust inklusive Haut vollständig entfernt werden. Ein schwerer Schritt, doch die Ärzt:innen rieten mir dazu. Auch nach der OP war der Tumor noch 11 cm groß und vier von fünfundzwanzig Lymphknoten waren befallen – der nächste Schock, da vorher alle bildgebenden Verfahren keine Anzeichen dafür gezeigt hatten. Nun gelte ich als Hochrisikopatientin und mache eine intensivierte zehnjährige Antihormontherapie. Zum Abschluss der Akuttherapie bekam ich außerdem Bestrahlung.
Die Beendigung der Akuttherapie war eine große Erleichterung, aber ich war nicht auf das ständige Auf und Ab danach vorbereitet. Eine ›junge‹ onkologische Reha mit Gleichaltrigen am Meer tat mir sehr gut.
Der nächste Schritt ist der Wiederaufbau der Brust mit Eigengewebe aus dem Bauch, kombiniert mit einer prophylaktischen Mastektomie, also die vorbeugende Entfernung der anderen Brust. Einerseits freue ich mich darauf, andererseits habe ich großen Respekt vor dieser aufwendigen OP.
Mein Motto: Augen zu und durch – und dabei die kleinen Glücksmomente feiern.«
»Der Krebs ist mein Beifahrer – ich werde ihn nicht mehr los. Aber ich sitze hinter dem Steuer und gebe die Richtung und das Tempo vor. Solange es noch geht« – diese Metapher beschreibt wohl am besten, wie sich mein Leben mit fortgeschrittenem Brustkrebs anfühlt.
Die Diagnose kam 2013 aus dem Nichts und hat mir sprichwörtlich den Boden unter den Füßen weggezogen. Mein winziges Mammakarzinom hatte bereits in die Leber und in die Knochen gestreut. Das alles ohne genetische Vorbelastung und trotz regelmäßiger Vorsorgeuntersuchungen. Prognostizierte Durchschnittsüberlebenszeit: zwei Jahre. Was folgte, war ein kräftezehrender Therapiemarathon mit Operationen, Chemos, Antihormon- und Antikörpertherapien, Bestrahlungen, Zielgerichteter Therapie, Knochenaufbauspritze und so weiter.
Getragen von viel positiver Energie und ausgestattet mit jeder Menge Lebensfreude, Zähigkeit und Optimismus, gelingt es mir, den Krebs nun bereits seit 11 Jahren im Zaum zu halten, mal besser – mal schlechter. 2018 wurden Bauchfell-Metastasen diagnostiziert und in einer neun stündigen Operation samt Chemo entfernt. Stets an meiner Seite: mein Mann Peter, meine Familie und meine Freund:innen. Wie es weitergeht? Die Zukunft wird es zeigen. Ich bin unter Dauertherapie – sämtliche Nebenwirkungen inklusive – bis zum allerletzten Tag. Dabei will ich doch nur eines: nämlich leben, und das möglichst lange. Und Spuren hinterlassen.
Von einer fortgeschrittenen Erkrankung spricht man dann, wenn der Krebs bereits gestreut hat, das heißt, wenn er irgendwo im Körper Absiedlungen gebildet hat. Damit ist in der Regel der Status ›unheilbar‹ verbunden – ich bevorzuge allerdings den Terminus ›chronisch krank‹.
All diese Punkte machen den Rucksack, den man von einem auf den anderen Tag ungewollt umgeschnallt bekommt, äußerst schwer. Doch es bringt nichts, heute daran zu denken, was morgen möglicherweise eintreten könnte.
Es gilt, das Leben zu gestalten und zu genießen – getreu meinem Motto: ›Every day is an adventure!‹
Und das mache ich – mit zahlreichen Reisen, Konzertbesuchen, Treffen und allem, was mir sonst noch Spaß macht. Aber natürlich habe ich auch dunkle Tage, was angesichts dieser Krankengeschichte wenig verwundert. Ich kann nicht immer nur lächeln. Es gibt sie – diese Heultage, diese ›Ich seh‘ keinen Sonnenstrahl am Himmel‹ Zeiten.
Im Laufe der Jahre wurde mir immer klarer, dass ich meinen Fokus auf Brustkrebsaktivitäten richten möchte. Dafür brenne ich. Ich will aus meiner Krankheit das Beste machen, möchte Brustkrebsbotschafterin sein, zur Vorsorge aufrufen und Solidarität mit Betroffenen einfordern. Ich liebe es, meine Erfahrung weiterzugeben, Brustkrebs-Aktionen zu unterstützen und als Patient:innenvertreterin bei (inter-)nationalen Kongressen gehört zu werden.
Damit einher geht die Arbeit an meinem Sprachrohr – meinem Blog ›Claudias Cancer Challenge‹ – sowie an meinem Buch (Arbeitstitel: ›Unheilbar, aber glücklich‹). Schreiben ist für mich Teil des Verarbeitungsprozesses. Ich möchte meinen Blickwinkel und meine Tipps an Betroffene und Angehörige weitergeben, sowie ein Gesicht und eine Stimme einer Krankheit sein. Dass mir auf Facebook und Instagram bereits Tausende Menschen folgen, freut mich immens. All das ist der Motor, der mich am Laufen hält.
In den vergangenen 11 Jahren gab es zahlreiche Hochs und Tiefs, gute und schlechte Untersuchungsbefunde, inspirierende Begegnungen und interessante Erkenntnisse. Aber auch schlimme Schockerlebnisse und niederschmetternde Diagnosen. Das Leben mit Krebs ist wie eine Achterbahnfahrt. Mal geht’s steil bergauf und dann rast man wieder flott nach unten. Mein Umgang besteht darin, dass ich versuche, mich an den schönen Dingen im Leben zu orientieren. Ich setze mir Fixsterne am dunklen Krankheitsfirmament (Urlaube, Konzerte, Treffen) und tue alles, um diese Sterne auch tatsächlich zu erreichen. Ich habe gelernt, das Positive in all dem Negativen zu erkennen - mich auf das Hier und Jetzt zu konzentrieren und den Augenblick zu schätzen.«
»Als 1974 geborene Betriebs- und Werbefachwirtin hat sich meine berufliche Welt viele Jahre um Zahlen, Daten und Fakten gedreht. Als Projektleiterin hatte ich viel gearbeitet und Überstunden gehörten zu meinem Alltag. Als Ausgleich zu meinem Berufsalltag habe ich dann vor vielen Jahren Yoga für mich entdeckt. Der Funke zum Yoga war schnell übergesprungen und so habe ich es immer mehr in mein Leben integriert. Im Jahr 2014 habe ich mich für eine Yoga-Ausbildung (Stufe 1) entschlossen und diese mit weiteren yogischen Fortbildungen ergänzt. Seither unterrichte ich mit viel Freude Yoga. Und es ist immer wieder wie ein Geschenk für mich, nach der Yoga-Stunde die entspannten und strahlenden Gesichter der Teilnehmer:innen zu sehen.
Aufgrund meiner familiären Vorbelastung gehe ich seit Jahren regelmäßig zur Brustkrebs-Früherkennungsuntersuchung. Im Juni 2021 gab es Unstimmigkeiten bei der Ultraschalluntersuchung und ich wurde zur Biopsie geschickt. Eine Woche danach war klar, dass der Tumor bösartig war. Danach ging alles ganz schnell: Es folgten zwei Operationen hintereinander und danach eine 10-wöchige Wartezeit auf den finalen Behandlungsplan. Zwei Wochen nach der ersten OP erhielt ich die Info, dass sich leider nicht genügend gesunder Rand an dem entnommenen Gewebe befand und ich deshalb nochmals operiert werden müsste. Das war ein harter Schlag für mich und es zog mir den Boden unter den Füßen weg. Ich war mit der Situation damals sehr überfordert und hätte nie damit gerechnet, dass eine Nachsektion anstehen könnte.
Einen Tag nach dieser Nachricht habe ich für mich entschieden, dass ich da nicht alleine durchgehen möchte und habe mir professionelle Hilfe gesucht. Die Gespräche mit meiner bei Psychoonkologin haben mich in der herausfordernden Zeit sehr unterstützt. Ich konnte hierdurch besser mit meiner neuen Lebenssituation umgehen. So habe ich auch die Wartezeit auf meinen finalen Behandlungsplan gemeistert. Sich Hilfe zu holen, kann ich allen Betroffenen nur empfehlen. Du musst hier nicht alleine durch!
Zudem können hier Ängste und Nöte angesprochen werden, die man sich eventuell der Familie gegenüber nicht zu kommunizieren traut. Oft aus Sorge darum, die Familienangehörigen und Freunde zu sehr damit zu belasten. Meine Diagnose erhielt ich kurz vor meiner Yoga-Abschlussprüfung der vertiefenden Stufe 2 und schweren Herzens musste ich die Prüfung erst einmal hinten anstellen. Meine Yogapraxis und meine Yoga-Community haben mich durch diese schwere Zeit getragen.
Wäre vor meiner Krebserkrankung jemand in meinen Yogakurs gekommen und hätte den Arm nicht hochheben können, hätte ich mich im Stillen verwundert gefragt: ›Was ist denn da los?!‹ Welche körperlichen Folgen Krebserkrankungen und -therapien haben können, war mir bis dato völlig unklar. Nun habe ich meine eigenen Erfahrungen damit gemacht. Aufgrund meiner OP-Narben und den entnommenen Lymphknoten konnte ich anfangs kein körperliches Yoga praktizieren. Immer wenn ich mich kraftlos und energielos fühlte, chantete ich (fast täglich) das Heilmantra RA MA DA SA und machte Atemübungen, um meine Ängste zu regulieren und mein Gedankenkarussell anzuhalten. Seither ist Mantrasingen für mich wie Telefonieren mit meiner Seele geworden. Atemübungen helfen mir wunderbar, um mich selbst zu regulieren und Energie in meinen Körper zu bringen.
Der Brustkrebs rüttelte mein Leben ziemlich durcheinander, gab mir aber auch die tolle Möglichkeit, manches neu zu überdenken und überfällige Veränderungen in meinem Leben einzuläuten. Meinen jahrelang ungeliebten Vollzeitjob in einer Marketing-Agentur habe ich an den Nagel gehängt. Statt Vollzeit arbeite ich jetzt nur noch in Teilzeit in einem Gesundheitszentrum und baue mir gerade mein zweites Standbein als Yogalehrerin und -therapeutin sowie psychoonkologische Beraterin auf. Vor der Erkrankung hatte mir der Mut gefehlt, diese Entscheidung schon viel früher zu treffen.
Zudem bin ich unendlich dankbar, dass mein Tumor dank der Vorsorgeuntersuchung frühzeitig entdeckt und behandelt werden konnte.
›Ob eine Sache gelingt, erfährst du nicht, wenn du darüber nachdenkst, sondern wenn du es ausprobierst.‹ (Unbekannt). Gemäß diesem Motto möchte ich alle Betroffenen herzlich dazu einladen, Yoga für sich auszuprobieren. Viele Yogaübungen haben mir geholfen und speziell die Atemübungen haben mir meine immer wieder hochkommenden Ängste genommen. Ganz wichtig: Beim Yoga musst du dich nicht in komplizierten Figuren verrenken – auch bewusstes Atmen ist schon Yoga.«
Seit dem Jahr 2021 ist Yoga ein fester Bestandteil in den S3-Leitlinien und hilft vielen beim Nebenwirkungsmanagement. So kann es bei Fatigue oder Schlafstörungen unterstützen und auch schmerzlindernd sein.
»Servus, ich bin Julia, jetzt wunderbare 35 Jahre alt, nachdem mein Leben mit 31 eine Kehrtwendung gemacht hat. Meine Diagnose erhielt ich im März 2020.
Den drei Zentimeter großen Tumor hatte ich bereits zwei Monate zuvor getastet aber in meinem Hamsterrad voller Arbeit wieder vergessen. Zum Glück war ich sehr regelmäßig bei der Vorsorge, denn für einen "extra" Termin hätte ich mir leider keine Zeit genommen.
Damals arbeitete ich als Rechtsanwältin in einer internationalen Wirtschaftskanzlei. Nachtschichten im Büro, ständige Erreichbarkeit und ein enormes Stresslevel waren mein "Normal". Balance: Fehlanzeige.
Je näher mein Vorsorgetermin kam, desto öfter habe ich den Knoten getastet aber die Angst weggedrückt. Mir war es total peinlich, meinen Arzt auf den Knoten aufmerksam zu machen. Ich dachte er würde mich auslachen. Ich war ja gerade einmal 31 und niemand in meiner Familie hatte Krebs. Mein Arzt hat mich nicht ausgelacht sondern keine wertvolle Zeit verloren. Wenige Tage nach meinem Arzttermin war klar: Das ist bösartig und eine Chemotherapie unumgänglich.
Trotz der Diagnose war ich weiterhin so gefangen in meinem Hamsterrad, dass ich selbst während der Chemo weitergearbeitet habe - obwohl ich schon vor meiner Diagnose absolut ausgebrannt war. Für Termine habe ich mir meinen Blazer und meine Haare angezogen, die auf dem Stuhl neben mir hingen. Ich dachte ich sei unersetzbar, hatte Angst, um mein Ansehen und wollte nicht nur die Krebspatientin sein.
Erst als mir die Puste komplett ausging und ich mich entscheiden musste, was ich will, hab ich mich fürs Leben entschieden, mich krank gemeldet und endlich mich selbst priorisiert.
Ich habe mich gefragt, welches Leben ich führen will. Was will ich mit der Zeit, die ich habe anfangen?
Sicher wollte ich nicht bis in die Nacht am Schreibtisch sitzen und Akten wälzen. Nach und nach etablierte ich gesunde Routinen in mein Leben und habe Energiefresser aussortiert. Hallo Achtsamkeit, Persönlichkeitsentwicklung, Mediation und Breathwork. Ciao Alkohol, Zucker und toxische Menschen. Meine Zeit habe ich nur noch mit Menschen verbracht, die mir gut tun, mit denen ich auch während dieser Zeit herzhaft lachen kann und die bei mir sind. No matter what.
Auch mein Lieblingshobby habe ich während der kompletten Behandlungszeit nie aufgegeben: Das Wandern. Die Berge waren nicht mehr so hoch und mein Körper hat das Tempo vorgegeben. Aber ich stand oben am Gipfel. Zusammen mit meinen Freundinnen. Daraus habe ich unfassbar viel Energie geschöpft.
Der schönste Tag war der 2. Oktober 2020. Ich war im Krankenhaus nach meiner beidseitigen Mastektomie, als mein Chirurg das Zimmer betrat mit den Worten: ›Ich habe heute richtig tolle Neuigkeiten‹. Er hat mit mitgeteilt, dass ich krebsfrei bin. Dieser Tag mein zweiter Geburtstag und den feiere ich jedes Jahr. Ich bin mir heute noch sicher, dass meine positive Einstellung zur Chemo einen großen Beitrag zu meiner Genesung geleistet hat. Ich habe mich auf jede Chemo gefreut, denn ich wusste, danach werde ich wieder ein Stück gesünder sein.
Nach meiner Reha habe ich mein Berufsleben auf den Kopf gestellt, meinen Kanzlei-Job gekündigt, Coachingausbildungen gemacht und mein eigenes Business aufgebaut. Was sich jetzt so klar und strukturiert anhört, war es zunächst überhaupt nicht. Ich war erstmal absolut lost und wusste gar nicht, wie es für mich beruflich weitergehen soll. Zusätzlich habe ich gemerkt, dass die eigentliche Arbeit erst beginnt, wenn die Akuttherapie zu Ende ist. Vertrauen in meinen Körper gewinnen, dass er nun ohne Medikamente gesund bleiben kann, war eine Mammutaufgabe für mich.
Zeit und externe Hilfe durch Coachings waren die entscheidenden Faktoren, die mich dahin geführt haben, wo ich jetzt bin. Gerne würde ich auch sagen, dass ich geduldig war. Aber das war ich nicht. :D
Mittlerweile begleite ich begleite Balance-Coach ambitionierte Frauen zu einem erfolgreichen Berufsleben in Balance. Mit meiner Geschichte stehe ich auf der Bühne und in Kürze beende ich eine Ausbildung zum Atemcoach und Breathwork Facilitator. Vor vier Jahren hätte ich mir nie vorstellen können, dass das Leben so schön sein kann.
Meine Krebserkrankung war für mich der Startschuss für ein neues Leben. Ich weiß, die Zeit ist besch***** und gleichzeitig ist sie eine riesengroße Chance. Nimm die Chance und baue dir dein Traumleben auf. Mut wird immer belohnt.«
»Hallo, ich bin Mutter von zwei Kindern: Noah (3,5 Jahre alt) und Lily (2 Jahre alt). Ich komme von den Galapagos-Inseln in Ecuador und lebe seit viereinhalb Jahren in Deutschland. Im März 2023 hörte ich auf meine Tochter zu stillen und da spürte ich einen kleinen Knoten in meiner Brust. Ich versuchte sofort einen Termin bei meinem Frauenarzt zu vereinbaren. Ich hatte ansonsten keine Beschwerden, allerdings haben Tanten meiner Mama Krebs gehabt, was mir sofort in den Sinn kam.
Zwei Wochen später hatte ich den Termin beim Arzt und wurde untersucht. Dort hieß es, dass es ein Myom sein soll und es keinen Grund zur Sorge gäbe. Anschließend bekam ich eine Überweisung für ein Brustzentrum, in dem ich erneut untersucht wurde und woraufhin eine Biopsie gemacht werden soll worunter ich mir allerdings erstmal nichts vorstellen konnte. Die Biopsie wurde durchgeführt und etwa eine Woche später bekam ich einen Anruf indem sie mir sagten, dass ich einen Termin vereinbaren soll. Ein paar Tage später ging ich zum Termin und der Arzt erwähnte es zum ersten Mal, dass es keine guten Nachrichten gibt und, dass die Untersuchungsergebnisse Brustkrebs vorweisen.
In diesem Moment waren meine einzigen Gedanken ›Tod‹ und ›meine Kinder‹. Ich erinnere mich, dass ich anfing zu weinen, als der Arzt redete. Ich hatte nur im Kopf, meine Kinder sind klein. Danach ging ich ins Wartezimmer und konnte nicht aufhören zu weinen. Auf dem ganzen Weg nach Hause dachte ich, dass ich weinen würde und war gerade dabei einen Freund von der Biopsie und meiner Krebsdiagnose zu berichten.
Angesichts der Tatsache, dass ich mich im Monat zuvor vom Vater meiner Kinder getrennt hatte, dachte ich auch: Warum jetzt das? Der Vater meiner Kinder war die zweite Person, die davon erfuhr, und dann war meine Sorge, wie ich es meiner Familie in Ecuador erzählen kann. Auch das hat mir das Herz gebrochen, denn ich wusste, dass es schwierig ist solche Nachrichten zu erhalten, weil sie nicht hier bei mir sein konnten. Ich erzählte es meiner Familie zwei Wochen später, nachdem ich alle restlichen Untersuchungen durchgeführt hatte und der Brustkrebs festgestellt worden war. Alle waren von einer solchen Nachricht überrascht, aber meine Mutter war die stärkste. Sie weinte nicht, sie sagte mir nur, ich solle Gott vertrauen und dass wir das durchstehen würden.
Vor einiger Zeit habe ich ein anderes Krankenhaus für eine Zweitmeinung aufgesucht, da ich mich im ersten Krankenhaus nicht gut aufgehoben gefühlt habe. Dort wurden dann noch weitere Tests durchgeführt.
Letztendlich wurde entschieden, dass ich eine Chemotherapie erhalten werde. Im Anschluss werde ich noch operiert und eine Strahlentherapie erhalten.
Meine Mutter hat es geschafft zur Chemotherapie zu kommen. Die ersten zwei Monate waren die schwierigeren, denn ich habe abgenommen und mir die Haare geschnitten, um später den Rest zu verlieren. Mir machten die Haare nicht viel aus, allerdings hatte ich Angst davor krank auszusehen. Aber mit der Hilfe meiner Mutter und der Aufklärung der Ärzte über alle meine Symptome nach jeder Chemotherapie und der Hilfe der Medikamente lerne ich auch, wie ich meine Symptome behandeln kann und schaffe es, nicht zu viel Gewicht zu verlieren und mich positiv zu verhalten.
Ich habe ungefähr fünf Monate lang eine Chemotherapie gemacht, allerdings war die Ärztin mit den letzten Untersuchungen unzufrieden, da der Tumor nicht kleiner wurde und weshalb sie dann beschloss vor Weihnachten zu operieren. Insgesamt habe ich nur 12 Chemotherapien gemacht und nicht wie geplant 16. Sie mussten nicht die gesamte Brust entfernen, sondern nur den Tumor und einige schlaffe Knoten.
Sechs Wochen nachdem ich mit der Radiotherapie begonnen habe, mache ich nun bis Februar 2025 noch die Immuntherapie weiter. Im Moment muss ich auch alle 3 Monate Kontrollen durchführen.
Bevor ich mit meiner Behandlung begonnen habe, habe ich viel über alles gelesen, was manchmal Sorgen bereitet, aber Informationen sind Macht, wenn man eine solche Diagnose hat. Ich glaube, das hat mir geholfen, das Problem besser zu verstehen. Ich habe Tipps gelesen und nach meiner Chemotherapie usw. umgesetzt. 2023 war das schlimmste Jahr meines Lebens, aber wie mir jemand gesagt hat, versuche ich zu leben, weil ich weiterleben und mich konzentrieren möchte, nicht wegen mir? aber für was? Seit der Diagnose bin ich nicht mehr dieselbe, aber ich möchte daran denken, dass alles Schlimme mich zu einem besseren Menschen machen wird.«
»Ich bin Tatjana, 34 Jahre alt und kam 2016 von Serbien nach Deutschland. Ich habe als Krankenschwester gearbeitet und meinen Job immer gern gemacht, sodass mir auch Überstunden nie etwas ausgemacht haben. Ich bin ein Mensch, dem eine Sache nie genug ist, ich möchte mich immer weiterentwickeln. So habe ich die deutsche Sprache gelernt und eine Weiterbildung zur Ernährungsberaterin gemacht, um später Menschen helfen zu können.
Meine Diagnosestellung hat sehr lange gedauert. Schon ein Jahr lang hatte ich immer wieder Schmerzen im Oberbauch, habe zugenommen und Dehnungsstreifen am Bauch entwickelt. Mein Hausarzt hat mich immer wieder mit einer Nierenbeckenentzündung diagnostiziert und mir ein Antibiotikum verschrieben, welches nur kurzzeitig half. Erst als ich den Hausarzt meines Freundes aufsuchte, wurde ich sofort mit Verdacht auf Nierensteine ins Krankenhaus geschickt. Dort wollte die Ärztin mich wieder mit der Diagnose Nierenbeckenentzündung entlassen. Ich bat sie ausdrücklich darum ein CT durchzuführen. Gegen ihren Willen veranlasste sie ein CT und dabei wurde eine große Raumforderung im rechten Nieren-Leber-Bereich festgestellt.
Ich machte mir große Sorgen und wusste nicht, wie ich es meiner Mutter sagen sollte. Sie war erst kürzlich zu Besuch in Deutschland. Sollte ich es ihr am Telefon sagen? Ich bin ihr einziges Kind. Meinen Vater, also ihren Mann, hatte sie leider auch schon verloren.
Dennoch hatte ich Glück im Unglück. Eine Bekannte des Hausarztes von meinem Freund war Endokrinologin und konnte mich schon zwei Tage später untersuchen. Sie gab mir einen Termin für eine Operation, die schon zehn Tage danach stattfinden sollte. Das ganze Ausmaß meiner Erkrankung konnte erst während der Operation festgestellt werden – ich hatte bereits Metastasen in den Lymphknoten und im Zwerchfell. Der Haupttumor war 12cm groß und 300g schwer. Aufgewacht bin ich auf der Intensivstation und musste dort auch zur Beobachtung bleiben. Ich hatte große Schmerzen, wollte aber möglichst schnell wieder allein aus dem Bett aufstehen und laufen können. Aufgeben war keine Option.
Nach der Operation erhielt ich den pathologischen Befund: ›Nebennierenrindenkarzinom‹. Eine sehr seltene Tumorerkrankung. Ich kam mir vor wie in einem schlechten Film. Ich wurde von einem Arzt zum nächsten geschickt, da sich die einzigen Zytostatika, die für meine Erkrankung zugelassen waren, negativ auf meine Leberwerte auswirkten. Inzwischen habe ich einige sehr nette Ärzt:innen an meiner Seite, die alles geben, um mein Leben zu retten.
Nach meiner Diagnose hatte ich leider nicht die Zeit um Eizellen einfrieren zu lassen. Es sollte direkt mit einer intravenösen Chemotherapie losgehen. Meine Ärztin sagte mir, dass nach der Therapie die Wahrscheinlichkeit auf eine Schwangerschaft nur bei 30% läge. Vielleicht würde ich die Chemotherapie sogar bis zum Ende meines Lebens brauchen. Das war ein großer Schock für mich, da mein Partner und ich immer eine kleine Familie gründen wollten. Ein Traum, welchen ich leider zu träumen aufhören musste.
Außerdem war ich gezwungen die Entscheidung, sofort mit der Chemotherapie zu starten, ohne meinen Partner zu treffen, da es durch die Corona-Pandemie anders nicht möglich war. Ich bin somit das Risiko eingegangen, ihn auch noch zu verlieren. Aber er bewies mir damals wie heute seine Liebe, indem er an meiner Seite blieb. Auch heute unterstützt er mich mit ganzer Kraft.
Mittlerweile bin ich seit fast zwei Jahren in chemotherapeutischer Behandlung. Zuerst habe ich eine EDP-Chemotherapie erhalten. Diese habe ich alle drei Wochen bekommen. Ich hatte viele Nebenwirkungen: Appetitlosigkeit, Übelkeit, Erbrechen, Schwächegefühl und Polyneuropathie. Unter der Polyneuropathie leide ich auch heute noch. Durch die vielen Nebenwirkungen, musste die Dosis der Chemotherapie immer weiter reduziert werden. Schließlich entschieden die Ärzt:innen, dass es an der Zeit war, eine andere Chemotherapie auszuprobieren. Wir mussten die Zusammensetzung der Wirkstoffe zweimal umstellen. Leider hat die Chemotherapie aber nach den Umstellungen bei mir nicht mehr angeschlagen.
In dieser Zeit wurde ich außerdem 30 Tage lang bestrahlt. Geplant waren 35 Tage, aber durch eine Wirbelsäulenfraktur konnten die letzten 5 Tage nicht durchgeführt werden. Die Bestrahlung habe ich gut vertragen – keine Übelkeit. Ich musste nur nach den Terminen immer ein bisschen schlafen. Zusätzlich bekomme ich Lysodren in Tablettenform. Mittlerweile hat mein Körper sich an das Medikament gewöhnt.
Die Wirbelsäulenfraktur habe ich mir durch einen Sturz zugezogen, denn ich verliere manchmal das Gefühl in den Beinen. Dadurch bin ich schon häufiger hingefallen und habe mir Prellungen oder einen Bänderriss zugezogen. In der Neurochirurgie ist aufgefallen, dass ich einen sehr unsicheren Gang habe. Deshalb nutze ich für längere Strecken nun einen Rollstuhl. Aufgrund meiner Wirbelsäulenfraktur bekomme ich Zometa, ein Medikament, welches die Knochendichte steigern soll. Dieses Medikament verursacht Kieferschmerzen und erkältungsähnliche Symptome. Zum Glück lassen diese aber nach 24 bis 48 Stunden nach.
Ich werde unterstützt von einem Palliativteam, Schmerzteam und einer Psychologin. Zu meiner täglichen Therapie gehören Morphin, Oxycodon und Schlaftabletten, da ich durch starke Schmerzen häufig Schlafprobleme habe.
Bei der letzten Kontrolluntersuchung wurden einige Lungenmetastasen gefunden, die, da es so viele sind, nicht operativ entfernt werden können. In meinem Kopf ging der schlechte Film also immer weiter. Aber ich möchte noch so viel erleben! Und ich möchte Gott für jeden Tag und jeden wundervollen Menschen, der mich begleitet, danken.
Ich hatte in dieser schweren Zeit glücklicherweise immer meine kleine Familie hinter mir. Mein Partner und meine Mutter unterstützen mich sehr intensiv und helfen mir auch in dieser schwierigen Zeit ein glücklicher Mensch zu bleiben. Sie sind die einzigen Personen, die immer wissen, wie ich mich fühle und die sehen, welche Dinge mir schwerfallen. Es ist für mich sehr frustrierend, dass ich nicht mehr arbeiten kann, mich oft kraftlos fühle und dass ich teilweise auf den Rollstuhl und auf Hilfe angewiesen bin. Vor der Diagnose war ich diejenige, die Hilfe angeboten hat. Ich muss mich nun damit arrangieren, dass die Rollen sich vertauscht haben.
Durch die Hilfe des medizinischen, therapeutischen und pflegerischen Teams und durch die Unterstützung meiner Familie, konnte ich meine Trauer und Wut in Hoffnung und Mut umwandeln. So kann ich weiterhin positiv und mit Freude in die Zukunft blicken.
DANKE dafür von ganzem Herzen!
Ich habe euch alle lieb.«
»Etwa zwei Jahre sind es nun her, als ich im Juni 2022 von meiner Brustkrebs-Erkrankung erfuhr. Ich kannte diesen Krebs bereits von meiner Mutter und von meiner Oma, die auch beide damals an Brustkrebs erkrankt sind. Ich wusste, was auf mich zukommt und welche Therapiemöglichkeiten es gibt. Ich wusste auch, dass ich überleben kann.
Mit drei Kindern ist eine Krebserkrankung eine besondere Herausforderung. Manchmal, wenn ich mich schlecht fühlte, musste ich mich zurücknehmen, obwohl ich eigentlich für sie da sein wollte. Das fiel mir besonders schwer. Die Therapie war anstrengend, aber ich wollte möglichst schnell zu meinem gewohnten Alltag zurückkehren. Nach sechs Monaten Chemo-Therapie, Mastektomie und Bestrahlung fing ich daher wieder an zu arbeiten. Doch mein Körper machte mir einen Strich durch die Rechnung. Durch die Chemo-Therapie habe ich eine sekundäre Nebenniereninsuffizienz entwickelt. Seitdem besteht mein Alltag daher aus Arztterminen und der Einnahme von Medikamenten. Ein normaler Arbeitsalltag ist dadurch einfach noch nicht möglich.
Vor kurzem hatte ich meine Aufbau-Operation aus Eigenfett. Nun bin ich zuversichtlich, dass es Tag für Tag besser wird. Was mir dabei hilft ist tägliche Bewegung: Mit Beginn der Therapie 2022 habe ich angefangen, jeden Tag 10.0000 Schritte zu gehen und ich halte diesen Schnitt bis auf wenige Ausnahmen nach Operationen bei. Durch die Erkrankung habe ich außerdem gelernt, deutlich achtsamer durch meinen Alltag zu gehen. Auf meinem Instagram-Kanal poste ich dazu jeden Tag Drei gute Dinge – eine großartige Übung für mehr Achtsamkeit. Ich freue mich jeden Tag aufs Neue darauf, 10.000 Schritte zu gehen – 10.000 Schritte in Richtung gesund werden und gesund bleiben!«
»›Es tut mir leid, wir haben uns geirrt!‹ Dieser Satz hat mich für einige Minuten schweigen lassen.
Mein Name ist Judith, ich bin mittlerweile 19 Jahre alt und bekam im Januar 2024 die Diagnose Brustkrebs.
Zwei Jahre lang habe ich bereits einen Knoten in meiner Brust gespürt, bevor ich mich im November 2023 endlich zu meiner Frauenärztin getraut habe. Allerdings hatte ich mir nie Gedanken über Krebs gemacht. ›Ich bin doch noch viel zu jung dafür, ich kann keinen Krebs haben‹ dachte ich immer wieder.
Nach der Untersuchung bei meiner Frauenärztin war diese sich ziemlich sicher, dass es sich bei dem Knoten in meiner Brust nur um eine Zyste handele und sie diese noch ein wenig beobachten wolle. Ich wartete also auf den nächsten Termin zwei Monate später.
In dieser Zeit ging mir so einiges durch den Kopf: Was ist, wenn es doch Krebs ist? Wie geht es weiter, ich habe doch grade erst meine Ausbildung angefangen? Alles Fragen, die ich nicht beantworten konnte.
Während der Zeit des Wartens bekam ich Schmerzen in der Brust und auf der kompletten Seite. Ich wurde in eine Klinik überwiesen, da sich der Knoten vergrößert hatte. Es wurden Tests und eine Biopsie durchgeführt. Auch hier erklärte man mir wieder, dass ich noch viel zu jung für Brustkrebs sei.
Die Zeit des Wartens nach der Biopsie war die schrecklichste meines Lebens.
Doch dann kam der Anruf: ›Es tut mir leid, wir haben uns geirrt.‹
Der Moment, in dem mir meine Ärztin sagte, dass ich Krebs habe. Mir kamen die Tränen und der Boden wurde mir unter den Füßen gerissen. Zu diesem Zeitpunkt war ich 18 Jahre alt. Dennoch habe ich nie aufgegeben oder mich unterkriegen lassen. Ich habe weitergekämpft und meine Ausbildung erfolgreich abgeschlossen.
Was ich anderen Patient:innen mit auf den Weg geben möchte ist, dass man niemals aufgeben sollte und man mit der Krankheit nicht alleine ist. Des Weiteren hat es mir geholfen, mich jemandem anzuvertrauen und über meine Ängste und Sorgen zu sprechen. Egal wie hart die Therapie ist, am Ende lohnt es sich für die Gesundheit zu kämpfen.
»Hey, ich bin Julia und bin 31 Jahre alt. Die Diagnose Brustkrebs habe ich im November 2023 bekommen.
Als mein Freund einen Knoten an der rechten Brust ertastete, wurde ich ganz blass und war mich sicher: Das ist Brustkrebs!
Wie kam ich auf solche Gedanken? Meine Familiengeschichte war mit Brustkrebsdiagnosen vorbelastet. Erst zwei Jahre zuvor hatte meine Cousine ihre Brustkrebsdiagnose erhalten und einen Genetiktest durchführen lassen. Sie hatte mir und meinen Schwestern empfohlen dasselbe zu tun, jedoch war mir die Wichtigkeit dieser Testung damals nicht bewusst. Ich habe, wie viele andere die das Thema Krebs nicht betrifft, keine Ahnung gehabt.
Als ich dann zur Frauenärztin bin, meinte sie beim Abtasten und dem Ultraschall, dass es eine ungewöhnliche Stelle für Krebs wäre, und sie von einem Fibroadenom ausgeht. Sie stellte mich trotzdem zur Mammographie vor. Die Ergebnisse der Mammographie und der nochmaligen Sonographie waren nicht eindeutig. So wurde auch ich, wie viele andere Frauen, einer Stanzbiopsie unterzogen.
Auf das Ergebnis habe ich eine Woche warten müssen. Jeden Tag habe ich angerufen und gefragt, ob es schon Ergebnisse gäbe. Ich habe nicht mehr schlafen können, nicht mehr denken können. Dieses Warten auf das Ergebnis hat mich so ausgelaugt und es war kaum auszuhalten.
Als ich dann endlich den Anruf erhalten habe, war ich auf eine perfide Art erleichtert. Das Warten hatte ein Ende! Endlich konnte ich was dagegen tun, und musste nicht nur herumsitzen und warten!
Zu der Zeit ging es mir emotional trotzdem schlecht. Nicht weil ich mir das nicht zutraute, diesen beschwerlichen Weg zu gehen, sondern weil ich noch nicht wusste, wie ich das tun sollte. Zudem tut es einem wahnsinnig weh, wenn man sieht, wie besorgt die einem nahestehenden liebenden Menschen sind.
Triple negativ – sehr schnell und aggressiv wachsend, dagegen hilft nur eine aggressive Chemotherapie - so war meine Diagnose. Mein Papa, mein Freund, meine Zwillingsschwester und ich waren geschockt, als es jetzt ausgesprochen wurde.
Ich hab mir nichts unter einer Chemotherapie vorstellen können, und so entwickelte sich Angst… Angst vor dem Unbekannten.
Ich bin aber so gut vom Brustkrebszentrum aufgefangen und durch die vorbereitenden Untersuchungen geführt worden, dass ich seitdem vollstes Vertrauen in alle behandelnden ÄrztInnen, KrankenpflegerInnen sowie die Therapie selbst habe! Mit Kompetenz, Liebe und Erfahrung wurde mir die Angst ein Stück weit genommen.
Momentan bin ich erst bei Chemo Nummer 4 von 16, habe schon einige unfreiwillige Pausen zwischen den Chemotherapien einlegen müssen, und hoffe jede Woche aufs Neue, die Chemo endlich wieder aufnehmen zu können.
Eine Infektion mit der Influenza, eine Lungenentzündung und einen aggressiven festsitzenden Pilz in der Lunge, der für eine lebensbedrohliche Lungenentzündung verantwortlich war, Blutwerte, die nicht passten, starke Nebenwirkungen und und und - all das habe ich schon hinter mir. Aber es stoppt mich nicht weiterhin gegen den Krebs zu kämpfen. Den Krebs und der Genmutation.
Ich bin eine von 500 Genmutationsträgerinnen des BRCA1. Die Chance, mit dieser Mutation in meinem Leben an Brustkrebs zu erkranken wird auf 80% geschätzt. Besiegen kann ich die Genmutation leider nicht, aber ich kann vorsorgen. Die Genetiktestung war dementsprechend positiv, und ich war wenig überrascht. Um ehrlich zu sein, habe ich damit gerechnet. Als meine Schwestern auch getestet wurden, ging es mir sehr nahe. Ich hatte so Angst um beide. Die Ergebnisse haben auf sich warten lassen - über vier Wochen lang, bis es endlich soweit war. Meine große Schwester war negativ. Und allein das war ein besonders großer Grund zur Freude. Ich habe geweint vor Freude, wusste aber auch, dass meine eineiige Zwillingsschwester die Bestätigung bekommen hatte. Das stand bei ihr zuvor schon fest, was das Ganze nicht leichter machte. Sie war wie mein Papa und ich positiv.
Für Genmutationsträgerinnen ohne bisherige Krebserkrankung gibt es ein spezielles Vorsorge- programm. Meine Schwester ist jetzt registriert, und ich werde es, sobald ich mit der Chemo durch bin. Dann werden wir besonderen Vorsorgeuntersuchungen unterzogen, die wir sonst nicht bekommen würden. Was ich natürlich sehr bedauernswert finde, ist, dass anderen Frauen solche Untersuchungen vorenthalten werden.
Eine Frage, die sich meine Schwester und ich stellen müssen, ist, ob wir eine Mastektomie, die beidseitige Entfernung der Brüste, durchführen lassen. Das Brustkrebsrisiko sinkt nach diesem Eingriff auf zwei Prozent bei ihr, und für mich sinkt das Risiko an einem Rezidiv (Wiederauftreten des Brustkrebses) zu erkranken.
Es ist noch ein langer Weg zu gehen, aber ich werde immer weitermachen, Schritt für Schritt, bis ich wieder ein selbstbestimmtes Leben führen kann. Zu wissen, dass ich nicht allein bin und auf Unterstützung bauen kann, erleuchtet mir den Weg.🤍«
»Mein Name ist Lea. Ich bin 24 Jahre alt und habe mit 21 Jahren von meinem B-Zell-Lymphom erfahren. Die Diagnose war für mich am Anfang ein sehr großer Schock. Erfahren habe ich von meiner Krankheit eigentlich aus Zufall. Ich war bis zu meinem 21. Lebensjahr gesund, hatte keine großen Erkrankungen oder Ähnliches. Bis auf das Jahr 2021, besser gesagt Ende September, wo der ganze Spuck angefangen hat. Gemerkt habe ich meine ersten Symptome auf der Arbeit. Ich habe schwer Luft bekommen, konnte keine Treppen mehr steigen, ohne das Gefühl zu haben, ich würde ersticken. Häufig hatte ich ein enges Gefühl in der Brust und bin nachts oft reflexartig aufgewacht, weil ich das Gefühl hatte nicht mehr atmen zu können.
Ich bin kein Mensch gewesen, der gerne zu einem Arzt geht und habe es natürlich auch dieses Mal weit hinausgezögert. Persönlich habe ich es immer auf den Stress geschoben oder mir gesagt, dass es besser wird. Leider wurde es immer schlimmer, sodass ich letztlich doch zu meinem Hausarzt gegangen bin. Natürlich hatte ich zu diesem Zeitpunkt schon große Angst, weil ich irgendwie wusste, etwas stimmt nicht mit mir.
Mein Hausarzt hat mehrere Untersuchungen direkt in seiner Praxis unternommen und mich anschließend sofort an die Klinik in meiner Umgebung überwiesen. Jedoch war diese für meinen Fall nicht spezialisiert und haben mich somit mit einem Sondertransport an die Uniklinik Innsbruck übergeben.
Hier wurde dann endgültig das Lymphom diagnostiziert. Zu diesem Zeitpunkt befand ich mich in einem sehr schlechten Allgemeinzustand und somit war es die letzte Möglichkeit eine Notfall-Chemo zu machen.
Die Chemotherapien (R-CHOP 6 Zyklen, R-DHAP 1 Zyklus) haben nicht dauerhaft gegen mein Lymphom gewirkt, da war es bereits Mitte 2022. Der nächste Versuch, um das Lymphom ganz zu zerstören, war eine Strahlentherapie. Diese ging ganze vier Wochen lang, je fünfmal die Woche.
Auch diese Therapie hat für eine kurze Zeit gut angeschlagen, jedoch auch wieder nicht auf Dauer.
Somit war die letzte Möglichkeit, was wir hatten, die CAR-T Zelltherapie. Als kurze Erklärung: Bei der CAR-T Zelltherapie werden spezialisierte Abwehrzellen des körpereigenen Immunsystems – die T-Zellen – im Labor so verändert, dass sie die Krebszellen als ›fremd‹ erkennen und abstoßen. Dazu werden den Patienten T-Zellen aus dem Blut entnommen und mit speziellen ›Fühlern‹ für die Krebszellen ausgestattet – sogenannten chimären Antigen-Rezeptoren, kurz CAR.
Geplant war die Zurückfuhr der CAR-T Zellen in meinen Körper Anfang Oktober, jedoch kam es mal wieder anders als erwartet. Nach einem Kontroll-CT wurde festgestellt, dass das Lymphom auf eine der Nieren gestreut hat. So wurde die Planung nochmals geändert. Ich bekam somit als Erstes eine drei Tage Chemotherapie, dann eine autonome Stammzellentherapie und endgültig am 11. Dezember 2022 meine CAR-T Zellen.
Schon kurz nach der Gabe habe ich die ersten Anzeichen der bekannten Nebenwirkungen gespürt. Es fing an mit Schüttelfrost, Fieberanfällen und später sogar mit neurologischen Aussetzern. Ehrlich gesagt, ich wusste nicht mal mehr, wie Duschen oder Schuhe binden ging.
Nach einem fast 6-wöchigem Krankenhausaufenthalt durfte ich endlich wieder nachhause.
Ich habe mich so sehr gefreut, endlich wieder ein ›normales‹ Leben führen zu können, jedoch waren die Nebenwirkungen, welche ich im Krankenhaus hatte, nicht die einzigen und somit fing es Anfang November 2022 damit an, dass ich starke Bauchkrämpfe und Durchfall hatte sowie einen starken Gewichtsverlust. Ich konnte fast nichts mehr essen, denn alles, was ich zu mir nahm, bereiteten mir Schmerzen. Dies zog sich Monat für Monat. Nach vielen Magen- und Darmspiegelungen konnte mir auch dort nicht gesagt werden, was ich habe. Im Februar 2023 war es dann so schlimm, dass ich auch Blut im Stuhl hatte. Nach einem weiteren langen Krankenhausaufenthalt, unter anderem auch auf der Intensivstation, wurde mir am 22. Februar 2023 ein künstlicher Darmausgang gesetzt.
Am Anfang konnte ich mich mit dem Stoma leider gar nicht anfreunden, es war eine sehr schwere Umstellung für mich. Jedoch komme ich bis zum heutigen Tage sehr gut mit meinem Stoma zurecht. Er hat mir sozusagen mein Leben wieder zurückgegeben.
Rückblickend kann ich sagen, dass ich mit meinem Weg sehr viele Höhen und Tiefen gemeistert habe. Oft habe ich mir die Frage gestellt: ›Wieso ausgerechnet ich?‹ Jedoch kann man diese Frage leider nie beantworten. Ich hatte viele Situationen, in denen ich mir gesagt habe, ich möchte das alles nicht mehr. Trotzdem habe ich nie aufgegeben zu kämpfen und mich über jeden Tag gefreut, den ich geschafft habe. Es war ein sehr steiniger Weg, jedoch hat es mir oft gezeigt, auf welche Personen ich mich in meinem Umfeld verlassen kann und welche auch in so einer schweren Situation zu einem stehen. Meine Familie und meine Freunde waren für mich eine große Unterstützung.
Für mich persönlich habe ich gelernt, mit dem Krebs zu leben. Die Momente zu genießen, die Tage so zu nehmen, wie sie sind, und vor allem habe ich gelernt, das Jetzt zu schätzen.
Gerade bin ich seit gut über einem Jahr krebs- und tumorfrei. Ich kann wieder ein normales Leben führen. Ich gehe meiner Tätigkeit als Rezeptionistin nach und bin über das Hier und Jetzt sehr, sehr glücklich.
Als kleine Motivation möchte ich euch allen mitgeben, dass Ihr nie aufhören sollt zu kämpfen, auch wenn der Weg unendlich weit aussieht; kämpft für jeden einzelnen Meter.«
»Mein Name ist Matea, ich bin 27 Jahre alt und Trägerin der BRCA1 Mutation. Was bedeutet das? Mein Lebenszeitrisiko an Brustkrebs zu erkranken liegt bei 75 Prozent und an Eierstockkrebs zu erkranken bei 60 Prozent. Hierbei ist anzumerken, dass das Erkrankungsalter der Vorgenerationen einen erheblichen Einfluss auf das Erkrankungsalter der darauffolgenden Generation hat. Man rechnet mit durchschnittlich minus fünf bis minus zehn Jahren zur jüngsten Erkrankten in der Familie.
Meine Geschichte beginnt eigentlich mit der meiner Mutter. Mit Ende 30 erkrankte sie an Eierstockkrebs. Zu diesem Zeitpunkt wussten wir nicht, was das bedeuten wird. Sie starb nach einem Rezidiv im Alter von 44 Jahren. Seither ist mein Leben, das meiner Schwester und meines Vaters von einer Schwere geprägt, die nie mehr vergehen wird. Ich war zum Todeszeitpunkt meiner Mutter 21 Jahre alt und habe ihr versprochen, für uns weiterzukämpfen. Meine Oma ist ebenfalls an Eierstockkrebs gestorben und auch andere Tanten traf dieses Schicksal.
Meine Schwester und ich wurden auf die BRCA-1 Mutation getestet, damals war ich 17. Sie blieb von der Mutation zum Glück verschont – ich nicht. Seit meinem 18. Lebensjahr bin ich in einem Hochrisiko-Programm. Das hat zur Folge, dass ich alle sechs Monate zum Brustultraschall und zur Gynäkologin muss. Mein persönliches Risiko an Eierstockkrebs zu erkranken, liegt aufgrund meiner Familien-Anamnese mit 31 Jahren schon bei einer 60-prozentigen Erkrankungs-Wahrscheinlichkeit.
Mit 24 entschied ich mich zu einer prophylaktischen Mastektomie, also der Entfernung des Brustgewebes und der Brustdrüsen. Damit einhergehend verabschiedete ich mich endgültig von der Möglichkeit, vielleicht irgendwann ein Kind stillen zu können. Es ging leider einiges schief. Ich hatte eine Nekrose. Das bedeutet, dass ein großer Teil meines Hautmantels der rechten Brust und die halbe Brustwarze abgestorben sind und in einer zweiten Operation entfernt werden mussten. Aufgrund der großflächigen Nekrose stand ich plötzlich nur noch mit einer Brust da. Es folgte ein Marathon an Besuchen im Brustzentrum, Expander füllen und Kontrollen. Außerdem versteckte ich mich unter weiten Pullovern.
Nach drei Operationen dachte ich wieder aufatmen zu können. Am tiefsten Punkt entschied sich mein damaliger Partner mich zu verlassen. Heute bin ich ihm dankbar dafür, da ich durch ihn gelernt habe, dass ich selbst die Person bin, die sich nach all dem selbst gerettet hat. Ich bin die Heldin meines Lebens, nicht das Opfer. Im kommenden Jahr steht für mich die Entfernung der Eileiter und Eierstöcke an. Ich bin fast 28 Jahre alt, habe derzeit keinen Partner und muss mich an den Gedanken gewöhnen, vielleicht nie Kinder haben zu können – trotz meines enormen Kinderwunsches.
Neben den vielen Nebenwirkungen, welche durch die Entfernung der Eierstöcke ausgelöst werden, ist gerade das Thema Kinderwunsch eines, das mir im Herzen weh tut. Die Angst zu erkranken und oder diese Erkrankung weiterzuvererben, stehen einem schlechten Gewissen gegenüber. Bin ich egoistisch, weil ich trotz Mutation ein Kind will? Sollte ich ein Kind kriegen? Entferne ich alles, wird eine künstliche Befruchtung überhaupt funktionieren?
All das sind Themen, die mich zu einer Betroffenen machen – auch wenn ich bisher nicht erkrankt bin. Mein Leben und das vieler anderer Genträgerinnen ist ein Balanceakt zwischen Hoffnung und Angst. Die ständige Angst vor dieser potenziell lebensverändernden Diagnose kann den Alltag überschatten. Für mich ist die BRCA1 Mutation eine tägliche Erinnerung daran, wie zerbrechlich das Leben sein kann und wie wichtig es ist, sich um seine Gesundheit zu kümmern, dankbar zu sein und das Leben richtig zu leben.
Ich teile meine Geschichte, um andere darauf aufmerksam zu machen, dass es diese Mutationen gibt, wie es ist, mit dieser zu Leben. Ich möchte diesen Raum auch für gesunde Genträgerinnen eröffnen, sodass wir einander helfen und uns unterstützen können. Wir haben den Mut für dieses besondere Leben!«
»Hey ihr Lieben! Ich bin Corinna, 30 Jahre alt und von Beruf Krankenschwester. Der Knoten in meiner rechten Brust wurde von meinem Partner entdeckt. Daraufhin zögerte ich nicht lange und suchte direkt am nächsten Tag meine Frauenärztin auf. Sie machte einen Ultraschall, sah eine Auffälligkeit und sagte, ich müsse mich bei einem Brustzentrum vorstellen. Ich bekam dieses Foto vom Ultraschall, sah es mir an und habe nur gedacht: ›Das kann doch nicht wahr sein?! Warum ich?‹
Die Vorstellung erfolgte am nächsten Tag. Dort wurde auch die Stanzbiopsie durchgeführt; ich wartete auf das Ergebnis bis zum nächsten Tag! Es war für mich die schlimmste Nacht meines Lebens und ich malte mir natürlich auch die schlimmsten Sachen aus und stellte mich auch darauf ein, dass es Krebs ist. Am nächsten Tag wurde mir dies auch von der Ärztin im Brustzentrum bestätigt. Es handelt sich bei mir um einen hormonell unabhängigen aber Her2neu positiven Brustkrebs. Ich bekam eine Befundmappe und es wurde mit mir über meine Therapie besprochen. Da fiel auch das erste Mal das Wort ›Chemo‹. Ich hätte niemals gedacht, dass ich mal eine Chemo brauchen würde, doch leider kam es anders…
Es wurde mir geraten, meine Eizellen einfrieren zu lassen, da die Chemo meine Fruchtbarkeit gefährden könnte. In einer Kinderwunschklinik wurde ich bezüglich einer Eizellenentnahme aufgeklärt. Auf dem Weg nach Hause holte ich direkt meine Hormonspritzen bei der Apotheke ab. Meine Eizellen wurde 14 Tage später bei einem kleinen Eingriff entnommen. Es waren einfach 30 reife Eizellen - ein super Ergebnis!
Einen Tag nach dem Eingriff folgte das Aufklärungsgespräch mit dem Onkologen. Ich merkte direkt, dass ich mich bei ihm nicht wohl und ernst genommen fühle. Er hätte vergessen, mir die Zoladexspritze zu geben, da er der Auffassung war, dass ich wohl etwas übertreiben würde. (Eine Zoladexspritze setzt einen in die Wechseljahre, die Eierstöcke produzieren keine Hormone und werden stillgelegt für die Zeit.) Ich erinnerte ihn daran und er meinte: ›Ja, dann geben wir die halt jetzt eben schnell.‹ Ich sagte ihm, dass ich mir bis zum Vortag noch Hormone gespritzt hatte wegen der Eizellentnahme. Auch da verdrehte er wieder die Augen und meinte das passe schon. Nach der Gabe der Zoladexspritze entwickelte ich noch in derselben Nacht ein Überstimulationssyndrom und musste ins Krankenhaus. Ich wurde daraufhin fünf Tage stationär aufgenommen, und in diesen wurde mir auch mein Port eingesetzt.
Mir war klar, dass ich mir eine Zweitmeinung einholen würde, weil ich ein total ungutes Gefühl bei meinem damaligen Onkologen hatte. Ich stellte mich kurz nach der Entlassung in der Frauenklinik der Uniklinik Essen vor. Dort hatte ich sofort ein gutes Bauchgefühl. Ich war mit der Ärztin, die mich behandeln würde, auf einer Wellenlänge. Von ihr erfuhr ich auch von der Kühlhaube für den Kopf, die ermöglichen könnte, die Haare nicht zu verlieren. Ich beschloss, es auszuprobieren, und was soll ich sagen – ich habe echt Glück gehabt und mir sind kaum Haare ausgefallen.
Ich bekam sechs harte Chemos und Antikörper alle drei Wochen. Nach jeder zweiten Chemo wurden Ultraschallkontrollen durchgeführt und es war zu erkennen, dass die Chemo sehr gut anschlug und mein Tumor kleiner wurde. Das gab mir total Hoffnung.
Während der Chemozeit versuchte ich mir einen neuen Alltag aufzubauen. Dazu zählte Sport, und wenn das nicht ging wenigstens einen Spaziergang, um aus den vier Wänden rauszukommen. Es tat mir sehr gut und ich vergaß an manchen Tagen sogar, dass ich mich eigentlich noch mitten in der Therapie befand.
Im August, etwa drei Wochen nach meiner letzten Chemo, wurde ich brusterhaltend operiert. Meine Narben sind wirklich klein und das Ergebnis ›Komplettremission‹ gab mir den Rest. Ich freute mich so sehr, dass die Therapie so gut angeschlagen hat, und ich zur Zeit als krebsfrei gelte. Da eine Komplettremission diagnostiziert wurde, durfte ich auch die Zoladexspritze absetzten.
Ungefähr vier Wochen nach der Operation folgte die Bestrahlung bei einem wohnungsnahem Strahlentherapeuten. Dieser Abschnitt dauerte fünf Wochen, in denen ich von Montag bis Freitag täglich bestrahlt wurde. Zwischenzeitlich wurde mir alle drei Wochen regelmäßig meine Antikörperspritze verabreicht, die ich auch schon während der Chemo bekommen hatte. Insgesamt benötige ich 18 Antikörpergaben. Zurzeit befinde ich mich bei der 16. – bald hab ich auch diesen Meilenstein geschafft!
Außerdem entschied ich mich dafür, eine Reha und anschließend eine Wiedereingliederung zu machen, um dann in meinen Beruf als Krankenschwester zurückzukehren.
Zusammenfassend kann ich sagen, dass es sich für mich gelohnt hat diesen Kampf gegen den Brustkrebs aufzunehmen. Ich weiß einige Sachen nun viel mehr zu schätzen und freue mich auf einen arbeitsreichen Alltag!«
»Ich bin Julia, 35 Jahre, komme aus dem Südharz in Sachsen-Anhalt und erhielt mit 30 Jahren die Diagnose beidseitiger Brustkrebs. Ich hatte einen bis dahin unbekannten familiären Gendefekt (Chek2), einen triple-positiven Tumor links, einen hormonrezeptor-positiven Tumor rechts sowie befallene Lymphknoten links. Nachdem ich die Chemo- und Antikörpertherapie, Bestrahlung sowie die OP und eine Antihormontherapie durchlaufen hatte, wurde bei mir eine bis heute unklare Knochenmetastasierung im Becken diagnostiziert, zwei Jahre nach der Erstdiagnose.
Ich weiß genau wie man sich fühlt, wenn einem plötzlich der Boden unter den Füßen weggerissen wird. Man steht mitten im Leben, ist vielleicht sogar gerade in der Kinderplanung, verreist gerne, ist zufrieden und dann kommt sowas. Mit diesem Schicksalsschlag habe ich ewig gehadert, sodass ich auch psychisch lange in Behandlung war – aber ich habe mich zurück ins Leben gekämpft. Ich arbeite wieder in Teilzeit, bin mit meinem Mann umgezogen, wir haben geheiratet und ein Haus saniert. Ich kann wieder verreisen, die Natur genießen, auf Konzerte gehen und mit meinen Lieblingsmenschen Alltag und Abenteuer erleben. Es ist nicht immer leicht, ich weiß, aber es ist nie an der Zeit, die Hoffnung aufzugeben.
Auf meinem Account kläre ich über das Thema Brustkrebs auf und nehme jeden mit, der sehen will, wie ein Leben mit Krebs authentisch aussieht. Ich wünsche mir für die Zukunft, dass es irgendwann noch bessere Therapien gegen Krebs gibt, die noch mehr Menschen helfen lange damit leben zu können. Schöner wäre aber, wenn es weniger Krebsfälle geben würde und wir in allen Bereichen präventiver leben würden. Auch deshalb bin ich aktiv im Krebsbereich. Schaut doch mal bei mir vorbei. 😊«
»So 25 wäre ich schon gerne nochmal«, hat meine Mama früher immer gesagt. Weil das eine so gute Zeit war, sagte sie. Für mich wurde 25 letztes Jahr mein Alptraum, denn ich habe mich mit 25 recht plötzlich in einem Behandlungszimmer mit Krebsdiagnose wiedergefunden. Mit 25 hatte ich im Sommer auf einmal ein Stechen in der linken Seite. Es begann zuerst in der Achsel, und als ich es ein paar Tage später auch in der Brust merkte, tasteten meine Finger einen walnussgroßen Knoten. Direkt am gleichen Morgen ging es durch den strömenden Sommerregen zur Frauenärztin. Ultraschall. ›Wird ziemlich sicher gutartig sein. Sie sind ja 25 und haben keine familiäre Vorbelastung. Zur Sicherheit mal im Brustzentrum draufschauen lassen.‹
Aus ›zur Sicherheit‹ wurde dann 3 Wochen später ›dringend biopsieren‹ und daraus 2 Tage später ›Diagnose C50.9 G gesichertes Mammakarzinom‹.
Der Stein kommt ins Rollen: unzählige Untersuchungen, Port-OP, Chemostart. Meine zweite Chemo an meinem 26. Geburtstag. Haare abrasieren am Tag danach. Mich trotzdem schön fühlen. Diagnose BRCA1-Genmutation. Fast jede Nebenwirkung mitnehmen. Woche um Woche mit schlechten Blutwerten kämpfen. Ende Januar nach der letzten Chemo die Mischung aus Erschöpfung und Ungläubigkeit und Erleichterung. Mastektomie beidseitig. Ein paar Tage später die Nachricht: pathologische Komplettremission. Krebsfrei. Ich habs auf die andere Seite geschafft. Stolz. Stolz. Stolz.
Ich versuche gerade wieder anzukommen im Leben nach dem Krebs. Nicht so einfach, wenn man so mit seiner eigenen Sterblichkeit konfrontiert war. So kitschig es klingt, habe ich wohl nochmal eine dicke Portion Wertschätzung gewonnen. Ich habe gelernt, wie viele Menschen in meinem Umfeld für mich da sind und mich immer fangen, wenn ich falle. Und dass auch ich anderen Menschen Mut machen kann mit meiner Geschichte, ist für mich wunderschön und rührt mich regelmäßig.
Früher habe ich nie drüber nachgedacht, wie wahnsinnig dankbar ich bin, diesen Tag zu bekommen. Und wahrscheinlich auch den Tag morgen. Auch wenn der nicht versprochen ist, bin ich optimistisch, dass er kommt. Und ich habe heute, hier und jetzt, um das Leben zu feiern. Um die Kugel Eis fürs Herz zu bestellen und zu sagen, was ich denke, und rauszutanzen, was ich fühle. Sich wieder mehr 25 fühlen oder inzwischen auch 26. Jetzt ist vielleicht doch eine ganz gute Zeit.«
»Seit 42 Jahren bin ich gesegnet mit einer unbändigen Lebendigkeit. Energie, Begeisterung und Lebensfreude sind mein Treibstoff. Mein ausgefüllter Alltag und mein Antrieb spielen die Hauptrolle in meinem Leben. Als Mama zweier lebhaften Knaben und als engagierte Teamleiterin bin ich in der Blüte meines Lebens. Doch auf einmal schleicht sich eine Müdigkeit in meinen Körper, die mir fremd und unsympathisch ist. Wie ein ungebetener Gast nistet sie sich ein. Sie weicht mir nicht mehr von der Seite und ich kann sie nicht verstehen. Auch mein Hausarzt wird aus ihr nicht schlau. Nach einem halben Jahr, Ende 2018, bin ich nicht sonderlich erstaunt, als die Biopsie eines Knotens in der rechten Brust einen bösartigen Tumor bestätigt. Endlich erhält diese Erschöpfung einen Namen: Brustkrebs tripelnegativ.
Auf eine sonderbare Weise bin ich kurz erleichtert über den Befund. Im nächsten Moment kann ich vom Schrecken gezeichnet nichts mehr aufnehmen, was mir erzählt wird. Dieser Opferzustand gefällt mir nicht und ich suche die Sinnhaftigkeit dieser Diagnose. Mein Leben zeigt mir den Mahnfinger! Also fasse ich den Entschluss: wenn ich schon diesen beschwerlichen Weg durch die Krebsbehandlung gehen muss, so möchte ich doch wenigstens etwas dazulernen. Ich will die schwache Seite in mir kennenlernen. Wie soll ich das anstellen? Bewusst lasse ich meine Schwächen auf die Bühne meines Lebens und verstecke sie nicht länger hinter dem Vorhang guter Laune. Das ist nicht ganz einfach. Ich verfalle schnell in alte Muster und bin die positive, tatkräftige Frau, die ich mein Leben lang war. Allerdings nimmt die Erschöpfung mit der ersten Chemotherapie den ganzen Raum ein und zwingt mich in die Knie. Sie legt sich wie eine bleierne Decke auf die Lebenskeime und begräbt darunter all das, was ich bisher war. Die neue Rolle als Patientin bekommt mir nicht gut. Es ist, als werde ich in eine völlig neue Form hinein gedrückt und quelle über, wo Druck entsteht. Und Druck gibt es genug. Zwischendurch flammt mein inneres Feuer auf und erscheint in der Gestalt von Wut, die sich hitzig etwas Aufmerksamkeit sucht. Alles ist neu und beängstigend. Ich bin überfordert. Die Krebsbehandlung wird zur tiefen Auseinandersetzung mit mir selbst. Was auftaucht, schaue ich mutig an: Ängste, alte Glaubenssätze und verborgene Trauer. Und es fällt mir schwer, diese neuen Gefühle auszuhalten. Doch genau das tue ich. Auch der Alltag fordert mich. Ich möchte unseren Kindern Sicherheit geben und möglichst viel erfüllte Zeit mit ihnen erleben. Und ich schütze sie und meinen Mann vor meinen tiefsten Sorgen. Mein Leben wird zum Spagat. Ich lebe mit aller Mühe meine Mutterrolle aus und gleichzeitig versuche ich meinem geschundenen Körper gerecht zu werden. In dieser Zeit sind wir von unserem Umfeld getragen und ich werde begleitet von meiner krebsüberlebenden Freundin. Sie hält mit mir Zweifel aus, wann immer mir die Kontrolle über mein Leben entgleitet und sie kennt die quälenden Gefühle, wenn ich nach Menschlichkeit im medizinischen Alltag lechze. In unserem regen Chataustausch hört sie mir zu und gibt mir mit ihrem Verständnis Halt, Zuversicht und Vertrauen. Ich bin unbeschreiblich dankbar dafür. Diese Erfahrung vom bedingungslosen angenommen und begleitet sein gebe ich nun Stück für Stück als Peer bei der Krebsliga Schweiz, auf meinem Instagram Account und in meinem Buchprojekt weiter. Ich wünsche jeder krebsbetroffenen Person eine solche Freundin oder einen Freund an der Seite!
Nach acht Monaten Chemotherapie, Operation und Radiotherapie sind keine Krebszellen mehr aufzufinden. Ich habe es geschafft! Erleichtert nehme ich die zweite Chance auf ein gesundes Leben entgegen. Doch die Behandlungen haben meine Energiereserven aufgebraucht. Mein Körper gleicht einer verwelkten Blume, nichts von meinem Lebenssaft ist mehr vorhanden. Allein mein Lebenswille fließt noch durch meine Adern. Fuß fassen im alten neuen Leben wird zur Herkulesaufgabe. Die Schwäche hat sich nun auf der Bühne meines Lebens permanent eingerichtet und sie lässt sich nicht mehr vertreiben. Sie ist aufsässig, unwillkommen und drängt meine Energie in eine Nebenrolle. Beharrlich verhindert sie, dass ich in alte Fahrwasser gerate und fordert mich auf, neue Wege zu gehen. Ihre Leidensgeschichte mit einem Hang zur Übertreibung erinnert mich täglich an meinen beschwerlichen Weg durch die Krebsbehandlung. Manchmal möchte ich sie zum Teufel jagen und lebendig und unbeschwert sein wie zuvor. Gleichwohl weiß ich, dass sie ein Teil von mir ist, die nun einfach nicht mehr zurück in die Dunkelheit gedrängt werden will. Auch wenn es mir nicht gefällt, versuche ich, mein Leben neu zu gestalten.
Wenn es mir gelingt, einen Schritt zurückzutreten und das Bild meines Lebens aus der Distanz zu betrachten, dann erkenne ich, dass ich meiner Vollkommenheit durch den Krebs etwas näher gekommen bin.«