»Hallo, mein Name ist Lucia, ich bin 36 Jahre alt und habe im November 2022 die Diagnose triple-negativer Brustkrebs erhalten.
Familiär bedingt wurde ich schon früh mit dem Thema Krebs konfrontiert. Daher ging ich zweimal im Jahr zur Vorsorge. Eines Abends, während einer Yogastunde, spürte ich in der Bauchlage plötzlich etwas in meiner Brust. Da ich erst ein paar Monate zuvor zur Vorsorge war, hoffte ich, dass ich es mir nur einbildete.
Am nächsten Tag konnte ich zu meinem Gynäkologen. Er tastete meine Brust und schon bei seinem Blick war mir klar: Ich bildete es mir nicht ein. Es folgten Ultraschall, Mammografie, Biopsie. Das Ergebnis: ein aggressiver Tumor mit einer sehr hohen Wachstumsgeschwindigkeit. Zeit zum Verarbeiten blieb kaum, da der Tumor in kürzester Zeit enorm gewachsen war, sollte alles möglichst schnell gehen. Ich fühlte mich wie in einem Hamsterrad. Ich funktionierte einfach. Wirbelsäule, Leber und Lunge wurden auf mögliche Metastasen untersucht. Diese blieben aus. Zeitnah wurde mir ein Port gelegt. Einen Tag später bekam ich Carbo und Pacli gefolgt von EC und parallel dazu Pembro als Immuntherapie. Erfreulicherweise vertrug ich alles relativ gut. Nur EC hielt mich mit Übelkeit und Müdigkeit meist bis zu einer Woche in Schach.
Nach Abschluss der Chemotherapie war mittels Bildgebung der einst fast 5 cm große Tumor nicht mehr zu sehen. Es folgte eine brusterhaltende OP im Juni 2023. Im entfernten Gewebe wurden noch vereinzelt aktive Krebszellen gefunden. Wie sehr ich auf die Worte ›Sie sind krebsfrei.‹ gehofft hatte, spürte ich erst, als sie niemand aussprach.
So musste ich vor der Bestrahlung noch eine orale Chemo machen. Nach Abschluss der Bestrahlung im März 2024 war ich so glücklich, so froh. Ich hatte es geschafft. Ich hatte überlebt.
Ich hatte meine berufliche Wiedereingliederung gemeistert und konnte wieder zurück in den geliebten Job als Förderschullehrerin. Der Alltag fühlte sich endlich wieder nach Alltag an. Im Sommer feierten wir ein großes Gartenfest und ich dankte so den unglaublichen Menschen in meinem Leben, die mich durch diese Zeit getragen haben. Und dann, gerade, als ich anfing, wieder unbeschwerter durch das Leben zu gehen, tastete ich im Juli 2024 wieder einen Knoten in der Brust. Dieses Mal lautete die Diagnose metastasierter Brustkrebs mit Metastasen in der Wirbelsäule und Leber. Meine Welt zerbrach. Hatte ich nicht gerade erst das Leben gefeiert? Wie sage ich meinen Liebsten jetzt, dass es immer noch nicht gut ist? Vielleicht nie mehr gut wird?
Es folgte eine unglaublich harte Zeit für mich. Im September 2024 wurde ich über einen Zeitraum von zwei Wochen an der Wirbelsäule bestrahlt. Ich hatte große Schmerzen, verlor immer mehr Gewicht und konnte mich kaum bewegen. Im Oktober bekam ich die erste Dosis Sacituzumab. Gott sei Dank, aufgrund meiner schlechten Blutwerte, stationär. Ich reagierte heftig auf die erste Gabe: 40 Grad Fieber, unglaubliche Knochenschmerzen und viel zu niedrige Leukozyten. Aus geplanten zwei Tagen wurden zwei Wochen im Krankenhaus. Mein Glück. Hier wurde ich aufgepäppelt. Ich bekam Bluttransfusionen, Schmerzmittel und die Dosis der Chemotherapie wurde angepasst. Seit November bekomme ich nun die Chemotherapie ambulant und das erste Staging im Dezember zeigte erste Erfolge.
Was soll ich sagen: Ich lebe wieder. Ich gehe, ich laufe, ich lache, ich weine, ich plane, ich reise, ich esse, ich träume, ich lebe. Jetzt erst recht. Ich bin so viel stärker und mutiger, als ich dachte, zu sein. Und vor allem bin ich eines schon immer gewesen: positiv und lebensfroh. Der Krebs hat mir so viel genommen, aber das lasse ich mir nicht nehmen. Und wenn ich eins in den letzten Jahren gelernt habe, dann dass ein Leben anders, aber nicht weniger schön aussehen muss.«