Theresa

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33

Theresa ging wegen Bauchschmerzen zum Arzt, doch das Ergebnis ihrer Blinddarmoperation veränderte ihr ganzes Leben.

Mein Name ist Theresa, ich bin 33 Jahre, Mama von zwei kleinen Kindern und letzten Sommer erhielt ich nach einem Zufallsbefund die Diagnose Appendix Karzinom.

Es begann mit Ziehen im rechten Unterbauch, das anfangs nach einer Sporteinheit auftrat und wieder abschwächte.

Nach zwei Tagen wurde es dann so unangenehm, dass ich einen Arzt aufsuchte. er diagnostizierte mir eine Blinddarmentzündung, die operiert werden müsse. Die Operation erfolgte minimalinvasiv und nach  zwei Nächten konnte ich das Krankenhaus verlassen. Acht Tage später erhielt ich einen Anruf vom Krankenhaus. Ich solle zur histologischen Befundbesprechung kommen. Am besten so schnell wie möglich.

Ich war völlig irritiert, schließlich hatte ich einen Routineeingriff ohne Komplikationen. Also googelte ich erstmal ›histologische Befundbesprechung nach Blinddarm OP‹ und erhielt das Suchergebnis Blinddarmkrebs. Sehr selten, aber doch auch aggressiv, weil dieser Tumor oft erst spät entdeckt wird. Ich versuchte ruhig zu bleiben, mir vor meinem Kind nichts anmerken zu lassen und positiv zu denken. Doch mein Bauchgefühl sagte mir: es ist Krebs.

Vier Stunden später saß ich im Krankenhaus und in das Untersuchungszimmer gerufen. Die Chirurgin erklärte mir, dass normalerweise keine PatientInnen nach einer Blinddarm OP zur Befundbesprechung hergeholt werden, aber bei mir ein bösartiger Tumor gefunden wurde. Ab diesem Moment war ich völlig im Schockzustand und konnte dem Gespräch nur noch schwer folgen. Ich begann zu weinen. Die Ärztin erklärte mir das weitere Vorgehen und war sehr empathisch.

Alles woran ich dachte, war meine Familie und ob ich zu Weihnachten noch hier sein werde. Zuhause wurde mir klar, dass ich es nicht vor meinen Kindern geheim halten konnte und wollte. Also sagte ich dem großen Kind, dass ich krank sei. Er fragte, was ich habe, und ich antwortete Krebs. Daraufhin änderte sich seine komplette Mimik und diesen erstarrten, schockierten Gesichtsausdruck hatte er zuvor und auch danach nie wieder, als er seine zweite Frage stellte: ›Mama, wirst du sterben?‹ Er war vier und ich verzweifelt, dass er in diesem Alter solche Sorgen haben muss. Ich versicherte ihm aber, dass ich nicht sterben würde.

Bereits am nächsten Tag starteten weitere Untersuchungen und vier Tage danach gab es erstes Aufatmen. Ich wusste, Weihnachten werde ich noch gut überleben. Der Tumor war zwar Stadium T4, es gab aber noch keine Metastasen und einige Wochen später sollte ich erfahren, dass auch kein Lymphknoten betroffen war.

Es folgte eine große Operation am Darm. Die Folgen waren eine Nacht auf der Intensivstation, Schmerzpumpe, Aufbaukost für einige Tage und monatelange Verdauungsbeschwerden. Der Sommer war unglaublich schwierig. Emotional, als auch körperlich. Ich kam nicht um eine Chemotherapie herum, für die  ich mir einen Port implantieren lassen musste.

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Ich hatte vor allem von den Infusionen einige Nebenwirkungen und war sehr verzweifelt. Ich schnitt mir selbst die Haare kurz, um mich darauf vorzubereiten, dass sie mir ausfallen würden.

Bei meiner Chemo war das aber nicht der Fall, worüber ich natürlich einerseits glücklich war, andererseits wären das zumindest Nebenwirkungen, die ohne körperliche Schmerzen verbunden gewesen wären. Ich konnte sehr reduziert meine Kinder betreuen und benötigte viel Unterstützung.

Zusätzlich hatte ich nach dem ersten Chemo Zyklus einen Darmverschluss wofür eine weitere Operation notwendig war. Dieses Erlebnis warf mich psychisch sehr zurück.

Am 31. 10. war dann der erste Tag ohne Chemo und durch Halloween für mich ein doppelter Feiertag. Mittlerweile bin ich voller Hoffnung, dass dieser vergangene Sommer ein Intermezzo war, das sich nicht mehr wiederholen wird. Die erste Nachsorge Ende Januar bestätigte mir das.

Trotzdem begleiten mich Angst und Sorge, denn mein großes Ziel ist nicht nur, meine Kinder aufwachsen zu sehen, sondern auch mit meinem Mann gesund alt zu werden.

Der Krebs hat mir fast ein ganzes halbes Jahr genommen und ein Leben voller Ängste gegeben. Er hat mich aber auch realisieren lassen, dass eine Krebsdiagnose kein Todesurteil mehr sein muss.

Ich habe vor dieser Diagnose sehr gesund und bewusst gelebt und war dankbar für mein Leben. Und trotzdem halte ich nun noch vieles mehr für nicht selbstverständlich. Ich genieße den Alltag noch bewusster, bin noch dankbarer für Großes, Kleines und alles dazwischen.

Eine Mutter sitzt mit ihren Kindern vor einem Bergsee.
Name
Theresa
Instagram
@the_de__
Website
Interviewt von
Erzählt am
11.3.2025
Verstorben am

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