»Ich bin Julia, 29 Jahre alt und komme aus dem Landkreis Mühldorf im schönen Oberbayern. Ich dachte immer ›mich trifft Krebs nicht‹ – Ich war jung, selten krank, lebte ausgewogen, gesund und hatte einen sozialen Beruf. Im November 2023 habe ich die Diagnose Hodgkin-Lymphom, intermediäres Stadium 2a, erhalten. Nach einigen Voruntersuchungen und anderen Vorsorgemaßnahmen habe ich im Januar 2024 mit der Chemotherapie gestartet und befinde mich jetzt in Remission. Ich bin auf dem Weg in Richtung Heilung und starte demnächst mit meiner Wiedereingliederung.
Ich habe vor einem Jahr angefangen meine Geschichte auf Instagram zu teilen. Mir hat Social Media und generell der Austausch mit Betroffenen viel Kraft und Mut in der Zeit während meiner Chemotherapie gegeben. So wollte ich anderen zeigen, dass es nach dem Krebs wieder schöne Momente im Leben gibt und betreibe seitdem meinen Instagram Account.
Wie es zu meiner Diagnosestellung kam? Im Sommer 2023 bemerkte ich zum ersten Mal einen geschwollenen Lymphknoten rechts an meinem Hals. Ich war weder krank, noch fühlte ich eine Veränderung an meinem Körper. Nach einer ersten Blutkontrolle und einem Ultraschall bei meinem Hausarzt, hieß es erstmal abwarten – keine Auffälligkeiten. Nachdem auch drei Wochen später die Schwellung anhielt, wurde ich zu einem HNO-Arzt überwiesen. Dieser wiederholte die Untersuchungen und ordnete zudem ein großes Blutbild an, um auf mögliche Infektionskrankheiten wie HIV etc. zu untersuchen – wieder ohne Befund. Der nächste Schritt war eine Lymphknotenbiopsie im November 2023. Ich weiß noch, dass ich wahnsinnige Angst vor dem Eingriff und meiner ersten Vollnarkose hatte. Danach war ich erleichtert und auch hier hieß es erstmal, dass alles unauffällig scheint. Nach meiner Entlassung am nächsten Tag kam jedoch der ernüchternde Anruf mit der Diagnose Hodgkin-Lymphom. Danach nahm alles schnell seinen Lauf. Ich wurde in die Onkologie überwiesen, es folgten Voruntersuchungen und der Therapieplan wurde erstellt.
Das war eine nervenaufreibende Zeit. So viele Arzttermine hatte ich zuvor noch nie – Pneumologie, Kardiologie, Radiologie, Kinderwunschklinik, Portimplantation – und so weiter. Ich verstand, dass das alles sein musste. Ich ›funktionierte‹ dank meinem Freund, der mich immer begleitete. In den großen Kliniken hatten sie kein Verständnis für meine Hauptdiagnose und hielten strikt an ihrem Muster fest. Ich war eine Nummer, die hin und her geschoben wurde, alle zwei Tage erscheinen musste und war nervlich wirklich am Ende. Als das geschafft war, durfte ich über Weihnachten verschnaufen und startete am 02. Januar 2024 mit der Chemotherapie.
In der onkologischen Praxis bekam ich vier Zyklen Chemotherapie, die ich einigermaßen gut vertragen habe. Schwindel und ein flaues Gefühl im Magen waren meine Dauerbegleiter. Dennoch konnte ich immer essen, spazieren gehen und kam ohne Infekt durch diese Zeit. Ich habe mich sozial isoliert und auch mein kleines Umfeld war sehr vorsichtig. Auf keinen Fall wollte ich mit Fieber ins Krankenhaus müssen, weg von zu Hause und in Lebensgefahr sein. Das habe ich geschafft! Und auch die Chemotherapie habe ich geschafft! Das Abschluss-PET-CT Ende April zeigte, dass jegliche Tumoraktivität verschwunden war und ich mich daher in Remission befinde.
Die Zeit danach war für mich persönlich die herausforderndste. Die Therapie ist geschafft, der Krebs besiegt, und dann? Von heute auf morgen gibt es keinen Plan mehr, kaum Termine und keine Kontrolle der Blutwerte. Ich merkte, wie viel ich noch verarbeiten muss und wie schwer es anfänglich ist, mein Leben wieder selbst in die Hand zu nehmen. Meine tolle Onkologin, meine Psychotherapeutin, mein Freund, meine Familie und meine engen Freunde halfen mir sehr in der gesamten Zeit. Danke!
Ich weiß jetzt, worauf es im Leben ankommt, was mich glücklich macht und lebe viel mehr im Jetzt. Ich liebe mich und mein Leben und das stelle ich seitdem immer an die erste Stelle.«