»Hi, ich bin Caro, 30, und wohne mit Mann und Hund in München. Ich litt jahrelang unter Hypchondrie und begab mich auch in Therapie. Ich hatte panische Angst vor Krebs, bis ich ihn 2022 mit 28 Jahren dann tatsächlich bekam. Ironischerweise ein halbes Jahr nachdem ich offiziell von meiner Hypochondrie ›geheilt‹ war.
Meine Symptome habe ich zu der Zeit nicht als solche erkannt. Ich steckte mitten in den Hochzeitsvorbereitungen. Ich war gestresst. So schob ich meinen Gewichtsverlust, Müdigkeit und Abgeschlagenheit auf den Stress. Und auf den Winter in Deutschland. Stutzig wurde ich erst, als ich immer mal wieder mein Herz heftig schlagen gespürt habe und mir mein Fitnesstracker einen viel zu hohen Ruhepuls anzeigte.
Ich ging zum Hausarzt. Ergebnis: Tachykardie – ich sollte zum Kardiologen. Dort hätte ich allerdings erst 9 Monate später einen Termin bekommen und wäre jetzt nicht mehr hier, wenn meine Mama keinen Terror in der Praxis gemacht hätte. Zwei Tage später saß ich beim Kardiologen. Ergebnis: Zyste. Er schickte mich am selben Tag zum CT. Ergebnis: Gutartiger Tumor (Thymom). Zwei Wochen später ging es zum Chefarzt ins Krankenhaus zur Besprechung. Ergebnis: ›Es ist zu 90% ein gutartiger Tumor, den man einfach nur entfernen muss.‹ Im schlimmsten Fall müsse man mir den Brustkorb aufschneiden, aber man versuche alles, um den Tumor minimal-invasiv zu entfernen. Mit dieser Aussage und einem Gefühl von Erleichterung wurde ich zwei Wochen später operiert. Aus der Op wurde allerdings eine Biopsie, denn die Ärzte hatten sich leider geirrt. Es handelte sich um Lymphdrüsenkrebs.
Diesen Moment, als die Ärzte mir sagten, dass es Krebs ist, werde ich niemals im Leben vergessen. Mein schlimmster Albtraum wurde zur Realität. Ich habe mich nur noch fragen gehört, ob ich jetzt sterben muss. Das sollte es jetzt gewesen sein?! Ich war so unfassbar traurig und sauer auf mich selbst, dass ich mein Leben bisher nicht wirklich gelebt hatte. Immer hatte ich alles nach hinten verschoben und bin nie meinen echten Leidenschaften nachgegangen.
Ich hatte einen sehr aggressiven Krebs. Der Tumor war 15 cm groß, Lunge und Perikard hatte er schon befallen und so bekam ich 6 Zyklen Antikörper- und Chemotherapie. Diese Monate waren ein Ritt durch die Hölle. Die Nebenwirkungen waren fies aber das schlimmste für mich: Der Kontroll- und Identitätsverlust. Ich verlor meine Haare, mein Körper gehorchte mir nicht mehr, ich war der Krankheit ausgeliefert und die Frau, die ich im Spiegel sah, erkannte ich nicht mehr.
Rückblickend betrachtet war es aber auch eine unglaublich lehrreiche Zeit und der Wake Up Call, den ich so dringend gebraucht, mir aber gerne erspart hätte. Oft dachte ich, ich schaff das nicht. Doch am Ende habe ich gesehen, dass ich so viel mehr kann, als ich mir jemals zugetraut hätte. Ich habe erkannt, wer meine wahren Freunde sind, wie wichtig Familie ist und dass das Leben nicht nur eine Aneinanderreihung von vermeintlichen Highlights ist, sondern dass der wahre Zauber in den kleinen Dingen liegt. Auch in schweren Zeiten. Manchmal muss man vielleicht nur etwas genauer hinsehen.
Was mir in der Zeit geholfen hat? Mein Therapeut, den ich seit Beginn der Diagnose hatte. Bis heute. Meine Ärztin, der ich zu 100% vertraut habe. Meine Freunde & Familie, die mich immer zum Lachen gebracht oder mich einfach wortlos in den Arm genommen haben, wenn ich geweint habe. Und Yoga. Auch wenn ich nicht viel mehr konnte als auf der Matte zu liegen und zu atmen.
Der 23.06.22 war der Startschuss in mein neues Leben. Ich war krebsfrei. Getreu dem Motto ›in the end you only regret the chances you didn't take‹ habe ich nach meiner Erkrankung jede Chance ergriffen. Ich bin eigentlich studierte Personalerin, nur war ich nie wirklich happy in meinem Job. Also habe ich auf mein Herz gehört, eine Yogalehrer-Ausbildung abgeschlossen und befinde mich jetzt in Ausbildung zur Ernährungsberaterin. Ich habe angefangen wieder mehr zur reisen, meine Geschichte auf Instagram zu teilen und habe mir nebenbei ein Online Business aufgebaut, das mir ermöglicht, hat in meinem Hauptjob in Teilzeit zu gehen. Weil ich erkannt habe, dass Zeit neben Gesundheit das kostbarste Gut ist. Weil ich mein Leben jetzt auch wirklich LEBEN will.
War das immer einfach? Nein. Gerade nach meiner erfolgreichen Therapie, fiel ich zuerst in ein Loch. Die Termine in der Onkologie gaben mir Halt und Struktur.
Jetzt musste ich mein Leben erst einmal wieder neu sortieren. Man ist ein anderer Mensch. Es ist nichts mehr, wie es war. Das muss man erst einmal selbst verstehen und auch die Menschen um einen herum.
Ich weiß jetzt, worauf es im Leben wirklich ankommt und wer ich eigentlich im wahren Kern bin, was mich glücklich macht. 😊 Ohne den Krebs wäre mein Leben wahrscheinlich weiter vor sich hingedümpelt. Für diese Erkenntnis bin ich unfassbar dankbar. Und für diese zweite Chance, die ich sowas von nutzen werde.
Das Leben ist zu kurz für irgendwann. Tu’s jetzt!«