Julia

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35

Julias Leben wurde durch die Diagnose Brustkrebs ordentlich aus der Bahn geworfen. Doch schlussendlich hat sie die Umstände dazu genutzt, um ihre Lebensplanung neu entwerfen. Denn ›Mut wird immer belohnt‹!

»Servus, ich bin Julia, jetzt wunderbare 35 Jahre alt, nachdem mein Leben mit 31 eine Kehrtwendung gemacht hat. Meine Diagnose erhielt ich im März 2020.

Den drei Zentimeter großen Tumor hatte ich bereits zwei Monate zuvor getastet aber in meinem Hamsterrad voller Arbeit wieder vergessen. Zum Glück war ich sehr regelmäßig bei der Vorsorge, denn für einen "extra" Termin hätte ich mir leider keine Zeit genommen.

Damals arbeitete ich als Rechtsanwältin in einer internationalen Wirtschaftskanzlei. Nachtschichten im Büro, ständige Erreichbarkeit und ein enormes Stresslevel waren mein "Normal". Balance: Fehlanzeige.

Je näher mein Vorsorgetermin kam, desto öfter habe ich den Knoten getastet aber die Angst weggedrückt. Mir war es total peinlich, meinen Arzt auf den Knoten aufmerksam zu machen. Ich dachte er würde mich auslachen. Ich war ja gerade einmal 31 und niemand in meiner Familie hatte Krebs. Mein Arzt hat mich nicht ausgelacht sondern keine wertvolle Zeit verloren. Wenige Tage nach meinem Arzttermin war klar: Das ist bösartig und eine Chemotherapie unumgänglich.

Trotz der Diagnose war ich weiterhin so gefangen in meinem Hamsterrad, dass ich selbst während der Chemo weitergearbeitet habe - obwohl ich schon vor meiner Diagnose absolut ausgebrannt war. Für Termine habe ich mir meinen Blazer und meine Haare angezogen, die auf dem Stuhl neben mir hingen. Ich dachte ich sei unersetzbar, hatte Angst, um mein Ansehen und wollte nicht nur die Krebspatientin sein.

Erst als mir die Puste komplett ausging und ich mich entscheiden musste, was ich will, hab ich mich fürs Leben entschieden, mich krank gemeldet und endlich mich selbst priorisiert.

Ich habe mich gefragt, welches Leben ich führen will. Was will ich mit der Zeit, die ich habe anfangen?

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Sicher wollte ich nicht bis in die Nacht am Schreibtisch sitzen und Akten wälzen. Nach und nach etablierte ich gesunde Routinen in mein Leben und habe Energiefresser aussortiert. Hallo Achtsamkeit, Persönlichkeitsentwicklung, Mediation und Breathwork. Ciao Alkohol, Zucker und toxische Menschen. Meine Zeit habe ich nur noch mit Menschen verbracht, die mir gut tun, mit denen ich auch während dieser Zeit herzhaft lachen kann und die bei mir sind. No matter what.

Auch mein Lieblingshobby habe ich während der kompletten Behandlungszeit nie aufgegeben: Das Wandern. Die Berge waren nicht mehr so hoch und mein Körper hat das Tempo vorgegeben. Aber ich stand oben am Gipfel. Zusammen mit meinen Freundinnen. Daraus habe ich unfassbar viel Energie geschöpft.

Der schönste Tag war der 2. Oktober 2020. Ich war im Krankenhaus nach meiner beidseitigen Mastektomie, als mein Chirurg das Zimmer betrat mit den Worten: ›Ich habe heute richtig tolle Neuigkeiten‹. Er hat mit mitgeteilt, dass ich krebsfrei bin. Dieser Tag mein zweiter Geburtstag und den feiere ich jedes Jahr. Ich bin mir heute noch sicher, dass meine positive Einstellung zur Chemo einen großen Beitrag zu meiner Genesung geleistet hat. Ich habe mich auf jede Chemo gefreut, denn ich wusste, danach werde ich wieder ein Stück gesünder sein.

Nach meiner Reha habe ich mein Berufsleben auf den Kopf gestellt, meinen Kanzlei-Job gekündigt, Coachingausbildungen gemacht und mein eigenes Business aufgebaut. Was sich jetzt so klar und strukturiert anhört, war es zunächst überhaupt nicht. Ich war erstmal absolut lost und wusste gar nicht, wie es für mich beruflich weitergehen soll. Zusätzlich habe ich gemerkt, dass die eigentliche Arbeit erst beginnt, wenn die Akuttherapie zu Ende ist. Vertrauen in meinen Körper gewinnen, dass er nun ohne Medikamente gesund bleiben kann, war eine Mammutaufgabe für mich.

Zeit und externe Hilfe durch Coachings waren die entscheidenden Faktoren, die mich dahin geführt haben, wo ich jetzt bin. Gerne würde ich auch sagen, dass ich geduldig war. Aber das war ich nicht. :D

Mittlerweile begleite ich begleite Balance-Coach ambitionierte Frauen zu einem erfolgreichen Berufsleben in Balance. Mit meiner Geschichte stehe ich auf der Bühne und in Kürze beende ich eine Ausbildung zum Atemcoach und Breathwork Facilitator. Vor vier Jahren hätte ich mir nie vorstellen können, dass das Leben so schön sein kann.

Meine Krebserkrankung war für mich der Startschuss für ein neues Leben. Ich weiß, die Zeit ist besch***** und gleichzeitig ist sie eine riesengroße Chance. Nimm die Chance und baue dir dein Traumleben auf. Mut wird immer belohnt.«

Eine junge Frau mit dunklen, kurzen Haaren, die in die Kamera lächelt.
Name
Julia
Interviewt von
Erzählt am
15.7.2024
Verstorben am

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