Christine

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50

Christine fand durch den Krebs den Mut, ihren Vollzeitjob zu kündigen und als Yogalehrerin, Heilpraktikerin für Psychotherapie und psychoonkologische Beraterin ihren Weg zu gehen.

»Als 1974 geborene Betriebs- und Werbefachwirtin hat sich meine berufliche Welt viele Jahre um Zahlen, Daten und Fakten gedreht. Als Projektleiterin hatte ich viel gearbeitet und Überstunden gehörten zu meinem Alltag. Als Ausgleich zu meinem Berufsalltag habe ich dann vor vielen Jahren Yoga für mich entdeckt. Der Funke zum Yoga war schnell übergesprungen und so habe ich es immer mehr in mein Leben integriert. Im Jahr 2014 habe ich mich für eine Yoga-Ausbildung (Stufe 1) entschlossen und diese mit weiteren yogischen Fortbildungen ergänzt. Seither unterrichte ich mit viel Freude Yoga. Und es ist immer wieder wie ein Geschenk für mich, nach der Yoga-Stunde die entspannten und strahlenden Gesichter der Teilnehmer:innen zu sehen.

Aufgrund meiner familiären Vorbelastung gehe ich seit Jahren regelmäßig zur Brustkrebs-Früherkennungsuntersuchung. Im Juni 2021 gab es Unstimmigkeiten bei der Ultraschalluntersuchung und ich wurde zur Biopsie geschickt. Eine Woche danach war klar, dass der Tumor bösartig war. Danach ging alles ganz schnell: Es folgten zwei Operationen hintereinander und danach eine 10-wöchige Wartezeit auf den finalen Behandlungsplan. Zwei Wochen nach der ersten OP erhielt ich die Info, dass sich leider nicht genügend gesunder Rand an dem entnommenen Gewebe befand und ich deshalb nochmals operiert werden müsste. Das war ein harter Schlag für mich und es zog mir den Boden unter den Füßen weg. Ich war mit der Situation damals sehr überfordert und hätte nie damit gerechnet, dass eine Nachsektion anstehen könnte.

Christine in weißer Bluse und Blazer an einer weißen Wand.
Christine beim Yoga in der Natur.
Christine währen sie eine Yoga-Klasse leitet.
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Einen Tag nach dieser Nachricht habe ich für mich entschieden, dass ich da nicht alleine durchgehen möchte und habe mir professionelle Hilfe gesucht. Die Gespräche mit meiner bei Psychoonkologin haben mich in der herausfordernden Zeit sehr unterstützt. Ich konnte hierdurch besser mit meiner neuen Lebenssituation umgehen. So habe ich auch die Wartezeit auf meinen finalen Behandlungsplan gemeistert. Sich Hilfe zu holen, kann ich allen Betroffenen nur empfehlen. Du musst hier nicht alleine durch!

Zudem können hier Ängste und Nöte angesprochen werden, die man sich eventuell der Familie gegenüber nicht zu kommunizieren traut. Oft aus Sorge darum, die Familienangehörigen und Freunde zu sehr damit zu belasten. Meine Diagnose erhielt ich kurz vor meiner Yoga-Abschlussprüfung der vertiefenden Stufe 2 und schweren Herzens musste ich die Prüfung erst einmal hinten anstellen. Meine Yogapraxis und meine Yoga-Community haben mich durch diese schwere Zeit getragen.

Wäre vor meiner Krebserkrankung jemand in meinen Yogakurs gekommen und hätte den Arm nicht hochheben können, hätte ich mich im Stillen verwundert gefragt: ›Was ist denn da los?!‹ Welche körperlichen Folgen Krebserkrankungen und -therapien haben können, war mir bis dato völlig unklar. Nun habe ich meine eigenen Erfahrungen damit gemacht. Aufgrund meiner OP-Narben und den entnommenen Lymphknoten konnte ich anfangs kein körperliches Yoga praktizieren. Immer wenn ich mich kraftlos und energielos fühlte, chantete ich (fast täglich) das Heilmantra RA MA DA SA und machte Atemübungen, um meine Ängste zu regulieren und mein Gedankenkarussell anzuhalten. Seither ist Mantrasingen für mich wie Telefonieren mit meiner Seele geworden. Atemübungen helfen mir wunderbar, um mich selbst zu regulieren und Energie in meinen Körper zu bringen.

Der Brustkrebs rüttelte mein Leben ziemlich durcheinander, gab mir aber auch die tolle Möglichkeit, manches neu zu überdenken und überfällige Veränderungen in meinem Leben einzuläuten. Meinen jahrelang ungeliebten Vollzeitjob in einer Marketing-Agentur habe ich an den Nagel gehängt. Statt Vollzeit arbeite ich jetzt nur noch in Teilzeit in einem Gesundheitszentrum und baue mir gerade mein zweites Standbein als Yogalehrerin und -therapeutin sowie psychoonkologische Beraterin auf. Vor der Erkrankung hatte mir der Mut gefehlt, diese Entscheidung schon viel früher zu treffen.

Zudem bin ich unendlich dankbar, dass mein Tumor dank der Vorsorgeuntersuchung frühzeitig entdeckt und behandelt werden konnte.

›Ob eine Sache gelingt, erfährst du nicht, wenn du darüber nachdenkst, sondern wenn du es ausprobierst.‹ (Unbekannt). Gemäß diesem Motto möchte ich alle Betroffenen herzlich dazu einladen, Yoga für sich auszuprobieren. Viele Yogaübungen haben mir geholfen und speziell die Atemübungen haben mir meine immer wieder hochkommenden Ängste genommen. Ganz wichtig: Beim Yoga musst du dich nicht in komplizierten Figuren verrenken – auch bewusstes Atmen ist schon Yoga.«

Seit dem Jahr 2021 ist Yoga ein fester Bestandteil in den S3-Leitlinien und hilft vielen beim Nebenwirkungsmanagement. So kann es bei Fatigue oder Schlafstörungen unterstützen und auch schmerzlindernd sein.
Eine lächelnde Frau (Christine) in traditioneller indischer Kleidung mit einem lila Schal und Ohrringen, umgeben von Menschen bei einer Feier.
Name
Christine
Interviewt von
Erzählt am
17.7.2024
Verstorben am

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