»Mein Name ist Adam und ich komme aus Dresden. Meine Geschichte beginnt vor knapp einem Jahr. Ich habe im Januar 2020 dauernd Rauschen im Ohr gehabt und so einen Druck im Kopf und Hals – so als würde ich die ganze Zeit Kopfstand machen …
Schließlich bin ich zum Uniklinikum in Dresden in die Notaufnahme gefahren, die mich aber mit den Worten ›Ich hätte nur einen Infekt‹ wieder wegschickten. Dann fingen bei mir Ausfallerscheinungen an: Ich hatte Sehstörungen, Gangstörungen und Sprachstörungen. Insgesamt hatte ich drei solcher Anfälle; einen davon auf Arbeit. Daraufhin bin ich zu meiner Hausärztin, die eine Sonografie meines Halses machte und eine Thrombose in der Halsschlagader feststellte. Dann ging alles sehr schnell: Rettungswagen ins Klinikum Dresden Friedrichstadt.
Die Notaufnahme machte ein CT meines Halses und stellte abgesehen von meiner Thrombose einen Tumor im Mediastinum fest. Eine Biopsie über die rechte Seite durch den Brustkorb folgte, die jedoch leider nicht erfolgreich war und wiederholt werden musste. Also eine zweite Biopsie frontal von vorne, wobei sie meine Lunge bei der Operation kollabieren lassen mussten.
Am 6. Februar 2020 stand schließlich meine Diagnose fest: primäres mediastinales B-Zell-Lymphom. Ich bekam sechs Antikörper-Gaben und sechs Chemozyklen. Ich verlor insgesamt 15 Kilo, hatte arge Empfindungsstörungen in den Händen und Füssen und Mundschleimhautentzündungen plagten mich bei jedem Zyklus. Im Sommer erhielt ich noch 15 Bestrahlungen.
Mein Freund hat mir damals viel Kraft gegeben. Ich hatte in dem Sinne keine Angst vor dem Tod, sondern eher Angst nicht mehr da zu sein, vergessen zu werden, alles zu verpassen. Also habe ich gekämpft, ich wollte meine 2-jährige Katze nicht alleine lassen und meine zwei Nichten und meinen Neffen aufwachsen sehen.
Im Oktober war ich zur Reha und seit dem 8. Oktober 2020 gelte ich erstmals als krebsfrei. Derzeit warte ich auf die Auswertung meines letzten PET CTs. Wenn das so weit safe ist, wird meine Wiedereingliederung angestrebt.
Im Moment beschäftige ich mich weiterhin mit meiner körperlichen Fitness und den finanziellen Sorgen, die so eine Erkrankung mit sich bringt. Leider bin ich sehr davon betroffen und das Krankengeld reicht hinten und vorne nicht.
Seit Januar bin ich Supporter beim Eisvogel e.V. Der Eisvogel e.V. ist für mich eine Herzenssache. Ich möchte gerne den Menschen die Angst nehmen über Krebs zu reden. Krebs sollte kein Tabuthema mehr sein. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Männer etwas benachteiligt werden. Zum Beispiel beim Thema Haare. Als Mann bekommt man einfach nur den Spruch aufgedrückt: ›Sie können ja eine Mütze tragen!‹ – Genau, ich will ganz bestimmt den Rest meines Lebens eine Mütze tragen, wenn die Haare nicht wieder zurückkommen. Nicht jeder Mann trägt einen mega kurzen Kurzhaarschnitt. Deswegen würde ich mir wünschen, dass mehr Männer ihre wahren Gefühle auch ausdrücken und sich eingestehen, dass Krebs sie schwächt.«