»Ich stutzte. ›Das gehört da nicht hin‹, dachte ich. In der rechten Brust fühlte ich einen Knoten. Zur Sicherheit tastete ich die linke Brust ab. Auch hier spürte ich einen Knoten. ›Das ist das Gewebe der Brustdrüsen‹, dachte ich erleichtert. Das Gewebe fühlt sich auf beiden Seiten gleich an. Später sollte die Erleichterung in Entsetzen umschlagen. Die Ärzte diagnostizierten Brustkrebs. Beidseitig.
Mein Name ist Anja und ich bin 2017 an Brustkrebs erkrankt. Seitdem hat sich einiges in meinem Leben geändert. Nicht unbedingt äußerlich: Bis auf ein paar Narben bin ich gut davongekommen. Geändert hat sich mein Bewusstsein und meine Einstellung: Habe ich ›früher‹ immer alles ›auf später‹ geschoben, gehe ich nun ohne zu Zögern an alles heran, denn ich habe gelernt, dass es vielleicht kein ›später‹ geben wird.
Mein erster Gedanke – als mir gesagt wurde, dass ich Krebs habe – war, dass ich nicht in die Antarktis und nicht zum Mount Everest gereist bin. Und es inzwischen nicht mehr kann, da ich sterben werde – davon war ich überzeugt!
Ich bin nicht gestorben. Ich bin noch 2017 – vier Monate nach der AHB – mit einem kleinen Expeditionsschiff in die Antarktis gereist. 2018 stand ich dann auf 5.200 Metern Höhe im Basecamp des Mount Everest. Es war mir wichtig, meine Träume zeitnah umzusetzen, denn wer weiß, was noch kommt – bisher kamen noch einige Abenteuer in der Ferne hinzu. :)
Ich achte sehr auf mich und meinen Körper, denn ich habe ja nur diesen einen: Seit der AHB in 2017 mache ich fast täglich Sport, ich ernähre mich gesund, ich meditiere, ich frage mich sehr oft, wie es mir geht; und wenn es Irritationen gibt, gehe ich ihnen auf den Grund und justiere die Richtung. Seit der Operation – der Tag, an dem die Tumore entfernt wurden – sage ich, dass ich gesund bin. Das ist mir wichtig – auch wenn ich noch andere gesundheitliche Baustellen habe.
Was morgen kommt, weiß ich nicht. Deshalb denke ich auch nicht groß darüber nach. Aber den heutigen Tag, den Moment – den lebe ich bewusst.«