»Ich heiße Avin, bin 48 Jahre alt, verheiratet und habe eine wunderschöne 15- jährige Tochter.
Ich habe seit Oktober 2020 Brustkrebs mit Metastasen in den Knochen und bin Palliativ Patientin. Palliativ bedeutet, alle Maßnahmen, die ich bekomme, dienen nicht zur Heilung, sondern dem Erhalt meiner Lebensqualität.
Meine Erstdiagnose war 2009, damals noch Brustkrebs ohne Metastasen und habe das volle Programm bekommen: Chemotherapie, brusterhaltende Operation, Bestrahlung, Antihormontherapie, Antikörper, Tamoxifen usw. Danach galt ich als geheilt, fast 11 Jahre lang, bis zum Oktober 2020.
Seitdem bekomme ich Chemo-Tabletten, Antihormontherapie, Spritzen für die Knochen und Spritzen, damit ich in die Wechseljahre versetzt werde und auch bleibe und das mein Leben lang.
Ich hatte auch schon zweimal Bestrahlung und nehme sehr starke Schmerzmittel. Ohne geht es leider nicht. Ansonsten kann ich gut mit den Nebenwirkungen umgehen. Seit der Diagnose bin ich arbeitsunfähig, ich war selbstständig und hatte einen Schönheitssalon.
Demnächst werde ich die volle Erwerbsminderungsrente bekommen und habe auch den Schwerbehindertenausweis mit 100 %, dieser ist unbefristet und mit den Merkzeichen B und aG.
Es ist schon komisch, wie sich das Leben von jetzt auf gleich ändert. Ich habe eigentlich gar nicht mehr damit gerechnet und hatte den Brustkrebs sogar schon vergessen. Deswegen ist es wichtig, dass das Thema Metastasen kein Tabuthema mehr ist und dass wir darüber reden, besonders den Brustkrebs betroffenen Frauen. Denn nach der Chemotherapie denken die meisten: ›Das war’s, ich bin jetzt geheilt.‹ Leider ist es nicht immer so. Jede dritte von uns bekommt im Laufe des Jahres Metastasen.
Aus dem Grund habe ich auf Instagram einen Account ins Leben gerufen: ›metastasierter Brustkrebs.‹ Speziell für uns, damit wir einander Mut machen, austauschen und uns Fragen stellen. Egal, wie unangenehm diese sind. Denn ich glaube, nur wir unter uns können uns wirklich verstehen. Leider macht das Thema Metastasen den anderen Brustkrebs betroffenen Frauen Angst. Aber wir wollen gehört werden, dass es auch ein Leben mit Metastasen gibt und dass Metastasen nicht gleich den Tod bedeutet, sondern dass wir nur chronisch krank sind. Zum Glück wird in der Medizin viel geforscht.
Mein Lebensmotto: Konzentriere dich nicht auf das Sterben, sondern konzentriere dich auf das Leben.«