»Im Alter von zwei Jahren war unser Sohn plötzlich ständig krank. Mehrmals wöchentlich waren wir beim Arzt, um gesagt zu bekommen, dass es völlig normal sei, wenn ein Kind in diesem Alter häufig Infekte hat. Wir wurden nicht ernst genommen und immer wieder mit Fiebermedikamenten und Antibiotika nach Hause geschickt. Marcelle hatte ständig Schmerzen, wollte nicht mehr essen, nicht mehr spielen und war nur noch müde. Als es ihm immer schlechter ging, bestand ich schließlich auf ein Blutbild.
Als das Ergebnis da war, ging plötzlich alles ganz schnell. Man schickte uns sofort ins Krankenhaus, wo er endlich komplett auf den Kopf gestellt wurde. Man vermutete das Pfeiffersche Drüsenfieber und es wurde ein Ultraschall gemacht. Dabei fand man eine ›blumenkohlartige‹ Wucherung an der Niere, die dort nicht hingehörte. Nur drei Tage später fanden wir uns auf der Kinderonkologie wieder. Diagnose: Wilmstumor Stadium IV mit Lungen- und Lymphknotenmetastasen. Es folgte eine präoperative Chemotherapie und die Resektion (Entfernung) des Primärtumors. Gleichzeitig bekam er seinen Venenverweilkatheter (Broviac), ein kleiner Katheter, der für die Zuführung von Medikamenten oder Infusionen verwendet wird.
In einer weiteren OP wurden die Lungenmetastasen entfernt. Anschließend folgte eine postoperative Chemotherapie mit gleichzeitiger Strahlentherapie der Tumorregion und beider Lungen mit täglicher Sedierung. Leider ergab die histologische Untersuchung einen bösartigen Rhabdoidtumor, ein aggressives Weichteilsarkom. Aufgrund dessen plante man eine Stammzelltransplantation. Seine vierjährige Schwester war bereits als Spenderin vorgesehen.
Da keine komplette Remission erreicht wurde und es erneut zu Metastasen kam, verzichtete man dann auf die Transplantation. Wir mussten uns langsam mit dem Gedanken vertraut machen, dass unser Sohn nicht überleben wird. Es folgte eine palliative Chemotherapie und uns blieben noch drei gemeinsame Monate, bis Marcelle am 03. März 2001 zu den Engeln reiste. Wir verbrachten fast ein Jahr in der Klinik, während sich der Papa um Tochter, Job und Haushalt kümmerte.
Inzwischen hat sich einiges getan und ich hoffe, dass die Kinderkrebsforschung in Zukunft noch weiter vorankommt. Betroffene Eltern sollten sich nicht abwimmeln lassen, denn Krebs kennt kein Alter.«