»Hi Leute, mein Name ist Colin. Ich bin Radfahrer, Musiker, Hobby-Fotograf, Ingenieur, vieles mehr und leider auch Hodenkrebspatient. Meine Diagnose habe ich Anfang November 2021 erhalten. Und danach ging alles sehr schnell.
Einen Tag nachdem der Urologe den Verdacht hatte, war ich im Krankenhaus und die OP zur Entfernung des Hodens wurde angesetzt. Einen weiteren Tag später wurde mein ganzer Körper im CT gescannt und nach Metastasen gesucht. Einen weiteren Tag später war ich bei der Samenspende. Und nur sechs Tage nach dem ersten Verdacht war schon die Operation – und das Ei ab. Absolute Achterbahnfahrt.
Während der OP wurden von beiden Hoden Proben genommen, um den Krebs sicher zu bestimmen und entsprechend handeln zu können. In der Folge wurde mein rechter Hoden samt Samenstrang entfernt. Da aber keine Metastasen im Körper zu erkennen waren und die Ausdehnung des Tumors noch eben im Rahmen war, wurde mir von den Ärzten empfohlen, auf eine Chemotherapie zu verzichten und die sogenannte ›Wait-and-see‹-Taktik zu verfolgen: Engmaschige Kontrollen über die nächsten Jahre. Hodenkrebs bedeutet also nicht zwangsläufig Chemo und Bestrahlung? Ja, so kann es gehen – wenn man früh genug handelt.
Dass ich noch zeitig genug zum Urologen gegangen bin, lag nur daran – und WIRKLICH nur daran -, dass ich mich nach langem Leiden im Frühjahr 2021 schon einmal wegen einer Hodenentzündung zu einem Besuch beimUrologen durchgerungen hatte. Dabei durfte ich feststellen, dass es zwar nicht besonders amüsant ist, sprichwörtlich die Hosen runterzulassen, aber man eben nur so Hilfe bekommen kann, wenn man sie braucht. Als ich dann wieder ein ziehendes Gefühl in der Leiste und am Hoden hatte, habe ich nicht lange gezögert und bin direkt zum Arzt gegangen. Das hat mir sehr, sehr viel Leid erspart. Daher versuche ich auch mit meinem Account @crookedpathcyclist hier auf Instagram und im Verein @loveyournuts_de Aufklärungsarbeit zu leisten und zu unterstützen, wo ich nur kann.
Derzeit plage ich mich immer noch mit einigen Folgen des Tumors herum: Insbesondere die Phantomschmerzen setzen mir mitunter ganz schön zu. Und auch psychisch ist der Krebs nicht folgenlos geblieben, aber an beidem wird medikamentös gearbeitet und ich bin so stabil, dass ich wieder dem allergrößten Teil meines Lebens nachgehen kann.«