»Ich bin Conny und so gut wie 39 Jahre alt. Ich bin verheiratet und habe eine 8 Monate alte Tochter. Unser kleines Wunder. Fünf Katzen. Bevor ich an Krebs erkrankte, arbeitete ich als Krankenschwester auf einer Stroke-Unit.
Meine Geschichte begann im Jahr 2017 im Januar. Ich war eigentlich keine gute Zahnarzt-Gängerin. Ich hatte 24 Stunden lang Zahnschmerzen, dann war aber eigentlich alles wieder gut. Aus irgendeinem Grund dachte mir aber: ›Conny geh lieber, bevor eine Katastrophe ausbricht.‹
Gesagt, getan. Beim Zahnarzt wurde ich dann gefragt, ob ich wüsste, dass ich hinten am weichen Gaumen einen Knubbel hätte. Ich sagte natürlich nein. Ich merkte davon nichts. Als Nächstes wurde geröntgt. Das Röntgenbild zeigte, dass es sich nicht um eine Entzündung handelte, da keine freie Flüssigkeit sichtbar war.
Als Krankenschwester wusste ich natürlich sofort, dass ich einen Tumor hatte, hoffte aber darauf, dass er gutartig sei. Der Zahnarzt überwies mich in die Zahnklinik der Uniklinik Köln, die mich wiederum weiter in die Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie überwiesen. Auch dort sprach man am Anfang von einem Adenom (gutartig). Es wurde eine Probe entnommen und die Operation wurde geplant, weil rausmusste es so oder so.
Die Probe war weder gut noch böse, alles wurde verschoben und ich musste erstmal zum MRT. Dann war es so weit. Die erste Operation stand an und ich hatte Angst. Ich nahm alles nicht wirklich wahr, fühlte mich wie in einem Tunnel. Nach der OP würde mein Gesicht entstellt sein. Ich war doch Single, wer würde mich noch wollen?
Die Operation war überstanden. Essen, sprechen und trinken, alles musste ich neu lernen. Die Schmerzen waren unbeschreiblich. Ich hatte Verbandsplatten im Mund an den Oberkiefer geschraubt. Ein Teil meines Oberkiefers war weg, Zähne … Ich wusste es nicht. Nun hieß es warten. Warten auf die Ergebnisse; warten, wie es weitergeht. 14 Tage später stand die Diagnose: Mukoepidermoid CA T2 Low-Grade. Puh! Ich war schockiert. Weiterhin in meinem Tunnel, wollte ich wissen, ob ich noch Kinder bekommen könnte. Alles andere interessierte mich nicht.
Dann ging die Odyssee erst richtig los. Ich unterschrieb eine Operation nach der anderen. 23 Lymphknoten wurden entfernt. Verbandsplatten mussten gewechselt werden. Beckenkammtransplantationen fanden statt … Und viele weitere Operationen.
Ich fiel in ein Loch, immer tiefer und tiefer. Ich hatte Angst, sterben zu müssen. Anfangs verdrängte ich einfach alles. Dann beschloss ich, eine Therapie bei einer Psychoonkologin zu machen. Meldete mich in der Kunsttherapie an, um alles verarbeiten zu können.
Mein Weg dauert jetzt schon knapp vier Jahre. Ich verlor meine Lebensfreude. Ich nahm nicht mehr an meinem alten Leben teil, es drehte sich alles nur noch um Krebs.
Trotzdem lernte ich auf meinem Weg viele wunderbare Menschen kennen. Tolle Organisationen, die sich für Krebserkrankte einsetzen.
Die schönen Momente zaubern. Momente, an die ich gerne denke: mein Phönix auf dem Arm, eine Reise nach Irland, um nackig ins Meer zu springen, für Spenden krebserkrankter Kinder. – Dankeschön hier an Flügelbruch. – Diverse Fotoshootings, Abende, und so weiter. Ich war mit meiner Angst nicht allein.
Ich habe viele Folgeschäden davon getragen: Abducensparese, gestörter Geruchs- und Geschmackssinn, Fatigue, chronisches Schmerzsyndrom im Gesicht, chronische Sinusitis, chronische Kieferentzündungen, Verlustängste, Lymphödem, chronische Schmerzen im Becken … aber all das hindert mich nicht daran zu leben.
Ich musste zur Physiotherapie, Lymphdrainage, Logopädie … dort lernte ich meinen heutigen Mann kennen, der mir unsere wunderbare Tochter schenkte.
Es ist ein wirklich harter Weg. Ich kann nicht abstreiten, dass ich auch oft den Mut verlor. Aber jede Niederlage machte mich nur stärker. Ihr lieben Menschen da draußen: Glaubt an euch. Lasst Wut, Schmerz und Trauer zu, aber steht auch wieder auf und kämpft! Das Leben ist so lebenswert. Jeden Tag bin ich unglaublich dankbar, dass ich noch hier sein darf. Lebe jeden Tag, als wäre es dein letzter. Welcher Spruch mich seitdem begleitet: ›Habe Hoffnung, aber niemals Erwartungen. Dann erlebst du vielleicht ein Wunder, aber niemals Enttäuschung.‹«