»Bevor ich mit meiner Geschichte mit dem Krebs beginne, möchte ich euch erzählen, wie es mir davor ging. Im Sommer vor der Diagnose merkte ich, dass mit meinem Hormonhaushalt etwas nicht stimmte. Nach einer Fuß-Operation im Juni 2022 habe ich oft stark geschwitzt, ich war müde und erschöpft. Daraufhin machte ich einen Termin bei meinem Hausarzt – der leider erst für Dezember angesetzt war. Meine Brustkrebsdiagnose erhielt ich allerdings schon vorher.
Am 02. November 2022 war ich viel mit dem Auto unterwegs. Während der Fahrt hörte ich mehrfach eine Werbung im Radio mit dem Aufruf, seine Brust abzutasten. In dem Moment nervte mich die wiederholte Werbung der Brustkrebsvorsorge zwar, heute weiß ich jedoch, dass es ein Zeichen war. Am Abend – es war der Abend vor dem 60. Geburtstag meiner Mutter – ging ich mit meinem Mann ins Bett. Mein Mann hat seine Hand auf meine Brust gelegt und den Knoten gespürt. Ich versuchte selbst meine Brust abzutasten, konnte aber nur schwer etwas fühlen, da der Knoten zum Glück sehr klein war. Ich machte mir erst einmal noch keine Sorgen, rief aber trotzdem am darauffolgenden Montag bei meinem Gynäkologen an und schilderte meine Situation.
Der Gynäkologe hat den Knoten im Ultraschall gesehen, konnte diesen aber nicht genau definieren. Er schickte mich weiter zur Mammografie und Biopsie. Nach drei Wochen Wartezeit nahm ich sehr aufgeregt und nervös den Termin wahr. Der Arzt dort war sehr nett und klärte mich über das Vorgehen auf. Als ich allerdings das Ultraschallbild auf dem Bildschirm sah, war ich mir sicher: ›Das sieht nicht gut aus!‹. Zwei Tage später wurde ich telefonisch über den Befund der Biopsie informiert: Es war Krebs, Mammakarzinom, rechts.
Zu dem Zeitpunkt des Anrufes war ich allein mit meinem Sohn zu Hause, der gerade aber schlief. Ich wusste nicht, wohin mit meinen Gefühlen: Die Tränen kullerten, meine Gedanken spielten verrückt. Ich war hilflos. Ab diesem Zeitpunkt begann der Untersuchungsmarathon: Ultraschall, EKG, Röntgen Thorax, Knochendichtemessung, Blutabnahmen und, und, und… Die Therapie begann mit einer fünfjährigen Antihormontherapie: tägliche Aromatasehemmer und monatliche Zoladex-Injektion. Durch diese Therapie wurde ich künstlich in die Wechseljahre geschickt: Hitzewallungen, Schweißausbrüche, Stimmungsschwankungen, Müdigkeit, Gelenkschmerzen, Muskel - und Knochenschmerzen (schubweise) und schnellere Erschöpfung.
Im Januar 2023 stand die brusterhaltende OP an, bei der glücklicherweise alles gut verlief und der Tumor komplett entfernt werden konnte. Ich war dankbar, konnte aber noch nicht richtig realisieren, dass ich wirklich krebsfrei bin. Anschließend bekam ich 28 Bestrahlungen, die für mich sehr anstrengend waren. Ich hatte Kopfschmerzen, fühlte mich erschöpft und hatte mit Übelkeit und Appetitlosigkeit zu kämpfen. Anfang März bekam ich die Nachricht, dass ich glücklicherweise keine weitere Chemotherapie benötigte und meine Therapie mit den Bestrahlungen abgeschlossen war.
Was mir zu dieser Zeit geholfen hat? Ich war jeden Tag allein spazieren. Die Natur beruhigte mich und gab mir Kraft. Ich hörte Musik, beobachtete die Umgebung, habe geweint und ging manchmal auch einfach allein in den Wald, um meine Wut herauszuschreien. Insgesamt hat sich mein Alltag seitdem verändert: Ich lebe bewusster und beschäftige mich mit Achtsamkeit, Meditation und Selbstliebe. Ich mache Yoga und anderen Sport und bin dankbar für jeden Tag. Dieser Weg hilft mir, mit meinen Sorgen und Ängsten umzugehen.
Mir geht es von Tag zu Tag besser. Trotzdem wird mich die Diagnose mein ganzes Leben begleiten. Ich habe für mich gelernt, dass es wichtig ist, alle Gefühle zuzulassen und zu lernen, mit diesen Gefühlen umzugehen. Auch meine Offenheit mit der Erkrankung hat mir geholfen, meine Gefühle zu verarbeiten, auch wenn es natürlich nicht immer leicht ist. Ich habe gelernt, mich mit meiner Krankheit auseinander zu setzen, nichts zu verdrängen und selbst weiterzuwachsen. Meine Botschaft an alle: Du schaffst das auch!«