»So 25 wäre ich schon gerne nochmal«, hat meine Mama früher immer gesagt. Weil das eine so gute Zeit war, sagte sie. Für mich wurde 25 letztes Jahr mein Alptraum, denn ich habe mich mit 25 recht plötzlich in einem Behandlungszimmer mit Krebsdiagnose wiedergefunden. Mit 25 hatte ich im Sommer auf einmal ein Stechen in der linken Seite. Es begann zuerst in der Achsel, und als ich es ein paar Tage später auch in der Brust merkte, tasteten meine Finger einen walnussgroßen Knoten. Direkt am gleichen Morgen ging es durch den strömenden Sommerregen zur Frauenärztin. Ultraschall. ›Wird ziemlich sicher gutartig sein. Sie sind ja 25 und haben keine familiäre Vorbelastung. Zur Sicherheit mal im Brustzentrum draufschauen lassen.‹
Aus ›zur Sicherheit‹ wurde dann 3 Wochen später ›dringend biopsieren‹ und daraus 2 Tage später ›Diagnose C50.9 G gesichertes Mammakarzinom‹.
Der Stein kommt ins Rollen: unzählige Untersuchungen, Port-OP, Chemostart. Meine zweite Chemo an meinem 26. Geburtstag. Haare abrasieren am Tag danach. Mich trotzdem schön fühlen. Diagnose BRCA1-Genmutation. Fast jede Nebenwirkung mitnehmen. Woche um Woche mit schlechten Blutwerten kämpfen. Ende Januar nach der letzten Chemo die Mischung aus Erschöpfung und Ungläubigkeit und Erleichterung. Mastektomie beidseitig. Ein paar Tage später die Nachricht: pathologische Komplettremission. Krebsfrei. Ich habs auf die andere Seite geschafft. Stolz. Stolz. Stolz.
Ich versuche gerade wieder anzukommen im Leben nach dem Krebs. Nicht so einfach, wenn man so mit seiner eigenen Sterblichkeit konfrontiert war. So kitschig es klingt, habe ich wohl nochmal eine dicke Portion Wertschätzung gewonnen. Ich habe gelernt, wie viele Menschen in meinem Umfeld für mich da sind und mich immer fangen, wenn ich falle. Und dass auch ich anderen Menschen Mut machen kann mit meiner Geschichte, ist für mich wunderschön und rührt mich regelmäßig.
Früher habe ich nie drüber nachgedacht, wie wahnsinnig dankbar ich bin, diesen Tag zu bekommen. Und wahrscheinlich auch den Tag morgen. Auch wenn der nicht versprochen ist, bin ich optimistisch, dass er kommt. Und ich habe heute, hier und jetzt, um das Leben zu feiern. Um die Kugel Eis fürs Herz zu bestellen und zu sagen, was ich denke, und rauszutanzen, was ich fühle. Sich wieder mehr 25 fühlen oder inzwischen auch 26. Jetzt ist vielleicht doch eine ganz gute Zeit.«