»Ich bin Janina, 35 Jahre alt und Mutter einer 18 Monate alten Tochter. Im Februar tastete ich das erste Mal einen Knoten in der rechten Brust. Ich hab mich immer mal wieder abgetastet, nicht regelmäßig, aber ab und an. Brustkrebs war für mich so eine Krankheit ab 50 Jahren und daher ganz weit weg. Auf einmal war da aber diese Unsicherheit: Was ist das da?
Ich machte einen Termin bei meinem Gynäkologen, welcher einen Ultraschall des Knotens machte. Entwarnung: Mikrokalk. Haben viele Frauen, nichts Bedenkliches. – Ich hakte nach. – ›Brustkrebs wächst über Jahre, Sie sind viel zu jung. 10 Jahre älter, dann würde ich das anders beurteilen. Wir gucken in drei Monaten, anders wird das im Brustzentrum auch nicht gemacht.‹
Ok, ich vertraute meinem Arzt, mein Gedanke an etwas Böses war verschwunden. Drei Monate später: Wieder ein Ultraschall, mit gleichem Ergebnis. Der Knoten stört mich. Ich fühle immer wieder, ob es sich anders anfühlt. – ›Das ist kein Krebs, aber wenn es Sie so stört, dann schneiden wir den Knoten ambulant raus, im Krankenhaus machen die das nicht so gerne.‹
Wir machten einen Termin aus. Während des Eingriffs machte ich noch Witze. Danach war ich etwas entsetzt über die Narbe: Sah etwas aus wie Spießbraten. Die Fäden sollten sich allein auflösen. Das Gewebe wurde eingeschickt, weil wir uns ja jetzt die Mühe mit dem Rausschneiden gemacht hatten. Für mich war die Sache erledigt, ich muss ja nicht mal zur Wundkontrolle …
Eine Woche später kam ein Anruf, ich solle zur Befundbesprechung kommen, ein Wert sei auffällig, aber es fehlen noch weitere Ergebnisse. – Hä? Was ist denn jetzt los?
Vier Tage später saß ich wieder bei meinem Gynäkologen, der mir etwas von ›DCIS‹ – einer Krebsvorstufe – erzählte. Eine Chemotherapie müsse ich aber nicht machen: ›Sie haben keinen Krebs! Davon sind Sie Lichtjahre entfernt!‹
Naja geht so, die Woche darauf war nach dem ersten Ultraschall im Brustzentrum klar, dass in meiner Brust so einiges los war und der Lymphknoten auch nicht gut aussah. Die schwarzen Löcher auf dem Schall habe sogar ich als Laie gesehen.
Dann ging alles Schlag auf Schlag: MRT und CT, um Metastasen auszuschließen, Leber-Sonografie, weil dort etwas Verdächtiges gesehen wurde, Skelet-Scan, fünf Biopsien … Am Ende des Tages hieß es: ›Sie haben Brustkrebs und leider Metastasen im Lymphknoten. Wir werden eine Chemotherapie machen, Ihre Brust entfernen und bestrahlen.‹ – Bäm, das volle Programm.
Ich war in einem Tunnel, verstand gar nichts mehr. Meine Gedanken kreisten nur um unsere Tochter, meinen Freund immer an meiner Seite, funktionierte nur noch. ›Herr Dr., ich kann nicht sterben, meine Kleine braucht mich, ich will sie doch aufwachsen sehen.‹, der meist gesagte Satz während all der Untersuchungen und der präsenteste in meinem Kopf.
Bei all dem, was wir durchmachen, gibt es doch mehr gute als schlechte Tage. Krebs zu haben und eine Chemotherapie durchzustehen ist kein Spaziergang, die Angst ist dein stetiger Begleiter, aber es ist trotzdem machbar. Ich möchte Mut machen. – Darüber erzähle ich auf meinem Account @jelli.jel. Ich möchte andere Frauen wachrütteln, aufmerksam machen, dass es jede treffen kann – egal wie alt – und dass man sich nicht abwimmeln lassen sollte. Hört auf euer Gefühl.
Übrigens, die Fäden haben sich nicht von allein aufgelöst.«