»Hey, ich heiße Jenny und ich bin 21 Jahre alt. Kurz vor meinem 19. Geburtstag erhielt ich die Diagnose Eierstockkrebs, weshalb sich mein Leben in den letzten zwei Jahren extrem verändert hat und ich meinen eigenen Podcast angefangen habe. Mit meinem Podcast »Leben & Glücklichsein mit Krebs« möchte ich unbedingt auch anderen Menschen helfen, die ähnliche Situationen erleben oder miterleben und ich möchte die Offenheit gegenüber Themen wie z.B. Krebs bestärken.
Aktuell mache ich eine Ausbildung zur Veranstaltungskauffrau und wohne gemeinsam mit meinem Freund und meiner Mama in einer schönen Wohnung auf dem Lande.
Mein Freund Karl bedeutet unfassbar viel für mich. Wir sind seit sechs Jahren zusammen und er stand auch seit Beginn der Diagnose immer an meiner Seite. Wir lieben es zusammen zu tanzen und zu reisen und möchten daher auch bald gemeinsam für ein halbes Jahr auf Weltreise gehen.
Zu meiner Diagnose: Angefangen hat meine Geschichte damit, dass ich über viele Jahre hinweg immer wiederkehrende Unterleibsschmerzen hatte. Als ich an diesem einen Tag mal wieder sehr starke Schmerzen und Aszites (Bauchwasser) hatte, wurde vermutet, dass ich eine Gebärmutterentzündung haben müsste, weshalb ich Antibiotika bekam.
Doch die Schmerzen hielten an und meinem Arzt ist aufgefallen, dass schon seit längerer Zeit bei den Untersuchungen immer wieder Flüssigkeit in meinem Bauch gesehen wurde. Deshalb hat er eine Bauchspiegelung veranlasst.
Eine Woche nach dem kleinen operativen Eingriff hatte ich einen Termin zum Besprechen des Befundes. Ich war also schon auf dem Weg dorthin, als ich einen Anruf bekam, in dem sie mir mitteilten, dass ich doch besser nicht alleine kommen sollte. Nun ja, und in dem Gespräch teilte der Arzt mir dann mit, dass sie in der Flüssigkeit in meinem Bauch Krebszellen gefunden haben.
Danach ging eine sehr lange und nervenaufreibende Suche nach dem eigentlichen Tumor los. Wir hatten zwar vermutet, dass es sich um einen Eierstockkrebs handeln müsste, aber keiner war sich dabei hundertprozentig sicher. Also hatte ich innerhalb kürzester Zeit fünf zusätzliche Operationen, bis sie endlich das niedrig gradige Karzinom an meinem rechten Eierstock entdeckt haben. Leider hat sich nach der nächsten größeren Operation herausgestellt, dass auch einer meiner Lymphknoten sowie ein Teil meines Bauchfells befallen waren, weshalb ich ins 3. Stadium rutschte.
Danach haben wir sehr zeitnah mit einer Chemotherapie mit Paclitaxel und Carboplatin begonnen, die ich in einem drei Wochen-Takt bekommen habe. Die erste Woche war immer ganz schön heftig und Karl hat mich teilweise in Zuständen gesehen, die einfach nur furchtbar waren. Ab der 2. Woche ging es dann aber meist stark bergauf, sodass wir immer versucht haben in dieser Zeit besonders viel zu unternehmen. Das eine Mal sind wir z. B. relativ spontan an die Ostsee gefahren und haben dort einfach eine Nacht im Auto geschlafen, dieser Trip war mega schön.
Mit anderen haben wir uns leider so gut wie gar nicht getroffen, weil mein Immunsystem natürlich Dolle heruntergefahren war und wir ja auch immer noch mitten in der Corona-Pandemie steckten. Der Kontakt zu anderen hat mir tatsächlich auch am meisten gefehlt, denke ich.
Die letzten paar Monate habe ich mich wieder gut von der Chemo erholt und vor wenigen Wochen habe ich mich zu einer letzten Operation (die 9.) entschieden, bei der der verbliebene Eierstock und die Gebärmutter entfernt wurden.
Für mich war die Diagnose eigentlich gar nicht so schlimm, auch die Operationen oder die Chemotherapie waren nicht das Schlimmste. Körperlich war das zwar auch alles echt heftig, aber mental hat es mich so sehr zerstört, diese letzte Entscheidung ganz bewusst gegen den Erhalt meiner Geschlechtsorgane zu treffen, denn ich wollte immer unbedingt eigene Kinder bekommen. Trotzdem habe ich den Entschluss irgendwann gefasst und kann heute, ein paar Wochen nach der letzten Operation sagen, dass es wohl die beste Entscheidung in meinem Leben war, denn sie haben tatsächlich auch noch einen Borderline-Tumor an meinem anderen Eierstock und an meiner Gebärmutter gefunden.
Aktuell bin ich unfassbar dankbar dafür, dass ich diese schwere Zeit nun überstanden habe und ich bin mir sicher, dass ich das ohne meine Familie, wozu auch mein Freund und die Familie meines Freundes zählen, und ohne ein paar wenige, aber dafür umso bessere Freunde wohl nie so gut durchgestanden hätte.«