»Hey, ich bin Kerstin, 23 Jahre alt und das ist meine Geschichte.
Alles fing im Januar 2020 mit starken, andauernden Kopfschmerzen und einem kleinen epileptischen Anfall an. Um mich danach im Krankenhaus schnell wieder loszuwerden, wurde mir gesagt, dass es kein epileptischer Anfall gewesen sei. Ich könne zwar ein paar Tage stationär bleiben, aber es würde sowieso nichts gefunden werden …
Tja, Anfang März 2020 stellte sich ›nichts‹ als ziemlich großer Hirntumor (Oliodendrogliom) heraus. Klar war, dass man den Tumor nicht komplett entfernen konnte, da er zwischen dem Bewegungs- und Sprachzentrum wuchs. Nachdem ich die erste Operation überstanden hatte, bildete sich immer wieder eine Wasserblase an meinem Kopf. Kaum wurde ich entlassen, war ich zwei Tage später schon wieder da. Daraufhin folgte die zweite Operation im April.
Danach lag ich sieben Wochen im Krankenhaus. Da Corona in dieser Zeit gerade anfing, durfte mich niemand besuchen. Das hat mich sehr einsam fühlen lassen, aber ich bin dadurch auch stärker geworden! Und was soll ich sagen: Die einzige Option war, sich da durchzukämpfen und das Beste aus dem Ganzen zu machen.
Es folgten dreimonatige Kontrollen. Im Dezember sagte die Klinik wegen einer Zweitmeinung, dass der Tumor wieder wuchs. Somit fand nach einigen Untersuchungen im Juni 2021 die mit viel Angst erwartete Wachoperation statt. Daraufhin folgten sechs Wochen lang Bestrahlung, die anderthalb Stunden Fahrt von mir entfernt und fünf Tage die Woche durchgeführt wurde. Eine Chemotherapie folgte zusätzlich. Momentan ist der Tumorrest verkapselt. Fragwürdig ist allerdings leider, wie lange das so bleibt. Mir wurde schon gesagt, dass ich früher oder später wieder gegen den Krebs kämpfen muss. Trotz allem gehe ich sehr offen mit der Erkrankung um und lasse mich nicht runterziehen. Dies alles hätte ich allerdings nicht ohne ein paar echt tolle Leute geschafft, die voll und ganz hinter mir standen in dieser schweren Phase.
Inzwischen arbeite ich seit Mitte Januar diesen Jahres wieder in meinem alten Beruf und freue mich wieder, im normalen Berufsalltag angekommen zu sein. Mein Fazit zu der Erkrankung ist, dass sie mich verändert hat, aber tatsächlich nicht unbedingt zum Schlechteren. Ich habe gelernt, auch die kleinen Dinge mehr zu schätzen und sich nicht wegen jeder Kleinigkeit aufzuregen.
Falls es weitere Krebspatient:innen gibt, die in der akuten Coronaphase an Krebs erkrankt sind, dürfen diese sich gerne bei mir melden. Ich würde mich sehr freuen, mich mit Leuten über die schwere Zeit inklusive des Lockdowns auszutauschen.«