»Ich bin Lars, 38 Jahre alt, verheiratet und habe zwei wundervolle Töchter (vier und sieben Jahre) und stamme aus der Nähe von Lüneburg.
Am 15. April 2019 bekam ich die Diagnose Adenokarzinom im rechten Oberlappen und Metastasen im linken Lungenflügel. Ich habe immer relativ viel Sport getrieben, nie geraucht und einen halbwegs gesunden Lebensstil gelebt. 2018 und 2019 hatte ich mehrfach relativ starke Lungenentzündungen mit teilweise Krankenhausaufenthalten. Hier wurde auch schon mal eine Bronchoskopie durchgeführt, bei der aber nichts weiter festgestellt werden konnte. Da mein Husten aber nie besser wurde und auch mal blutig wurde, hakte ich weiter nach bis dann 2019, nach zwei weiteren Lungenspiegelungen, der Schock kam und unser Leben einmal auf den Kopf gestellt hat.
Palliativpatient. Ich habe eine KRAS-Mutation (Abk. für ›Kirsten Rat Sarcoma‹), die aber bis heute leider nicht klinisch relevant ist und daher nicht zielgerichtet behandelbar ist. Im Mai 2019 erhielt ich meine erste Kombination aus Chemo- und Immuntherapie. Die Therapie hat auch relativ gut angeschlagen, konnte das Tumorwachstum vergleichsweise schnell bremsen und verkleinerte tatsächlich den Tumor auch etwas. Meine erste Immuntherapie (Pembrolizumab) erhielt ich fast eineinhalb Jahre bis es meinen anderen Organen zu viel wurde, der Tumor wieder leicht zu zucken anfing und wir daraufhin die Therapie umstellen mussten. Seit nun knapp zwei Jahren erhalte ich alle 14 Tage Nivolumab als Immuntherapie und der Tumor ist seitdem still. Hoffentlich bleibt das noch lange so.
Natürlich hat sich mein Leben verändert, aber ich bzw. wir versuchen es so normal wie es nur geht weiter zu leben. Vor meiner Diagnose war ich Abteilungsleiter in einem großen Autohaus, mit Arbeitszeiten, die regelmäßig die 40 Stunden überschritten haben. Mein Arbeitgeber hat mir den Rücken gestärkt und mit mir gemeinsam eine Lösung gefunden. Diese macht es mir möglich, mit 34 Stunden weiterhin fast Vollzeit in einer anderen Position zu arbeiten – trotz der zahlreichen Arzttermine. Ich bin sehr glücklich, arbeiten zu können und eine Aufgabe zu haben. Sehr dankbar bin ich auch meinem Nachfolger, den ich mittlerweile als guten Freund bezeichnen kann, der mir voll vertraut und mir Freiraum lässt, wenn ich ihn brauche.
Dass ich diesen Sommer die Einschulung meiner großen Tochter erleben durfte, ist ein Geschenk, an das ich vor dreieinhalb Jahren nicht mehr geglaubt habe. In zwei Jahren wird dann meine zweite Tochter eingeschult und auch dieses Geschenk werde ich noch erleben dürfen.😊
Ich hoffe, dass ich mit meiner Geschichte anderen Patient:innen Mut machen kann, nicht aufzugeben und weiterzuleben. Denn das Leben lohnt sich und wir haben noch genug Zeit. Ich mache kein Geheimnis aus meiner Krankheit, berichte aber auf meinem Instagram-Account nicht über jeden Schritt meiner Krankheit, da fehlt mir schlichtweg die Zeit für. Aber ich beantworte gerne alle Fragen und unterstütze auch gerne jeden, der bei diesem leider sehr schwierigen Thema Unterstützung benötigt.«