»Mein Name ist Lea. Ich bin 24 Jahre alt und habe mit 21 Jahren von meinem B-Zell-Lymphom erfahren. Die Diagnose war für mich am Anfang ein sehr großer Schock. Erfahren habe ich von meiner Krankheit eigentlich aus Zufall. Ich war bis zu meinem 21. Lebensjahr gesund, hatte keine großen Erkrankungen oder Ähnliches. Bis auf das Jahr 2021, besser gesagt Ende September, wo der ganze Spuck angefangen hat. Gemerkt habe ich meine ersten Symptome auf der Arbeit. Ich habe schwer Luft bekommen, konnte keine Treppen mehr steigen, ohne das Gefühl zu haben, ich würde ersticken. Häufig hatte ich ein enges Gefühl in der Brust und bin nachts oft reflexartig aufgewacht, weil ich das Gefühl hatte nicht mehr atmen zu können.
Ich bin kein Mensch gewesen, der gerne zu einem Arzt geht und habe es natürlich auch dieses Mal weit hinausgezögert. Persönlich habe ich es immer auf den Stress geschoben oder mir gesagt, dass es besser wird. Leider wurde es immer schlimmer, sodass ich letztlich doch zu meinem Hausarzt gegangen bin. Natürlich hatte ich zu diesem Zeitpunkt schon große Angst, weil ich irgendwie wusste, etwas stimmt nicht mit mir.
Mein Hausarzt hat mehrere Untersuchungen direkt in seiner Praxis unternommen und mich anschließend sofort an die Klinik in meiner Umgebung überwiesen. Jedoch war diese für meinen Fall nicht spezialisiert und haben mich somit mit einem Sondertransport an die Uniklinik Innsbruck übergeben.
Hier wurde dann endgültig das Lymphom diagnostiziert. Zu diesem Zeitpunkt befand ich mich in einem sehr schlechten Allgemeinzustand und somit war es die letzte Möglichkeit eine Notfall-Chemo zu machen.
Die Chemotherapien (R-CHOP 6 Zyklen, R-DHAP 1 Zyklus) haben nicht dauerhaft gegen mein Lymphom gewirkt, da war es bereits Mitte 2022. Der nächste Versuch, um das Lymphom ganz zu zerstören, war eine Strahlentherapie. Diese ging ganze vier Wochen lang, je fünfmal die Woche.
Auch diese Therapie hat für eine kurze Zeit gut angeschlagen, jedoch auch wieder nicht auf Dauer.
Somit war die letzte Möglichkeit, was wir hatten, die CAR-T Zelltherapie. Als kurze Erklärung: Bei der CAR-T Zelltherapie werden spezialisierte Abwehrzellen des körpereigenen Immunsystems – die T-Zellen – im Labor so verändert, dass sie die Krebszellen als ›fremd‹ erkennen und abstoßen. Dazu werden den Patienten T-Zellen aus dem Blut entnommen und mit speziellen ›Fühlern‹ für die Krebszellen ausgestattet – sogenannten chimären Antigen-Rezeptoren, kurz CAR.
Geplant war die Zurückfuhr der CAR-T Zellen in meinen Körper Anfang Oktober, jedoch kam es mal wieder anders als erwartet. Nach einem Kontroll-CT wurde festgestellt, dass das Lymphom auf eine der Nieren gestreut hat. So wurde die Planung nochmals geändert. Ich bekam somit als Erstes eine drei Tage Chemotherapie, dann eine autonome Stammzellentherapie und endgültig am 11. Dezember 2022 meine CAR-T Zellen.
Schon kurz nach der Gabe habe ich die ersten Anzeichen der bekannten Nebenwirkungen gespürt. Es fing an mit Schüttelfrost, Fieberanfällen und später sogar mit neurologischen Aussetzern. Ehrlich gesagt, ich wusste nicht mal mehr, wie Duschen oder Schuhe binden ging.
Nach einem fast 6-wöchigem Krankenhausaufenthalt durfte ich endlich wieder nachhause.
Ich habe mich so sehr gefreut, endlich wieder ein ›normales‹ Leben führen zu können, jedoch waren die Nebenwirkungen, welche ich im Krankenhaus hatte, nicht die einzigen und somit fing es Anfang November 2022 damit an, dass ich starke Bauchkrämpfe und Durchfall hatte sowie einen starken Gewichtsverlust. Ich konnte fast nichts mehr essen, denn alles, was ich zu mir nahm, bereiteten mir Schmerzen. Dies zog sich Monat für Monat. Nach vielen Magen- und Darmspiegelungen konnte mir auch dort nicht gesagt werden, was ich habe. Im Februar 2023 war es dann so schlimm, dass ich auch Blut im Stuhl hatte. Nach einem weiteren langen Krankenhausaufenthalt, unter anderem auch auf der Intensivstation, wurde mir am 22. Februar 2023 ein künstlicher Darmausgang gesetzt.
Am Anfang konnte ich mich mit dem Stoma leider gar nicht anfreunden, es war eine sehr schwere Umstellung für mich. Jedoch komme ich bis zum heutigen Tage sehr gut mit meinem Stoma zurecht. Er hat mir sozusagen mein Leben wieder zurückgegeben.
Rückblickend kann ich sagen, dass ich mit meinem Weg sehr viele Höhen und Tiefen gemeistert habe. Oft habe ich mir die Frage gestellt: ›Wieso ausgerechnet ich?‹ Jedoch kann man diese Frage leider nie beantworten. Ich hatte viele Situationen, in denen ich mir gesagt habe, ich möchte das alles nicht mehr. Trotzdem habe ich nie aufgegeben zu kämpfen und mich über jeden Tag gefreut, den ich geschafft habe. Es war ein sehr steiniger Weg, jedoch hat es mir oft gezeigt, auf welche Personen ich mich in meinem Umfeld verlassen kann und welche auch in so einer schweren Situation zu einem stehen. Meine Familie und meine Freunde waren für mich eine große Unterstützung.
Für mich persönlich habe ich gelernt, mit dem Krebs zu leben. Die Momente zu genießen, die Tage so zu nehmen, wie sie sind, und vor allem habe ich gelernt, das Jetzt zu schätzen.
Gerade bin ich seit gut über einem Jahr krebs- und tumorfrei. Ich kann wieder ein normales Leben führen. Ich gehe meiner Tätigkeit als Rezeptionistin nach und bin über das Hier und Jetzt sehr, sehr glücklich.
Als kleine Motivation möchte ich euch allen mitgeben, dass Ihr nie aufhören sollt zu kämpfen, auch wenn der Weg unendlich weit aussieht; kämpft für jeden einzelnen Meter.«