»Ich bin Lisa, 33 Jahre alt und habe drei Kinder im Alter von 7, 4 und 2 Jahren. Mein Mann ist im Februar 2021 an Darmkrebs erkrankt und im November 2022 daran gestorben. Krebs, Tod und Trauer darf in unserer Gesellschaft kein Tabuthema mehr sein. Ich möchte über unseren Weg berichten und anderen Menschen Mut machen, mit diesen schweren Themen klarzukommen.
Als mein Mann damals im Februar 2021 seine Darmkrebs-Diagnose bekam, waren unsere drei Kinder 6 und 3 Jahre sowie 4 Monate alt. Eine Frage, die an dieser Stelle vielen betroffenen Eltern durch den Kopf geht: Papa hat Krebs – wie sage ich es unseren Kindern? Es ist eine Frage, die ich mir am liebsten nie hätte stellen müssen. Wie sagt man seinen Kindern, dass der Papa schwer krank ist, ohne ihnen Angst zu machen?
Erst einmal haben mein Mann und ich ›unter Erwachsenen› darüber gesprochen. Wir versuchten uns zu sortieren und haben uns mithilfe kindergerechter Bücher auf mögliche Fragen der Kleinen vorbereitet. Für uns war es wichtig, ehrlich zu sein, keine Versprechungen zu machen und alle Fragen und Gefühle zuzulassen. Da saß ich also mit meinen Kindern auf der Couch und sagte: ›Papa ist krank. Papa hat Krebs und braucht eine ganz starke Medizin‹. Die Kinder schauten mich fragend an. Unsere mittlere Tochter fragte mich, ob der Krebs Papa auch pickst. Daraufhin erklärte ich, was die Krankheit Krebs ist. Wir haben darüber gesprochen, was Chemotherapie und Bestrahlungen sind und auch, dass man an Krebs sterben kann. Die Bücher ›Was ist das mit dem Krebs‹ und ›Leos Papa hat Krebs‹ haben mir dabei geholfen Fragen zu beantworten und den Kindern das Thema bildlich zu erklären.
Ich habe oft versucht, den Kindern auf meine Art und Weise zu beschreiben, was Krebs eigentlich ist. Dabei haben wir uns vorgestellt, dass der Tumor ein großes krankes Männchen ist, andere gesunde Männchen (Zellen) im Körper krank macht und die kleinen kranken Männchen sich in Papas Körper verteilen (Metastasen). Eine Chemotherapie kann die kranken Männchen im Körper auflösen, aber sie ist sehr stark und anstrengend für den Körper. Dadurch kann es sein, dass der Papa von den Kämpfen in seinem Körper während der Therapie sehr müde sein kann und es ihm oft nicht gut gehen wird. Wir haben versucht, offen und ohne Hemmungen über die Krankheit und die Therapie zu sprechen. Wir haben die Kinder entscheiden lassen, wie viel sie über die Krankheit von Papa wissen möchten. Nach dem Gespräch waren uns die Gefühle der Kinder sehr wichtig. Wir haben gefragt, wie sie sich fühlen und versucht, ihre Gefühle zu begleiten. Wir wollten für die Kleinen da sein, ihre Ängste ernst nehmen und ihnen Sicherheit geben. So wurden sie von Diagnose zu Diagnose begleitet.
Zusätzlich haben wir uns professionelle Hilfe, zum Beispiel über das Kinder- und Jugendhospiz oder bei der Psychoonkologie geholt. Kinder spüren, wenn sich in der Familie etwas verändert, sie haben feine Antennen dafür. Kinder sind unvoreingenommen. Wenn sie ihre oft sehr einfühlsame Gedanken mit uns Erwachsenen teilen, erscheint der harte Kampf mit der Krankheit vielleicht ein wenig leichter.
Ich habe meinen Mann von Anfang seiner Krebserkrankung bis zum Ende gepflegt und bin im Hospiz mit ihm seinen letzten Weg gegangen. Er ist friedlich in meinen Armen über die Regenbogenbrücke gegangen.«