»Als ich am 27. Februar 2020 mit meinem Mann in der Uniklinik Bonn saß und die Ärztin uns mitteilte ›Es ist Brustkrebs‹ war mein erster Gedanke ›Scheiße, wie lange kann ich noch leben?‹. Wir haben dann erstmal kurz geweint, obwohl wir uns nach der Mammografie und Stanzbiopsie schon ziemlich sicher waren, dass es bestimmt Krebs ist. Aber es dann endgültig zu hören, ist schon krass. Dann aber kam schon direkt der Gedanke: Wir sind positiv und schaffen das alles!
Es folgte das Staging inklusive Port-Einlage, der bei mir übrigens im Unterarm eingesetzt wurde. Nach allen bisherigen Erkenntnissen und Berichten bin ich darüber wirklich froh, weil doch viele Frauen echte Probleme mit dem Port am Schlüsselbein haben. Ich merke meinen überhaupt nicht.
Zeitgleich mit meiner Diagnose hielt ja auch Corona Einzug im Land. Das hat den weiteren Therapie-Verlauf natürlich nicht wirklich vereinfacht. Es ging dann im April 2020 los mit der Chemo-Therapie (4 x EC, 12 x Paclitaxel), ebenso kurz drauf Start der Antikörpertherapie (Trastuzumab / Pertuzumab). Ich hatte während der gesamten Chemo-Zeit das Glück, dass mein Arbeitgeber mir Home-Office ermöglicht hat. So war ich tagsüber wenigstens beschäftigt, habe mir dann für den Chemo-Tag immer eine AU geholt. Aufgrund von Corona war ja absolute Vorsicht geboten, da niemand wusste, wie es wird, wenn man während der Chemo Corona bekommt. Also auch keinerlei Kontakte, absolute Isolation. Das war schon echt heftig. Die Chemo habe ich relativ gut verkraftet (Nebenwirkungen waren Durchfall, Nasenbluten, Schlafstörungen und natürlich Haare ab) und bin trotz der Pandemie echt gut dadurch marschiert. Im Oktober 2020 bin ich brusterhaltend operiert worden, Ergebnis PCR war großartig! 😊
Es folgten von November 2020 bis Januar 2021 die 33 Bestrahlungen (auch an Heiligabend und Silvester) und noch weiterhin die Antikörpertherapie alle drei Wochen bis Juni 2021. Bereits im November 2020 habe ich mit der Antihormontherapie begonnen, erst mit Tamoxifen und dann im Oktober 2022 Übergang auf Anastrazol.
Ich muss sagen, dass mir ›das Danach‹ schwerer fällt als ›das Währenddessen‹. Ich habe echt mit den Nebenwirkungen der Antihormontherapie zu kämpfen (Hitze, Gelenke, Schlaf, Gewichtszunahme …) und das macht mich tatsächlich auch ein bisschen mürbe. Viele Frauen brechen ja die Therapie aufgrund der Nebenwirkungen ab, aber das kommt für mich nicht infrage. Das wird durchgezogen! Wenn ich damit die Rückfallquote senken kann, dann auf jeden Fall durchhalten! 😊
Zusammenfassend kann ich sagen, dass mir der Krebs auch sehr viel beigebracht hat. Ich gehe sorgsamer mit mir um, bin demütiger geworden, habe viel Neues gelernt und möchte auch weiterhin aktiv für Vorsorge werben.
Und ich danke meinem Mann für all die Liebe und Geborgenheit. Die Krankheit hat uns noch mal mehr zusammen geschweißt und ich bin froh, dass ich mein Leben mit ihm teile und das hoffentlich noch sehr lange!
Mein Lieblingsspruch aus dieser Zeit ist ein Satz von Stefanie Heinzmann: ›Manchmal scheint das Leben ganz schön bewölkt zu sein. Aber irgendwo über den Wolken ist die Sonne. Und die ist immer da.‹«