»Mit 25 fängt das Leben grade an. Zumindest dachte ich das. Normalerweise steht man in der Blüte seines Lebens. Doch für mich war es der Anfang vom Ende. Ich bekam die Diagnose Brustkrebs, welche mein ganzes Leben auf den Kopf stellen sollte. Bereits zwei Jahre zuvor hatte ich die erste Hiobsbotschat Schlaganfall erhalten. War es ein schlechter Witz? Fügung? Oder einfach nur unfair? Meine Mum hatte ebenfalls Brustkrebs gehabt, und so sah ich meine Frauenärztin ohnehin öfter als manche meiner Freunde. Aber selbst das hatte mich nicht bewahren können. Nun saß ich also bei meinem Radiologen, während er und mein Bruder schon über Behandlungen und weitere Schritte sprachen. Und ich? Ich hing an den drei kleinen Worten, die er mir zuvor gesagt hatte. ›SIE HABEN BRUSTKREBS‹. Wie eine kaputte Schallplatte wiederholten sich diese Worte in meinem Kopf. Immer und immer wieder. Ich konnte nicht denken, nichts fühlen, nichts wahrnehmen. Und wirklich Zeit zu realisieren hatte ich nicht. Also wurde ich ins kalte Wasser geschmissen. Ready, Set, Go. Es begann ein Kampf gegen die Zeit. Den Feind in meinem Körper. Es war einer der härtesten Kämpfe überhaupt.
Therapie über Therapie ließ ich über mich ergehen. Erst fünf Monate Chemo, dann eine Tumorentfernung, die Abnahme der rechte Brust, anschließend Bestrahlung. Seit September 2021 mache ich eine Antihormontherapie, seit November 2023 einen Brustaufbau mit Eigenfett. Die ganze Zeit über musste ich funktionieren. Musste Entscheidungen treffen. Musste klarkommen. Musste Verluste einstecken. Musste Erfolge feiern, aber auch mit Niederlagen fertig werden. Musste mit den Veränderungen zurechtkommen. Musste mit den Nebenwirkungen kämpfen. Musste mich aus den dunklen Phasen holen. Musste mich selbst aufbauen.
Auch wenn ich für immer für den Support von Freunden und meiner Familie dankbar sein werde, so weiß doch niemand, wie so eine Krankheit ist. Niemand ist in deinem Körper und kann es wirklich nachempfinden, gar verstehen. Mehr als einmal fühlte ich mich unendlich allein. Es war alles wirklich einfach nur surreal. Ich konnte es nicht einmal ansatzweise mit dem Schlaganfall vergleichen. Denn da war es ein himmelweiter Unterschied. Er war passiert und danach ging es darum, mich wieder auf die Beine zu bekommen. Jetzt sollte ich mir Gift in den Körper pumpen lassen. GIFT. Das war der erste Schritt. Denn schon nach der ersten Chemo hauten mich die Nebenwirkungen aus den Socken. Ich wurde immer dünner, immer schwächer. Alles, jede Bewegung, jeder Schritt, tat weh. Alles war schwer und unglaublich anstrengend. Mein Körper fühlte sich tonnenschwer an, als würde ich einen Marathon laufen. Essen und trinken waren eine Qual. Ich konnte nichts bei mir behalten. Mein Körper kämpfte und bekämpfte sich selbst, und im gleichen Moment versuchte er zu überleben. Doch zu welchem Preis? Ich war nicht mehr ich. Ich war gefangen. Mein Körper wurde zu meinem persönlichen Gefängnis. Ich sah mir selbst beim Sterben zu, wie ich ein Schatten meiner selbst wurde. Und musste es hinnehmen. Ich fühlte mich so hilflos.
Doch irgendwie habe ich es geschafft. Ich bin noch hier. Und dafür bin ich jeden Tag unendlich dankbar. Doch ist das erst der Beginn. Der größte Kampf beginnt jetzt. Ja, die Therapien, und alles, was damit einherkam, waren unendlich hart. Aber damit zu leben, das ist der wahre Kampf, die wahre Kunst. Von Überleben zu Leben. Von eingesperrt sein zu frei sein. Von geplant zu planlos. Von dankbar zu unfair. Von glücklich zu unendlich traurig. Von großen Träumen zu kleinen Träumen. Von Fortschritten zu Rückschritten. Von guten Tagen zu dunklen Zeiten. Von Tag zu Tag.
Ich kämpfe mich zurück. Mit jedem Schritt, mit jedem Tag. Und das kannst du auch. Denn du bist nicht allein <3«