»Ich bin Jenny und 24 Jahre alt. Mit 6 Jahren erhielt ich die Diagnose ›Metastasiertes Osteosarkom‹. Die meiste Zeit meiner Kindheit verbrachte ich im Krankenhaus mit Chemotherapien; außerdem verlor ich mein rechtes Bein.
In den darauffolgenden fünf Jahren hatte ich zwei Rezidive und ein zweites Osteosarkom an meinem anderen Bein wurde diagnostiziert. Jedes Mal folgte eine Chemotherapie. Mein Knie und Oberschenkel meines linken Beins wurden durch eine Tumorendoprothese ersetzt.
Trotz der Annahme einiger Ärzte, dass ich das nicht überleben werde, bin ich jetzt seit 12 Jahren krebsfrei.
Der Krebs hat mein Leben verändert, aber ich hätte nie gedacht, dass er mein Leben auf so positive Weise verändern kann: Ich habe bereits an nationalen und internationalen Meisterschaften im Para-Rudern teilgenommen. Ich bin Ärztin geworden. Als Ärztin möchte ich den Patienten durch meine Geschichte Mut machen und ihnen Kraft und Hoffnung geben, ihre Krankheit zu überwinden. Denn für das Leben nach dem Krebs lohnt es sich zu kämpfen!«
»Nun darf ich mich bei euch vorstellen. Ich heiße Jessica und bin 28 Jahre jung. Meine Geschichte fing im Frühjahr 2015 mit einer vierteljährlichen Untersuchung bei meiner damaligen Gynäkologin an. Anderthalb Jahre später – Anfang September 2016 – wurde eine Vorstufe von Gebärmutterhalskrebs festgestellt.
Zu diesem Zeitpunkt hatte mir meine Gynäkologin ganz dringend zu einer Konisation – ein operativer Eingriff am Muttermund – geraten, damit Schlimmeres verhindert werden konnte. Dadurch dass es meine allererste Operation und ich gerade mal 22 Jahre alt war, machte ich mir selbst viel Panik. Dementsprechend war ich auch sehr angespannt gewesen. Die OP habe ich gut überstanden und es blieb zum Glück nur bei der Vorstufe.
Zwei Monate später – kurz vor Weihnachten 2016 – riss es mich direkt nach dem Aufstehen ganz plötzlich von jetzt auf gleich vor lauter Schmerzen zu Boden. Ich konnte weder stehen noch laufen. Eigentlich wollte ich mich für den Frühdienst in der Kita fertig machen. Ich rief also meine Chefin an und schilderte ihr die Situation. So ging es für mich zum Gynäkologen, den ich zwischendurch auch gewechselt hatte.
Nachdem ich mich untersuchen lassen hatte, bat mich mein Gynäkologe, dass ich direkt mit einer Überweisung ins Krankenhaus fahren sollte. Dort kam die Vermutung auf, ob ich eventuell Endometriose haben könnte. Bei meiner zweiten OP im Juni 2017 wurde die Endometriose dann schließlich diagnostiziert. Bei einer vierten Operation, die auch gleich gute acht Stunden lang lief, wurden mir dann unter anderem 40 cm Dickdarm, Endometrioseherden und vieles mehr entfernt. Nach dieser OP wurde mir gesagt, dass ich echt Glück gehabt hätte, dass ich noch lebe.
Während der ganzen Zeit bis heute hin hatte ich unzählige Arztbesuche bei Fachärzten, Spezialisten und sogar Professoren. Viele weitere Operationen und Eingriffe musste ich über mich ergehen lassen. Zudem bin ich auch auf einer dreiwöchigen Reha gewesen.
Mit der Endometriose kann ich mittlerweile gut umgehen. Aber dennoch ist jeder Tag sehr situations- und phasenabhängig und vor allem auch sehr anstrengend für mich. Alltägliche Dinge, die für andere normal sind, sind für mich sehr anstrengend geworden.
Ich bin ein sehr fröhlicher Mensch, der immer ein Lächeln im Gesicht hat. Denn mein Lächeln lasse ich mir nicht wegnehmen.«
»Ich bin Jessika, 36 Jahre alt und habe im Mai 2020 die Diagnose Gebärmutterhalskrebs bekommen. Seitdem hatte ich eine stressige Krankenhauszeit mit vielen Auf und Abs! Leider lebe ich heute mit starken Ängsten, Panikattacken und der Krebs steht immer hinter mir! Ich bin Mutter einer 7-jährigen Tochter und habe einen wundervollen Partner. Mit den zweien versuche ich jetzt irgendwie mein Leben neu zu strukturieren, denn mein altes Leben werde ich nie wieder zurückbekommen …
Ich habe mir nie Gedanken gemacht, dass ich einmal Krebs bekommen würde. Das war bei mir nie ein Thema. Ich habe 2014 meine Tochter bekommen und mich als Mutter total vergessen. Ich bin nicht mehr zum Arzt gegangen, hatte den Fokus nur noch auf mein Kind gelegt. Dann kam die Diagnose: Gebärmutterhalskrebs. Wäre ich bloß zu den Vorsorgen gegangen! Im Nachhinein habe ich dafür 3-fach gebüßt.
Ich empfehle jeder jungen Frau, jedes halbe Jahr zum Frauenarzt zu gehen und sich kontrollieren zu lassen. Lieber regelmäßig die Vorsorge machen lassen, als Gefahr zu laufen, die Therapie durchstehen zu müssen.«
»Hey Leute, ich heiße Isabell, bin 25 Jahre alt und komme aus der Nähe von Karlsruhe. Am 09. Oktober 2020 sollte sich mein Leben von heute auf morgen schlagartig ändern. Auf dem Nachhauseweg von der Arbeit, mit den Gedanken schon im Wochenende, kollidierte ein PKW frontal mit meinem Fahrzeug. Der Unfallverursacher kam von seiner Fahrbahn ab und krachte mit 70 km/h in mein Auto. Die Unfallverletzungen waren wie durch ein Wunder – ›Gott sei Dank‹ – nicht allzu dramatisch. Vom Unfall selbst weiß ich nicht mehr viel. Ich wurde über den Schockraum in einer Klinik aufgenommen und anschließend auf die Intensivstation gebracht. Hier konnte ich erst realisieren, was passiert war.
Im Krankenhaus selbst wurde dann durch eine CT-Untersuchung per Zufall ein Tumor im Mediastinum entdeckt. Zu Beginn ging man von einem Thymom – einem gutartigen Tumor – aus. Umso erschreckender war für mich die Nachricht nach der angeordneten Biopsie: Ich habe einen Morbus-Hodgkin-Lymphdrüsenkrebs – eine Diagnose, die mein Leben verändert hat.
Seit April diesen Jahres bin ich nach Chemotherapie und Bestrahlung in Remission. In der gesamten Zeit haben mir vor allem mein Partner, Familie und meine beste Freundin neuen Lebensmut und sehr viel Kraft gegeben. Durch die Rehaklinik konnte ich einen ›neuen‹ Anfang in meinem Leben setzen sowie meine Ziele, die ich vor der Erkrankung aus den Augen verloren hatte, mir wieder vor die Augen führen. Ich habe unfassbare Lebenslust und erfreue mich viel mehr an den kleinen Dingen des Lebens!
Meine Geschichte gibt es auch nochmal in der Landesschau BW – ›Verkehrsunfall rettet Leben‹ – als Fernsehbeitrag anzusehen. In Kürze werde ich auch noch mit RTL drehen.
Alles Liebe, an alle Betroffenen! Gebt niemals auf! Mein Lebensmotto: ›Gib deinem Leben nicht mehr Tage, sondern deinen Tagen mehr Leben!‹ Eure Issy«
»Hi, ich bin die Elif und bin 46 Jahre alt. Ich habe mit 44 Darmkrebs bekommen, bin Mutter von drei wunderschönen Mädels im Alter von 16, 24 und 20 Jahren und bin verheiratet.
Meine Geschichte fängt mit einer Erkältung an, die nicht weggehen wollte. Ich habe alles versucht, aber wurde einfach nicht fit. Ich bin wieder arbeiten gegangen, mit Schmerzen an der linken Seite des Unterbauchs. Dies hielt drei Wochen an, bis ich Verstopfungen bekommen habe, ein Symptom, dass ich zu dieser Zeit nicht kannte. Ich wurde blasser und auf einen Rat von meiner Arbeitskollegin bin ich ins Krankenhaus gegangen. Am 7. Mai 2019 hat alles angefangen. Am nächsten Tag wurde bei mir eine Sonografie angesetzt. Bis dahin hab ich mir nichts Schlimmes gedacht. Bestimmt nur eine Entzündung! Von wegen!!! Die Ärztin untersuchte mich und rief nebenbei auch die anderen Ärzte zu sich. Es kamen insgesamt vier Ärzte dazu und guckten sich das Ergebnis an. Ein Arzt sagte, es sei Verstopfung, ein anderer sagte, es sei eine Entzündung. Die Leber wurde ebenfalls untersucht, da dort Metastasen vermutet wurden. Gott sei Dank blieb die Vermutung negativ.
So nahmen die Untersuchungen ihren Lauf. Es wurden ein CT, ein MRT, Ultraschall-Untersuchungen und eine Darmspiegelung gemacht, wobei zwei Tumore entdeckt wurden. Die Operation am 17. Mai 2019 statt und die Tumore wurden entfernt. Eigentlich ging es mir soweit ganz gut, es hatte sich jedoch ein Abszess gebildet und ich musste wenige Tage später notoperiert werden. Ich hatte große Angst. Die OP hat zwei Stunden gedauert. Ich habe mich nur schwer erholt. Dann kam auch noch eine Lungenentzündung und zum Schluss noch ein Harnwegsinfekt dazu. Mein Aufenthalt im Krankenhaus belief sich auf insgesamt sechs Wochen. Eine lange Zeit konnte ich nicht aufstehen und das Laufen fiel mir so schwer. Ich bin eine Person, die normalerweise viel läuft. Dies klappte aber nicht mehr.
Ich befand mich im zweiten Stadium meiner Krebserkrankung. Gott sei Dank, hat bei mir nichts gestreut, es gab keine Metastasen. Am 17. Juni wurde ich schließlich entlassen. Bevor ich realisieren konnte, was eigentlich passiert, war alles um mich herum schon geschehen. Es gab keine Zeit zum Überlegen. Meine Ärzte waren glücklicherweise sehr toll und ich habe mich bei ihnen gut aufgehoben gefühlt.
Zum Schluss war ich in der Reha, wo ich durch die Therapie zu mir selbst finden konnte. Außerdem war da noch die anschließende Chemotherapie, in Tablettenform, welche noch einmal sechs Monate dauerte. 🤭
Wie ich wieder Kraft gefunden habe? Meine Familie, Freunde, eigentlich alle haben mich unterstützt, vor allem meine Mutter – eine starke Person, mein Ein und Alles – hat mir Kraft gegeben. Auch waren meine Kinder und mein Mann für mich da sowie meine Schwester, mein Bruder und mein Vater, was ich sehr schätze.
Ich hätte nie gedacht, dass ich Krebs bekommen würde. Mein Fazit: Nie nach hinten schauen – immer nach vorne! Und das Leben genießen, auf seinen Körper hören und die Signale. Ich hoffe, dass das eine einmalige Sache für mich war.«
»Ich bin Alex @alexboehm, 23 Jahre alt und ich hatte Krebs. Hatte. Denn seit nun knapp 2 Jahren bin ich krebsfrei. Dass mein Leben nach dem Krebs wieder genauso schnell, aufregend und lustig wird wie davor, hätte ich während der Zeit im Krankenhaus niemals gedacht. Während die Zeit im Krankenhaus von Sorge, Angst und Nebenwirkungen geprägt war, ist mein Leben jetzt voller Freude und Glück. Ich bin jeden Tag dankbar dafür, dass ich gesund geworden bin und leben darf. Denn auch wenn der Krebs mir mein Bein genommen hat, so hat er mir nicht meine Lebensfreude genommen.«
»Ich heiße Giada, bin 16 Jahre alt und möchte gerne meine Geschichte erzählen. 2012, als ich 8 Jahre alt war, erlag mein Papa im Alter von 38 Jahren – nach einem langen Kampf – dem Krebs. Mithilfe der ganzen Familie und von Freunden haben sich meine Mutter, meine Schwester und ich in den Alltag zurückgekämpft und nach vorne geschaut.
Bis zu diesem Tag im Januar 2019. Am 1. Januar wurde ich mit Schmerzen im Bein und Verdacht auf eine Thrombose ins Krankenhaus eingeliefert. Kurze Zeit später die erschreckende Diagnose: An meinem Oberschenkel befand sich ein hochgradig böses Osteosarkom und in meiner Lunge waren auch schon Metastasen. Es wurde herausgefunden, dass mein Vater mir und meiner Schwester das ›Li-Fraumeni-Syndrom‹ vererbt hatte.
Eine niederschmetternde Diagnose und auch die Ärzte gaben mir keine große Chance. Nur mein behandelnder Chirurg sah eine kleine Chance: Die Amputation meines rechten Beines, von der Hüfte abwärts. Aber die Entscheidung lag bei meiner Mutter und mir. Da es meine einzige Chance war, haben wir uns dafür entschieden, für das Leben und für den Kampf. Mittlerweile hab ich 18 von insgesamt 19 Chemos hinter mir und zwei Operationen an der Lunge geschafft.
Nach meiner ersten Nachuntersuchung wurde ein CT gemacht. Dort fand man heraus, dass ich wieder Lungenmetastasen bekommen habe. Die Ärzte sagten, es würde nichts bringen sie zu entfernen oder eine Chemotherapie zu machen, da sie immer und immer wieder nachwachsen würden. Sie haben uns vorgeschlagen Tabletten dagegen zu nehmen, damit sie aufhören zu wachsen und sich zu vermehren. Doch das war ein Experiment, da ich die erste war, die die Tabletten ausprobierte. Nichtsdestotrotz hatte ich Glück und die Tabletten wirkten.
Ich möchte mit meiner Geschichte erreichen, dass den Menschen bewusst wird, dass Krebs jeden treffen kann und dass man alles dafür tun muss, um zu kämpfen, und nicht damit aufhört zu vergessen: ›Ein Tag ohne ein Lächeln ist ein verlorener Tag.
»Hallo, ich bin Vesna, 37 Jahre alt, verheiratet und Mama eines 8-jährigen Sohnes. Der 28. Januar 2016 hat meine Welt, mein Denken, mein Leben und mich fast zerstört: Nicht-kleinzelliges Adenokarzinom der Lunge mit Lymphangiosis Carcinomatosa (eine Form der Lungen-Metastasierung) und Verdacht auf Pleurakarzinose (Tumorbefall des Rippenfells).
Eine Diagnose, die mich zu Boden hat fallen lassen. Und das meine ich wortwörtlich. Mein Gedanke: ›Bis Ostern haste noch und dann war’s das.‹ Zurück lässt du deinen Mann, deinen gerade dreijährigen Sohn, Familie, Freunde.
Tage später nach weiterer Diagnostik die brutale Wahrheit: Maligne Zellen im Pleuraerguss (eine Ansammlung von Flüssigkeit zwischen innerer Wand des Brustkorbs und Lunge). Operation unmöglich. Bäm. Naja, Ostern ist ja noch nicht.
Eine Video-assistierte Thorakoskopie zur Entnahme von Gewebeproben an der Lunge erfolgte. Das Ergebnis: Anlage einer Dauerdrainage, um den Erguss abzulassen. All das ohne Vorwarnung. Da lag ich nun. Mit einem Schlauch, der zwischen meinen Rippen hervorlugte.
Es folgte die Entlassung und das Warten auf die molekular pathologischen Ergebnisse. Die Drainage musste ich jetzt selber an den Sekretbeutel anschließen. Keine Hilfestellung, nichts. Einfach nichts. Ich war mir selbst überlassen. Scham, Ekel, Angst, Überforderung, Hilflosigkeit. Doch letztendlich lernte ich auch, damit zu leben und zurechtzukommen. Nach einiger Zeit lagen die weiteren Ergebnisse vor: Keine Mutation gefunden, also begannen wir mit der Chemotherapie.
Meine Gedanken kreisten: ›Ich will dich nicht. Ich will das alles nicht. Verschwinde aus mir, aus meinem Körper, aus meinen Zellen. Ich hasse dich. Doch du bleibst. Und da du ungebeten einfach bleibst, stelle ich mich dir in den Weg.‹
Die Chemotherapie wurde irgendwann zur Qual. Die Venen machten nicht mehr mit. Port? Darüber wurde kein Wort verloren.
Erst nach mehr als sechs Monaten, als auch allen anderen klar wurde, dass meine Venen am Ende sind, wurde mir endlich ein Port gelegt. Zu dem Zeitpunkt hatte ich bereits mit einer Tumorprogression zu kämpfen. Therapieoptionen? Keine.
Eine im Sommer in Eigenregie veranlasste Mutationsanalyse gab einen entscheidenden Impuls. Eine Unterform der MET Mutation, die sogenannte KIF5B MET Fusion, wird entdeckt. Meine Rettung. Denn nun konnte mir eine zielgerichtete Therapie mit Crizotinib angeboten werden. Beginn der Therapie: Januar 2017. Zwei wertvolle Jahre schenkte mir das Medikament, bis es wieder zu einer Tumorprogression kommt.
2019 erneute Probenentnahme, neues Mittel: der Nachfolger. Ein sogenanntes ›Dirty Drug‹. Hilft viel, aber die Liste der Nebenwirkungen scheint endlos. Erste Fragen türmen sich auf: Lebensqualität oder Lebensdauer? Was will ich?
So langsam arrangierte ich mich mit der Therapie. Sie warf mich immer wieder zurück und verlangte nach wie vor sehr viel von mir ab. Doch wie der Phönix aus der Asche, erhob ich mich täglich aufs Neue. So lange wie es mir irgendwie möglich war, lebte ich meine unbändige Lebenslust und meinen Lebenswillen aus.
Mein Ziel, die Einschulung meines Sohnes im Sommer 2019 mitzuerleben, rückte immer näher. Und ja, ich war dabei! Ein unfassbar emotionaler Tag für mich. Der Grossteil der wichtigsten Personen in meinem bzw. unserem Leben war bei diesem Meilenstein dabei. Ich war unendlich glücklich. Nächstes Ziel: Schulwechsel.
Doch ab Ende 2019 zeichnete sich eine weitere Tumorprogression ab. Waren all die schlechten Tage umsonst? Irgendwie ging es erstmal weiter. Therapieanpassung, dann wieder Änderung, engmaschigere Kontrollen und der Versuch den Zustand halbwegs stabil zu halten. Und dann kam zu allem Überfluss noch Corona um die Ecke. Den ersten Lockdown hatte ich sehr genossen, da er mir so viel Zeit mit meinem Sohn bescherte. Und ich genieße es noch immer. Doch mit Corona und dem Fortschreiten meiner Erkrankung stoße auch ich an meine Grenzen.
Aktuell beschreibt man meine Behandlung mit Treatment beyond progression.
Die Therapieempfehlung lautet ›Umstellung auf einen neuen MET Inhibitor‹. Ein Medikament, welches bisher nur in den USA und in der Schweiz zugelassen ist. Nun liegt die ganze Hoffnung darin, eine Kostenübernahme durch die Krankenkasse hierfür zu erwirken. Bisher gibt es keine positive Antwort, so dass es spannend bleibt, wie es weitergeht. Für Hilfe, Ratschläge, weitere Tipps bin ich dankbar.
Aufgeben ist keine Option. Und solange das Feuer fürs Leben in mir brennt, werde ich weiter machen. Für mich. Für meinen Sohn und meine Familie.
Und wenn eine Tür sich schließt, öffnet sich manchmal eine andere … in meinem Fall ein großes Wunder. Eine Therapie wurde mir nicht ermöglicht, jedoch hat sich die Uniklinik Köln für eine Alternative eingesetzt: ein individueller Heilversuch. Eine Chance von 50 %. Keine Studie oder Daten für Fälle wie meinen vorhanden. Doch ein wenig Hoffnung bleibt. Die Therapie habe ich inzwischen begonnen und die nächsten Untersuchungen und Verlaufskontrollen stehen an. Die nächste Zeit wird nervenaufreibend, sorgenvoll und doch dreht mein Leben sich weiter. Zugleich bin ich glücklich über die Therapieoption, voller Hoffnung und dennoch bleibt die Angst. Ein Drahtseilakt, die Balance bei diesen völlig unterschiedlichen Gefühlslagen zu halten. Doch auch dem werde ich mich stellen und mich auffangen lassen, wenn es scheinbar keinen Halt mehr gibt.«
»Hallo, ich bin Anna. Ich sage stets: ›Der Krebs hat mir viel genommen, aber mehr noch geschenkt.‹ 2017 erhielt ich meine Erstdiagnose mit 28 Jahren: Triple negativer Brustkrebs und BRCA1-Genmutation-Trägerin.
Was bedeutet diese Mutation? Damit liegt mein Risiko an Brustkrebs zu erkranken bei 90 % – bei Frauen ohne Genmutation liegt das Risiko bei ca. 13 %. Ein Schock, keine Frage, aber für mich der Stein, der alles ins Rollen brachte. Es war der Auslöser für meine Reise zu mir selbst: Wer bin ich, was will im Leben wirklich und warum bin ich hier auf dieser Welt? Nach meiner Behandlung schloss ich eine Weiterbildung zum Health Coach und Mentaltrainerin ab. Heute möchte ich Menschen mit Krebs auf ihrem Weg der Genesung begleiten und ihre Resilienz trainieren. Mein Motto: Mental gestärkt durch den Krebs. Vier Monate Selbstständigkeit und dann der zweite Schock: Im März 2021 erhielt ich meine zweite Brustkrebsdiagnose. Obwohl ich wusste, was auf mich zukommt oder vielleicht gerade deswegen, stand und stehe ich vor ganz anderen mentalen und körperlichen Herausforderungen. Doch ich gebe nicht auf und habe noch viel zu lernen. Ich gehe weiter meinen Weg, nehme die vermeintlichen Umwege als Stationen auf meiner Reise wahr und habe am Horizont immer meine Vision im Blick: Einklang zwischen meinem Körper und Geist finden, das Thema ›Krebs‹ in der Gesellschaft enttabuisieren und proaktiv aufklären. Wer ist auch auf der Reise? Lass uns zusammen ein Stück des Weges gehen …«
»Mein Name ist Sabine und ich bin mittlerweile 40 Jahre alt. Letztes Jahr im April fiel ich meinem Umfeld durch mein sehr merkwürdiges Verhalten auf. Ich war geistig nicht mehr anwesend, mir war alles egal, ich habe fast nichts mehr gegessen und hatte starke neurologische Ausfälle. Kurzerhand wurde ich mit dem Rettungswagen in die Klinik gebracht. Verdacht auf Depressionen. Da der Neurologe mit meinem Allgemeinzustand zufrieden war, ließ er ein MRT meines Kopfes machen. Dort fiel, wie Ärzte sagen, eine 5,4 cm große Raumförderung auf. Am darauffolgenden Morgen wurde ich in eine neurologische Spezialklinik gebracht. Wieder MRT, Untersuchungen. Ich war nicht mehr fähig, alleine aufzustehen. Freitag dann Hirn-OP. Morgens um 6:30 Uhr ging es in den OP. Der Tag war wirklich weg. Samstag wurde ich wieder auf Normalstation gelegt und war wieder ganz die Alte. Durch die pathologische Untersuchung des Tumors wurde festgestellt, dass es sich in Wirklichkeit um eine Metastase handelte, welche vom Darm kam. Man gönnte mir vier Wochen Pause, dann kam die Darmspiegelung. Ab da ging alles sehr schnell. Ergebnis, Hausarzt, Onkologe, Krankenhaus mit Portanlage.
Beginn der Chemo im Juni. Diese ging bis November. Kurze Pause bis Anfang Januar. Dann folgte am 5. Januar die nächste große Operation. Diese verlief gut und mit fast vier Stunden auch relativ zügig. Doch in den darauffolgenden Tagen ging es mir immer schlechter. Am Samstag wurde ich wieder in den OP gebracht, nur mal kurz nachschauen. Erst 2,5 Wochen später wurde ich wieder wach. In der Zwischenzeit wurde ich neunmal operiert, hatte eine Sepsis, Lungenentzündung, meine Nieren arbeiteten nicht mehr. Meine Anastomosenaht hielt nicht. Zwei Tage später wurde ich wieder zugenäht. Mein Bauch wurde in der Zeit als ich Koma lag von einem Schwamm, Folie und Vac Gerät zusammen gehalten. Die Regeneration nach der Operation dauerte einige Wochen. In der Zeit wurde ich von meiner Mutter versorgt und umsorgt.
Ich bin tumorfrei operiert worden und seit Anfang April wieder in Chemotherapie. Ziel ist es, falls noch Zellen im Körper sind, diese unschädlich zu machen. Bis hierher war es schon ein langer, anstrengender und weiter Weg. Aber aufgeben ist nicht. 💪«
»Hi, ich bin Rebecca! Bereits im Alter von 13 Jahren habe ich die ersten Erfahrungen mit der Krankheit Krebs gemacht, als damals bei meinem Stiefpapa ein Tumor entfernt wurde. Die Bedeutung der Krankheit habe ich damals nicht verstanden, ich wusste lediglich, dass die Mutter einer Freundin daran gestorben war. Die zahlreichen Fachtermini ließen die Erkrankung noch bedrohlicher auf mich wirkte. Als Kind wirkte dieser Tumor wie ein böser Traum auf mich, den ich weder greifen noch verstehen konnte.
2015 ereilte unsere Familie der nächste Schicksalsschlag. Die Diagnose: ein Riesenzellgranulom – ein gutartiger Tumor, der allerdings so aggressiv und schnell wuchs, dass er meinem Stiefpapa das Jochbein zerfraß. Mit diesem Ereignis wurde mit bewusst, warum viele Menschen von Krebs reden, als wäre die Krankheit ein lebendiges, wachsendes Wesen.
Für uns als Familie war diese Nachricht ein schwerer Schlag. Ich habe damals bereits in Berlin gewohnt und bin oft nach Hause gefahren, um meine Familie zu unterstützen. Doch viel machen konnte ich nicht; nur zuhören, hoffen und da sein. Von der Diagnose bis zur Operation verging viel Zeit. Lange war unklar, ob es überhaupt eine Operation geben würde. Es dauerte Wochen, bis sich ein Chirurg fand, der die notwendigen Qualifikationen besaß, um den komplizierten Eingriff durchzuführen. Die OP selbst war eine ganz eigene Herausforderung – sie dauerte Stunden. Stunden, in denen wir nicht wussten, ob er sie überleben würde oder nicht, ob der Tumor entfernt werden kann oder nicht. Glücklicherweise verlief die Operation ohne Komplikationen – den Umständen entsprechend, wie man so schön sagt. Anschließend lag mein Stiefvater noch eine längere Zeit im künstlichen Koma, wobei ich nicht sagen kann, ob es Tage oder Wochen waren. Besonders Lebensabschnitte, die einen persönlich stark belasten, werden häufig verdrängt.
Im Herbst 2017 trat die Krankheit erneut auf. Eine weitere OP wäre zu gefährlich gewesen, weswegen die Ärzt:innen versuchten, den Tumor mittels einer Strahlentherapie zu bekämpfen. Kurz beschrieben klingt der Verlauf der Krankheit fast wie ein Spaziergang, doch war es ein ewiger, anstrengender Prozess von der Diagnose bis zur Therapie. Da ein Tumor in solch spezieller Form bisher noch nicht häufig aufgetreten ist, waren sich die Ärzt:innen untereinander nicht einig, welche Therapieform die geeignetste für meinen Stiefvater wäre. Wir waren bei der Mund-Kiefer-Gesichts-Chirurgie, bei der Onkologie und schließlich bei der Neurologie.
Letztendlich mussten sich meine Eltern für eine Therapieform entscheiden und hoffen, dass diese die richtige für ihn sein würde. Durch die Bestrahlung wurde der Tumor weitestgehend zerstört. Eine gänzliche Entfernung des Granuloms ist jedoch nicht möglich. Durch die Einschränkungen im Alltag, sein entstelltes, vernarbtes Gesicht wird er täglich an die Krankheit und ihre Folgen erinnert. Trotz allem kämpft er immer weiter, für sich und für unsere Familie. In den folgenden Jahren erlebten wir immer weitere aufs und abs. Zeiten, in denen wir dachten, es wird alles gut und Zeiten, in denen wir nicht mehr weiter wussten.
Der Tumor veränderte unsere Familie, mein Stiefpapa versteckte sich hinter seiner Arbeit. Letztendlich wirkte der Tumor im Kopf sich auch auf die Stimmung meines Stiefpapas aus. Es gab Momente, in denen man in kaum wiedererkannte. Meiner Mama uns mir fiel es immer schwerer, damit umzugehen und ein normales Leben zu führen. Für meine Mama war es besonders schlimm. Ihr Leben bestand nur noch daraus, sich zu kümmern, sei es die Gespräche mit den Ärzt:innen, Anträge für neue Therapien, Besuche im Krankenhaus und sogar das Wechseln von Verbänden und Säubern von Wunden. Sie war eine wahre Superheldin.
Im Sommer 2021 ging es plötzlich ganz schnell. Nach mehreren Krankenhausbesuchen ging es meinem Stiefpapa immer schlechter. Am 18. Juni erlag er den Folgen seiner Erkrankung. Meiner Mama und mir war die Tatsache, dass dies geschehen würde, damals wahrscheinlich bewusster als ihm.
Im Sommer 2016 erkrankte mein Papa. Die Diagnose: Lungenkrebs im Endstadium. Die Behandlung – ein Gesamtpaket aus Chemotherapie, Bestrahlung und Immuntherapie – schlug nicht an. Er hatte Brandflecken auf der Haut, wurde immer dünner und konnte kaum mehr laufen. Jedes Mal, wenn ich ihn besuchte, ging es ihm schlechter. Es wurden zusätzlich Tumorherde in seinen Knochen und Metastasen im Gehirn gefunden.
Mein Papa verlor seine Haare, sein Gesicht war eingefallen, seine Haut rau wie Schmirgelpapier, er wurde immer dünner. Nach einiger Zeit konnten wir nicht mehr telefonieren, seine Stimme war zu schwach. Fast alle zwei Wochen fuhr ich nach Hause. Mein Leben und meine Gedanken richteten sich ausnahmslos nach der Krankheit meines Papas. Er spielte seine Erkrankung damals immer herunter und erzählte mir, dass alles wieder besser werden würde, dass er wieder gesund werden würde. Ob er selbst daran glaubte, wusste ich nicht. Ich füllte viele seiner Anträge und Papiere aus und organisierte seine Arztberichte. Ich half ihm von der Couch zu seinem Stuhl und vom Stuhl zurück zur Couch.
Als ich mir den ersten Bericht vom Arzt durchgelesen habe, stieß ich auf das Wort Palliativ-Therapie. Damals wusste ich nicht, was der Begriff bedeutete. Heute weiß ich: Es sind lebensverlängernde Maßnahmen. Die Ärzte wussten, dass er sterben würde und ich wusste es auch. Er wollte es mir nicht sagen oder glaubte wahrhaftig daran, dass er den Krebs besiegen konnte. Mein Vater verstarb schließlich ein Jahr nach Diagnose der Krankheit.
Ich habe gefühlt ewig gebraucht, um einen einigermaßen guten Umgang mit der Erkrankung und dem Tod der beiden zu finden. Ich hab liebe Menschen von mir weggestoßen, mich verschlossen. Heute weiß ich, dass ich einiges falsch gemacht habe. Ich wusste es nicht besser. Letzten Endes habe ich einen Weg gefunden, einen besseren Umgang mit der Krankheit Krebs zu finden.
Zusammen mit meiner Freundin und Mitgründerin Thora habe ich im Frühjahr 2019 mit der Konzeption und Recherche für Pathly angefangen. Die Idee für unser Projekt kam uns damals durch ein Radiointerview auf, welches zusammen mit der Stiftung für junge Erwachsene mit Krebs aufgenommen wurde. In dem Interview wurde die Geschichte von Claudia erzählt. Ich fand ihre Art damals so positiv und inspirierend, dass ich kurzerhand zum Telefon griff. – Schwupps hatte ich Felix am Telefon und das Projekt ist ins Rollen gekommen.
Mit Pathly soll eine Plattform entstehen, die Krebspatient:innen und ihren Angehörigen dabei hilft, den richtigen Umgang mit der Erkrankung und auch den möglichen Folgen zu finden – etwas, was mir damals einfach gefehlt hatte. Pathly soll auffangen, Pathly soll inspirieren und Halt geben. Pathly soll Mut machen, denn mir hat es Mut gemacht. Die Arbeit an Pathly hat mir geholfen, über die Erkrankung meines Papas reden zu können, keine Angst mehr zu haben, positiv in die Zukunft zu blicken und meine Gedanken und Gefühle mit meinen Liebsten zu teilen. Kurz: Pathly hat mich stärker gemacht!«
»Mein Name ist Paul und ich erhielt mit 27 Jahren die Diagnose Hodentumor. Ich begann gerade mein Zweitstudium im Bereich Humanmedizin, nachdem ich bereits als Zahnarzt gearbeitet hatte. Mein Berufswunsch: Facharzt für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie.
Es begann im Frühjahr 2019. Ich bemerkte, dass etwas mit meinem Körper nicht stimmte. Erklären konnte ich es meinem Hausarzt nicht, es waren ganz unspezifische Symptome: Eine leichte Abgeschlagenheit würde es vielleicht ganz gut beschreiben. Zunächst konnte nichts festgestellt werden – der Sommer verging.
Ich büffelte für die erste große Prüfung im Medizinstudium, anschließend flog ich zusammen mit meiner Freundin nach Sizilien. Im Urlaub begann es mit einem immer wiederkehrenden spontanen einseitigen Ziehen in der Leiste. Ich behielt es erstmal für mich und versuchte die Leiste nach möglichen Bruchpforten abzutasten, denn einen ähnlichen Schmerz hatte ich bereits mit 18 Jahren durch eine dann diagnostizierte Leistenhernie gehabt. Da die Leistenschmerzen stärker wurden, begann ich auch die Hoden beidseits abzutasten und bemerkte, dass sich einer anders anfühlte.
Eine urologische Facharztpraxis hatte ich zuvor noch nie aufgesucht, es war wirklich schwierig, schnell einen Termin zu bekommen. Glücklicherweise konnte ich mich über ein Online-Terminvergabeportal kurz nach dem Urlaub in einer Facharztpraxis vorstellen. Von der Diagnose bis zur Therapie vergingen bei mir zum Glück nur ein paar Tage. Die Urologin musste mir nach körperlicher und sonografischer Untersuchung den hochgradigen Verdacht auf einen Hodentumor mitteilen. Ich fiel aus allen Wolken, damit hatte ich nicht gerechnet. Am nächsten Tag stellte ich mich in einer urologischen Hochschulambulanz vor. Innerhalb der darauffolgenden Woche erfolgten alle wichtigen Termine: Kryokonservierung, CT-Staging und OP.
Das war eine sehr intensive Zeit, denn ich war plötzlich mit zukünftigen Fragestellungen konfrontiert: Möchte ich meinen zukünftigen Kinderwunsch absichern vor einer potenziell keimzellschädigenden Erkrankung – mögliche Fertilitätseinschränkung bis hin zu einem vollständigen Verlust nach Therapie – und Spermatozoen einfrieren lassen – Kryokonservierung vor operativem Eingriff? Kann ich mein Zweitstudium fortsetzen? Wie finanziere ich mir die nächsten Monate, wenn ich temporär arbeitsunfähig bin? Ich hatte keine finanziellen Rücklagen. Trotz Krebsdiagnose nahm ich mir vor, meinen Alltag weiterhin so gut es geht normal zu gestalten. Zwei Wochen nach der Operation startete das neue Semester, ich improvisierte – mit OP-Wunde lief ich dann eben in Jogginghose über den Campus.
Die gesicherte Diagnose kam erst mit dem histopathologischen Ergebnis (eine feingewebliche Untersuchung): Hodentumor vom Typ Nicht-Seminom, clinical stage IA (pT1, keine Blut-/Lymphgefäßinfiltration). Nach kurzfristigem Re-Staging nach sechs Wochen mittels CT und Tumormarkerkontrolle entschieden wir uns nach Leitlinienempfehlung eine sogenannte aktive Überwachung (Surveillance) zu beginnen. Das bedeutet eine engmaschige Kontrolle mit vierteljährlicher Ultraschalluntersuchung der Bauchschlagader, der Nieren beidseits und des verbliebenen Hodens sowie einer Blutabnahme (Tumormarkerkontrolle) und halbjährlicher Bildgebung (CT oder – da ich im Verlauf eine allergische Reaktion auf das jodhaltige Kontrastmittel bekam – mittels MRT) ohne eine zusätzliche Chemotherapie.
Eineinhalb Jahre ist das jetzt her, mir geht es gut. Den Arzt, den ich immer noch am häufigsten sehe, ist mein Urologe. Das Zweitstudium habe ich mittlerweile aufgegeben und arbeite wieder als Zahnarzt. Ich habe gemerkt, dass ich mehr Zeit für Familie, Freunde und mich brauche. Zudem waren meine finanziellen Ressourcen endlich und die Kosten der Kryokonservierung musste ich selbst übernehmen.
Als junger Erwachsener wird man mit der Krebsdiagnose in einer Lebensphase konfrontiert, die man eigentlich dem Lebensaufbau widmet. Das hinterlässt Spuren – physischer wie auch psychischer Art. Ich wünsche allen Betroffenen viel Kraft und liebe junge Männer da draußen: Tastet eure Hoden regelmäßig ab, wenn ihr euch unsicher seid, scheut nicht davor, einen Urologen aufzusuchen.«
»Mein Name ist Anna und ich will euch meine Geschichte erzählen.
Mit 16 Jahren wurde ich zufällig mit Morbus Hodgkin diagnostiziert. Nach vielen Untersuchungen und einer Biopsie kam heraus, dass es ein bösartiger Tumor ist und ich nur noch knapp zwei Wochen zu Leben hätte. – Das wollte ich nicht akzeptieren. Ich habe Träume, die ich erreichen möchte.
Drei Monate vor der Diagnose kam ich mit meinem Freund zusammen. Ich hatte Angst, dass er mich aus dem Grund verlassen würde … Ich wusste, es wird eine sehr harte Zeit.
Aber ich weiß, dass er der Mann meines Lebens ist und dass ich meine Träume mit ihm verwirklichen will: Ein eigenes Haus, einen eigenen Hund, später mal Kinder. Eine Weltreise, Urlaube … alles Mögliche. Ich wollte ein glückliches Leben und er war meine Motivation. Also wollte ich die Therapie machen.
Elf Monate voller Chemotherapien im Krankenhaus. Bestrahlungen. Drei Operationen, von denen nur eine wirklich gut verlief. Der Haarausfall … unvorstellbar schrecklich. Dreimal täglich verschiedene Tabletten nehmen, die mich schützen sollten. Dafür aber keine Spaziergänge mehr, kein Sonnenlicht. Das war sehr schlimm. Alles, was man sich denken kann. In dieser Zeit sind viele schreckliche Dinge passiert. Ich spürte meine Beine nicht mehr und saß daher die meiste Zeit meiner Therapie im Rollstuhl. Meine Schleimhäute rissen auf, ich konnte nichts essen und trinken. Mein Immunsystem war komplett heruntergefahren. Selbst eine Erkältung hätte tödlich enden können.
Trost und Trauer zugleich war, dass man nicht alleine mit dem Krebs ist. Es gab viele andere, die es schlimmer erwischten als mich. Ich lernte viele Freunde kennen. Viele davon verstarben leider. Das waren die ersten Male in meinem Leben, dass ich jemanden verloren hatte – und dann direkt drei im selben Jahr.
Doch ich habe es geschafft! Ich bin jetzt krebsfrei! Nun will ich anderen Menschen, die sich in meiner damaligen Situation befinden, helfen: Mit Tipps und natürlich auch einem offenen Ohr. Ich erzähle meine Geschichte in der Hoffnung, dass sie sich nicht alleine fühlen.
Mittlerweile bin ich 18 Jahre alt, wohne zusammen mit meinem Freund und habe einen eigenen Hund.«
»Hallo mein Name ist Alina, ich bin 23 Jahre alt und erhielt an meinem diesjährigen Geburtstag – dem 17. Februar 2021 – die Diagnose Lymphkrebs. Erst zwei Wochen später bekam ich dann die finale Diagnose ›Hodgkin Lymphom in Stadium 3‹.
Schon im Dezember 2020 hatte ich unwissentlich die ersten Symptome: Fieber, Kopfschmerzen, Nachtschweiß, Husten. Nach einem negativen Corona-Test und ein paar Tagen ohne Symptome war ich auch scheinbar wieder ›gesund‹. Erst als ich ein paar Wochen später wieder die gleichen Symptome bekam, ging ich erneut zum Hausarzt, welcher mir aufgrund meiner sehr hohen Entzündungswerte ein Antibiotikum verschrieb. Dieses zeigte sogar etwa zwei Wochen lang Wirkung, doch dann war das Fieber wieder zurück und mein Hausarzt schickte mich ins Krankenhaus, wo man dann bei einem CT lauter Lymphknoten in meiner Brust sowie links und rechts an meinem Schlüsselbein entdeckte. Die Ärzte waren sofort alarmiert und entnahmen mir am nächsten Morgen einen Lymphknoten für eine Biopsie und eine Probe von meinem Knochenmark. Ein paar Tage danach durfte ich nach Hause, sodass ich glücklicherweise die Diagnose daheim bei meinen Liebsten erhielt.
Dadurch, dass die Ärzte mich schon auf die Diagnose vorbereitet hatten, war es kein kompletter Schock mehr, jedoch trotzdem hart nun die Gewissheit zu haben, weil man natürlich immer noch hofft. Gleichzeitig war es für mich auch ein befreiendes Gefühl, von der Last des ständigen Wartens befreit zu sein. Ich habe an demselben Abend noch mit ganz vielen Personen telefoniert und bereits da gemerkt, dass es mir unheimlich guttut darüber zu sprechen und offen mit der ganzen Krankheit umzugehen. Es war für mich ganz klar, den Mut nicht zu verlieren und positiv zu bleiben. Die Tatsache, dass Lymphdrüsenkrebs gut behandelbar ist, erleichtert dies natürlich. Dennoch bleibt die Angst vor dem, was auf einen zukommt. Aber ich weiß, dass ich die beste Familie, Freund und Freundeskreis hinter mir stehen habe, die alles ihnen mögliche für mich tun würden. Dieses Gefühl ist unglaublich bestärkend und treibt mir auch jetzt wieder Freudentränen in die Augen, weil ich so dankbar dafür bin! Im Moment sind die einzigen Situationen, in denen ich weine die, in denen ich sehe, wie viele tolle Menschen ich in meinem Leben habe. Das hat mir die Krankheit auf jeden Fall nochmal mehr bewusst gemacht.
Vor dem Start der Chemotherapie hatte ich zwei weitere Operationen: eine Eierstockentnahme, weil die Chemotherapie unfruchtbar machen kann und eine Port-Implantation.
Aktuell befinde ich mich in meinem zweiten von sechs Chemozyklen. Bis jetzt sind die Nebenwirkungen erträglich und ich wäre sehr dankbar, wenn es so weiter geht und die Therapie hoffentlich anschlägt.
An alle: Hört auf euren Körper und geht auch bei scheinbar unbedenklichen Anzeichen zum Arzt. Seid dankbar für jeden Tag, an dem es euch gut geht und für die Menschen, die euch guttun.«
»Ich bin Sophie, 33 Jahre jung und habe im Januar 2020 die Diagnose Brustkrebs mit Lungenmetastasen erhalten.
Als Krankenschwester war mir sofort klar, was diese Diagnose zu bedeuten hat. Trotzdem habe ich nicht lang gehadert und direkt die Ärmel hochgekrempelt und gesagt: ›das schaffen wir schon‹. Wir: Das bin ich und meine wundervolle Familie und Freunde. Ich bin Mutter von vier Kindern im Alter von 4, 6, 8 und 14 Jahren, sie geben mir täglich die Kraft, die ich brauche, um weiterzumachen.
Meine zahlreichen Freunde haben uns von Anfang an unterstützt, sowohl finanziell als auch mental. So konnte ich auch mein Rezidiv im Dezember 2020 gut verkraften.
Nach 11 Monaten dauerhafter Chemotherapie wuchs mein Tumor plötzlich wieder. Amputation der linken Brust sowie Entfernung von 20 Lymphknoten folgte. Seit Januar 2021 befinde ich mich in Antihormontherapie, nehme Kisquali und hatte 30 Bestrahlungen.
Dank Ernährungs- und allgemeiner Lebensumstellung geht es mir wieder richtig gut, ich bin froh über alles, was ich genießen kann und bin gespannt, was das Leben noch für mich und meine Familie bereithält. Ich versuche immer das Positive zu sehen und lebe viel bewusster und intensiver seit ich die Diagnose erhalten habe.
Auf meiner Seite @chaosmum_sophie nehme ich euch mit in mein verrücktes Leben zwischen Therapie, Kindergarten, Homeschooling und normalen Alltag ♥️«
»Ich bin Denise, bin 26 Jahre jung und habe im Mai 2020 die Diagnose Schilddrüsenkrebs mit Metastasen in den Lymphknoten erhalten. Es war ein Zufallsbefund und kam sehr überraschend, denn ich hatte keine Symptome und auch keine auffälligen Blutwerte.
Bei einem Ultraschall wurden Knoten festgestellt, es folgte eine Szintigrafie*, dann die OP. Nach dem Papp-Test stellte sich heraus, dass ich Schilddrüsenkarzinom mit Metastasen in den Lymphknoten hatte. Ich erhielt eine Radiojodtherapie. In einer darauffolgenden Diagnostik wurde leider noch zu viel Restgewebe und eine neue Metastase festgestellt, also folgte eine erneute Radiojodtherapie. In der jetzigen Diagnostik wurde nichts Neues mehr festgestellt und ich bin nun in Remission 🥳.
Was mich immer motiviert und mir ganz viel hilft, ist die Musik. Egal wie schwierig die ganze Zeit auch war, die Musik war und ist ein ganz wichtiger Teil. Wie heißt es? – Musik an, Welt aus. Ich hoffe, dass man bald wieder auf Konzerte und Festivals gehen darf und ich die Zeit jetzt richtig genießen kann.
Auf meinem Kanal @krebsinjungen_jahren erzähle ich etwas über meinen Weg von der Diagnose bis jetzt und versuche das Thema ›Krebs in jungen Jahren‹ etwas mehr öffentlich zu machen.«
*»Die Szintigrafie ist eine Untersuchungsmethode aus dem Bereich der Nuklearmedizin: Dem Patienten werden dabei schwach radioaktive Stoffe als Arzneimittel zu Diagnosezwecken injiziert.«
»Ich bin Tami, 28 Jahre alt, aus dem wunderschönen Bayern und Mama eines wundervollen 2-jährigen Sohnes. Ich nehme euch auf meinem Profil mit durch meinen Alltag mit Kleinkind, Krebstherapie und dem puren Leben. Echt, nicht gespielt, mit schönen und mit Schattenseiten. Ehrlich, frei Schnauze, einfach ICH 🙈🤍🙏🏼.
Manchmal spielt das Leben sein eigenes Spiel und das Schicksal ist auch manchmal ein mieser Verräter. Erst kam die Trennung von meinem Mann, dann – als ich wieder auf den Beinen stand – die Diagnose ›bösartiger BRUSTKREBS G3‹ – Bam! Ein Schlag ins Gesicht – und das mit 27 Jahren, einem 1,5-jährigen Kleinkind, alleinerziehend und ohne jegliche Vorbelastung in der Familie.
Den Knubbel namens ›Mr. KRABS‹ in meiner Brust habe ich nach dem Duschen aus Zufall bemerkt, denn ich habe nie viel auf ›Abtasten‹ gegeben, hab’s nicht ernst genommen und auch nie gemacht, denn sowas trifft mich doch nicht, ich bin doch noch viel zu jung. – Dachte ich. Aber: falsch gedacht. Leider. Denn ich bin die achte Frau, die statistisch gesehen Brustkrebs trifft.
Warum ich das öffentlich mache, hat nur einen Grund: Ich will helfen, ich will aufmerksam machen, ich will Mut machen, ich will zeigen, dass man dankbar sein soll: Für jeden Tag, an dem man gesund aufwachen darf, für jeden Moment, den man glücklich erleben kann, für Dinge, die man im Alltag als selbstverständlich sieht!
Tastet euch ab! Hört auf euren Körper, denn ihr habt nur diesen einen. Das Schicksal hat sich die falsche ausgesucht, denn mit mir muss es erstmal fertig werden! 💪🏼
›Fuck Cancer – I will kick ass, for sure 👊🏽‹. Das war mein Spruch von Anfang an, denn ich bin, ein ›Woman Warrior‹, wie mein Cousin aus Kanada sagt 🤍«
»Hallo! Ich bin Ronahi und 26 Jahre alt. Als ich im August 2020 mit Leukämie diagnostiziert wurde, brach für mich meine Welt zusammen. Zu dieser Zeit befand ich mich im Ausland und war auf mich allein gestellt. Dieses Gefühl werde ich niemals vergessen und habe es mir als Ziel genommen, anderen Betroffenen zu helfen. Niemand sollte nach solch einer Diagnose auf sich allein gestellt sein. Als ich von Pathly gehört hatte, sah ich die Gelegenheit, gemeinsam mit Pathly meine Ziele zu realisieren: ›Ich kann vielleicht niemandem den Krebs wegnehmen, erhoffe mir jedoch, dass ich als Teil vom Pathly-Team Krebspatient:innen helfen kann. Gemeinsam sind wir stark!‹ Zudem hilft mir Pathly dabei, mich intensiver mit meiner Krebserkrankung auseinandersetzen, ohne mich schlecht zu fühlen.
Vor meiner Erkrankung war ich Studentin und stand kurz vor meinem Bachelorabschluss. Lebensfroh, wissbegierig und reiselustig. Weltoffen und voller Freude, neue Kulturen und Sprachen kennenzulernen. Meine Lebensfreude und Positivität habe ich trotz meiner Diagnose nicht verloren und bin nur umso stärker geworden. Ich habe gelernt, auf meinen Körper zu achten, das Leben achtsamer zu leben und dankbar für jeden weiteren gesunden Moment zu sein. Diese neu erlangten Blickwinkel möchte ich mit meinen Mitmenschen teilen.
Während meines Aufenthalts im Krankenhaus war meine Familie – vor allem meine Schwester – mein größter Stützpunkt. In Zeiten von Corona durfte mich niemand besuchen. Es war ziemlich schwierig, da ich meine Familie über ein Jahr lang nicht gesehen hatte. Erst Mitte Oktober durfte ich – zu meiner kurzzeitigen Entlassung – meine Familie sehen. Als ich im November zur Stammzellentransplantation wieder ins Krankenhaus musste, habe ich mich dazu entschlossen, als Krebsbloggerin anzufangen. Der Austausch in der Krebscommunity war mir sehr wichtig und gab mir Mut, nicht aufzugeben. Ich bin sehr dankbar, dass ich in dieser Zeit nicht allein war und möchte, dass andere ebenfalls dieses Glück empfinden dürfen.«
Seit März 2017 gilt sie offiziell als »geheilt«, wobei sie auch danach noch über die Folgen der Krebstherapie berichtet – wie die Themen Fruchtbarkeit, Reha, Fatigue und andere Spätfolgen. Denn geheilt sein bedeutet nicht, dass das Leben danach wie vorher weiter geht; es bedeutet Veränderung, aber auch, dass man über sich hinaus gewachsen ist.
Heute ist Sandra 23 Jahre alt, studiert Erziehungs- und Rehabilitationswissenschaften und genießt ihre Freiheit und ihr Leben in vollen Zügen. Neben dem Studium engagiert sie sich unter anderem für den Eisvogel e.V. sowie das Projekt Heldencamper, mit welchem sie schon einige Male durch Deutschland getourt ist. Sandra ist außerdem eine unserer ersten Unterstützerinnen gewesen, weswegen wir uns an dieser Stelle auch noch einmal bei ihr bedanken wollen: Danke, dass du an uns »glaubst«, Sandra!
»Glaube« ist ein Ratschlag, den sie euch mit auf den Weg geben möchte:
»Ja, ich weiß, es hört sich total dämlich an. Wenn ich das Wort ›Glaube‹ lese, denke ich direkt an etwas Religiöses, jedoch ist hiermit nicht nur das gemeint. Ihr müsst daran glauben, dass ihr wieder gesund werdet. Ihr müsst dafür kämpfen. Wenn ihr euch für die Schulmedizin entscheidet, dann glaubt auch bitte daran! Achtet darauf, was ihr bekommt und vermeidet jedes nicht nötige Medikament. Seid achtsam und überbrückt die Zeit, indem ihr auf euch achtet und vieles doppelt kontrolliert und überdenkt. Ich glaube an euch!«
»Mein Name ist Anna, ich bin 26 Jahre alt und erhielt am 19. November 2020 die Diagnose ›Brustkrebs‹. Bereits gegen Ende September ertastete ich den Knoten in meiner rechten Brust beim Duschen. Am 2. Oktober 2020 besuchte ich eine Frauenärztin in Berlin, erzählte ihr von meiner familiären Vorbelastung und informierte sie auch darüber, dass ich bereits mit 18 einen gutartigen Tumor, ein ›Fibroadenom‹ in der linken Brust hatte, welches mir entfernt wurde. ›Kein Grund sich verrückt zu machen‹, dachte ich, denn angeblich handelte es sich bei dem Knoten um eine Zyste, die man nach drei Monaten wieder kontrollieren sollte. Es sei denn, es würde sich etwas in dieser Zeit verändern. Wie das Schicksal so spielt, spürte ich ungefähr einen Monat später einen geschwollenen Lymphknoten in der rechten Achselhöhle, als ich meinen Freund in Ravensburg besuchte. Als ich ihm davon erzählte, war er ziemlich beunruhigt. Er ist Neurochirurg und kennt die medizinischen Zusammenhänge von Krankheitssymptomen genau. Er empfahl mir unbedingt noch einmal zum Arzt zu gehen, sobald ich wieder in Berlin sei. Obwohl wir uns vorher keine großartigen Sorgen gemacht hatten, beunruhigte uns die Situation dann plötzlich doch sehr. Also blieb ich bei meinem Freund in Ravensburg und ließ mich dort von seinen Kollegen aus der Gynäkologie untersuchen.
In der Zeit des Wartens, machten wir uns bereits einen Plan im Kopf, wie wir mit einer schlechten Nachricht umgehen würden und mein Freund schaute bereits nach guten Ärzten in Berlin, um mich dort anbinden zu lassen. Wir haben uns versprochen: Egal was passiert, wir werden so positiv wie möglich bleiben und wir kämpfen!
Innerhalb einer Woche erhielt ich die Diagnose: Triple negativer Brustkrebs. Die Diagnose an sich war natürlich ein Schock. Es gab immer Ups und Downs. Wichtig ist aber, dass man den Kampf annimmt und nicht aufgibt. Meine Familie und meine Freunde stärkten mir unheimlich den Rücken, das hilft natürlich enorm. Ansonsten kann ich Euch allen da draußen wirklich nur empfehlen: Vertraut euren Ärzten nicht blind und seid hartnäckig, wenn ihr das Gefühl habt, dass etwas nicht stimmt. Hört auf Euren Körper und Eure Intuition. Beating(breast)cancer - we are cancerfighters! 🎗«
»Mein Name ist Adam und ich komme aus Dresden. Meine Geschichte beginnt vor knapp einem Jahr. Ich habe im Januar 2020 dauernd Rauschen im Ohr gehabt und so einen Druck im Kopf und Hals – so als würde ich die ganze Zeit Kopfstand machen …
Schließlich bin ich zum Uniklinikum in Dresden in die Notaufnahme gefahren, die mich aber mit den Worten ›Ich hätte nur einen Infekt‹ wieder wegschickten. Dann fingen bei mir Ausfallerscheinungen an: Ich hatte Sehstörungen, Gangstörungen und Sprachstörungen. Insgesamt hatte ich drei solcher Anfälle; einen davon auf Arbeit. Daraufhin bin ich zu meiner Hausärztin, die eine Sonografie meines Halses machte und eine Thrombose in der Halsschlagader feststellte. Dann ging alles sehr schnell: Rettungswagen ins Klinikum Dresden Friedrichstadt.
Die Notaufnahme machte ein CT meines Halses und stellte abgesehen von meiner Thrombose einen Tumor im Mediastinum fest. Eine Biopsie über die rechte Seite durch den Brustkorb folgte, die jedoch leider nicht erfolgreich war und wiederholt werden musste. Also eine zweite Biopsie frontal von vorne, wobei sie meine Lunge bei der Operation kollabieren lassen mussten.
Am 6. Februar 2020 stand schließlich meine Diagnose fest: primäres mediastinales B-Zell-Lymphom. Ich bekam sechs Antikörper-Gaben und sechs Chemozyklen. Ich verlor insgesamt 15 Kilo, hatte arge Empfindungsstörungen in den Händen und Füssen und Mundschleimhautentzündungen plagten mich bei jedem Zyklus. Im Sommer erhielt ich noch 15 Bestrahlungen.
Mein Freund hat mir damals viel Kraft gegeben. Ich hatte in dem Sinne keine Angst vor dem Tod, sondern eher Angst nicht mehr da zu sein, vergessen zu werden, alles zu verpassen. Also habe ich gekämpft, ich wollte meine 2-jährige Katze nicht alleine lassen und meine zwei Nichten und meinen Neffen aufwachsen sehen.
Im Oktober war ich zur Reha und seit dem 8. Oktober 2020 gelte ich erstmals als krebsfrei. Derzeit warte ich auf die Auswertung meines letzten PET CTs. Wenn das so weit safe ist, wird meine Wiedereingliederung angestrebt.
Im Moment beschäftige ich mich weiterhin mit meiner körperlichen Fitness und den finanziellen Sorgen, die so eine Erkrankung mit sich bringt. Leider bin ich sehr davon betroffen und das Krankengeld reicht hinten und vorne nicht.
Seit Januar bin ich Supporter beim Eisvogel e.V. Der Eisvogel e.V. ist für mich eine Herzenssache. Ich möchte gerne den Menschen die Angst nehmen über Krebs zu reden. Krebs sollte kein Tabuthema mehr sein. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Männer etwas benachteiligt werden. Zum Beispiel beim Thema Haare. Als Mann bekommt man einfach nur den Spruch aufgedrückt: ›Sie können ja eine Mütze tragen!‹ – Genau, ich will ganz bestimmt den Rest meines Lebens eine Mütze tragen, wenn die Haare nicht wieder zurückkommen. Nicht jeder Mann trägt einen mega kurzen Kurzhaarschnitt. Deswegen würde ich mir wünschen, dass mehr Männer ihre wahren Gefühle auch ausdrücken und sich eingestehen, dass Krebs sie schwächt.«
»Hi, ich bin Christine @lebenmitundnachkrebs! Ende 2014 war ich gerade im dritten Jahr meiner Selbstständigkeit als Make-up-Artistin und Schwimmlehrerin und frisch verheiratet, als die Diagnose Brustkrebs mein Leben über den Haufen warf. Gut sechs Wochen voller Arzttermine, Untersuchungen und Besprechungen – von Kinderwunschklinik, über Perücke aussuchen, zu ›Schwimmlehrer einstellen und alles organisieren‹ – bis es dann mit dem vollen schulmedizinischen Programm losging. Eizellen – auf eigene Kosten – vorsorglich einfrieren lassen, Operation im Achselbereich, Chemotherapie, brusterhaltende Operation und Bestrahlung. Da ich durch die Selbstständigkeit mit sehr vielen Menschen zu tun hatte, entschied ich mich von Anfang an dazu, meine Geschichte öffentlich zu machen und habe die komplette Zeit auf YouTube dokumentiert.
Was die Krankheit außerdem mit sich brachte: Der Switch von konventioneller Kosmetik auf Naturkosmetik und vegane Produkte – wenn man mal sieht, wie viele Inhaltsstoffe den Zusatz ›könnte krebserregend sein‹ tragen … – und die Entscheidung eine Ausbildung zur Yogalehrerin zu machen.
Inzwischen habe ich fünf Jahre Antihormontherapie hinter mir und bin nun seit fast einem Jahr in der Pause und hoffe, dass sich der Kinderwunsch nun erfüllen kann. Ich bin gesund und unterstütze und begleite inzwischen andere Menschen als Yogalehrerin und ganzheitlicher Coach. Ein besonderes Herzensthema ist mein Onlinekurs für (ehemalige) Krebspatient:innen, der sowohl die Zeit während als auch nach der Therapie mit Ansätzen aus der Yogaphilosophie ganzheitlich unterstützt.«
»Ich bin Vivien, 31 Jahre alt, verheiratet und Mutter zweier wundervoller Kinder. Meinen Knoten habe ich während der Schwangerschaft bei meiner fast täglichen Brustkontrollroutine selbst ertastet. Im Februar 2019 – vor fast zwei Jahren – bekam ich dann in der 39. Schwangerschaftswoche die ernüchternde Diagnose: Brustkrebs. Danach folgten zwei sehr turbulente Wochen mit Kaiserschnitt, sämtlichen Untersuchungen, Port-Operation und erster EC-Chemo.
Nach einer Geburt stellt man sich die Wochen danach deutlich anders vor: Mit Windeln wechseln und Stillen, als sich mit Chemo Therapieplänen und ständigen Arztterminen zu befassen.
Nach ein paar Höhen und Tiefen geht es mir aktuell recht gut. Ein paar kleinere Nachwehen der Chemotherapie gibt es noch, aber ich versuche so langsam meinem Körper wieder zu vertrauen. So eine Diagnose rüttelt einen im Leben ganz schön durch. Danach muss auch erstmal alles wieder geordnet werden, was nicht von heut auf morgen geht. Aber meine Devise seit den letzten zwei Jahren lautet ›Aufgegeben wird nicht!‹ Das Leben ist viel zu lebenswert, auch mit so einer Diagnose!«
»Mein Name ist Keike und ich bin 29 Jahre alt. Im Jahr 2008 wurde bei mir mit 15 Jahren ein Neuroblastom entdeckt. Nach mehreren Chemotherapien und Operationen – darunter eine Not-OP – war ich krebsfrei.
Fünf Jahre später kam dann der Schock: Ein Rückfall. Wieder eine Operation. Dennoch konnte ich aber zum Glück meine Ausbildung beenden und Berufserfahrung sammeln. Allerdings kam 2016 der nächste Schock. Wieder ein Rückfall. Es wurden etwa 18 Monate lang verschiedene Behandlungen durchgeführt.
Allerdings wurde auch 2019, 2020 und 2022 wieder etwas gefunden und auch ein Fortschreiten der Erkrankung festgestellt.
Derzeit bin ich wieder in Therapie und kämpfe weiter. Meine Ärzte und ich sind weiterhin sehr zuversichtlich, dass ich wieder einen ›normalen‹ Alltag mit Arbeiten, Freizeit, Freunde, Familien, Reisen und Co. haben werde. Dafür kämpfe ich und ich freue mich sehr, wenn ich dieses Ziel erreicht habe.
Immer nach dem Motto: Gib alles, aber niemals auf!«