Geschichten von Krebspatient:innen und Angehörigen

Krebsart
Therapieform
Alter
Personengruppe
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Don schaut nach rechts aus der Sicht der Kamera. Diese Person trägt eine Brille mit bräunlichen Rahmen. Diese hat Narben am Hals.
Patient:in
Zungengrundkarzinom
Patient:in

»Guten Tag, mein Name ist Dirk Rohde, aber die meisten kennen mich unter meinem Spitznamen ›Don‹. Diesen Spitznamen erhielt ich einmal vor vielen Jahren von meinen Kollegen bei der Kölner Polizei. Ich arbeite als Polizeibeamter in der Großstadt Köln im Außendienst, als Polizist auf der Straße. Dass dies so wieder möglich ist, damit hatte im Mai 2015 eigentlich kaum jemand gerechnet.

Im Mai 2015 erkrankte ich an Zungengrundkrebs. Der medizinische Fachbegriff heißt Hypopharynxkarzinom. Ein Lymphnoten in meinem Hals war von Krebszellen befallen. Dieser hatte zudem noch einen sogenannten ›extrakapsulären Ausbruch‹, der Lymphknoten war geplatzt und Krebszellen waren dort ausgetreten. Aufgrund dieser unschönen Diagnose musste ich mich mehreren Operationen im Mund-Hals-Bereich sowie einer adjuvanten (unterstützenden) Radiochemotherapie unterziehen lassen.

Die Folgen der Operationen waren schlimm. Es wurde eine beidseitige Halsöffnung (Neck Dissection) mit Entnahme der Halslymphknoten durchgeführt. Bei der Resektion des Tumors wurde zudem der Zungengrundnerv rechtsseitig geschädigt. Meine Zunge ist seitdem halbseitig gelähmt.

Die Radiochemotherapie hatte die Folge, dass meine Mundschleimhäute, sowie meine Speicheldrüsen lebenslang geschädigt wurden. Ich leide seitdem unter Mundtrockenheit (Xerostomie). Zudem konnte ich meinen Mund nicht mehr weit öffnen, ich litt unter einer Kieferklemme. Im Ergebnis konnte ich nach der Krebsbehandlung nicht sehr deutlich sprechen, ich habe sehr stark genuschelt. Auch konnte ich aufgrund der beidseitigen Halsoperationen meinen Kopf nur noch sehr eingeschränkt nach links und rechts drehen. Weiterhin konnte ich nur schlecht schlucken und bin von einer Schluckstörung (Dysphagie) betroffen. Durch den fehlenden Speichel bekomme ich meine Speisen nicht eingespeichelt. Die Speisen ›rutschen‹ quasi nicht mehr runter. Ich hatte fast 15 Kilo Körpergewicht verloren und auch meine Psyche hatte erheblich unter den Folgen der Behandlungen gelitten. In diesem Zustand als Polizeibeamter auf der Straße und auch wieder auf dem Polizeimotorrad Dienst zu versehen, schien fast unmöglich.

Nach der Therapie machte ich zunächst eine dreiwöchige Anschlussheilbehandlung (AHB). Dort nahm ich an Anwendungen teil und ging viel durch den Wald an der frischen Luft spazieren. Während meiner regelmäßigen Spaziergänge versuchte ich meinen Kopf immer so weit nach links und rechts zu bewegen, wie es ging. Zudem machte ich regelmäßige Dehnübungen mit meinem Kopf, Hals und Nacken. Weiterhin öffnete ich meinen Mund immer wieder soweit, wie es möglich war und dehnte die Kiefergelenke.

Essen zu mir zu nehmen, war in Folge meiner behandlungsbedingten Einschränkungen extrem schwierig. Ich musste lernen mich vorwiegend mit flüssiger Nahrung ausreichend zu versorgen. Von der hochkalorischen Kost (Fresubin Produkte) wollte ich möglichst wegkommen. Folglich befasste ich mich mit der Zubereitung gehaltvoller Suppen und mit grünen Smoothies. Es war wichtig, dass ich wieder an Gewicht zulegte.

Meine körperliche Verfassung war zu Behandlungsende schlecht. Meine Muskulatur war stark zurückgegangen und auch meine Sehnen hatten sich im Schulter-Nackenbereich verkürzt. Ich begann zunächst mit kleinen PET- Flaschen langsam meine Muskulatur zu trainieren. Ich machte zudem langsame Dehnübungen. Dann kaufte ich mir Hanteln mit ein und zwei Kilo und machte damit zu Hause Übungen. Ich meldete mich zudem in einem Fitnessstudio an und fing mit leichten Gewichten an, Übungen zur Kräftigung meiner Muskulatur zu machen. Anfänglich legte ich die Steckstifte, mit denen man die Höhe der Gewichte einstellt, auf den Boden. Nach und nach steigerte ich die Gewichte. Das regelmäßige Training im Fitnessstudio hatte mir sehr gut geholfen und mich weiter nach vorne gebracht.

Jedoch hatte die Krebstherapie nicht nur körperliche Spuren hinterlassen. Auch meine Psyche hatte unter der Therapie gelitten. Ich war seelisch angeschlagen und litt unter nächtlichen Alpträumen. Hier musste ich gegensteuern und ich machte einen Termin bei einem Psychologen, mit dem ich mich einmal in der Woche für ein ca. 45-minütiges Gespräch traf. Das Reden half mir. Weiterhin startete ich meinen Facebook-Blog ›Schockdiagnose Krebs. Und plötzlich ist alles anders.‹ und begann über das Erlebte und meine Erfahrungen zu schreiben. Das, so nenne ich es mal, ›mir von der Seele schreiben‹ half mir sehr bei der seelischen Verarbeitung meiner Krebserkrankung. So steigerte ich nach und nach meine körperliche Fitness und meine seelische Stabilität, bis ich mich ca. ein Jahr nach Diagnosestellung fit genug fühlte, wieder Polizeidienst zu versehen.

Ich startete einen Arbeitsversuch, der nach nur einem Monat mit einem schweren Rückschlag endete. Ich erlitt im Rachen eine Entzündung, eine Seitenstrangangina. Diese wird in der Regel mittels Antibiotika in Tablettenform behandelt und klingt meist nach fünf Tagen ab. In meinem Fall jedoch gelangte die Tabletten-Antibiose nicht an den Entzündungsherd, weil meine Mund-Hals-Schleimhäute (Plattenepithel) aufgrund der Radiotherapie (Strahlentherapie) sehr schlecht durchblutet sind. In der Folge schritt die Entzündung explosionsartig voran und die Schleimhäute in meinem Hals schwollen stark an. Ich wurde nachts notoperiert und als ich auf der Intensivstation wieder wach wurde, erfuhr ich von dem operierenden Chirurgen, dass die Öffnung zu meiner Luftröhre nur noch stecknadelkopfgroß war und ich kurz vor dem Erstickungstod gestanden hatte. Es hätte keine 30 Minuten mit der Operation gewartet werden dürfen. Der Heilungsprozess zog sich durch die sehr schlecht durchbluteten Schleimhäute ebenfalls über Wochen hin. Diese Rachenentzündung warf mich wieder zurück. Jedoch startete ich drei Monate später einen erneuten Arbeitsversuch. Und diesmal klappte es. Seit dem 01.01.2017 arbeite ich wieder in Vollzeit als Polizeibeamter.

Ich habe durch die Krebserkrankung und die notwendigen Behandlungen einige Einschränkungen zurückbehalten. Jedoch habe ich mich hier soweit anpassen können, dass ich wieder in der Lage bin, den Polizeiberuf im Außendienst durchführen zu können. Die Radiochemotherapie im Kopf-Hals-Mundbereich empfand ich persönlich als sehr quälend. Ich war nur darauf fokussiert, diese Therapie irgendwie durchzustehen.

Geholfen hätte mir damals ein Gespräch mit einem ehemals Selbstbetroffenen. Einem ehemaligen Patienten, der einen ähnlichen Krebs wie ich hatte und die Erkrankung bereits überstanden hat. Mithin etwas Positives, einen positiven Verlauf, einen positiven Abschluss. Das hätte mir damals Mut gemacht. Heute versuche ich selbst anderen Erkrankten diese positive Energie zu vermitteln.

Nach meiner überstandenen Therapie habe ich alles getan, was mir persönlich guttat. Ich habe mich selbst belohnt. Zunächst mit einem neuen, großen Fernseher. Ich bin viel an der frischen Luft spazieren gegangen. Gute Gespräche mit Freunden taten mir ebenfalls gut. Weiterhin empfand ich sanfte Massagen als sehr wohltuend. In meinen Augen sind alle Handlungen richtig, die der Seele guttun.

Nach einer Krebstherapie ist nicht nur der Körper in Mitleidenschaft gezogen worden. Auch die Seele hat meist Schaden genommen. Positive Eindrücke, Momente und Genuss sind in dieser Zeit Balsam für die Seele. Heute versuche ich anderen von Krebs betroffenen Menschen zu helfen. Ich habe den Facebook-Blog ›Schockdiagnose Krebs. Und plötzlich ist alles anderes‹ ins Leben gerufen. Hier informiere ich, kläre auf und beantworte viele Fragen von Betroffenen und Angehörigen. Außerdem habe in Köln eine Selbsthilfegruppe für Betroffene und Angehörige von Kopf-Hals-Mund-Krebs gegründet und wir treffen uns monatlich. Zum anderen bin ich Patientenbetreuer und Onkolotse und habe mit zwei Kölner Kliniken Kooperationen für Selbsthilfe.

Da viele Kinder Polizisten mögen, kam auch die Kinderkrebshilfe hinzu. Ich besuche oft Kinder, die von Krebs betroffen sind, bringe kleine Geschenke mit und zeige kleine Zaubertricks. So kann ich für einen kleinen Moment ein wenig Ablenkung schaffen in einer für die Kinder während der Therapie schwierigen Zeit.

Ich bin immer wieder mit verschiedenen Projekten befasst. So aktuell auch als Protagonist für die Wanderausstellung ›HPV hat viele Gesichter‹ am DKFZ in Heidelberg, die am 13. September 2021 eröffnet wurde. Ziel dieser Ausstellung, die u. a. das Schicksal von sechs Krebspatienten:innen mit HPV induziertem Krebs zeigt, ist es Awareness für die HPV-Impfung (seit 2018 auch für Jungs) zu schaffen. Hier halte ich immer wieder in Städten, in denen die Wanderausstellung Halt macht, Vorträge. Es gibt in Sachen Krebshilfe und Krebsaufklärung mithin immer etwas zu tun.

Viele liebe Grüße, Don«

Don alias Dirk erzählt seine Geschichte von der Krebsdiagnose über die Therapiezeit und schließlich auch, wie er es geschafft hat, mit den Folgen zu leben und heute sogar als Patientenbetreuer und Onkolotse arbeitet und sich für die Aufmerksamkeit HPV-bedingter Krebsarten starkmacht.
Don
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59
Laura hat Millimeter langes Haar. Diese Person steht mit ihrer linken Schulter zur Kamera, auf der sie ein kleines Schrifttattoo trägt. Diese Person schaut über diese Schulter selbstbewusst zur Kamera. Sie trägt ein rotes Kleid.
Patient:in
Hodgkin-Lymphom
Blutkrebs
Patient:in

»Ich kann mich noch an den Tag, am 12. Juli 2021, und an die Worte meines Arztes erinnern, als wäre es gestern gewesen. ›Frau Schäfer, ich muss Ihnen leider mitteilen, dass sie Krebs haben.‹ Ich kann jetzt gar nicht mehr genau sagen, wie meine Gefühle in diesem Moment waren.

Die ersten Dinge, die mir allerdings direkt im Kopf rumschwirrten waren: Chemotherapie, Haarausfall und Übelkeit. Und eben alles andere, was man so aus Filmen und aus dem Internet zum Thema Chemotherapie und Krebs weiß. Der Tag zog an mir vorbei wie ein Schleier und war gefüllt mit Tränen, Wut, Verzweiflung, vielen Informationen, Telefonaten, Liebe und noch mehr Tränen. Doch ab Tag eins meiner Diagnose war mir klar: ›Ich werde das schaffen! Ich werde kämpfen und werde wieder gesund! ‹

Heute, ein Jahr nach meiner letzten Chemotherapie, bin ich einfach nur dankbar. Dankbar, zu leben, dass mein Körper mir Reaktionen gezeigt hat, dass etwas nicht stimmt. Dankbar für alle Erfahrungen, die ich aus dem letzten Jahr mitnehmen konnte. Für Familie und Freunde, die in dieser Zeit da waren. Dankbar, mein Leben wieder leben zu können. Dankbar für jede große und kleine Situation und Sache, die mein Leben bereichert. Stolz auf mich, wie ich das alles gemeistert habe und heute hier und jetzt stehe.

Seit Dezember 2021 befinde ich mich in Remission und bin mittlerweile zum Glück wieder gesund und fit!«

Laura erzählt uns nicht nur etwas über ihren Lymphdrüsenkrebs im Stadium 2a, sondern auch über Dankbarkeit und Stolz.
Laura
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29
Jana trägt eine Brille mit schwarzem Rahmen und schaut lächelnd direkt in die Kamera.
Angehörige:r
Brustkrebs
Angehörige:r

»Hallo, ich bin Jana vom Profil @mehrleben_janascheer und ich habe nicht DIE eine Geschichte mit Krebs. Denn ich habe viele Geschichten: In meiner Familie ›ist der Wurm drin‹. Ich kenne Krebs als Nichte, Tochter, Enkelin, Freundin und als selbst Betroffene. Angefangen hat es damit, dass meine Tante, die jüngere Schwester meiner Mutter, mit 31 Jahren Brustkrebs bekam. Da war ich 14. Glücklicherweise hat sie die Behandlung gut überstanden.

Doch damit sollte es nicht zu Ende sein. Zwei Jahre später erkrankte meine andere Tante, die ältere Schwester meines Vaters, mit 43 Jahren auch an Brustkrebs. Es wurde leider zu spät festgestellt, weil sie Angst hatte zum Arzt zu gehen, sodass sie wenige Monate nach der Diagnose starb. Leider waren meine Freunde mit dieser Situation komplett überfordert. Als ich erzählte, was passiert war, mied mich mein bester Freund einen ganzen Tag lang und meine beste Freundin hatte keine Zeit zum Zuhören. Kaum hatten wir in der Familie diesen Schicksalsschlag erlitten, trat bei meiner anderen Tante der Brustkrebs wieder auf. Den besiegte sie auch wieder und ist seitdem krebsfrei.

Etwa ein Jahr nach dem Tod meiner Tante väterlicherseits (und zwei Monate nach dem Unfalltod meines Opas) musste meine Mutter mit 39 Jahren ins Krankenhaus, weil sie starke Schmerzen im rechten Bein hatte. Man stellte eine Thrombose fest und suchte nach der Ursache. Man fand Metastasen in der Leber und nach weiteren Untersuchungen den Hauptkrebs im Darm. Diese Nachricht, die mich noch mehr als die anderen betraf, teilte ich mit noch weniger Leuten und noch weniger gern.

Mit der Diagnose veränderte sich unser Familienleben. Ich übernahm mit 19 Jahren fast den ganzen Haushalt und fuhr meine Mutter zu den Chemotherapien, CTs und sonstigen Untersuchungen. Meine jüngere Schwester sollte unbeschwert ihre Freunde treffen können. Meine Mutter selbst veränderte sich während der Therapie psychisch. Sie wurde verbal aggressiv, akzeptierte keine Gegenmeinungen mehr und schob alles auf ihre Krankheit. In unserer Familie hatte niemand die Kraft mehr, ihr Kontra zu geben. Während dieser Zeit schrieb ich mein Abitur. Leider wurde mein Wille zu Lernen als Egoismus interpretiert und angenommen, dass ich nicht im Haushalt helfen und die Krankheit ignorieren wollte. Dennoch teilte mir meine Mama am Abiball mit, dass sie sehr stolz auf mich ist, dass ich mein Abitur ›trotz allem‹ geschafft hatte.

Im Anschluss an mein Abitur begann ich ein Chemie-Studium, über 500 Kilometer von zu Hause entfernt. Der Abstand tat mir einerseits gut und anderseits hatte ich ständig das Gefühl nicht genügend für meine Mutter da zu sein. Dazu kamen noch Ängste um meine Mutter und zu versagen, sowie Bauchschmerzen. Ihr dabei zusehen zu müssen, wie sie zugrunde geht, machte mich verrückt und war das Schlimmste für mich. Dies alles macht es mir fast unmöglich, mich auf die Uni zu konzentrieren. Ich habe mir in dieser Zeit sehnlichst Portale zum Austauschen für Jugendliche und junge Erwachsene gewünscht, deren Eltern an Krebs erkrankt sind. Ich wollte einfach nur gern hören, dass ich damit nicht allein bin.

Ich hatte zwar das Glück, einige wenige Freunde zu haben, denen ich mich anvertrauen konnte. Allerdings gab es keinen, der eine ähnliche Situation wie ich hatte. Neben meinen Freunden hat mich auch meine Hausärztin mit ihrer ehrlichen Aufklärung und Verständnis unterstützt. Durch sie konnte ich verstehen, warum meine Mutter so gehandelt hatte und wie die Krankheit meiner Mutter abläuft und ablaufen wird. Dadurch, dass ich wusste, wie die Phasen der Krankheit ablaufen werden, war ich in gewisser Weise vorgewarnt.

Und tatsächlich dauerte es nicht mehr lange, bis DER Anruf kam: ›Komm nach Hause‹. Mitten in den Prüfungen. Ich hatte noch eine Woche mit meiner Mama. Dort haben wir beide beschlossen, dass wir unsere Streits nicht aufwärmen, sondern uns verzeihen und lieber die letzte Zeit noch schön miteinander verbringen wollen.

Ich habe nie vergessen, wie hilflos ich mich in der ganzen Zeit gefühlt habe. Ich wünsche niemandem, dass er sich so fühlen muss, wenn er das nicht möchte. Deshalb habe ich mich entschlossen, andere Angehörigen zu unterstützen, mit meinem Wissen aus jahrelanger Erfahrung und einer ganzen Menge an hilfreichen Methoden, die ich auf meinem Weg lernen durfte. Und natürlich mit dem Austausch, den ich mir so sehnlich gewünscht habe. Ich möchte die Person sein, die ich so sehr gebraucht hätte. Denn obwohl ich mittlerweile selbst Krebspatientin war, bin ich in meinem Herzen noch immer vor allem die Angehörige

Jana musste schon etliche Erfahrungen mit der Krankheit Krebs machen. Unter anderen bei ihrer Mutter und bei sich selbst. Während ihre Mutter in Behandlung war, musste sie in ihrer Familie viel Verantwortung übernehmen, was sich besonders auf ihr Abitur und die ihre persönliche Entwicklung als Teenagerin auswirkte. Jana hätte sich damals mehr Austauschmöglichkeiten mit anderen Betroffenen gewünscht. Heute möchte sie ihre Erfahrungen nutzen, um anderen Angehörigen zu helfen und sie zu unterstützen.
Jana
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34
Funda schaut von unten in die Kamera und lächelt Zähne zeigend. Diese Person trägt einen hellen lilafarbenen Pulli. Ihre Haare sind hinten zusammen gebunden.
Patient:in
Brustkrebs
Patient:in
Metastasierend

»Hallo, mein Name ist Funda, ich bin 43 Jahre alt und habe im September 2016 zum ersten Mal die Diagnose Brustkrebs erhalten.

Schon vorher bemerkte ich Veränderungen an meiner Brustwarze, welche sich nach innen gezogen hatte. Ich ahnte nichts Gutes, scheute mich aber zum Arzt zu gehen, weil ich Angst vor einer schlechten Nachricht hatte. Nach langer Überlegung konnte ich mich schließlich überwinden, meine Frauenärztin aufzusuchen, die schon beim ersten Anblick meinte, dass meine Brust nicht gut aussieht. Da auch der Ultraschall auffällig war, schickte sie mich noch am selben Tag ins Krankenhaus.

Nach weiteren Untersuchungen stand fest, dass es sich um einen mittelmäßig aggressiven hormonabhängigen Brustkrebs handelte. Als ich die Diagnose hörte, war ich total fertig, schockiert und hatte Todesangst. Mit damals 37 Jahren dachte ich, das war es. Das schlimmste war für mich in dieser Zeit die ganze Warterei, bis es einen richtigen Therapieplan gab. Es folgte Chemotherapie, eine Mastektomie ohne Aufbau, Bestrahlung und anschließend ging es zur Reha. Die 15 Monate Therapiezeit habe ich relativ gut überstanden, und danach fühlte ich mich so fit, dass ich wieder durchstartete. Ich renovierte meine Wohnung und ging wieder arbeiten. Alles lief super. Auch die Nachsorgekontrollen beim Onkologen, zu denen ich alle drei Monate musste, machten mir keine Angst. Zwar hatte ich einiges opfern müssen wie meine Haare oder meine Brust, aber für mich war das Thema Krebs vorbei.

Die kritischen fünf Jahre hatte ich geschafft, und plötzlich begannen im Februar 2022 die Schmerzen im Bauch, die sich teilweise in den Rücken zogen. Mein Hausarzt sagte mir, es könnte am Magen oder der Galle liegen und verschrieb mir Tabletten. Auch die Blutwerte wurden gecheckt, und meine Leberwerte waren auffällig schlecht. Diese sollten nach 14 Tagen noch einmal gecheckt werden, doch schon zehn Tage später hatte ich wieder so schlimme Schmerzen, dass ich erneut zum Hausarzt ging. Wieder bekam ich Schmerztabletten, und wieder wurde mir Blut abgenommen. Zwei Tage später - es war Freitagmittag, kurz vor dem Wochenende – rief mich der Hausarzt auf der Arbeit an. Meine Leberwerte waren noch schlechter geworden und die Tumormarker ebenfalls sehr hoch. Er wollte mich am liebsten sofort ins Krankenhaus schicken, letztendlich ging ich am folgenden Montag hin. Dort wurde ich auf den Kopf gestellt und die Ärzte entdeckten eine Raumforderung an der Bauchspeicheldrüse, welche auf den Gallengang drückte, sodass die Flüssigkeit nicht mehr abfließen konnte. Diese Raumforderung stellte sich als Metastase heraus. Später wurden auch in den Knochen, der Leber, Lunge, Bauchspeicheldrüse und einigen Lymphknoten Metastasen gefunden. Ich war geschockt. Wie konnte das sein, nach fünf Jahren? 14 Tage vor den Bauchschmerzen war ich noch beim Onkologen und da war auch alles gut! Und jetzt überall Metastasen? Ich habe die Welt nicht verstanden. Ich war einfach am Ende.

Die Zeit im Krankenhaus war für mich eine Katastrophe, aufgrund von Unterbesetzung war das Personal überfordert. So erfuhr ich von einem Assistenten, dass ich überall Metastasen hatte. Ich fühlte mich, als hätte man mich schon abgeschrieben. Beim Gespräch mit der Seelsorge wurde mir gesagt, dass ich eben Chemo bekommen sollte, solange das noch möglich sei – das wars. Danach war ich echt fertig. Zum Glück war der Onkologe optimistischer. Er schaffte es, mich aufzufangen und machte mir Mut, dass Metastasen kein sofortiges Todesurteil ist. Inzwischen gibt es Medikamente, mit denen man Jahre, wenn nicht sogar Jahrzehnte, noch leben kann. Ich finde, das zu wissen ist sehr wichtig. Jeder, der das Wort Metastasen hört, denkt sofort an Tod. Doch das stimmt nicht, und das sollte angesprochen werden! Ein weiterer Punkt, auf den ich aufmerksam machen möchte, ist, dass die Bildung von Metastasen auch nach mehr als fünf Jahren passieren kann.

Psychisch ist es zurzeit ein Auf und Ab. Ich möchte das Beste daraus machen und dafür sorgen, dass metastasierter Brustkrebs kein Tabuthema ist. Alle reden davon, dass Brustkrebs heilbar ist, aber dass es nach vielen Jahren doch noch zu einer unheilbaren Krankheit werden kann, muss ebenfalls gesagt werden! Ich hoffe, ich kann Menschen mit meinem Beitrag Hoffnung machen und zeigen, dass es auch ein Leben mit Metastasen gibt! Ein hoffentlich sehr, sehr langes!«

Heute stellen wir euch Funda vor, die vor acht Jahren ihre erste Brustkrebsdiagnose erhielt und letztes Jahr ein Rezidiv erlitt. Mit ihrer Geschichte möchte sie anderen Betroffenen Mut machen und gleichzeitig zeigen, dass das Leben trotz Metastasen nicht vorbei ist!
Funda
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43
Katharina sitzt lächelnd in einem Garten in der Sonne, trägt ein blaues Kleid mit rosa Punkten und eine Sonnenbrille.
Patient:in
Brustkrebs
Patient:in

»Ich habe 2021 im Herbst einen Knoten in meiner Brust gespürt und bin daraufhin zu meiner Frauenärztin zur Untersuchung gegangen. Sie kannte meine familiäre Vorgeschichte. Meine Mutter bekam Brustkrebs mit 49, beide Omas hatten Brustkrebs. Mütterlicherseits gab es noch Eierstock- und Gebärmutterkrebs und mein Opa hatte Prostatakrebs.

Im Ultraschall konnte sie nichts erkennen und meinte, dass der Knoten eine zyklusbedingte Verhärtung sein. Weiter abklären wollte sie das nicht lassen, denn in ihren Augen war ja alles unauffällig – trotz Knoten und trotz familiärer Vorbelastung. Sie ist richtig sauer und unverschämt geworden, als ich eine Überweisung zur Mammografie haben wollte, weil ich diese ja vor kurzem erst hatte und der Befund auch unauffällig war.

Ich hatte das Glück bei der Mammografie zu einer Ärztin zu kommen, die wirklich verständnisvoll war. Sie sah auch nichts Auffälliges in der Mammografie, sagt aber, dass man ja den Tastbefund habe und überwies mich zum Abklären zum MRT (Magnetresonanztomographie). Erst dort wurde der Krebs entdeckt.

Es handelte sich um einen invasiv lobulären Brustkrebs, der nicht in Knoten, sondern in Strängen wächst und schwerer zu entdecken ist. Häufig eben erst im MRT. Das sollte auch guten Gynäkolog:innen bekannt sein. Mit unauffälligem Ultraschall ist es einfach schwierig eine Überweisung zur Mammografie zu bekommen, wenn man nicht über 50 Jahre alt ist und dann ja auch nur alle 2 Jahre. Wer zahlt die Untersuchung? Die Krankenkasse? Aus eigener Tasche? Aber wie man bei mir sieht, ist es extrem wichtig, es einmal abklären zu lassen. Stellt euch vor, ich hätte nicht darauf bestanden.

Ich habe nach diesem Vorfall meine Frauenärztin gewechselt. Meine jetzige Frauenärztin ist super und setzt sich stark für mich ein. Allerdings ist es immer noch ein Kampf, den sie mit mir geht und das nur, um bei der Krankenkasse einen MRT zu bekommen, anstelle eines Ultraschalles oder einer Mammografie.

Ich habe mir die Eierstöcke und Eileiter präventiv entfernen lassen, was aber auch nur bezahlt wurde, weil Prof. Becker aus der Uniklinik Frankfurt bei der Kasse argumentiert hat, dass er mich wie eine BRCA1-Patientin behandeln würde aufgrund der familiären Vorbelastung. Das ging dann bei der Kasse durch. Aber auch nur nach Kampf.

Jetzt ist mein nächster Kampf, dass ich meine rechte Brust auch abgenommen bekommen möchte, wie die linke. Es gibt genug Gründe dafür, die Mastektomie präventiv zu machen. Zum einen das Fibroadenom, dann die familiäre Vorbelastung und es gibt Studien, die zeigen, dass lobulärer Brustkrebs häufig in beiden Brüsten auftritt. Aber der Kampf wird schwerer. Eine solche Operation wird präventiv einfach nicht durchgeführt. Ohne darüber nachzudenken, welche Kosten den Kassen im Endeffekt erspart bleiben könnten, welche persönlichen Geschichten vermieden werden könnten …«

Katharina bekam 2021 eine Brustkrebsdiagnose und berichtet über ihren Weg zur Diagnose und die ständigen Kämpfe, die sie und ihre Ärzt:innen ausfechten müssen, um Untersuchungen oder Operationen durchführen zu können.
Katharina
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Heiko steht hinter einem schwarzfarbenden Hund und schaut durch seine Brille zur Kamera. Beide befinden sich draußen, wo die Sonne bei klarem Himmel scheint.
Patient:in
Darmkrebs
Patient:in

»Hallo, mein Name ist Heiko, ich bin 58 Jahre alt. Ich habe fünf Kinder und auch schon drei Enkelkinder, die mir sehr guttun.

Ich war bis Ende Dezember 2021 selbständig und hatte einen Ein-Mann-Betrieb als Hausmeister und Gartenservice, was mir sehr viel Spaß bereitet hat. Aufgrund des immer schlechteren Gesundheitszustandes durch den Krebs musste ich leider aufhören.

Alles fing im September 2018 an. Ich hatte öfters Bauchschmerzen bekommen und mir nichts dabei gedacht. Im Januar 2019 war ich beim Hausarzt und klagte über Bauchschmerzen und dass der Stuhlgang blutig war. Dann ging alles sehr schnell, ich bekam einen CT – Termin innerhalb kürzester Zeit. Das CT war dann eindeutig, es hatte sich ein Tumor in meinem Darm gebildet. Ich bekam dann sofort einen Termin beim Internisten zur Darmspiegelung, der Verdacht hatte sich ungünstigerweise bestätigt. Mir wurde dann mitgeteilt, dass ich Darmkrebs habe und für mich brach damals eine Welt zusammen. Ich bekam dann sehr schnell einen Termin in einer Klinik in Flensburg zum Vorgespräch. Im März 2019 bekam ich den ersten OP-Termin.

Anschließend folgten drei Monate Chemotherapie. Im Oktober 2019 entdeckten die Ärzte Metastasen in der Leber, sodass im April 2020 eine Leber OP folgte. Damit war es immer noch nicht genug, sodass sich der Krebs im Januar 2021 weiter breit gemacht hat und wieder eine OP folgte. Seit Januar 2022 bekam ich 12 Mal Chemotherapie. Aufgrund meiner schlechten Werte musste ich leider drei Monate pausieren. Leider sind die Tumormarker wieder sehr hoch gestiegen und das CT war nicht erfreulich. Ich bekomme daher seitdem nun eine Kombi aus Immuntherapie und Chemotherapie. Im Vergleich zur Chemotherapie viel besser auszuhalten.

Vor allem wegen meiner Kinder, Enkelkinder, unseren Hund und unseren zwei Katzen Pino und Bibi werde ich weiterkämpfen. Ich mag außerdem Spaziergänge, sodass ich diese so oft wie möglich versuche, wenn ich einigermaßen fit bin. In meiner Freizeit beschäftige ich mich außerdem viel mit Oldtimern und Landmaschinen, die mich von meiner Erkrankung ablenken. Ich werde niemals aufgeben, denn der Krebs kann mich mal.«

Heute stelle ich euch Heiko vor, er ist 58 Jahre alt und lässt sich die Lebensfreude nicht nehmen, die er mit seinen Hobbys und seiner Familie füllt und ermutigt euch damit, niemals aufzugeben.
Heiko
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58
Kathleen steht vor einer felsigen Waldlandschaft und schaut direkt in die Kamera mit einem zarten Lächeln.
Patient:in
Eierstockkrebs
Patient:in

»Erst mal kann ich sagen, dass es mir gut geht und ich die Chemo ganz gut vertrage und zum Glück nur noch einen Zyklus vor mir habe, was mich sehr freut. Ein Lichtblick ist außerdem, endlich bald wieder ein gesundes und glückliches Leben zu haben. Es ist gerade eine sehr dunkle und schreckliche Zeit in meinem Leben und es wird nur ganz langsam heller. Ich bin eigentlich ein sehr positiver Mensch und ich schlage mich durch, da ich keine andere Wahl habe.

Ich bin seit neun Jahren glücklich verheiratet. Mein Mann unterstützt mich, wo er nur kann, aber kann natürlich nicht wirklich nachvollziehen, wie es in mir aussieht.

Es hat im März mit einer Thrombose angefangen, diese wurde auch therapiert und mir ging es besser, bis ich in der Nacht zum 11. Juni 2022 mit einem stechenden Kopfschmerz auf der rechten Seite aufwachte. Ich ahnte schon, was gerade passiert, da ich mich aufsetze und meine Hand auf mein Bein fiel und ich dies nicht merkte. Ich habe dann gleich meinen Mann geweckt und er hat sofort den Krankenwagen gerufen. Daraufhin wurde ich mit dem Verdacht auf einen Schlaganfall direkt ins Universitätskrankenhaus eingeliefert.

Die Ärzt:innen konnten es sich erst einmal nicht erklären, warum einer so eine fitten, durchtrainierten und gesunden Frau wie mir so etwas passiert. Deshalb wurde ich von oben bis unten mehrfach durchgecheckt. Schließlich wurde ein Tumor im rechten Eierstock entdeckt. Daraufhin wurde ich operiert und mir wurde der Eierstock mit dem Tumor sowie die Gebärmutter, der Blinddarm und Gewebe vom Bauchnetz entfernt. Zur Vorsorge wurde dann eine Chemotherapie mit sechs Zyklen beschlossen.

Ich weiß, dass es richtig war diese Therapie zu machen, aber ich fühle mich im Moment nicht wie ich selbst. Meine Lebensfreude, die ich mal hatte, habe ich im Moment überhaupt nicht. Das Einzige, was mich beruhigt und mir hilft, ist, wenn ich daran denke, dass es Menschen gibt, denen es noch viel schlechter geht. Ich habe viel Sport gemacht, z. B. Poledance, Irish Dance und Yoga, aber auf einmal ist man hilflos und der Körper und das Leben haben sich von einem Moment auf den anderen total verändert. Natürlich kommt auch ab und zu der Gedanke ›warum ich‹ und dann auch noch so heftig. Ich gebe nicht auf und werde mich ins Leben zurückkämpfen. Das Leben stellt uns vor Aufgaben und testet, wie man sie meistert bzw. löst. Ich gebe mir die beste Mühe, sie so gut wie möglich zu lösen und hoffe, dass ich irgendwann sagen kann, dass ich sie ›erfolgreich gelöst‹ habe.

Auf diesem Weg begleiten mich meine Familie und meine Freund:innen, und am meisten natürlich mein Mann, wofür ich sehr dankbar bin. Zurzeit habe ich auch Reha-Maßnahmen, da ich noch Einschränkungen, z. B. kein Gefühl und keine Kontrolle in meiner Hand habe. Auch dies wird hoffentlich irgendwann besser werden, wenn sich das Blutgerinnsel in meinem Kopf aufgelöst hat. Die größten Herausforderungen sind die Alltagsaufgaben mit meiner Hand zu meistern. Am Anfang war ich sehr verzweifelt, nicht mehr alles tun zu können, was früher ganz einfach von der Hand ging, wie kochen oder anziehen. Beides kann ich mittlerweile wieder gut, aber die größte Herausforderung für mich ist morgens der Gang ins Bad, wenn ich vor dem Spiegel stehe. Das macht mich immer sehr traurig, auch wenn ich weiß, dass die Haare bald wieder nachwachsen. In diesen Momenten wird einem bewusst, was los ist und es ist direkt sichtbar.

Vielleicht hat jemand von euch Tipps für mich: Was macht ihr, um euer Selbstwertgefühl und Lebensfreude wiederzubekommen? Gibt es irgendetwas Wichtiges bzw. Gutes, was man nach der Chemotherapie für sich machen sollte, was einem die Ärzt:innen nicht sagen? Ich würde mich über eure Antworten sehr freuen und bin froh, ein Teil eurer Familie zu sein Selbstverständlich bin ich bereit, mehr über mich zu erzählen und mich mit euch auszutauschen.«

Kathleen ist 43 Jahre und bei ihr wurde nach einem Schlaganfall ein Tumor am Eierstock entdeckt. Mittlerweile ist sie offiziell krebsfrei und versucht nach der Therapie wieder zurück ins Leben zu finden und ihre frühere Lebensfreude wieder zu erlangen.
Kathleen
,
43
Mia hat langes, rotes Haar, trägt ein Top mit Zebramuster, hat Blumentattoos auf dem linken Arm und schaut lächelnd in die Kamera.
Patient:in
Osteosarkom
Patient:in
Leukämie

»Ich bin Mia @mia_sriyantraconnection, 29 Jahre alt und habe drei Krebserkrankungen gemeistert. Der Krebs hat mich auf meinen Weg geführt.

Als Kind war ich immer etwas sonderbar, denn ich konnte mit den anderen Kindern nicht viel anfangen, passte irgendwie nicht ins System und nahm viele Dinge einfach ganz anders wahr als die meisten. Heute weiß ich, dass ich einfach schon immer hochsensibel, hellsichtig und feinfühlig war und einen sehr klaren Zugang zu den energetischen Welten hatte.

Mit sieben Jahren erkrankte ich das erste Mal an einem Osteosarkom im rechten Bein. Mein Bein musste dann drei Monate nach der Diagnose in Form einer Umkehrplastik amputiert werden. Neben der Chemotherapie bekam ich regelmäßige Energiebehandlungen von meiner Kunsttherapeutin, die auch Reiki praktizierte. Diese Behandlungen waren so kraftvoll. Sie gaben mir Mut, Stärke und milderten die Nebenwirkungen der Therapie enorm. Außerdem ging ich regelmäßig zur Akupunktur, denn auch das half mir besser als jedes andere Medikament gegen die Übelkeit. Ich bin mir heute sehr sicher, dass diese alternativen Unterstützungen ausschlaggebend für meine Heilung waren.

Mit acht Jahren machte ich dann selbst meine erste Reiki Ausbildung.

Fünf Jahre nach der Ersterkrankung bekam ich ein Rezidiv (Rückfall) in der Lunge. Auch hier wurde ich sowohl mit Chemotherapie als auch mit Energiearbeit und nun ebenso mit meinen selbst erlernten Fähigkeiten behandelt. Mein Wille zu Leben und meine Ausrichtung auf Heilung waren schon immer stark. Ich wollte leben und gesund werden. Das war über die ganze schwere Zeit mein stärkster Antrieb.

Ein Jahr nach dem Rezidiv erhielt ich dann noch die Diagnose Leukämie. Zum Glück brauchte ich keine Knochenmarktransplantation, zwei Jahre Chemotherapie blieben mir jedoch nicht erspart. Die Energiearbeit und meine energetische Ausrichtung waren in diesen zwei Jahren meine stetigen Begleiter.

Ich war 13 Jahre alt, als die Behandlungen dann endlich vorbei waren. Ich versuchte, mich so gut es ging wieder ins normale Leben einzufügen. Jedoch musste ich weitere Nachsorgebehandlungen über mich ergehen lassen und fand es jedoch umso schwieriger, mit meinen Klassenkamerad:innen zurechtzukommen. Unsere Lebenserfahrungen und Themen waren einfach so unterschiedlich. Ich fand mich oft mit wesentlich älteren Freund:innen wieder, wollte mein Leben nachholen.

Ich ging auf viele Partys, machte mein Abitur, zog nach Berlin, absolvierte meinen Freiwilligendienst und lebte endlich. Ein paar Jahre nach der letzten Therapie kamen jedoch die Panikattacken. Das erlebte Trauma wollte verarbeitet werden, doch ich wehrte mich dagegen, mich wieder mit Krankheit befassen zu müssen. Ich wollte leben und nichts mehr von all den Krankheiten wissen.

Irgendwann verstand ich, dass ich nur frei sein kann und leben kann, wenn ich all das akzeptiere und verarbeite. Ich reiste nach Asien, verbrachte dort ein paar Monate, lernte Schaman:innen und Heiler:innen kennen, die mich weiter ausbildeten. In Deutschland fand ich dann weitere Lehrer:innen und Ausbilder:innen, die mir halfen, mich selbst zu heilen, mich zu verstehen und alles was mir passierte anzunehmen. Die Panikattacken verschwanden, ich wurde immer bewusster und dankbarer für meinen Weg.

Heute bin ich freier und gesünder denn je und begleite Menschen auf ihrem Weg in die Heilung. Ich bin dankbar, dass ich diesen Weg gegangen bin, denn ich habe so viel über mich und das Leben selbst lernen dürfen. Alles führte mich genau auf diesen Weg.«

Mia hat mehrere Krebsdiagnosen erhalten, die erste bereits als junges Schulkind. Schon damals haben ihr alternative Behandlungsmethoden neben der Schulmedizin durch die Therapie geholfen. Außerdem musste sie erkennen, dass es heilsam ist, sich mit der eigenen Erkrankung auseinanderzusetzen.
Mia
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29
Stefanie trägt ein blaues Kopftuch mit eine sich wiederholenden Muster drauf und schaut dabei entspannt lächelnd in die Kamera.
Patient:in
Brustkrebs
Patient:in

»Kaum zu glauben, denn zwischen den beiden Fotos liegen 1,5 Jahre. Ich sitze hier und schaue mir die Fotos an und finde es so unglaublich was mein Körper alles geleistet hat nach Operation, 16 Chemotherapie-Zyklen mit EC (= Epirubicin und Cyclophosphamid), Pacli (=Paclitaxel) und sechs Wochen Bestrahlung.

Ich war schon immer eine begeisterte Schwimmerin und betreibe seit ich klein bin, Schwimmen als Leistungssport, mit dem Schwerpunkt auf dem Rettungssport der DLRG (= Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft e. V.). Zu diesem Zeitpunkt war ich Weltrekordhalterin der Altersklasse 40 über die 100 Meter Retten (wenn ihr mehr über den Rettungssport erfahren wollt findet ihr weitere Informationen unter Lebensretter im Wettkampf | DLRG DLRG Bundesverband) und bereitete mich auf die nächsten Weltmeisterschaften vor. Beruflich und familiär war auch alles im Flow. Dadurch, dass ich immer schon Sport machte, mich meistens gesund ernährte und ich regelmäßig bei den Vorsorgen war, habe ich nie einen Gedanken an eine Erkrankung verschwendet. Und dann das, ich habe Krebs. Brustkrebs.

Einer der ersten Sätze, die ich von einem Arzt bekommen habe, war ›das werden Sie überleben, aber das nächste Jahr wird anstrengend‹. Ok, also diesmal ein anderer Wettkampf. In der ganzen Diagnosezeit habe ich einfach weitertrainiert. Das tat so gut und ich konnte abschalten. Was ich alles für schräge Sorgen hatte, wie ›kann ich danach wieder schwimmen, wie gehe ich damit um, wenn jeder sieht, dass meine Brüste unterschiedlich groß sind? Brauche ich eine Brustprothese, ist das überhaupt beim Wettkampf erlaubt? Muss ich jetzt meinen Narben immer in die Einzelumkleide? Schafft mein Körper überhaupt wieder die Leistungen von früher bei den Medikamenten, die ich bekomme?‹ Natürlich kamen dazu noch all die anderen Ängste ›was ist, wenn die Therapie nicht anschlägt …‹

Da ich schon immer eine Frau war, die nicht gerne untätig ist, habe ich angefangen zu googeln, was ich alles Gutes für meinen Körper tun kann, damit ich ohne große Nebenwirken durch die Zeit komme und wieder fit werde. Das Klinikum Heidelberg mit Sportstudien bei Krebspatienten als auch mein Onkologe machten mir Mut und bekräftigten mich darin, auch weiterhin während der Behandlung Sport zu machen. Da zu diesem Zeitpunkt Lockdown war und Fitnessstudios geschlossen waren, besorgte ich mir für mein Rennrad einen Rollentrainer und konnte dann Zuhause virtuell in der ganzen Welt Radfahren. Mal schnell und manchmal so langsam, dass die virtuellen Jogger mich überholten. Aber egal, ich hatte das Gefühl, noch etwas Macht über meinen Körper zu haben. Zudem lernte ich durch das Komplementärprogramm des behandelnden Krankenhauses Yoga und Meditieren. Es gab so viele Tage, an denen war ich sehr platt und müde gewesen bin, Übelkeit verspürt habe, aber fünf Minuten Bewegung gingen immer und wenn es nur die leichtesten Yogaübungen waren. Meistens war es dann so, dass doch mehr ging.

Ich weiß noch, dass mich mein Onkologe ganz schön schräg angeschaut hat, als ich ihn fragte, ob ich in einem Jahr wieder bei den Weltmeisterschaften teilnehmen könne. So ganz überzeugt war er nicht, aber mein Ehrgeiz wurde entfacht. Mein Ziel war, keine Nebenwirkungen wie Polyneuropathie zu bekommen und nach den ganzen Behandlungen so fit zu sein, dass ich wieder ins Training einsteigen kann.

Der Weg war nicht einfach, vor allem, als die Behandlungen abgeschlossen waren, war ich sehr erschöpft und ausgelaugt. Doch auch hier hat mir wieder der Sport, vor allem das Schwimmen und auch mein Glaube, dass ich das schaffen kann, geholfen. Ich habe trainiert, wurde tatsächlich wieder fit und meldete mich bei den Weltmeisterschaften im Rettungsschwimmen an. Puh, es ging auf die Goldmedaille zu und der Weltrekordeintrag zeigten es mir, man kann es schaffen.«

Stefanie ist 47 Jahre alt, hat zwei Töchter im Teenageralter und ist im wahrsten Sinne des Worten ›dem Krebs davon geschwommen‹. Sie erzählt, wie sie mit täglicher Bewegung als Sportlerin durch die schwere Therapiezeit gekommen ist und anschließend sogar an ihren sportlichen Erfolg anknüpfen konnte.
Stefanie
,
47
Alexandra steht vor einer fast schwarzen Wand, an der verschiedene weißfarbende Makramee-Knoten hängen. Diese Person schaut lächelnd in die Kamera. Diese hat nach hinten gebundenes Haar und trägt einen rosa Kapuzenpulli.
Patient:in
Nierenkrebs
Patient:in

»Bei mir wurde 2020, durch Zufall, ein bösartiger Nierentumor gefunden. Ich war in einer Reha wegen meinem Rheuma und musste dort täglich Blutdruck messen. Mein unterer Wert war ständig erhöht. Ein Mitpatient meinte, Bluthochdruck kann von den Nieren her kommen. Daraufhin habe ich daheim meine Nieren durch den Hausarzt checken lassen. Auf dem Ultraschall war zu sehen, dass eine Niere größer war als die andere. Ich habe mir nichts dabei gedacht. Dachte es kommt von den vielen Medikamenten, die ich für mein Rheuma nehmen muss. Er schickte mich zum Act und dort sagte man mir, es sei eine Raumforderung. Meine einzige Frage war, ob das Krebs sein kann. Der Radiologe meinte, es kann, muss aber nicht. Ich habe so stark geweint und die Welt nicht mehr verstanden. Daraufhin folgte eine OP und der Tumor samt halber Niere wurde entfernt. Danach musste ich nur alle sechs Monate zur Kontrolle zum CT und alle drei Monate zum Urologen zum Ultraschall.

Neun Monate nach der OP bekam ich starke Verstopfung und starke Darmschmerzen. Daraufhin bin ich zu meinem Hausarzt, der schickte mich zur Gynäkologin, da er vermutete, dass eine Zyste entzündet war. Meine Frauenärztin mache einen vaginalen Ultraschall und fand freie Flüssigkeit und unbekannte Raumforderungen am Bauchfell und im kleinen Becken. Aufgrund meiner Vorgeschichte meinte sie, ich solle es abklären lassen. Ich wurde durch meinen Urologen, dem ich die Bilder gezeigt hatte, zum Radiologen geschickt worden.

Der Radiologe machte ein CT mit Kontrastmittel und konnte nichts feststellen. Er meinte, die Flüssigkeit kommt vom Darm und die Raumforderung seien Darmschlingen. Ich freute mich über diese Nachricht und vertraute seiner Expertise.

Meine Schwägerin, die Ärztin aus Frankfurt ist, kam das alles komisch vor. Denn ich hatte nach wie vor starke Schmerzen. Sie schickte die Bilder zu einer befreundeten Radiologin aus Hamburg. Zwei Tage später rief mich meine Schwägerin unter Tränen an und berichtete mir, es seien doch Metastasen. Eine Welt ging für mich unter.

Ich sprach den Radiologen an, bei dem ich zuerst war, wie er das übersehen konnte. Denn eine Metastase war schon 12 cm groß. Fehler sind menschlich. Eine Entschuldigung hätte mir gereicht, aber er patzte mich an und meinte, er hätte über 200 Patienten, da könne man nicht bei jedem so genau hinschauen. Ich bin fachlich und menschlich total enttäuscht von ihm und bin nun der Meinung, man sollte in einem gewissen Intervall seine Bilder gegenchecken lassen.

Zum Zeitpunkt der Erstdiagnosen war ich 34 Jahre. Inzwischen erhalte ich eine Kombinationstherapie bestehend aus einer Infusion, einmal im Monat (Immuntherapie) und einer Tablette, die ich täglich nehmen muss. Aufgrund der Medikamente habe ich ständig starke Magen- und Darmschmerzen, Bluthochdruck, mein Rheuma ist schlimmer geworden und und und.

Dennoch lasse ich mir den Mut und die Hoffnung nicht nehmen und fülle mein Leben mit schönen Dingen!«

Aufgeben ist für Alexandra keine Option, auch wenn sie mit vielen Nebenwirkungen der Krebstherapie zu kämpfen hat.
Alexandra
,
37
Jennifer steht vor einem rosafarbenen Hintergrund und schaut lächelnd in die Kamera. Diese Person hat langes, welliges Haar und trägt ein schwarzes Oberteil mit braunen Knöpfen.
Patient:in
Eierstockkrebs
Patient:in

»Hey, ich heiße Jenny und ich bin 21 Jahre alt. Kurz vor meinem 19. Geburtstag erhielt ich die Diagnose Eierstockkrebs, weshalb sich mein Leben in den letzten zwei Jahren extrem verändert hat und ich meinen eigenen Podcast angefangen habe. Mit meinem Podcast »Leben & Glücklichsein mit Krebs«  möchte ich unbedingt auch anderen Menschen helfen, die ähnliche Situationen erleben oder miterleben und ich möchte die Offenheit gegenüber Themen wie z.B. Krebs bestärken.

Aktuell mache ich eine Ausbildung zur Veranstaltungskauffrau und wohne gemeinsam mit meinem Freund und meiner Mama in einer schönen Wohnung auf dem Lande.

Mein Freund Karl bedeutet unfassbar viel für mich. Wir sind seit sechs Jahren zusammen und er stand auch seit Beginn der Diagnose immer an meiner Seite. Wir lieben es zusammen zu tanzen und zu reisen und möchten daher auch bald gemeinsam für ein halbes Jahr auf Weltreise gehen.

Zu meiner Diagnose: Angefangen hat meine Geschichte damit, dass ich über viele Jahre hinweg immer wiederkehrende Unterleibsschmerzen hatte. Als ich an diesem einen Tag mal wieder sehr starke Schmerzen und Aszites (Bauchwasser) hatte, wurde vermutet, dass ich eine Gebärmutterentzündung haben müsste, weshalb ich Antibiotika bekam.

Doch die Schmerzen hielten an und meinem Arzt ist aufgefallen, dass schon seit längerer Zeit bei den Untersuchungen immer wieder Flüssigkeit in meinem Bauch gesehen wurde. Deshalb hat er eine Bauchspiegelung veranlasst.

Eine Woche nach dem kleinen operativen Eingriff hatte ich einen Termin zum Besprechen des Befundes. Ich war also schon auf dem Weg dorthin, als ich einen Anruf bekam, in dem sie mir mitteilten, dass ich doch besser nicht alleine kommen sollte. Nun ja, und in dem Gespräch teilte der Arzt mir dann mit, dass sie in der Flüssigkeit in meinem Bauch Krebszellen gefunden haben.

Danach ging eine sehr lange und nervenaufreibende Suche nach dem eigentlichen Tumor los. Wir hatten zwar vermutet, dass es sich um einen Eierstockkrebs handeln müsste, aber keiner war sich dabei hundertprozentig sicher. Also hatte ich innerhalb kürzester Zeit fünf zusätzliche Operationen, bis sie endlich das niedrig gradige Karzinom an meinem rechten Eierstock entdeckt haben. Leider hat sich nach der nächsten größeren Operation herausgestellt, dass auch einer meiner Lymphknoten sowie ein Teil meines Bauchfells befallen waren, weshalb ich ins 3. Stadium rutschte.

Danach haben wir sehr zeitnah mit einer Chemotherapie mit Paclitaxel und Carboplatin begonnen, die ich in einem drei Wochen-Takt bekommen habe. Die erste Woche war immer ganz schön heftig und Karl hat mich teilweise in Zuständen gesehen, die einfach nur furchtbar waren. Ab der 2. Woche ging es dann aber meist stark bergauf, sodass wir immer versucht haben in dieser Zeit besonders viel zu unternehmen. Das eine Mal sind wir z. B. relativ spontan an die Ostsee gefahren und haben dort einfach eine Nacht im Auto geschlafen, dieser Trip war mega schön.

Mit anderen haben wir uns leider so gut wie gar nicht getroffen, weil mein Immunsystem natürlich Dolle heruntergefahren war und wir ja auch immer noch mitten in der Corona-Pandemie steckten. Der Kontakt zu anderen hat mir tatsächlich auch am meisten gefehlt, denke ich.

Die letzten paar Monate habe ich mich wieder gut von der Chemo erholt und vor wenigen Wochen habe ich mich zu einer letzten Operation (die 9.) entschieden, bei der der verbliebene Eierstock und die Gebärmutter entfernt wurden.

Für mich war die Diagnose eigentlich gar nicht so schlimm, auch die Operationen oder die Chemotherapie waren nicht das Schlimmste. Körperlich war das zwar auch alles echt heftig, aber mental hat es mich so sehr zerstört, diese letzte Entscheidung ganz bewusst gegen den Erhalt meiner Geschlechtsorgane zu treffen, denn ich wollte immer unbedingt eigene Kinder bekommen. Trotzdem habe ich den Entschluss irgendwann gefasst und kann heute, ein paar Wochen nach der letzten Operation sagen, dass es wohl die beste Entscheidung in meinem Leben war, denn sie haben tatsächlich auch noch einen Borderline-Tumor an meinem anderen Eierstock und an meiner Gebärmutter gefunden.

Aktuell bin ich unfassbar dankbar dafür, dass ich diese schwere Zeit nun überstanden habe und ich bin mir sicher, dass ich das ohne meine Familie, wozu auch mein Freund und die Familie meines Freundes zählen, und ohne ein paar wenige, aber dafür umso bessere Freunde wohl nie so gut durchgestanden hätte

Jennys Entscheidung gegen den Erhalt ihrer Geschlechtsorgane war erst die allerschlimmste und nun schlussendlich für sie die beste Entscheidung. In ihrer Geschichte erzählt von ihrem Weg durch die Krebstherapie.
Jennifer
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21
Aljona posiert leicht mit neutralen Blick in Richtung Kamera. Dabei trägt diese Person ein langes Pulloverkleid und eine weiße Handtasche.
Patient:in
Schwarzer Hautkrebs
Patient:in
Hirntumor

»Mit 19 Jahren bekam ich die Diagnose schwarzer Hautkrebs. An dem Tag hat sich mein Leben komplett verändert. Ein Muttermal hatte sich bei mir verändert und somit bin ich zum Hautarzt gegangen, der dieses dann entfernt hatte. Als ich den Anruf bekam, ich soll dringend zur Praxis kommen, weil der Befund da war, wusste ich direkt, dass irgendwas nicht stimmt. Vorher hatte ich absolut keine Bedenken und hätte niemals gedacht, dass mir so etwas passieren könnte.

Nach einer Woche musste ich ins Krankenhaus zur Operationsvorbereitung. Der Chefarzt, der mich operieren sollte und nochmal mit einem Sicherheitsabstand von zwei Zentimetern nachschneiden sollte, war sich direkt sicher, der Wächterlymphknoten sollte auch mit entfernt werden, denn dorthin streut der Krebs als Erstes. Voller Angst ging ich dann zur Operation. Eine große Narbe am Rücken hat diese Operation hinterlassen. Nach einigen Untersuchungen im Krankenhaus wurde mir mitgeteilt, dass kein Krebs mehr in meinem Körper vorhanden ist und ich wahrscheinlich noch an diesem Tag nach Hause kann. Ich habe mich so gefreut. Meine Mutter kam direkt zu mir und hat meine Sachen schon langsam gepackt.

Dann kam leider direkt ein Rückschlag. Die Ärztin kam in mein Zimmer. Sie nahm sich einen Stuhl und setze sich zu mir. Es war Freitag und sie sagte mir, für Montag ist nochmal eine weitere Operation angesetzt. Der Befund von den Wächterlymphknoten kam nämlich an (es wurden zwei Lymphknoten entnommen). Leider waren diese komplett befallen und somit hat der Krebs bereits gestreut. Ich war geschockt und wusste gar nicht so recht, was ich sagen sollte, denn ich dachte nach der Operation wäre ich durch damit. Mir wurde natürlich die Wahl gelassen, ob ich die weitere Operation machen sollte oder nicht. Ich entschied mich dafür und dort wurden dann die anderen naheliegenden Lymphknoten an der Achsel entfernt. Das Ergebnis war jedoch gut, denn diese waren nicht befallen. Nur eine lange Narbe an meiner rechten Achsel hat die Operation hinterlassen.

Die Ärzt:innen haben in der Tumorkonferenz jedoch beschlossen, sie würden mir eine Immuntherapie empfehlen, da ich jung bin und die Tumorgröße nicht gering war. Diesen Rat befolgte ich auch. Alle zwei Wochen kam ich ins Krankenhaus und habe eine Infusion bekommen. Ein Jahr lang sollte die Immuntherapie gehen. Fast hatte ich es geschafft, ich hätte nur noch einmal hin gemusst. Ich hatte mich schon so gefreut. Von einem Tag auf den anderen konnte ich dann plötzlich kaum mehr etwas sehen auf meinem rechten Auge. Direkt wurde die Immuntherapie gestoppt und abgebrochen, denn die Vermutung bestand, dass es eine Nebenwirkung ist. Diese Vermutung bestätigte sich nach einigen Operationen, Behandlungen und Untersuchungen am Auge. Bis heute sehe ich leider immer noch nichts richtig. Der Professor von der Augenklinik sagte mir, dass wird auch leider nicht mehr besser werden.

In den halbjährlichen Untersuchungen im Krankenhaus hatte sich inzwischen auch eine Auffälligkeit in meinem Kopf gezeigt, die dann auch größer geworden war. Die Vermutungen der Ärzt:innen war ein Hirntumor. Ich dachte, es hätte nicht noch schlimmer kommen können nach den anderen Sachen. Die Ärzt:innen sagten eindeutig, der Tumor im Kopf hat nichts mit dem Hautkrebs zu tun und auch nichts mit dem Auge. Ich fragte mich, wie ich nur so viel Pech haben kann. Ich machte mir Termine bei anderen Kliniken, um noch andere Meinungen einzuholen. Ich war in der Hoffnung von irgendeiner Ärztin oder Arzt zuhören zu kriegen, dass es was anderes sein kann, dass es doch kein Tumor ist. Leider haben alle Ärzt:innen dasselbe gesagt und dasselbe empfohlen: Tumor im Wachzustand operieren und möglichst viel davon wegschneiden. Doch auch alle Ärzt:innen waren sich einig, dass die Operation viele Risiken mit sich bringt, denn der Tumor liegt im Bewegungs- und Sprachbereich. Vor dieser Operation hatte ich eine so große Angst wie wahrscheinlich noch nie in meinem Leben.

Die Operation habe ich glücklicherweise letztes Jahr im September gut überstanden. Seither spüre ich meine rechte Hand leider nicht mehr, bewegen kann ich sie aber schon noch. Auch das Sprechen war vier Tage lang nach der Operation sehr schwierig für mich, was anfangs etwas erschreckend war. Nach zwei Wochen ging ich dann mit der Diagnose ›Hirntumor, Astrozytom Grad II‹ nach Hause, wobei leider nicht alles entfernt werden konnte.

Zwei Monate nach der Operation wurde auf einmal meine rechte Seite taub. Meine rechten Finger fingen an zu zucken und ich konnte diese nicht kontrolliert bewegen. Dies dauerte ca. zwei Minuten lang, kam mir jedoch viel länger vor. Ich war so geschockt und meldete mich direkt bei meinem Arzt. Nach verschiedenen Untersuchungen und Gesprächen waren sich die Ärzt:innen einig: Fokale Epilepsie und eine Folge der Operation. Dass es diese Art von Epilepsie gibt, oder dass es allgemein verschiedene Arten von Epilepsie gibt, wusste ich bis dahin nicht. Ich habe direkt Antiepileptiker bekommen. Nach einigen weiteren Anfällen wurde die Dosis erhöht und nun bin ich seit zehn Monaten anfallsfrei und hoffe sehr, dass es so bleibt und die Antiepileptiker weiterhin helfen.

Auch nach der Hirntumor-Operation mussten weitere Behandlungen her. Die Strahlentherapie habe ich bereits mit 30 Sitzungen montags bis freitags überstanden. Derzeit mache ich die Chemotherapie, die für ein Jahr angesetzt ist. Ich hoffe sehr, dass mich keine weiteren bösen Überraschungen erwarten werden, dass kein weiterer Rückschlag mehr kommt, dass der Tumor nicht weiter wachsen wird und nicht alles umsonst war.

Ich selber habe mich für meine ganzen Diagnosen geschämt. Ich wollte nicht, dass es jemand weiß. Mir war es irgendwie peinlich und unangenehm. Sobald ich zu Ärzt:innen gegangen bin und die meine ganzen Diagnosen gesehen habe, wurde ich von allen als ›besonderer Fall‹ bezeichnet, da sie sowas noch nie gesehen haben. Aber besonders bedeutet ja nicht schlecht. Mir ist bewusst geworden, dass ich kann stolz auf mich sein, das alles schon geschafft zu haben und noch weiter zu kämpfen. Es ist nichts, wofür man etwas kann und was einem peinlich sein muss. Inzwischen bin ich 23 Jahre alt, bin seit über vier Jahren am Kämpfen und gebe auch nicht auf.

Während der ganzen Geschichten habe ich meine Ausbildung erfolgreich abgeschlossen, obwohl ich sehr oft nicht da war, da ich Arzttermine hatte, im Krankenhaus lag usw. Ich hatte und habe auch noch viel zu kämpfen, vor allem mit Ängsten. Jedoch habe ich auch gemerkt, dass ich immer auf meine Familie und meinen Freund zählen kann.

Zudem habe ich nun einen Podcast gestartet ›Nur noch Krebs im Kopf!‹. Und möchte so möglichst anderen Menschen helfen und Mut machen. Auch verarbeite ich meine Erlebnisse für mich, wenn ich darüber spreche. Beim Planen des Podcasts habe ich gemerkt, dass ich das alles noch nicht verarbeitet habe und hoffe es damit zu schaffen. Ich habe gelernt, offen darüber zu sprechen, was mir auch guttut. Ich hoffe ich kann anderen und gleichzeitig auch mir mit dem Podcast helfen!«

Aljona berichtet von ihrer Hautkrebsdiagnose, der Therapie und anschließender Diagnose eines Hirntumors, der viele zusätzliche Operationen und Neben- bzw. Nachwirkungen mit sich zog. Schließlich startete sie einen eigenen Podcast, um die Erlebnisse zu verarbeiten.‍
Aljona
,
24
Nele trägt einen hellgrünen Mantel. Den rechten Kragen hält diese Person mit ihrer rechten Hand und schaut dabei lächelnd in die Kamera.
Patient:in
Brustkrebs
Patient:in

»Ich bin Nele @die.mit.dem.krebs.tanzt. Wie es sich anfühlt, plötzlich schwer zu erkranken? Nun ja, man ist erstmal völlig überrumpelt, ungläubig und strauchelt, sammelt und konfrontiert sich mit elementaren Fragen ans Leben.

Als Klinikmitarbeiterin therapiere ich Patient:innen mit Krebs. Letztes Jahr hat es mich dann unerwartet selbst erwischt. Brustkrebs mit 29 Jahren, das ist doch ein riesengroßes Ding. Im wahrsten Sinne des Wortes. Alles und jeder war plötzlich in Aufruhr. Es musste schnell gehen und wichtige Entscheidungen sofort getroffen werden. Plötzlich war da scheinbar keine Zeit mehr.

Vieles hat sich seit meiner Behandlung verändert. Meine Lebenslust und mein Humor sind hierbei nie von meiner Seite gewichen. Der Wille, mein Leben neu zu leben, trägt mich bis heute. Ich habe erfahren, wie es ist, wenn alles Gewohnte schlagartig Kopf steht, möchte andere Betroffene und Angehörige informieren. Ihnen so gut ich kann Unsicherheiten nehmen und Mut machen, den anstehenden Weg mit Zuversicht zu gehen.

Seit Kurzem bin ich Teil des Wünschewagen-Teams, was es mir ermöglicht, schwer erkrankten Menschen, letzte Herzenswünsche ehrenamtlich zu erfüllen und unvergessliche Erinnerungen zu schaffen. Auf meinem Account nehme ich dich immer wieder mit hinter die Kulissen der Klinik. Ich gebe Einblicke zu Untersuchungen und Behandlungen, teile mit dir eigene Erfahrungen meiner Krebsbehandlung und Gedanken, die das neue Leben mit sich bringt. Der Weg, den wir ungefragt beschreiten müssen, ist kein leichter, umso wichtiger ist es, einander an die Hand zu nehmen, miteinander zu fluchen, zu lachen und den Blick nach vorne zu richten. Du findest mich auf Instagram unter @die.mit.dem.krebs.tanzt oder meiner Website www.diemitdemkrebstanzt.de. Ich freue mich auf dich!«

Nele hat mit knapp 30 Jahren eine Brustkrebsdiagnose erhalten und macht nun auf ihrem Instagram-Account anderen Betroffenen und Angehörigen Mut. Aus diesem Grund arbeitet sie mittlerweile auch ehrenamtlich für den Wünschewagen.
Nele
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31
Katharina schaut lächelnd in die Kamera vor einem blauen Hintergrund. Diese Person trägt eine Brille, kurzes gestyltes Haar und einen Kapuzenpulli.
Patient:in
Lungenkrebs
Patient:in
Brustkrebsgen

»Ich heiße Katharina, bin 36 Jahre und komme aus Herne, NRW.

Im Sommer 2021 hatte ich eine Erkältung, wobei der Husten nicht weggehen wollte. Also war ich beim Arzt und wir sind auf die Suche gegangen. Dann kam folgendes raus: Bluthochdruck, sehr hoher Puls und keine Erklärung, warum ich noch so huste. Ich war beim HNO und auch bei einer Lungenärztin. Wegen des hohen Pulses hat sie mich geröntgt und ich bekam dann am 20. Oktober 2021 die Info, dass ich Krebs habe. Meine Welt brach zusammen. Das Schlimmste war, es meinen Eltern und meiner Familie davon zu erzählen. So viel Trauriges ist passiert, warum dann noch sowas.

Ich kam ins Krankenhaus und wurde untersucht: Lungenkrebs Stadium 4b, keine Mutation. Ich weiß nicht warum, aber ich war mental sehr stark. Habe mir alles erklären lassen und viel nachgefragt. Ich wollte aufgeklärt sein. Da die Klinik 1,5 Monate keine Therapie angefangen hatte, entstand durch die Frau meines Cousins der Kontakt zur Uniklinik Köln. Ich war zuversichtlich, aber auch sehr angespannt.

Ab da ging alles seinen Weg:

Am 7. Dezember 2021 fing der erste Zyklus Chemo- und Immuntherapie an. Ich hatte Angst, da es nun so richtig losging. Schaffe ich das? Oder wird es mir so sehr schlecht gehen?

Nach zwei Zyklen war die Metastase nicht mehr da, nach vier Zyklen war der Tumor im rechten Oberlappen von 6,5 cm auf 1,2 cm gegangen. Die Tumorkonferenz beschloss die OP. Mein Wunsch ging damit in Erfüllung. Ich weiß, OP, Chemo und Bestrahlung sind kein leichter Weg. Aber Hey, es geht um mein Leben!

Am 31. März 2021 erfolgte dann die OP. Vor der OP selber hatte ich keine Angst, aber vor den Schmerzen danach. Es war sehr schlimm, trotz Schmerzmittel. Im Juni 2021 erfolgte die Bestrahlung und ich begann damit zur Psychoonkologin zu gehen. Ich besuche sie bis heute ca. alle vier Wochen. Ich habe sie gerne an meiner Seite, da ich mit ihr sicherer bin, dass es mir soweit gut geht.

Ich bekomme durchgehend seit dem 07. Dezember 2021 Pembrolizumab als Erhaltungstherapie und bin sehr froh, dass ich ohne Mutation diesen Weg bisher geschafft habe. Ich gehe zum Aqua-Fitness und zweimal die Woche zum Rehasport. Mache Dinge, die mir guttun & woran ich Freude habe.

Stand heute nach etwas über einem Jahr: kein neuer Tumor, keine neuen Metastasen und die Lymphknotenmetastasen sind im Rückgang.«

Der Weg mit Krebs ist kein einfacher, aber Katharina zeigt einem Möglichkeiten auf sich zu hören und sich selbst gutzutun.
Katharina
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36
Mareike posiert vor einem Spiegel in einem Zimmer, welches sich in einer Renovierung befindet. Dabei schaut diese Person lächelnd in die Kamera. Diese hat Tattoos auf ihren Armen und schwarze Kleidung.
Angehörige:r
Darmkrebs
Angehörige:r

»Hallo, mein Name ist Mareike, ich bin 32 Jahre alt, verheiratet, mein Mann Daniel ist 37 und wir haben einen wundervollen vierjährigen Sohn und einen Hund. Bisher hatten wir ein völlig normales Leben, mit normalen unnötigen Alltagsproblemen. Wir waren glücklich, hatten eine kleine Familie gegründet und geplant ein Haus zu bauen.

Mein Mann war leidenschaftlicher Sportler – fit, schlank, definiert – hat sich immer bewusst und gesund ernährt. Sein zweites Hobby war Simracing (Rennsimulationen). Er hat einen Formel 1 Simulator und fährt mit Anderen Rennen, analog der echten Formel 1. Und er liebt seinen Beruf als Informatiker und bei uns daheim alles zu programmieren und zu automatisieren.

Mein größtes Hobby war die Fotografie, denn ich liebe es, schöne Momente festzuhalten, aber auch die Bildbearbeitung. Außerdem nähe ich super gerne und habe es mir selbst beigebracht, seit unser Sohn auf der Welt ist. Ich habe auch einen kleinen Nähblog und Account auf Instagram @sew_licious18.

Im Oktober 2020 sprang unser damals zweijähriger Sohn meinem Mann ungebremst auf den Bauch. Er hatte danach etwa zwei Wochen Schmerzen und ging schließlich zum Arzt. Dort bekam er eine Überweisung zum MRT. Einen Termin bekam er aber erst für März und mit Dringlichkeitsüberweisung schließlich einen Termin im Januar. Als es so weit war, waren seine Schmerzen längst weg und er überlegte, abzusagen. Das er das nicht tat, hat ihm das Leben gerettet.

Am 04. Februar 2021, dem Weltkrebstag, hatte er die Befundbesprechung bei seinem Hausarzt und erfuhr, dass da etwas ist und, dass es Krebs sein könnte. Es folgte eine Laproskopie (Bauchspiegelung) und eine Darmspiegelung. Dann stand es fest: metastasierter Darmkrebs. Einen Tag später am 11. Februar 2021 haben wir geheiratet.

Am 16. Februar 2021 folgte schon die Operation, bei der ein riesengroßer Tumor und drei Bauchfellmetastasen entfernt wurden. Es bestand aber ein hohes Risiko auf ein Rezidiv. Es folgten zwölf Zyklen adjuvante Chemotherapie. Anschließend eine Pause und am 30. November 2021 folge die große HIPEC (Hypertherme intraperitoneale Chemotherapie, bei der die Bauchhöhle mit einer erwärmten Chemotherapie-Lösung gespült wird) in Freiburg. Nur eine verschrumpelte Metastase, was ein großer Erfolg und wir waren voller Hoffnung.

Leider bekam mein Mann schnell wieder Probleme und ein MRT im März 2022 zeigte zwei vergrößerte Lymphknoten. Eine erhaltende Chemotherapie wurde abgelehnt, ein MRT nach weiteren drei Monaten ebenso. Seit Februar 2022 rannten wir von Arzt zu Arzt. Da ist nichts, nichts Bösartiges. Ausgeschlossen, wir haben alle Untersuchungen gemacht, sagten sie alle.

Am 19. September 2022 folgte eine Kontrolluntersuchung, die zeigte, dass der Krebs mit voller Wucht zurück ist und nun nicht mehr heilbar. Beide Lungen sind übersät mit mindestens 25 Metastasen. Diese sind zu klein und zu verstreut, um sie operieren zu können. Mehrere Lymphknoten von der Leiste bis zum Hals sind ebenfalls vergrößert und zu viele, um sie zählen zu können. Und die Spitze des Eisbergs: eine Metastase in der Samenblase, was sehr selten auftritt.

Nun ist mein Mann Palliativpatient und sie hoffen auf ein paar Jahre. Chemotherapie ab jetzt so lange es möglich ist. Es ist sehr anstrengend, das alles zu verarbeiten und zu managen, besonders mit Kleinkind. Ihm ein normales Leben zu bieten, ist sicher unsere größte Herausforderung und erfordert unfassbar viel Kraft. Eine noch größere Herausforderung wird es werden, ihm irgendwann zu erklären wie ernst die Lage ist.

Als Partnerin gibt es auch einiges, was nicht so einfach ist und daher habe ich mich auch dazu entschieden einen Blog bei Instagram zu schreiben – aus Sicht der Ehepartnerin. Ich habe selbst bemerkt, wie wichtig und hilfreich der Austausch mit Anderen ist und die meisten Blogger:innen sind selbst die Patient:innen.

Wir haben nun entschieden, wir kämpfen weiter, wir geben nicht auf, wir denken positiv. Das müssen wir, für unseren Sohn.«

Mareike berichtet ihre Geschichte als Partnerin, denn ihr Mann ist an fortgeschrittenem Darmkrebs erkrankt: vom völlig normalen Leben in einem dauernden Ausnahmezustand, der gerade mit Kleinkind alles andere als einfach ist. Die kleine Familie kämpft gemeinsam.‍
Mareike
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32
Lara, rechts im Bild, schaut lächelnd in die Kamera, während sie von Niklas, links im Bild, auf die Wange geküsst wird.
Patient:in
Hodgkin-Lymphom
Patient:in
Angehörige

»Hallo, wir sind Lara (26) und Niklas (28), die Gesichter hinter dem Account @hearthtimetravel und mussten uns mit der Diagnose Morbus Hodgkin Lymphom auseinandersetzen. Kurz, nachdem wir frisch zusammen gekommen sind. 😓

Wir lernten uns im Sommer 2021 kennen, verliebten uns ineinander und freuten uns auf unsere gemeinsame Zukunft. 👩🏻🤝👨🏼Doch was wir nicht wussten: nur wenige Wochen nachdem wir uns kennengelernt hatten, ertastete Lara einen zunächst harmlos scheinenden Knoten an Niklas Hals. Wir ließen ihn näher untersuchen und dachten an nichts Schlimmes. Niklas hatte keinerlei Symptome auf irgendeine Krankheit und sein Blutbild war komplett unauffällig. Nur zwei Monate später nach vielen Untersuchungen begann die bisher schwerste Zeit unseres Lebens. Diagnose: Krebs. 😰 Was nun? Wir waren offiziell nur sieben Wochen zusammen …

Nach dem ersten Gespräch in der Onkologie war die erste Erleichterung spürbar, denn Niklas hatte eine Art Krebs, den man sehr gut behandeln kann und der nicht weit fortgeschritten war. Wir wussten, dass wir das zusammen schaffen können. 💪🏻 Wir waren nun bereit, ohne zu wissen was uns erwartet, den Schritt in die Chemotherapie zu gehen. Es waren insgesamt vier Zyklen Chemotherapie geplant. 💉 Bereits nach den ersten Tagen waren die befallenen und geschwollen Lymphknoten deutlich zurückgegangen und fast nicht mehr tastbar. Das spornte uns natürlich an, den Glauben nicht zu verlieren und einfach durchzuhalten. Niklas freute sich dadurch auf die Chemotherapie im Krankenhaus. 🏥 Das klingt in erster Linie merkwürdig, aber für ihn waren es weitere Schritte in Richtung Genesung, denn er spürte früh in der Behandlung, dass es wirkt. Er wusste, dass ihm die Chemotherapie nichts Böses antun wollte, sie wollte ihm helfen gesund zu werden. Durch diese Denkweise hielten sich die Nebenwirkungen in Grenzen, da er mental die nötige Einstellung hatte, seinen Körper nicht psychisch zu stressen und sein Ziel gesund zu werden, stets im Blick hatte. ☺️

Jeder Mensch geht mit solchen schwierigen Situationen anders um.

Für uns war es die richtige Entscheidung, mit der Krankheit möglichst offen umzugehen. 👏🏻 Egal, ob mit der Familie, Freunden, Verein oder bei der Arbeit. Natürlich redet man nicht mit allen gleich vertraut. Aber wir waren, wenn jemand etwas genauer wissen wollte, nie verschlossen. Das war auch für unser Umfeld deutlich einfacher, da manche nicht wissen, wie man auf einen Krebspatienten zugehen soll.

Beispielsweise die Frage: ›Wie geht's dir?‹ wollten die Leute nie stellen, da sie nicht wussten, ob sie angebracht ist. Mit unserer Offenheit über das Thema Krebs war es für die Menschen in unserem Umfeld auch deutlich einfacherer, mit der Situation umzugehen.

Nach vier langen Zyklen Chemotherapie erhielten wir die Nachricht: Krebsfrei … ein Wort, dass einem während der gesamten Behandlung im Kopf umherging, konnte nun laut ausgesprochen werden. 🥹

Wir haben durch unsere Krankheit viel gelernt und wie ihr merkt, gibt es ein großes Feld an Themen, worüber wir berichten könnten. Wir möchten dieses Wissen mit anderen teilen. Auf unserem Instagram-Account @hearttimetravel berichten wir regelmäßig über unsere Erfahrung, die Behandlung und das Leben nach der Krankheit. Wir hören allen, die Fragen haben zu und begleiten euch bei Bedarf. Wir hoffen, damit anderen helfen zu können – und ihnen Mut machen.

Denn Krebs ist nicht unbesiegbar! ❤️«

Lara und Niklas, ein unglaublich starkes Pärchen, das sich während der Krebsdiagnose lieben gelernt hat und durch dick und dünn gegangen sind, erzählen ihre ganz persönliche Geschichte.
Lara und Niklas
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Silvia schaut lächelnd in die Kamera. Diese Person trägt eine graue Mütze, einen grau-weißen Schal mit Leopardenmuster und einen grauen Pullover.
Patient:in
Brustkrebs
Patient:in
TNBC

Silvia erzählt uns ihre Geschichte der letzten 3,5 Jahre, in denen sie trotz schwerer Brustkrebsdiagnose und sehr vielen unterschiedlichen Therapien nicht den Mut verloren hat. Sie unternimmt so viel wie möglich und möchte ihre Kinder aufwachsen sehen.

»Ich bin Silvia, fast 45 Jahre alt, verheiratet, Mama von vier Kindern zwischen acht und 17 Jahren und die Frau hinter dem Account von @mom_of4. Auf diesem Account versuche ich auch aufzuklären, zu informieren und andere an meinen Erfahrungen teilhaben zu lassen.

Im März 2019, hab ich selbst beim Duschen einen festen Knubbel in meiner linken Brust getastet. Am nächsten Morgen bin ich zur gynäkologischen Praxis und dann ging alles ratz fatz. Schon am nächsten Tag bekam ich die Diagnose Brustkrebs und ein paar Tage später war klar, es ist ein besonders fieser Krebs, nämlich ein Triple negatives Mammakarzinom (TNBC). Es folgte ein Staging (keine Metastasen), die Porteinlage, dann 16 Zyklen Chemotherapie, Operation, Bestrahlung und schließlich noch Chemotherapie mit Tabletten bis Mai 2020, da bei der Operation noch aktive Tumorzellen gefunden wurden.

Schon ca. drei Monate später bekam ich ein komisches Gefühl. Ich hatte ein brennendes Gefühl am Brustbein, die Haut dort war empfindlich und irgendwann bekam ich zunehmende Schmerzen, die sogar bis in den Arm ausstrahlten. Irgendwann wurden die Schmerzen so schlimm, dass ich nachts von diesen aufwachte.

Nach vielen Untersuchungen wurde Ende November 2020 ein Brustwandrezidiv zwischen der zweiten und dritten Rippe gefunden. Es folgten zwei große Thorax-Operationen, in denen zwei Rippen, ein Teil des Brustbeins und der Brustmuskel entfernt und ein Netz eingelegt wurde. Anschließend folgten weitere Bestrahlungen mit gleichzeitig wöchentlicher Chemotherapie. Nach Ende der Bestrahlung bekam ich die Chemotherapie alle zwei Wochen bis Ende Juni 2021 und gleichzeitig eine Immuntherapie alle drei Wochen.

Beim PET-CT (Positronen-Emissions-Tomografie) zur Therapiekontrolle wurde am 11. November 2021 wieder ein Tumor an der Thoraxwand gefunden. An Nikolaus wurde der Tumor mit Kryotherapie (Kältetherapie) behandelt und als systemische Therapie bekam ich Trodelvy, ein erst seit November 2021 zugelassenes Medikament zur Behandlung von (metastasierten) triple-negativem Brustkrebs.

Im PET-CT von August diesen Jahres (2022) wurde nun gesehen, dass die Metastase wieder aktiv war. Es folgte eine weitere Kryoablation (Kälteablation) und danach wieder Bestrahlung. Die Systemtherapie wurde auf eine neue Chemo- mit Antikörpertherapie umgestellt. Daran versuche ich mich gerade zu gewöhnen.

Unser Leben steht seit über 3,5 Jahren Kopf und dazu auch noch die Corona-Pandemie – meine Kinder mussten so viele Einschränkungen hinnehmen, dass es mir oft das Herz zerriss. Aber wir versuchen immer das Beste von allem zu machen, unternehmen viel, sind oft in der Natur. Ich versuche trotz aller Widrigkeiten die Zeit mit meinen Lieben und vor allem jeden schönen Augenblick zu genießen❤️. Aufgeben ist einfach keine Option, ich liebe das Leben und möchte meine Kinder aufwachsen sehen❤️💪.«

Silvia erzählt uns ihre Geschichte der letzten 3,5 Jahre, in denen sie trotz schwerer Brustkrebsdiagnose und sehr vielen unterschiedlichen Therapien nicht den Mut verloren hat. Sie unternimmt so viel wie möglich und möchte ihre Kinder aufwachsen sehen.
Silvia
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Sabrina steht vor einem Feuerwehrfahrzeug und schaut lächelnd in die Kamera, die diese Person selbst hält.
Patient:in
Hodgkin-Lymphom
Patient:in
Kinderwunsch

»Ich bin Sabrina @firefighter_sabrina, wohne in Bierbergen in der Gemeinde Hohenhameln und mir hat die G26.3-Untersuchung das Leben gerettet. Die G26.3-Untersuchung ist eine ärztliche Tauglichkeitsuntersuchung für Atemschutzgeräteträger:innen der Feuerwehr, die derzeit alle drei Jahre erfolgt. Im Jahr 2019 musste meine G26.3 aufgefrischt werden – eigentlich erst im Oktober, aber da ein Feuerwehrkamerad kurzfristig absagen musste, konnte ich bereits am 18. Mai 2019 zur Untersuchung fahren. Es lief alles wie immer, keine Auffälligkeiten vor Ort und der Arzt verabschiedete sich nach unserem Gespräch mich den Worten: ›Dann bis in drei Jahren!‹ Aber so sollte es nicht kommen.

Bereits am Montag darauf erhielt ich von ihm einen besorgniserregenden Anruf. Er teilte mir mit, dass ich eine extreme Blutarmut aufzeige und er das Labor extra gebeten hatte die Probe erneut zu untersuchen (was diese von sich aus bereits taten), da er nicht glauben konnte, dass ich am Samstag zuvor so top fit vor ihm sitzen konnte. Laut seiner Aussage hätte er mich eher im Krankenhaus vermutet. Er bat mich, umgehend einen Termin bei meinem Hausarzt zu machen, um den Befund noch einmal Abklären zu lassen. Es ging alles ganz schnell. Schon am Dienstag hatte ich dort einen Termin, die Blutergebnisse von Samstag im Gepäck. Mein Hausarzt zögerte nicht lange und besorgte mir einen Termin beim Hämatologen.

Am 29. Mai 2019 saß ich dann in Hildesheim bei Dr. Volk im Vinzentinum. Es wurde erneut eine Blutprobe entnommen und analysiert. Als das Ergebnis kam, klärte mich der Arzt auf, dass meine roten Blutkörperchen nicht weit genug entwickelt waren, wodurch der Sauerstofftransport eingeschränkt ist. Er sagte zunächst, dass es sich um Eisenmangel handeln könnte, davon seien ja viele Frauen betroffen. Ich entgegnete Ihm, dass ich damit noch nie Probleme gehabt hätte, sondern die Ärzt:innen immer ganz erstaunt waren, dass meine Eisenwerte im Normbereich lagen. Als ich dann noch meinen geschwollenen Lymphknoten am Hals erwähnte, wurde er doch stutzig. Weil er sicher gehen wollte, machte er einen Ultraschall – zu meinem Glück. Die Bilder brachten zum Vorschein, dass der Lymphknoten am Hals krankes Gewebe enthielt. Es war aber noch nicht klar ob gut- oder bösartig. Er ging dann die gesamten Lymphstränge ab und entdeckte im unteren Bauchraum einen weiteren extrem vergrößerten Lymphknoten. Da sich einer oberhalb des Zwerchfells und einer unterhalb befand, war klar, dass es bösartig war. Er sprach es noch nicht aus, da wir erst weitere Analysen machen lassen mussten, aber ich wusste es innerlich irgendwie schon. Krebs.

Nur ein paar Tage später erfolgte eine Computertomographie (CT), welche noch mehr vergrößerte Lymphknoten zum Vorschein brachte und aufgrund der schlechten Blutwerte wurde eine Knochenmarksbiopsie durchgeführt, um auszuschließen, dass meine Knochen betroffen sind. Diese war Gott sei Dank negativ. Der Lymphknoten am Hals wurde in einer kleinen Operation entnommen und führte dann zum Befund: Lymphdrüsenkrebs (Hodgkin-Lymphom), Stadium IV A (ohne Symptome).

In einem weiteren Arztgespräch mit Dr. Volk klärte er mich über die möglichen Therapien auf. Zu dem Zeitpunkt lief gerade die Hodgkin-Studie HD21, die die eigentliche Chemotherapie ›BEACOPP eskaliert‹ (zytostatische Kombinationstherapie mit sieben Medikamenten) durch das BrECADD-Schema ersetzt, an der ich sehr gerne teilgenommen hätte. Ich hatte bereits den Antrag dafür ausgefüllt, weitere ärztliche Untersuchungen wahrgenommen (in der Kardiologie und Lungenfunktionstest) und erneut ein CT und eine Blutanalyse durchführen lassen. Doch dann kam der Anruf aus der Praxis, dass man mir die Teilnahme an der Studie nicht empfehlen kann. Der Grund, ich hatte die benötigten Biomarker nicht an den vom Krebs befallenen Zellen, wodurch einige Medikamente unwirksam gewesen wären. Mir blieb damit nur der Weg über die Chemotherapie ›BEACOPP eskaliert‹.

Bei dieser Therapieform treten die bekannten Nebenwirkungen auf wie Übelkeit, Erbrechen, Haarausfall, aber eben auch unbekannte, wie Unfruchtbarkeit. Daher waren meine nächsten Termine im Kinderwunschzentrum Hildesheim, um dort nach möglichen Lösungen zu suchen. Wir (mein Mann und ich) entschieden uns für die Entnahme von Eizellen. Zwei Wochen lang folgten tägliche Gaben von Spritzen mit Hormonen, um die Eizellproduktion anzukurbeln sowie Kontrolltermine, um das Wachstum der Eizellen zu überwachen und weitere Hormonspritzen bis zur endgültigen Entnahme. Von zehn reifen Eizellen konnten nur sechs entnommen werden. In einem ersten Telefonat mit dem zuständigen Arzt erklärte man mir, dass nur zwei Eizellen vollständig entwickelt waren und für eine Befruchtung in Frage kämen. Am nächsten Tag rief er erneut durch, um mir mitzuteilen, dass leider nur eine Eizelle befruchtet werden konnte. Er entschuldigte sich, da er sich erst im Nachhinein darüber schlau gelesen hatte, dass bei Hodgkin die Eizellen oftmals nicht richtig entwickelt werden und er mich dorthin gehend dann anders hätte beraten wollen. An dieser Stelle muss ich glaube ich nicht erwähnen, dass eine Hormontherapie nicht gerade angenehm ist und auch hier Nebenwirkungen aufgetreten sind. Ich konnte es ihm dennoch nicht übel nehmen, da man immer für die Betroffene (also mich) gearbeitet hatte und ich mich ganz toll aufgehoben fand.

Nachdem wir dahinter einen Haken setzen konnten, folge ab dem 13. August 2019 die Chemotherapie. Ein Zyklus ging über drei Wochen, zwei Wochen Medikamente in Form von Tabletten, eine Woche Pause, Tag eins bis drei und Tag acht zusätzlich Medikamente über Infusionen. Bereits an Tag zwei durfte ich direkt nach der Infusion eine Nacht im Krankenhaus verbringen, da ich mit Gleichgewichtsstörungen zu kämpfen hatte. Ein MRT (Magnetresonanztomographie) sollte ausschließen, dass ich Metastasen im Kopf hatte, was (Gott sei Dank) nicht der Fall war. Die weiteren Tage verliefen reibungslos und mir ging es erstaunlich gut. Bis zum 22. August, an dem ich plötzlich Halsschmerzen verspürte und nur noch schwer schlucken konnte. Ich mochte nicht mehr wirklich etwas essen und trank auch kaum noch. Als mein Mann mich am 25. August ansah, waren seine ersten Worte: ›Du siehst aus wie der Tod auf Latschen! Ich weiß du willst nicht mit dem Rettungswagen ins Krankenhaus, aber ich rufe jetzt meine Schwester an, die soll uns fahren.‹

Da man mich im St. Bernward Krankenhaus ja bereits kannte, fuhren wir dorthin. Zuvor wollte ich aber unbedingt noch Zuhause duschen, was ich auch tat. In der Notaufnahme kam ich direkt an die Reihe, da ich meine aktive Chemotherapie angegeben hatte. Mit einer Körperthemperatur von 38,5 Grad Celsius spricht man bei Krebspatient:innen während der Chemotherapie bereits von Fieber, was einem vorher natürlich keiner sagt. Mir wurde direkt ein Zugang in den linken Arm gelegt und ich wurde an mehrere Infusionen angeschlossen. Eine Ärtzin, eine Krankenpflegerin, mein Mann und ich zogen einen Mund-Nasen-Schutz auf und dann ging es im Lauftempo zum Röntgen. Da die Ärztin beim Abhören ein leichtes Rasseln vernahm, wollte sie zunächst Metastasen in der Lunge ausschließen.

Danach wurde ich direkt auf die Intensivstation verlegt, denn nach dem Blutschnelltest war klar, nicht nur mein Leukozythen-Wert lag bei Null, sondern auch mein Thrombozyten-Wert und damit meine lebenswichtige Blutgerinnung. Jedes geplatzte Äderchen hätte meinen Tod bedeutet. Das sagte man mir nicht direkt, sondern erst als ich außer Lebensgefahr war. Allerdings sprach man darüber mit meinem Mann und meinen Eltern. O-Ton der Ärzt:innen, einen Tag später und sie hätten mich für tot erklären könne. Mein Leben hing also wirklich am seidenen Faden. Ich für meinen Teil muss aber sagen, dass ich nie das Gefühl hatte, sterben zu müssen und konnte es daher gar nicht glauben als man mit mir später darüber sprach.

Auf der Intensivstation wollte mir die Nachtpflegerin einen Blasenkatheter legen, doch ich wollte partout nicht. Sie war so nett und setzte sich beim diensthabenden Arzt für mich ein, sodass ich am Ende die Wahl zwischen Bettpfanne und Toilettenstuhl bekam. Ich entschied mich für letzteres. Von Sonntag bis Donnerstag (25. bis 29. August 2019) verbrachte ich auf der Intensivstation mit zwei Zugängen, den linken für Bluttransfusionen und Antibiotika, den rechten für Infusionslösungen. Ich durfte nur liegen, denn Sitzen allein führte zu einer Herzfrequenz von 152 Schlägen und war damit sehr risikoreich.

Nach der ersten Nacht mochte ich noch nicht Essen, aber die Pflegerin gab sich mittags mit zwei Löffeln Vanillesoße (die es zu den eigentlich super leckeren Pfannkuchen gab) sehr zufrieden, besser als gar nichts, sagte sie. Ich wurde noch am selben Tag in ein Einzelzimmer auf der Intensivstation verlegt, da ich sonst ein Dreibettzimmer belegt hätte. Ich bekam einen Fernseher und man hielt immer Eis für mich vorrätig, weil es draußen 34 Grad Celsius waren. Ich war in der gesamten Zeit nie alleine, meine Eltern, meine Schwestern und mein Mann und sogar eine Freundin wechselten sich ab, auch wenn sie immer einen Vollschutz (Kittel, Handschuhe und Mund-Nasen-Schutz) tragen mussten. So war ich lediglich in den Nächten alleine, wobei ich auch hier sehr nette Gespräche mit dem Personal führte, wenn ich mal nicht schlafen konnte, was leider oft der Fall war.

Nach zwei Nächten wurde das Blutdruckmessgerät von einer Stunde auf vier Stunden hochgesetzt, was mir wenigstens ein bisschen Schlaf bescherte. Dank einer weiteren netten Pflegerin, die nur ganz zufällig eine Verbandschere in meinem Zimmer vergaß, konnte mein Mann mir meinen ›Biberschwanz‹, zu dem meine Haare mittlerweile verfilzt waren, abschneiden. Nach und nach begann ich wieder etwas zu essen und konnte am Donnerstag (29. August 2019) schließlich auf die Normalstation (Onkologie) gebracht werden. Passend zum Mittagessen, denn ich hatte riesigen Hunger und eins kann ich euch sagen, ich habe mich noch nie so sehr über heiße Nudeln mit einer Schinken-Käsesoße gefreut. Zwar konnte ich den Schinken noch nicht schlucken, denn das fiel mir auch weiterhin schwer, doch die heißen Nudeln und die Käsesoße waren zu dem Zeitpunkt einfach göttlich.

Ich hatte hier zunächst eine ganz tolle Zimmergenossin, mit der ich mitten in der Nacht durch das Krankenhaus spazierte, weil wir beide nicht schlafen konnten. Am Samstag kam noch wir eine Dame hinzu, die einem einfach leid tat, Bettnässen, lautes Fernsehen in der Nacht und laut Radio hören am Tag (wobei sie hier kaum im Zimmer war) brachten mich um den Schlaf und gingen mir wahnsinnig an die Substanz. Ich wollte einfach nur noch da raus und nach Hause. Sofort.

Am Montag (2. September 2019) kam gegen 10 Uhr die Ärztin zur Visite. Mein Mann war da, denn er brachte mir leckeres Frühstück, um mir eine Freude zu machen. Ich fragte sie nach meinen Werten (Blut, Leber, Entzündungs- und Kalium-Werte), denn ich wollte ja unbedingt nach Hause. Sie sagte, dann müsse man erneut Blut abnehmen, um eine erweiterte Analyse durchzuführen. Kein Problem für mich, mir war es egal was ich dafür machen musste, ich wollte da raus. Nach einer Ärztesitzung um die frühe Nachmittagszeit, kam sie um kurz nach 15 Uhr in mein Zimmer und gab mir meinen Entlassungsbrief. Ich durfte endlich nach Hause.

Aber schon zwei Tage später hatte ich ein Gespräch mit Dr. Volk um die weitere Vorgehensweise zu besprechen. Er entschuldigte sich für die Umstände und das Geschehene. Sowas sollte natürlich nicht passieren. Der Arztbrief enthüllte neben den sehr schlechten Blutwerten eine akute Leberintoxikation und Mundsoor (Zungen- bzw. Mundpilz). Daher war er sehr verblüfft, als meine Antwort auf seine Frage, wie lange ich eine Pause bräuchte war, dass ich lediglich diese und kommende Woche (04. bis 15. September 2019) Kraft tanken wollte. Der zweite Zyklus begann also am 16. September 2019. Während dieses Zyklus wurden meine Blutwerte regelmäßig überwacht und ich musste mir zusätzlich Spritzen geben, damit die Blutproduktion angekurbelt wurde (diese sind sonst eher als Dopingmittel bekannt). Nach zwei Zyklen steht laut Protokoll ein PET-CT (Positronen-Emissions-Tomographie) an, was bei mir in der ›Pausewoche‹ nach Zyklus zwei Anfang Oktober stattfand. Die Besprechung kurze Zeit später haute uns alle von den Socken. Das Ergebnis war tatsächlich bereits negativ. Und zwar sehr eindeutig negativ. Damit hatte Dr. Volk überhaupt noch nicht gerechnet und freute sich daher umso mehr mir diese freudige Nachricht zu überbringen. Somit musste ich nur noch den dritten Zyklus beenden und dann nur noch ein letzter Chemotherapie-Zyklus schaffen. Das würde ich hinkriegen.

Alle folgenden Zyklen gingen ohne weitere große Komplikationen zu Ende, lediglich einmal hatte ich sehr schlechte Blutwerte und Dr. Volk zog kurz in Erwägung mich wieder ins Krankenhaus für Bluttransfusionen zu stecken. Da ich ihm aber hoch und heilig versprach, sofort in die Notaufnahme zu gehen, wenn es mir merklich schlechter ging, durfte ich nach Hause fahren. Somit war ich Mitte November 2019 (passend zum Geburtstag meines Papas, den wir mit einer kleinen Überraschungsparty überraschten) schon wieder durch mit der Chemotherapie. Nur knapp sechs Wochen später war schon Weihnachten und was soll ich sagen? Meine Haare kamen bereits wieder. Ich war nach der Krankenhausentlassung zum Friseur gegangen und bat darum die letzten Strähnen zu entfernen und alles abzurasieren. Eine Perücke wollte ich in der gesamten Zeit nicht und lief mit meiner Glatze und teilweise einer Mütze auf dem Kopf durch die Gegend.

Im Februar 2020 trat ich wieder zur G26.3-Untersuchung an und bestand diese ohne Auffälligkeiten. Ich einigte mich mit Arzt jedoch darauf, dass wir mit einer einjährigen Tauglichkeit eine bessere Kontrolle ausübten. Im Juli 2020 stand dann noch der Leistungsnachweis an, bei dem ich endgültig zeigen konnte, dass ich wieder fit genug war um unter PA (Pressluftatmer) in der Feuerwehr tätig sein zu dürfen.

Alle anstehenden Nachkontrollen waren bis heute unauffällig. Allerdings gab es im Jahr 2021 ein Déjà-vu, denn bei der anstehenden G26.3-Untersuchung wurde ich erneut vom Arzt angerufen und darauf hingewiesen, dass meine Blutwerte, speziell mein Leukozyten-Wert extrem erhöht sei. Gleich am nächsten Tag rief ich bei Dr. Volk an, unter Tränen der Angst, was wenn wir etwas übersehen hatten? Was, wenn der Krebs in irgendeiner Form zurück war?

Er gab mir direkt für den darauf folgenden Tag einen Termin und wir besprachen das weitere Vorgehen: Blutabnahme mit Gentest. Wir wollten endlich wissen, was mit mir bzw. mit meinem Körper nicht stimmte. Der Bluttest gab jedoch erstmal Entwarnung, der Leukozyten-Wert war im normalen Bereich. Als dann auch noch das Ergebnis des Gentests schwarz auf weiß bestätigte, dass ich eine ganz normale junge Frau bin, war die einzige Erklärung für meine erhöhten Leukozyten der, dass ich einfach ein sehr sehr gutes Immunsystem habe, welches so im Hintergrund arbeiten kann, dass ich teilweise keine Krankheitssymptome aufzeige und trotzdem noch volle Leistung bringen kann.

Ich habe aus dem Ganzen gelernt, mehr auf meinen Körper zu hören und zu achten. Im Nachhinein betrachtet war es eine idiotische Idee während der Chemotherapie weiter arbeiten zu gehen, was ich während des ersten Zyklus tatsächlich tat, denn, das weiß auch kaum jemand: Als Student:in, die oder der sein Studium selbst finanziert, gibt es nach sechs Wochen kein Krankengeld und auch nichts was einem Krankengeld gleicht. Im ersten Moment kam für mich also keine andere Möglichkeit in Frage. Selbst meine genehmigte Reha trat ich nicht an, denn ab dem 20. Dezember 2019 bin ich wieder arbeiten gegangen, um keinem mehr finanziell zur Last fallen zu müssen.

Auch trotz des Gesetztes, welches die Kostenübernahme der Krankenkassen bei der Kryokonservierung regelt, läuft gerade ein Rechtsstreit darüber. Zum Zeitpunkt der Therapie haben meine Eltern zunächst die Kosten dafür übernommen. Ich hoffe wirklich sehr, dass in einer Gerichtsverhandlung zu meinen Gunsten entschieden wird und meine Eltern ihr Geld wieder bekommen.

Was bleibt sind meine Erinnerungen an das Geschehende, Ärztebriefe und ein paar Narben. Die Operationsnarbe vom entfernten Lymphknoten am Hals, eine vernarbte Vene am linken Arm, wo der Zugang eine Woche lag und ein blauer Fleck in der linken Armbeuge, wo ein Arzt im Krankenhaus erfolglos versucht hatte Blut abzunehmen.«

Sabrina erzählt uns ihre Geschichte, wie sie eigentlich nur per Zufallsbefund, eine Krebsdiagnose bekommen hat und sich mit nur 29 durch Chemotherapie und Krankenhausaufenthalte zurück ins Leben kämpfte.
Sabrina
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Carina steht vor einem blauen Hintergrund. Diese Person trägt eine blaue Jeansjacke. Diese hat eine Glatze und schaut lächelnd nach links im Bild aus der Sicht der Kamera.
Patient:in
Brustkrebs
Patient:in

»Hallo, mein Name ist Carina, ich bin 35 Jahre alt und das Gesicht hinter dem Account @brustkrebsreise. Am 12. Januar 2021 bekam ich völlig unerwartet die Diagnose Brustkrebs. Überforderung! Sorgen! Aber vor allem Ängste bestimmten plötzlich meinen Alltag! Das Leben änderte sich schlagartig. Von einem auf den anderen Moment war nichts mehr wie zuvor! Alle Gedanken kreisten nur noch um meine Erkrankung und darum, ob ich jemals wieder gesund sein werde. Dinge, die ich zuvor als wichtig wahrgenommen hatte, waren plötzlich total nebensächlich.

Nachdem der erste Schock etwas verdaut war, beschloss ich, dem Krebs den Kampf anzusagen. Meine erste Chemotherapie bekam ich am 11. Februar 2021 – meinem 34. Geburtstag. Es folgten weitere 15 Chemotherapien, drei Operationen und unzählige Untersuchungen. Die Zeit war geprägt von Ängsten und Zweifeln, aber auch Glücksgefühle und Dankbarkeit begleiteten mich täglich. Die Diagnose zeigte mir, was wirklich Bedeutung hat im Leben und ließ mich meine Prioritäten erneut überdenken.

Ich habe mich dazu entschlossen, offen mit meiner Erkrankung umzugehen. Ich empfinde es als ganz schlimm, wenn Menschen das Thema Krebs tabuisieren und erwartet wird, dass sich kranke Menschen verstellen oder gar verstecken und ihnen so das Leben während der Erkrankung noch schwerer gemacht wird beziehungsweise sie es sich selbst aufgrund von unnötigen Schamgefühlen schwerer machen als es mit der Diagnose bereits ist!

Ich versuche immer etwas Gutes in jeder Situation zu sehen! Auch wenn es noch so tragisch oder traurig wirkt, irgendetwas Positives findet sich in allem – davon bin ich überzeugt! Heute kämpfe ich mit den Nebenwirkungen der Antihormontherapie, welche mich 10 Jahre in einen künstlichen Wechsel versetzt, um die Wahrscheinlichkeit eines Rezidives zu verringern.

Ich möchte anderen Betroffenen Mut machen, offener mit ihrer (Krebs-)Erkrankung umzugehen. Ich versuche meine Erfahrungen und Gedanken zu teilen, aufzuklären und zu begleiten.

Auf meinen Account nehme ich dich mit durch meinen Alltag nach der Krebserkrankung. Ich habe sowohl aus eigener Erfahrung viele Tipps gesammelt, besitze als auch als langjährige Krankenschwester medizinisches Fachwissen, was ich mit dir in der Hoffnung teile, dir damit ein wenig weiterhelfen zu können, ganz unabhängig, in welcher Phase der Heilung du dich befindest.

Ich habe diese Herausforderung bewältigt und ich bin davon überzeugt, dass auch du die Kraft hast zu kämpfen und zu siegen!

Gib nicht auf und glaub an dich!

Ich tue es!

Gemeinsam sind wir stärker! ❤«

Heute stellen wir euch Carina vor. Sie erkrankte Anfang 2021 an Brustkrebs und befindet sich heute in Remission. Wie es ihr während ihrer Therapie ging und was ihr geholfen hat, die schwere Zeit zu meistern, teilt sie auf ihrem Instagram-Kanal mit dem Ziel, anderen Betroffenen Mut und Kraft zu spenden.
Carina
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Peer trägt ein weißes Hemd sowie ein Mäuseplüschtier aus der Kindersendung "Die Sendung mit der Maus" auf seiner linken schulter. Diese Person schaut lächelnd in die Kamera.
Patient:in
Darmkrebs
Patient:in

»Ich bin Peer, 40 Jahre alt und ich habe im Dezember 2021 nach einer Darmspiegelung im Krankenhaus die Diagnose Darmtumor bzw. Darmkrebs bekommen. 
Ich hatte eher an meinen Blinddarm gedacht, weil es an der Stelle ziemlich schmerzte. 
Es kamen dann also viele Untersuchungen und derlei auf mich zu. Im Januar 2022 folgte dann die achtstündige Operation, in der mein Tumor komplett entfernt werden konnte und einiges von meinem Dick- und Dünndarm dazu. Des Weiteren wurde auch mein Blinddarm entfernt, weil der Tumor ihn umschlungen hatte. 


Jetzt absolviere ich seit Februar 2022 eine Immuntherapie, weil ich noch zwei Metastasen bekämpfen muss, welche sich in meinem Brustkorbbereich befinden. Die Immuntherapie schlägt gut an und hat diese Metastasen verkleinert, sodass eine in diesem Monat geplante Operation, in der die Metastasen herausoperiert worden wären, doch nicht gemacht werden musste.

Meine Motivation ist meine große Lebensfreude und mein positives Denken und vor allem meine Freundin, der ich mein Leben zu verdanken habe. Sie riet mir ins Krankenhaus zu gehen und mich untersuchen zu lassen, weil ich an jenem Samstag im Dezember 2021 solche Schmerzen hatte. 
Auf Instagram zeige ich euch auf meinem Account viel Unterhaltsames und Lustiges, um mich abzulenken und Kraft zu sammeln. In meiner Freizeit mag ich es in der Natur spazieren zu gehen, ich schaue sehr gerne Filme und Fußball oder ich mache gerne Urlaub in Hamburg. 

Ich möchte noch sehr lange leben und euch hiermit mit auf den Weg geben: ›Lasst euch lieber frühzeitig untersuchen!‹«

Der großen Lebensfreude und dem positiven Denken verdankt Peer das Leben und möchte euch damit Mut machen und Kraft spenden.
Peer
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Mandy blickt sanft lächelnd in die Kamera. Diese Person trägt ein schulterfreies, schwarzes Kleid mit kleinen bunten Fransen.
Patient:in
Brustkrebs
Patient:in
Mastektomie

»Mein Name ist Mandy, ich bin 27 Jahre alt und lebe zusammen mit meinem Freund und unserem Hund Jarno in Baden-Württemberg. Ich bin im Januar 2021 ganz überraschend an Triple Negativem Brustkrebs erkrankt, damals war ich noch 25. Ich wurde mitten aus dem Leben gerissen und wusste: Nun steht eine lange und anstrengende Therapie bevor. So viele Fragen, so viel Angst – aber ich hatte von Beginn an meine Familie und Freunde an meiner Seite, die mir unheimlich viel Kraft gegeben haben und von der ersten Sekunde an IMMER da waren.

Es folgten insgesamt 16 Chemos, eine Mastektomie und anschließend noch 28 Bestrahlungen. Dann im Herbst 2021 kam die erlösende Nachricht – keine Krebszellen mehr zu sehen, alles ist weg. Ich war überglücklich und so, so stolz auf mich. Im Dezember folgte noch meine Reha in Bad Überkingen und ab Januar 2022 begann ich mit der Wiedereingliederung in meinem Beruf (Bürokauffrau) und wollte wieder so richtig durchstarten.

Nach nur etwa vier Wochen bekam ich plötzlich starke Schmerzen im Rücken und Becken (ich dachte, dies kommt vom Sport oder der Büroarbeit), die immer schlimmer wurden. Keiner konnte mir anfangs sagen, woher die Schmerzen kommen oder was der Auslöser ist. Durch ein MRT beziehungsweise Knochenszintigramm kam dann die schockierende Diagnose ›Knochenmetastasen‹ im Becken heraus. Eine absolute Horrornachricht, die uns allen den Boden unter den Füßen wegzog. Damit hatte keiner gerechnet, vor allem nicht nach so kurzer Zeit.

Im Mai 2022 begann meine neue Therapie und ich bekam 15 Bestrahlungen – hauptsächlich zur Schmerzlinderung. Seit Juni nun wieder Chemotherapie als Dauertherapie mit dem Medikament Sacituzumab Govitecan, hier bin ich aktuell bei Nummer 13. Zusätzlich bekomme ich alle vier Wochen Xgeva. Aktuell geht es mir den Umständen entsprechend soweit recht gut und die Nebenwirkungen halten sich (noch) in Grenzen, aber es ist nicht immer einfach, mit der Situation umzugehen. Ich sitze oft da, bin niedergeschlagen und frage mich ›warum ich‹ und ›wie soll das alles auf Dauer weitergehen‹. Besonders das Thema unerfüllter Kinderwunsch oder das Gefühl nie wieder Haare zu haben sind für mich oft sehr schwer zu akzeptieren. Aber trotz allem versuche ich positiv zu bleiben, das Leben mit meinen Liebsten zu genießen und so viel wie möglich zu erleben, solange es mir gut geht ❤️🍀

Allen anderen Betroffenen wünsche ich von Herzen alles Gute und ganz viel Kraft.«

Heute stellen wir euch Mandy vor, sie erkrankte im Januar 2021 erstmals an Brustkrebs und erlitt ein Jahr später bereits ein Rezidiv. Wie sie mit dieser großen Belastung umgeht, schildert sie im Folgenden:
Mandy
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27
Andrea steht draußen vor einer weitläufigen Wiese, hinter dieser man Wasser am Horizont sieht. Das Wetter ist sonnig. Diese Person trägt eine warme, rote Jacke und schaut lächelnd in die Kamera.
Patient:in
B-Zell-Lymphom
Blutkrebs
Patient:in
Papiläres Schilddrüsenkarzinom

»Ich heiße Andrea Klein, bin mittlerweile 61 Jahre alt(jung)☺️, seit fast 42 Jahren verheiratet und habe zwei wundervolle Kinder. Ein Mädchen, sie ist 27 Jahre und einen Jungen, der 20 Jahre alt ist.

Meine erste Krebsdiagnose bekam ich mit 27 Jahren, ein papilläres Schilddrüsenkarzinom. Es folgte eine Operation und Radiojodtherapie, danach hatte ich Ruhe. Nach Geburt unseres Sohnes 2002 wurde rechts Brustkrebs festgestellt. Die Brust wurde abgenommen und ich bekam eine Chemotherapie. 17 Jahre hatte ich wieder Ruhe, dann fing es Schlag auf Schlag wieder an. Ich hatte mich auf bestimmte Gene testen lassen und hatte ich eine CHEK2-Mutation (Brustkrebsgene, die mit einem erhöhten Darmkrebsrisiko in Verbindung gebracht wurden). Daraufhin nahm ich an einer Studie der Düsseldorfer Universität teil, um regelmäßige Untersuchungen der linken gesunden Brust durchzuführen.

2019 ging es dann los: Es wurde zeitgleich ein Tumor in der linken Brust sowie im Darm entdeckt, außerdem Auffälligkeiten an der Milz. Im Juni desselben Jahres wurde ein Stück vom Darm samt dem Sigmakarzionom entfernt, im Juli der Tumor in der linken Brust. Daraufhin wurde meine Brust bestrahlt. Es kamen noch etliche Krankenhausaufenthalte dazu und weitere Diagnosen, was jetzt hier den Rahmen sprengen würde.

Zu guter Letzt, weil ich immer am Ball geblieben bin und mich weiterhin um mich gekümmert habe, waren die Ärzte teilweise total überfordert. So kam ich im Dezember 2020 wieder ins Krankenhaus, um die Milz zu entfernen. Es stellte sich heraus, dass ich ein hochmalignes Non-Hodgkin-Lymphom der Milz, im Sinne eines diffus großzelligen B-Zell Lymphoms habe. Ja super. Wieder was Neues und wieder Chemo- sowie eine Immuntherapie.

Das ist kurz umschrieben, was so bei mir abgelaufen ist. Nicht schön, aber ich habe immer das Beste draus gemacht und immer viel Kraft und Freude aus der Familie und der Natur geschöpft. Ach, fast noch vergessen: zwischendurch hatte ich noch eine schlimme Lungenembolie und nun habe ich gerade eine Corona-Erkrankung überstanden.

Mittlerweile habe ich den dritten Onkologen und bei ihm fühle ich mich gut aufgehoben. In Kürze folgt ein PET-CT und eine Biopsie und ich hoffe, dass alles soweit in Ordnung ist und wenn nicht, gehen wir auch dagegen an.

Da ich nicht der große Schreiber bin, sondern eher lieber der Erzähler, hoffe ich, dass ihr durch meine Zeilen hindurchgekommen seid. Ich habe aufgrund der Krebsdiagnosen einige Rehas gemacht und viele Menschen mit gleichen Schicksalen kennengelernt. Oftmals wurde mir gesagt, dass ich ein Vorbild bin, weil ich noch lebe. Deshalb ist es für mich so wichtig, dass – wer meine Geschichte hören möchte – ich sie ihm gerne erzähle.«

Heute berichtet Andrea über ihre Krebserfahrungen der letzten mehr als 30 Jahre, denn leider ist sie in dieser Zeit gleich mehrfach erkrankt. Trotzdem schöpft sie immer wieder Kraft aus dem Zusammenhalt ihrer Familie und sie liebt die Natur.
Andrea
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Christina trägt ein Karohemd und steht in einem Garten. Sie hat dunkelbraune lange Haare und trägt eine Sonnenbrille auf dem Kopf. Ihr Bild ist auf grünem Hintergrund.
Patient:in
Brustkrebs
Patient:in
Metastasierend

»Halli Hallo 😊 mein Name ist Christina, komme aus Bad Ischl in Österreich und bin 27 Jahre jung. Ich habe im Mai 2017 einen Knoten in der rechten Brust ertastet beim Duschen. Nach mehreren Arztbesuchen wurde immer nur von einer sogenannten Zyste gesprochen. Die Zyste wurde immer größer und größer und wurde einige Male punktiert, wobei 250 ml wöchentlich entfernt wurden. Im Dezember 2017 wollte man die Zyste eigentlich entfernen. Bei der Operation machten die Chirurgen jedoch eine Biopsie, da der vorab Befund nicht gut aussah. Unzählige Untersuchungen standen an und am 6. Dezember 2017 erhielt ich dann die Diagnose Triple negativer Brustkrebs.

Am 12. Dezember 2017 stand dann die erste OP an, ich habe mein gesundes Eierstockgewebe eingefroren, um sicherzugehen, sodass ich in der Zukunft noch Kinder bekommen kann.

Rückblickend habe ich gemischte Gefühle, wenn ich an das Einfrieren meines Eierstockgewebes denke. Auf der einen Seite habe ich einen riesigen Kinderwunsch und ich bin froh mich dafür entschieden zu haben für einen späteren Zeitpunkt, aber irgendwie hört der weitere Verlauf nicht auf. Immer und immer wieder kommt etwas Neues daher.

Auf der anderen Seite wird mir gleichzeitig von den Ärzten abgeraten, schwanger zu werden. Mit meinen Diagnosen wäre das unverantwortlich, was mich mental sehr runterzieht, dass sie das so über meinen Kopf hinweg einfach entscheiden. Man ist ihnen total ausgeliefert. Wie schon gesagt habe ich gemischte Gefühle und es kommt hinzu, dass man jährlich Geld für die Einlagerung bezahlen muss.

Am 14. Dezember 2017 stand dann die Porth-a-Catch OP an, was einen permanenten Zugang zu den Venen ermöglicht. Durch diesen Port wird die Chemo injiziert. Anschließend wurde ich am 16. Dezember 2017 nochmals operiert, dieses Mal jedoch wegen einer Fistel.

Die Chemotherapie startete dann schlussendlich am 18. Dezember 2017, insgesamt waren es achtmal alle drei Wochen bis zum Mai 2018. Die Mastektomie folgte dann im Juni 2018, hier wurde meine rechte Brust abgenommen. Bezüglich der Brust habe ich im Nachgang auch gemischte Gefühle. Einerseits bin ich froh, dass ich die Mastektomie habe machen lassen, andererseits habe ich auf der rechten Seite der Brust eine Prothese für den BH. Die Brüste wären ansonsten zu unterschiedlich, ich habe dann A und B Körbchen. Ich könnte sie zwar machen lassen, aber dann wäre wieder ein erneutes Risiko, da es ein operativer Eingriff wäre.

Von Juli bis August wurde ich 28-mal bestrahlt und zum selben Zeitpunkt hatte ich meinen Wiederaufbau der rechten Brust und gleichzeitig wurde prophylaktisch die linke Brust ausgehöhlt und mit Silikon aufgefüllt. Die prophylaktische Mastektomie wurde entschieden aufgrund meiner BRCA 1 und 2 Genmutation. Leider verliefen die OPs nicht planmäßig, sodass ich mich noch zwei Notoperationen unterziehen lassen musste.

Im Februar 2020 wurde dann bedauerlicherweise festgestellt, dass sich Metastasen in Lunge, Leber und Knochen gebildet haben, sodass ich mich erneut einer Chemotherapie unterziehen lassen musste. Im Januar 2021 wurde die Entfernung der Unterlappen des rechten Lungenflügels durchgeführt. Im Februar des Folgejahres erfolgte die nächste Schockdiagnose. Ich wurde mit akuter Leukämie und drei Metastasen im Kopf diagnostiziert. Die Metastasen im Kopf wurden bestrahlt und es hieß, ich müsste wieder eine Chemotherapie durchmachen.

Im Mai 2022 hatte ich sowohl einen Seitenbänderriss, Kreuzbänderriss als auch einen kaputten Meniskus. Im Juni wurde ich mit einer Kiefernekrose diagnostiziert, die hervorgerufen wurde durch die vielen Therapien und so musste ich erneut im Juli operiert werden. Wegen der Kiefernekrose wurden mir sehr viele Zähne entfernt und ich hatte nur noch 11 Zähne im Ober- und Unterkiefer. Ich habe daraufhin drei Wochen später eine Teilprothese erhalten und finde mich gut ab mit ihr. Ungewohnt natürlich, aber besser als gar keine.

Ab nächste Woche ist wieder Chemotherapie geplant zur Vorbeugung, sagen die Ärzte. Zurzeit bin ich jedoch stabil.

Mit 27 mit einigen Teilprothesen zu leben ist besser, als gar nicht mehr zu leben. Also genießt euer Leben und seid dankbar für eure Gesundheit.

Mein Trick ist, wenn es mir psychisch schlecht geht, dass ich mir immer wieder vorstelle, sei doch froh wie es dir bzw. mir geht. Es könnte immer noch schlimmer sein. Sei dankbar für alles und nach jedem Regentag kommt wieder einmal der Sonnenschein.«

Wir stellen euch heute Christina vor, mit ihren jungen 27 Jahren lässt sie sogar nach mehreren Rückschlägen nicht den Kopf hängen und macht anderen Mut, indem sie daran glaubt, dass nach Regen immer wieder die Sonne für einen scheint.
Christina
,
27
Lars trägt ein hellblaues Hemd und schaut lächelnd über seine linke Schulter blickend in die Kamera.
Patient:in
Lungenkrebs
Patient:in
Adenokarzinom

»Ich bin Lars, 38 Jahre alt, verheiratet und habe zwei wundervolle Töchter (vier und sieben Jahre) und stamme aus der Nähe von Lüneburg.

Am 15. April 2019 bekam ich die Diagnose Adenokarzinom im rechten Oberlappen und Metastasen im linken Lungenflügel. Ich habe immer relativ viel Sport getrieben, nie geraucht und einen halbwegs gesunden Lebensstil gelebt. 2018 und 2019 hatte ich mehrfach relativ starke Lungenentzündungen mit teilweise Krankenhausaufenthalten. Hier wurde auch schon mal eine Bronchoskopie durchgeführt, bei der aber nichts weiter festgestellt werden konnte. Da mein Husten aber nie besser wurde und auch mal blutig wurde, hakte ich weiter nach bis dann 2019, nach zwei weiteren Lungenspiegelungen, der Schock kam und unser Leben einmal auf den Kopf gestellt hat.

Palliativpatient. Ich habe eine KRAS-Mutation (Abk. für ›Kirsten Rat Sarcoma‹), die aber bis heute leider nicht klinisch relevant ist und daher nicht zielgerichtet behandelbar ist. Im Mai 2019 erhielt ich meine erste Kombination aus Chemo- und Immuntherapie. Die Therapie hat auch relativ gut angeschlagen, konnte das Tumorwachstum vergleichsweise schnell bremsen und verkleinerte tatsächlich den Tumor auch etwas. Meine erste Immuntherapie (Pembrolizumab) erhielt ich fast eineinhalb Jahre bis es meinen anderen Organen zu viel wurde, der Tumor wieder leicht zu zucken anfing und wir daraufhin die Therapie umstellen mussten. Seit nun knapp zwei Jahren erhalte ich alle 14 Tage Nivolumab als Immuntherapie und der Tumor ist seitdem still. Hoffentlich bleibt das noch lange so.

Natürlich hat sich mein Leben verändert, aber ich bzw. wir versuchen es so normal wie es nur geht weiter zu leben. Vor meiner Diagnose war ich Abteilungsleiter in einem großen Autohaus, mit Arbeitszeiten, die regelmäßig die 40 Stunden überschritten haben. Mein Arbeitgeber hat mir den Rücken gestärkt und mit mir gemeinsam eine Lösung gefunden. Diese macht es mir möglich, mit 34 Stunden weiterhin fast Vollzeit in einer anderen Position zu arbeiten – trotz der zahlreichen Arzttermine. Ich bin sehr glücklich, arbeiten zu können und eine Aufgabe zu haben. Sehr dankbar bin ich auch meinem Nachfolger, den ich mittlerweile als guten Freund bezeichnen kann, der mir voll vertraut und mir Freiraum lässt, wenn ich ihn brauche.

Dass ich diesen Sommer die Einschulung meiner großen Tochter erleben durfte, ist ein Geschenk, an das ich vor dreieinhalb Jahren nicht mehr geglaubt habe. In zwei Jahren wird dann meine zweite Tochter eingeschult und auch dieses Geschenk werde ich noch erleben dürfen.😊

Ich hoffe, dass ich mit meiner Geschichte anderen Patient:innen Mut machen kann, nicht aufzugeben und weiterzuleben. Denn das Leben lohnt sich und wir haben noch genug Zeit. Ich mache kein Geheimnis aus meiner Krankheit, berichte aber auf meinem Instagram-Account nicht über jeden Schritt meiner Krankheit, da fehlt mir schlichtweg die Zeit für. Aber ich beantworte gerne alle Fragen und unterstütze auch gerne jeden, der bei diesem leider sehr schwierigen Thema Unterstützung benötigt.«

Lars erzählt seine Geschichte, wie er mit Mitte 30 plötzlich an Lungenkrebs erkrankt ist und für sich, sein Leben und seine Familie kämpft. Trotz der schweren Diagnose ist er optimistisch und versucht, zwischen Arztbesuchen und Therapien ein halbwegs normales Leben zu leben. Außerdem ist es ihm wichtig, anderen Betroffenen Mut zu machen.
Lars
,
38

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Illustration, in der eine Hand zu sehen ist, die ein Smartphone in der Hand hält. Dadrüber ist ein Vergrößerungsglas, das über dem Smartphone schwebt.
Illustration einer Person, die sich die Hand aufs Herz legt.

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